Hexagonales Wasser nach Jhon

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Der Koreaner Mu Shik Jhon will die besondere Form des Wassers als erster entdeckt haben

Hexagonales Wasser soll ein an Wasserclustern in sechseckiger (hexagonaler) Form reiches Wasser sein, dem besondere gesundheitlich Wirkungen zugeschrieben werden. Es soll vom 2004 verstorbenen Koreaner Mu Shik Jhon (geb. 1932) entdeckt worden sein, der dazu ein Buch in koreanischer Sprache verfasst haben soll. Die meisten der diesbezüglichen Aussagen berufen sich auf eine Übersetzung des Buches, das 2004 von der Amerikanerin MJ Pangman im Auftrag eines Herstellers für Wasserbelebungsgeräte verfasst wurde. Das Buch ("The Water Puzzle and the Hexagonal Key") wurde 2013 auch ins Deutsche übersetzt ("Hexagonales Wasser - Der Schlüssel zu Gesundheit") und erschien im esoterischen Mosquito Verlag.

Ein an hexagonalen Wasserclustern reiches Wasser hätte allerlei gesundheitliche Vorteile: es würde neben Fettleibigkeit und Diabetes auch Krankheiten wie Krebs und AIDS vorbeugen und heilen können. Auch wäre es für das Anti-Aging geeignet. Keine der von ihm im Zusammenhang mit gesundheitlichen Wirkungen gemachten Behauptungen wird durch Studien belegt. Auch die allgemeinen Behauptungen zur "Wasserstruktur" sind unbelegt, unplausibel und mit der heutigen Vorstellung von der Bildung von Wasserclustern nicht vereinbar. Die Behauptungen und Vorstellungen Jhons werden nur im Bereich esoterischen Wassermarketings (Wasserbehandlungs- und Aufbereitungssysteme, "hexagonales Wasser" in Flaschen) verbreitet.

Bei der Vermarktung hexagonalem Wassers und der damit verbundenen Produkte ist des öfteren eine sprachliche Vermengung mit sog. EZ-Wasser zu beobachten, das zwar ähnlich abwegig, aber strukturell etwas anderes ist. Auch werden alle möglichen anderen esoterischen Wasserprodukte gelegentlich als hexagonales Wasser bezeichnet, insbesondere belebtes und basisches Wasser. Jhon schreibt selbst, hexagonales Wasser wäre basisches Wasser, obwohl Messungen von angeblich hexagonalem Wasser einen sauren pH-Wert zeigen.

Mu Shik Jhon

Das von Pangman ins Englische übersetzte Buch Jhons ist die einzige Quelle, in denen die Behauptungen zum Hexagonalem Wasser beschrieben werden

Mu Shik Jhon war ein koreanischer Chemiker (zuletzt am "Korea Advanced Institute of Science and Technology" in Seoul), der viele wissenschaftliche Artikel auch in anerkannten internationalen Zeitschriften veröffentlicht hat. In seinen Studien hat er sich überwiegend mit strukturellen Problemen verschiedener anorganischer und organischer Verbindungen beschäftigt. Viele seiner Studien (vor allem die, in denen er als Erstautor genannt wird), stammen aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Studien, die in dieser Zeit zur Bildung von Wasserclustern gemacht wurden, müssen als überholt angesehen werden, da die damalige Messmethodik - und vor allem ein Mangel an entsprechende Computermodellen - kaum belastbare Aussagen dazu machen konnte. Eine medizinische Kompetenz kann er nicht nachweisen, auch hierzu sind von ihm keine Studien bekannt. Die Behauptungen zu gesundheitlich bzw. medizinischen Wirkungen des hexagonalen Wassers werden nur in dem Buch verbreitet, zu dessen angeblichen koreanischen Original keine Angaben zu finden sind. Das (übersetzte) Buch kann nicht als wissenschaftliches Werk bezeichnet werden, es findet sich keinerlei Erwähnung im wissenschaftlichen Veröffentlichungswesen und es verweist an den allermeisten Stellen nicht auf überprüfbare Studien.

Behauptungen zur Struktur flüssigen Wassers

 
Wassercluster, die nach Jhons Vorstllungen in unterschiedlicher Menge in Wasser vorhanden sein sollen

In seinem übersetzten Buch behauptet Jhon, Wasser würde hauptsächlich aus Clustern (ringförmige Ketten) aus fünf (pentagonal) oder sechs (hexagonal) Wassermolekülen bestehen. Diese seien zwar nur sehr kurzlebig, würden sich aber stets wieder schnell neu bilden. Dabei behauptet er, dass sich mit ändernder Temperatur der Anteil bzw. das Verhältnis von fünf- und sechskettigen Wasserclustern ändere. Bei niedrigen Temperaturen wären die Sechsringe dominant (unterkühltes Wasser, dass bei -40 °C noch nicht erstarrt ist, würde zu 100% aus hexagonalen Clustern bestehen, Eis würde seiner Meinung nach nur zu 26 % aus hexagonalem Wasser bestehen); je höher die Temperatur, desto mehr an Fünfringen würde existieren. Mit dieser Annahme könne man die Anomalien des Wasser erklären. Er bezieht sich bei seinen Darstellungen auf eine Veröffentlichung, die er zusammen mit Henry Eyring 1962 erstellt hat.

So hätte hexagonales Wasser eine höhere Wärmekapazität, was er mit einem höherem Vermögen, Energie speichern zu können, gleichsetzt. Daher wäre hexagonales Wasser energiereicher als pentagonales Wasser. Da sich Schnee und Hagel meist aus unterkühltem (Wolken-)Wasser bildet, nimmt er an, dass das daraus gebildete flüssige Wasser ebenfalls reich an hexagonalen Wasserclustern sei. Gletscherwasser sei deshalb reich an hexagonalem Wasser. Er behauptet weiter, Wasser könne sich daran erinnern, wenn es einstmals hexagonal strukturiert gewesen sei, weshalb einmal unterkühltes Wasser stets reich daran sei.

Zudem schreibt er gewissen, im Wasser gelösten Ionen eine fördernde bzw. stabilisierende Wirkung für hexagonale Wassercluster zu. Andererseits würden bestimmte andere Ionen die Stabilisierung von pentagonalen Wasserclustern fördern. Er schreibt den Ionen im Wasser "strukturbildende" und "strukturbrechende" Eigenschaften zu. Positiv seien seiner Ansicht nach vor allem Calcium, Natrium, Eisen und Kupfer. Kalium, Aluminium und beinahe alle im Wasser natürlich vorkommenden Anionen (Chlorid, Sulfat, Fluorid) werden negative, strukturbrechende Eigenschaften zugeschrieben.

Er schreibt in seinem Buch, Calcium würde das Krebswachstum bremsen und würde vor Gefäßerkrankungen schützen, da es allgemein einen positiven Einfluss auf den Blutdruck hätte. Eine hohe Calciumaufnahme wäre mit einer Verminderung dieser Erkrankungen verbunden. Als Erklärung gibt er an, wie oben angedeutet, dass Calcium hexagonale Wassercluster stabilisieren würde.

Wasser, das an "abnormalen, krebsverursachenden" Proteinen angelagert sei, wäre überwiegend pentagonal strukturiert. "Gesunde" Proteine wären von hexagonal strukturiertem Wasser umgeben. Stress würde die Bildung von (schädlichen) pentagonal strukturierten Wasser anregen.

All diese Behauptungen werden ohne weitere Belege gemacht und als "allgemein bekannt" gedeutet. Das Buch enthält eine umfangreiche Literaturliste - überwiegend mit Artikeln, in denen Jhon als Autor gelistet ist - es werden aber keine konkreten Verweise im Text auf diese Artikel gemacht. Die allerwenigsten Artikel aus der Literaturliste (gesamt ca. 300) sind von Jhon selbst verfasst, er ist meist nur Coautor. Überwiegend handeln die Artikel von physikalisch-chemische Beobachtungen und Simulationen an Stoffen, bei denen es sich nur teilweise um Wasser handelt. Biologische Studien sind kaum, insb. medizinische überhaupt nicht zu finden, gerade im Zusammenhang mit den oben gemachten Behauptungen - etwa die krebsverhindernde und bluckdrucksenkende Wirkung vom Calcium. Zu hexagonalen Wasserclustern in freiem Wasser sind keine Studien von ihm vermerkt.

Völlig unbelegt und weit außerhalb des gesicherten Wissens sind seine allgemeinen Aussagen zu Wasser und dessen Bindungsfähigkeit. Im allgemeinen Teil seines Buches stellt er die Behauptung auf, Wasser ließe sich polymer verknüpfen (so wie Kunststoffe) und man könne auf diese Weise zukünftig sogar Fasern aus reinem Wasser herstellen.

Behauptete Wirkungen

Wasser, das reich an hexagonalen Wasserclustern sei, würde alle möglichen gesundheitlichen Vorteile bringen. Dazu zählen etwa eine allgemeine gesundheitliche Förderung, eine bessere Hydratation (eine Aufnahme von Wasser in das Gewebe) und eine verbesserte Nährstoffaufnahme. Daneben solle es eine Entgiftung des Körpers ermöglichen und bei der Gewichtsabnahme helfen. Auch habe es eine lebensverlängernde Wirkung. Es solle allgemein vor Krankheiten schützen, neben Diabetes und Gefäßerkrankungen wird dabei wird auch eine krebsverhindernde Wirkung erwähnt.

Auch eine Behandlungsmöglichkeit bei AIDS hält er für wahrscheinlich, da er festgestellt haben will, dass mit HIV befallene Zelle die gleiche "Wasserstruktur" wie Krebszellen hätten. Ein Mensch mit einem gesunden Immunsystem würde nicht an AIDS erkranken. Einen Beleg dafür nennt er nicht.

Möglichkeiten, hexagonales Wasser herstellen zu können

Zum einen soll kühles Wasser reich an hexagonalen Wasserclustern sein, daneben seien strukturbildende Ionen (s.o.) förderlich. Durch Elektrolyse könne man ebenfalls an hexagonalem Wasserclustern reiches Wasser herstellen. Da hierbei immer saures und alkalisches Wasser anfällt, will er dies nur bei basischem Wasser festgestellt haben. Er setzt entsprechend basisches und hexagonales Wasser gleich. Auch starke Magnetfelder würden die Bildung hexagonaler Wasserstrukturen fördern.

Einordnung anhand des Wissensstandes

Wassercluster

Als Wassercluster bezeichnet man sehr kurzlebige Gebilde in flüssigem Wasser, bei denen die einzelnen Wassermoleküle über sogenannte Wasserstoffbrücken miteinander verbunden sind. In gefrorenem Wasser (Eis) sind diese Verbindungen permanent und es kommt zu einer geordneten, kristallinen Struktur. Diese feste Struktur geht beim Schmelzen verloren, weshalb das Wasser dabei flüssig wird. Da die Verbindungen zwischen den einzelnen Wassermolekülen sehr kurzlebig sind (Lebensdauer im Pikosekundenbereich), können sich keine permanenten Strukturen ausbilden. Es kann und muss allerdings zu ebenfalls sehr kurzlebigen lokalen Verkettungen (engl. Cluster) kommen. Aufgrund deren Kurzlebigkeit (bei höheren Temperaturen kürzer als bei niedrigen) ist es sehr schwierig, deren Struktur zu bestimmen. Als wahrscheinlich wird eine kurzlebige Struktur angenommen[1], bei dem jedes Wassermolekül von vier anderen umgeben ist und mit diesen Wasserstoffbrücken ausbildet: ein sogenannter Tetraeder.

Es gibt anhand von theoretischen Überlegungen, die man nur anhand von Modellen "prüfen" kann, allerdings auch Vorschläge, die ebenfalls sehr kurzlebige Verkettungen mit mehr oder weniger als vier Wassermolekülen annehmen.[2][3] Es gibt Vorschläge zu geraden und geschlossenen Ketten (Ringe) und zu größeren Strukturen, wie kugelförmige Gebilde. Unter Annahme solcher Strukturen versucht man - theoretisch - bestimmte Eigenschaften des Wassers (manchmal als Anomalien bezeichnet) zu erklären. Bisher ist es aber keinem Modell gelungen, alle Anomalien des Wassers zu erklären, daher kann die Frage als weiterhin ungeklärt bezeichnet werden.

Tatsächliche Strukturen kann man nur unter sehr speziellen Bedingungen mit leistungsfähigen, zeitlich sehr hochauflösenden Messmethoden bestimmen. Diese untersuchen meist Wassercluster in der Dampfphase oder gelöst in anderen Stoffen, wie flüssigem Argon. Dabei wird mit sehr niedrigen Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt gearbeitet, da nur hier halbwegs lange stabile Verbindungen existieren. Diese Strukturuntersuchungen sind aber nicht auf flüssiges Wasser übertragbar.[4]

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als fraglich, ob es die von Jhon behaupteten Strukturen im Wasser tatsächlich gibt. Noch fraglicher ist die Vorstellung, Wasser, das unter bestimmten Bedingungen reich an bestimmten Clustern sei, dies unter anderen Bedingungen auch ist. Ohne Belege, die ohnehin kaum zu leisten sind, sind das rein pseudowissenschaftliche Konstrukte.

Strukturierende Stoffe

Jhon behauptet, bestimme Stoffe - vor allem Ionen von Calcium und "gesunde" Proteine - würde die Bildung von hexagonalen Wasserclustern fördern. Es ist allgemein bekannt, dass sich Wasser an Ionen, anderen polaren Molekülen und Oberflächen strukturiert anlagert. So bildet sich um Ionen eine sog. Hydrathülle, die sicher nicht aus hexagonal verknüpften Wassermolekülen besteht, sondern aus mehreren Schichten, die ganz unterschiedliche Strukturen haben.[5] Dabei ist die innere Hülle meist sehr eng an das entsprechende Ion gebunden und beinahe kristallartig ausgerichtet. In den weiteren Schichten sind dann meist Cluster mit sehr vielen Wassermolekülen (bis zu mehreren Hundert) angelagert. Dass es nur hexagonale oder pentagonale Wassercluster geben soll, wie Jhon behauptet, ist nicht belegt und unplausibel. Gleiches gilt für die Hydrathülle von Proteinen, die weitaus variabler und komplexer ausgebildet ist, als Jhon es in seinem Buch behauptet. Dass sich "entartete" Proteine durch pentagonal strukturierte Wassercluster von "normalen" Proteinen unterscheiden sollen, ist ebenfalls unbelegt und entspricht nicht aktuellen Erkenntnissen[6].

NMR-Messungen

Die wenigen wissenschaftlichen Daten, die Jhon in seinem Buch angibt, sind sogenannte Kernspinresonanzspektren (NMR = Nuclear Magnetic Resonance), die einen Unterschied zwischen an hexagonalen Strukturen reichem Wassers und anderen "Wassersorten" zeigen sollen. Insbesondere - seiner Meinung nach - ungesundes, an pentagonalen Wasserstrukturen reiches Wasser, würde sich deutlich anhand solcher Messungen unterscheiden lassen. Dazu gibt er allerdings keine unabhängigen bzw. durch einen wissenschaftlichen Gutachterprozess überprüften Studien an. Der auf NMR-Messungen spezialisierte, mittlerweile verstorbene Chemiker Paul Shin von der California State Universität - Northridge hat die Behauptungen Jhons durch eigene Messungen überprüft. Er kommt zu der Feststellung, dass sich bspw. Urin und als "hexagonal strukturiert" verkauftes Wasser in ihren NMR-Spektren nicht voneinander unterscheiden.[7]

Gesundheitlich Aussagen

Wie schon angedeutet, sind die meisten Behauptungen zu gesundheitlich wirkenden Eigenschaften hexagonalen Wassers unbelegt. Jhon macht bestimmte Annahmen, die auch aus anderen pseusdomedizinischen Zusammenhängen bekannt sind. So führt er an, dass Menschen, die in Gletscherregionen lebten und daher aus Gletscherabfluss gespeisten Flüssen Wasser aufnehmen, besonders gesund wären und ein langes Leben hätten. Die würde an hexagonalem Wasser liegen (s.o.). Ebenso greift er das Thema basisches Wasser auf, dem ebenfalls vollkommen unbelegte gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben werden, und stellt es mit seinem hexagonalem Wasser gleich. In den von Shun überprüften Wässern, die als hexagonal strukturiert bezeichnet wurden, fand es stets eine sauren (<7) pH-Wert. Auch sind beispielsweise Wässer, die aus von Gletschern gespeisten Flüssen stammen, nicht basischer als andere Wässer.

Der Zusammenhang zwischen Calcium und Bluthochdruck ist bekannt. Wirksame Medikamente etwa hemmen die Aufnahme von Calciumionen in bestimmten Muskelzellen, wodurch der Blutdruck gesenkt werden kann. Auch hat eine erhöhte Calciumzufuhr einen geringen Einfluss auf den Blutdruck.[8] Das hat aber nichts mit strukturiertem Wasser zu tun, sondern mit der Funktion des Calciums an sich zu tun.[9] So müsste Natrium, das nach Jhon ebenfalls die Bildung hexagonalen Wassers fördert, ebenso positiv auf zu hohen Blutdruck wirken. Das Gegenteil ist allerdings der Fall.[10]

Siehe auch

Weblinks

Videos

Quellen