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Die so genannte '''Hildegard-Medizin''' ist eine mit religiösen Elementen versetzte Erfindung des Arztes Gottfried Hertzka und des deutschen Heilpraktikers Wighard Strehlow aus den 1970er Jahren. Bei der Hildegard-Medizin beruft man sich auf Hildegard von Bingen (1098-1179), die als Achtjährige in ein Kloster ging und Nonne wurde. Sie gründete während ihres Lebens zwei Frauenklöster. Sie wird als Abtissin oder Heilige bezeichnet.
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Die so genannte '''Hildegard-Medizin''' ist eine mit religiösen Elementen versetzte Erfindung des Arztes Gottfried Hertzka und des deutschen [[Heilpraktiker]]s Wighard Strehlow aus den 1970er Jahren. Bei der Hildegard-Medizin beruft man sich auf Hildegard von Bingen (1098-1179), die als Achtjährige in ein Kloster ging und Nonne wurde. Sie gründete während ihres Lebens zwei Frauenklöster.
    
Hildegard von Bingen werden verschiedene Bücher zugeschrieben, von denen allerdings heute nur noch jene theologischen Inhalts erhalten sind. Sie soll jedoch zwei weitere Bücher geschrieben haben, die sich mit [[Naturheilkunde]] befassten. Die Originale sind jedoch nicht erhalten, lediglich später von Dritten nachgeschriebene Werke, die von Bingen zugeordnet werden. Bis heute ist unklar, ob Hildegard diese wirklich geschrieben hat.
 
Hildegard von Bingen werden verschiedene Bücher zugeschrieben, von denen allerdings heute nur noch jene theologischen Inhalts erhalten sind. Sie soll jedoch zwei weitere Bücher geschrieben haben, die sich mit [[Naturheilkunde]] befassten. Die Originale sind jedoch nicht erhalten, lediglich später von Dritten nachgeschriebene Werke, die von Bingen zugeordnet werden. Bis heute ist unklar, ob Hildegard diese wirklich geschrieben hat.
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Die Behandlung von Krankheiten beruht auf:
 
Die Behandlung von Krankheiten beruht auf:
*maßvolle und ausgewogene Ernährung, besonderer Wert wird dabei auf Dinkel gelegt
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*maßvoller und ausgewogener Ernährung, besonderer Wert wird dabei auf Dinkel gelegt
 
*Anwendung von Arzneien auf [[Phytotherapie|Pflanzen]], Mineralen und [[Heilsteintherapie|Edelsteinen]] teilweise unter Berücksichtigung der [[Mondkalender|Mondphase]]
 
*Anwendung von Arzneien auf [[Phytotherapie|Pflanzen]], Mineralen und [[Heilsteintherapie|Edelsteinen]] teilweise unter Berücksichtigung der [[Mondkalender|Mondphase]]
*[[Entgiftung|Ausleitende Verfahren]] wie [[Aderlass]], [[Schröpfen]], [[Heilfasten|(Heil-)]]Fasten und Schwitzbäder
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*[[Entgiftung|Ausleitenden Verfahren]] wie [[Aderlass]], [[Schröpfen]], [[Heilfasten|(Heil-)]]Fasten und Schwitzbäder
 
*geregelter Wechsel von Ruhe und Aktivität
 
*geregelter Wechsel von Ruhe und Aktivität
*Seelische Reinigung durch Liebe, Hoffnung, Musik, Gebet und Meditation
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*Seelischer Reinigung durch Liebe, Hoffnung, Musik, Gebet und Meditation.
    
==Kritik==
 
==Kritik==
Es gibt bis heute keine einzige, legal zugelassene Hildegard-Arznei. Die meisten der von Hildegard von Bingen verwendeten Pflanzen kann man in jeder Apotheke (i.d.R. ohne Rezept) kaufen. Hertzka propagiert die Hildegard-Medizin als eine Heilweise für jedermann. Theoretische Grundlagen der Körperfunktion, deren Ursachen und Behandlung von Krankheiten scheinen für ihn bedeutungslos zu sein. Die Wirksamkeit der Hildegard-Medizin ist wissenschaftlich nicht bewiesen.
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Es gibt bis heute keine einzige, legal zugelassene Hildegard-Arznei. Die meisten der verwendeten Pflanzen kann man in jeder Apotheke (i.d.R. ohne Rezept) kaufen. Hertzka propagiert die Hildegard-Medizin als eine Heilweise für jedermann. Theoretische Grundlagen der Körperfunktion, deren Ursachen und Behandlung von Krankheiten scheinen für ihn bedeutungslos zu sein. Die Wirksamkeit der Hildegard-Medizin ist wissenschaftlich nicht bewiesen.
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Die Medizinhistorikerin Irmgard Müller, die zu den naturheilkundlichen Schriften Hildegards publiziert hat, bezeichnet die so genannte Hildegard-Medizin als nicht authentisch und nicht auf den Hildegard zugeschriebenen Schriften basierend. Zutreffend müsste sie daher eigentlich als „Hertzka-Medizin“ bezeichnet werden. Es handele sich um ein „therapeutisches Konstrukt profitbewusster Marktstrategen“.<ref>Irmgard Müller: Wie authentisch ist die Hildegardmedizin? Zur Rezeption des Liber simplicis medicinae Hildegards von Bingen im Codex Bernensis 525. In: Hildegard von Bingen. Prophetin durch die Zeiten. Hrg.v. Edeltraut Forster u. der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard, Eibingen. Freiburg, Basel, Wien 1997, S. 420-430</ref><ref>Charlotte Kerner: [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/0715/wissenschaft/0001/index.html „Wie könnt ihr Heilmittel geben, ohne eure Tugend dazu zu tun?“] (BZ 15. Juli 1998)</ref>
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Die Medizinhistorikerin Irmgard Müller, die zu den naturheilkundlichen Schriften Hildegards publiziert hat, bezeichnet die so genannte Hildegard-Medizin als nicht authentisch und nicht auf den Hildegard zugeschriebenen Schriften basierend. Zutreffend müsse sie daher eigentlich als „Hertzka-Medizin“ bezeichnet werden. Es handele sich um ein „therapeutisches Konstrukt profitbewusster Marktstrategen“.<ref>Irmgard Müller: Wie authentisch ist die Hildegardmedizin? Zur Rezeption des Liber simplicis medicinae Hildegards von Bingen im Codex Bernensis 525. In: Hildegard von Bingen. Prophetin durch die Zeiten. Hrg.v. Edeltraut Forster u. der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard, Eibingen. Freiburg, Basel, Wien 1997, S. 420-430</ref><ref>Charlotte Kerner: [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/0715/wissenschaft/0001/index.html „Wie könnt ihr Heilmittel geben, ohne eure Tugend dazu zu tun?“] (BZ 15. Juli 1998)</ref>
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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