Harald Maurer

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Harald Maurer

Der Österreicher Harald Maurer ist ein vehementer Kritiker der Speziellen Relativitätstheorie. Er vertritt die Auffassung, dass der Raum mit einer dem Äther ähnlichen nichtmateriellen Struktur versehen ist, welche er die T.A.O. Matrix nennt (T.A.O., "The Absolut Organization"). Die Ausbreitung von Licht bzw. elektromagnetischen Wellen in der T.A.O. Matrix beschreibt er mit seinem Fixed-Space-Delay-Model. Maurer hebt sich von der Masse der Einsteinkritiker insofern ab, als dass er eine eigene alternative Theorie, die oben genannte T.A.O. Matrix entwickelt hat, die er in seinem eher esoterischen Buch Das Prinzip des Seins[1] darstellt und erläutert. Damit gehört er zur Kategorie der „Welträtsellöser“, wie sie z.B. bei Milena Wazeck[2] beschrieben sind. Er betreibt eine Website http://www.mahag.com mit eigenem Forum[3], auf der er eine Vielzahl von Artikeln zusammen getragen hat, die seiner Meinung nach die Spezielle Relativitätstheorie widerlegen. Als gelernter Elektrotechniker hat sich Maurer als Autodidakt umfangreiche physikalische Kenntnisse angeeignet, deren tieferes Verständnis ihm jedoch fehlt.

Maurer ist auch Anhänger der Vorstellung einer so genannten Klimalüge und beruft sich dabei auf den Freiburger Biologielehrer Ernst Georg Beck sowie den Kopp Verlag.

Biografie

 
H. Maurer (l.) und A. Schwarzenegger, Wahl zum Mr. Styria, 1964

Nach eigenen Angaben wurde Harald Maurer am 3. September 1944 geboren. Als Adoptivkind ist er in Graz, Österreich aufgewachsen, wo er auch heute noch lebt. Er besuchte in Graz die Volksschule St. Andrä, Grenadiergasse 1 und danach die Marschall Hauptschule, Marschallgasse 19-21, heute die Volksschule Afritsch. Vermutlich absolvierte er danach eine Lehre als Elektrotechniker in der Elektrofirma seines Vaters, wo er sich die grundlegenden technischen Kenntnisse für seine späteren autodidaktischen Studien der Physik aneignete. Eine im Jahr 1962 angestrebte Lehrerausbildung musste wegen des Todes des Vaters abgebrochen werden. 1965 absolvierte Maurer seinen Wehrdienst beim Österreichischen Bundesheer.

1961 begann Maurer mit Bodybuilding und trainierte die nächsten 3 Jahre gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger dem heutigen (2007) Gouverneur von Kalifornien, USA. Maurer nimmt für sich in Anspruch, dass Schwarzenegger auf seine Initiative hin mit dem Bodybuilding begann, das die Grundlage für seine spätere Karriere als Schauspieler und als Politiker wurde.

Maurer ist auch als Buchautor in Erscheinung getreten. Mit 17 Jahren veröffentliche er sein Jugendbuch Bello in der Fälscherburg, mit dem er bei der Frankfurter Buchmesse zum jüngsten Buchautor gekürt wurde. Danach verfasste Mauerer noch einige Jugendbücher und für Zeitungen Kurzgeschichten und wissenschaftliche Artikel. 1975 erschien im Eigenverlag sein physik-philosophisches Buch das Das Prinzip des Seins[1].

Hauptberuflich betreibt Maurer seit 1969 das heutige Lokal MATRIX in der Mondscheingasse 4, Graz, Österreich, das mit seinem Chef Harald Maurer eine wechselvolle Geschichte unter wechselndem Namen hinter sich hat.

Das Jupiter-Experiment

Das laienwissenschaftliche Jupiter-Experiment zum Nachweis eines Äthers bzw. Absolutraums durch Messung der Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Relativbewegung des Beobachters (Ätherdrift), wurde im Jahr 2008 von Harald Maurer geplant und im Spätsommer des selben Jahres in der Gegend um Leibnitz (Steiermark, Österreich) von ihm mit einem kleinen Team von Mitarbeitern durchgeführt. Dr. Wolfgang Engelhardt unterstützte Maurer als wissenschaftlicher Berater bei theoretischen Fragen zum Experiment, war jedoch an der Durchführung nicht beteiligt. Mit dem Experiment sollte die Spezielle Relativitätstheorie widerlegt werden. Der Versuchsaufbau erscheint auf den ersten Blick einfach. Für das Experiment wurden zwei Sende/Empfangsstationen für Radiosignale im Abstand von rund 10km in Ost/Westausrichtung aufgestellt. Zur Messung wurden gleichzeitig Radiosignale in beiden Richtungen zwischen den beiden Stationen gesendet und deren Laufzeiten gemessen und verglichen. Um die Gleichzeitigkeit unabhängig von einer Synchronisation der Uhren bei den Stationen zu bestimmen, wurden die Radiosignale des Jupiters benötigt, was die Bezeichnungen Jupiter-Experiment bzw. Jupiter-Projekt erklärt. Eine Differenz in der Laufzeit der gegenläufigen Signale (von Maurer als „Global Sagnac Effekt“ bezeichnet) wäre ein Nachweis für den Äther und eine Widerlegung der Speziellen Relativitätstheorie gewesen.

Maurer war mit der Planung und Durchführung des Experiments völlig überfordert. Dies führte zu gravierenden Mängeln in der Konzeption des Experiments, deren Auswirkungen für Maurer in der Planungsphase nicht absehbar waren. Bei der Durchführung der 4 Messungen jeweils am 7., 8., 9. und 10. September 2008 bzw. bei der nachfolgenden Zusammenstellung der Messergebnisse für die Präsentation, sah sich Maurer mit unbrauchbaren Messdaten konfrontiert. Maurers Ehrgeiz und Geltungsbedürfnis ließen jedoch einen Misserfolg des Experiments nicht zu und er präsentierte falsche Messergebnisse, falsche Angaben zu den Positionen der Messstationen und falsche Angaben zum Messaufbau.

Noch bevor die letzte Messung am 10. September 2008 durchgeführt wurde, kündigte Maurer die Veröffentlichung des Jupiter-Experiments in seinem Forum an. Bei der Tagung der GFWP am 5. Oktober 2008 präsentierte Maurer erstmals sein Projekt und erste Ergebnisse. Es folgten am 21. Oktober 2008 eine interne Powerpoint-Präsentation[4], die er an den kleinen Kreis wissenschaftlicher Berater verschickte und am 21. Dezember 2008 dann die öffentliche Präsentation auf seiner Webseite.

Als in den darauf folgenden Diskussionen[5][6][7] die Widersprüche seiner falschen Angaben immer offensichtlicher wurden, trat Maurer den Rückzug an und nahm seine Präsentation des Jupiter-Experiments am 15. Januar 2009 wieder vom Netz. Damit verstummte die Kritik, der Maurer nichts entgegenzusetzen hatte, jedoch nicht und am 19. Januar 2009 distanzierte sich Dr. Wolfgang Engelhardt öffentlich von Maurer und verbat sich aufgrund seines unwissenschaftlichen Vorgehens nachdrücklich, im Zusammenhang mit dem Jupiter-Experiment genannt zu werden.[8] Daraufhin behauptete Maurer ohne jeglichen Beweis als fadenscheinige Rechtfertigung für sein Vorgehen, dass er und seine Mitarbeiter telefonisch beschimpft und bedroht worden sind bis hin zu Morddrohungen. Außerdem seien auf seinen PC Hackerattacken durchgeführt worden (seine Festplatte wurde plötzlich defekt).

Danach wurde die Diskussion im Forum „Prinzip des Seins“ noch einige Zeit weitergeführt. Der letzte Eintrag erfolgte am 23. Februar 2009, kurze Zeit später wurde der ganze Diskussionsstrang von Maurer vom Netz genommen und damit die letzte Evidenz für seine Veröffentlichung des Jupiter-Experiments beseitigt. In den nächsten 12 Monaten beschränkte sich Maurer auf die fallweise vage Andeutung, dass es irgendwann eine Veröffentlichung mit den „richtigen“ Daten geben wird.

Der Messaufbau

 
Abb. 1: Satellitenbild der beiden Messstationen Hütt (A) und Kogelberg (B) mit dem schematischen Messaufbau (Quelle: RelativKritisch 2009)

Zur Durchführung des Experiments bedient sich Maurer einer technischen Ausstattung, die zu einem wesentlichen Teil aus dem Radio JOVE Project stammt, das die National Aeronautics and Space Administration (NASA) über ihr Goddard Space Flight Center (GSFC) für die pädagogische Bildung von Laien, insbesondere von Schülern zur Verfügung stellt. Das Komplett-Equipment kann zum Preis von $155,- (plus Versandkosten) direkt bei der Radio JOVE Project, Inc bestellt werden und enthält zusätzlich umfangreiche freie Software. Das NASA/GFSC-Kit (inkl. Receiver RJ 1.1) soll Amateuren die Detektion und akustische Umsetzung der Radiowellenaktivität des Jupiters ermöglichen. Der Receiver RJ 1.1 ist ein Direktempfänger für den 20 MHz-Bereich und liefert ein Audiosignal mit einer NF-Bandbreite von 3.500 Hz (fg=3,5kHz).

Der Messaufbau besteht bei jeder Station aus 4 Komponenten (siehe Abb. 1):

  • Einem Receiver RJ 1.1 inkusive Antenne, der die Radiosignale des Jupiters empfängt und als Audiosignale ausgibt. Diese Audiosignale werden sowohl an den Amateurfunksender weitergeleitet, als auch direkt zum digitalen Oszilloskopvorsatz DSO 2090 geführt.
  • Einem Amateurfunksender TM-531 von Kenwood im Frequenzband 1.240 MHz - 1.300 MHz
  • Einem Amateurfunkempfänger UNIDEN Multiscan
  • Einem digitalen Oszilloskopvorsatz DSO 2090 mit zwei Kanälen, einer Bandbreite von 40 MHz, 8-Bit Auflösung und USB-Anschluss.

Standorte für die beiden Messstationen

Als Standorte für die Messstationen wurden die Orte Hütt (Messtation A) und Kogelberg (Messstation B) an den gegenüberliegenden Abhängen des Murtales bei Leibnitz in der Steiermark gewählt. Die beiden Orte liegen nahezu perfekt in Ost/Westrichtung mit einem Abstand von 10,070 km. Messstation B liegt 395 m nördlicher als Messstation A, was eine Abweichung von 2,2° im Uhrzeigersinn von der exakten Ost/Westausrichtung bedeutet (siehe Abb. 1). Diese Verdrehung liefert zum Zeitpunkt der Kulmination des Jupiters einen zusätzlichen Laufzeitunterschied, der etwa 10-mal so groß ist wie der zu erwartende Laufzeitunterschied durch die Ätherdrift (siehe Mängel in Konzeption und Durchführung, Punkt 3).

Die genauen geografischen Positionen sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

A Hütt 46°47'29.71"N, 15°39'16.69"O
B Kogelberg 46°47'42.50"N, 15°31'20.50"O
M Mitte zwischen

A und B

46°47'36.10"N, 15°35'18.60"O

Obere Kulmination des Jupiters

Die genau Kenntnis des Zeitpunktes der oberen Kulmination des Jupiters (der Zeitpunkt, wenn Jupiter genau im Süden steht und seine höchste Erhebung über den Horizont hat) in Bezug auf die Mitte M zwischen den beiden Messstationen ist für das Experiment von wesentlicher Bedeutung, da nur genau zu diesem Zeitpunkt die Radiosignale bei den beiden Messstationen gleichzeitig eintreffen, vorausgesetzt, dass sie eine exakte Ost/Westausrichtung aufweisen. Die Astronomischen Daten für die obere Kulmination des Jupiters für die Mitte M zwischen A und B an den Tagen vom 7. September 2008 bis 10. September 2008 sind:

Datum Objekt/Richtung Kulmination Horizontale
Koordinaten (Az/Alt)
Äquitoriale
Koordinaten (RA/Dec)
Galaktische
Koordinaten (l/b)
Richtungscosinus
zwischen Löwe und
Messstrecke
7.9.2008 Jupiter 20:43:24,5 CEST 179°59'59,7"/20°3'10,5" 18h54m3,27s/-23°9'37,5" 12°45'5,8"/-11°33'7,8" 0,89
Richtung Kogelberg (B)
Standpunkt ist
die Mitte M
N/A 269°59'59,8"/0°0'0,2" 12h54m25,3s/0°0'0" 305°56'35,9"/62°34'8,7" 327,5kms-1
Sternbild
Löwe
N/A 285°16'37,6"/-22°43'11,7" 11h8m50,9s/-6°36'38,4" 263°51'0"/48°15'0" 368,0kms-1
8.9.2008 Jupiter 20:39:29,0 CEST 179°59'59,8"/20°3'6,5" 18h54m3,40s/-23°9'41,5" 12°45'3,3"/-11°33'12" 0,89
Richtung Kogelberg (B)
Standpunkt ist
die Mitte M
N/A 269°59'59,9"/0°0'0,1" 12h54m25,5s/0°0'0" 305°56'42,4"/62°34'8,6" 327,5kms-1
Sternbild
Löwe
N/A 285°16'40,2"/-22°43'13,8" 11h8m50,9s/-6°36'38,4" 263°51'0"/48°15'0" 368,0kms-1
9.9.2008 Jupiter 20:35:34,0 CEST 180°0'0"/20°3'3,7" 18h54m4,35s/-23°9'44,5" 12°45'7,3"/-11°33'26,9"
10.9.2008 Jupiter 20:31:39,5 CEST 180°0'0,2"/20°3'1,9" 18h54m6,13s/-23°9'46,3" 12°45'16,3"/-11°33'50,2"

Prinzipieller Ablauf

Wenn der Jupiter seine obere Kulmination erreicht, treffen seine Radiosignal bei beiden Messstationen gleichzeitig ein. Die Radiosignale des Jupiters werden von den JOVE-Receivern empfangen und in Audiosignale umgewandelt.

Nun wird z.B. bei der Messstation Hütt das Audiosignal sowohl direkt zum DSO (Hütt) geleitet, als auch zum TM-351 (Hütt). Vom TM-351 wird es zur anderen Messstation Kogelberg gesendet und dort vom UNIDEN (Kogelberg) empfangen und zum DSO (Kogelberg) weitergeleitet.

Gleiches geschieht auch für die Messstation Kogelberg. Jedes DSO empfängt demnach das Audiosignal einmal direkt und einmal per Amateurfunkstrecke indirekt über die andere Messstation. Zwischen dem direkten Signal und dem indirekten Signal wird nun die Zeitverzögerung durch Ablesen der DSO-Signale am Laptop ermittelt. Diese Zeitverzögerung beinhaltet auch die Laufzeit des indirekten Signals zwischen den beiden Stationen. Für die rund 10.070 Meter Distanz zwischen den beiden Messstationen Hütt und Kogelberg beträgt diese Laufzeit etwa 33,6 µsec.

Gemäß SRT muss diese Laufzeit in beide Richtungen gleich sein. Gemäß der Theorie von Maurer (Äthertheorie) müssten sich jedoch diese beiden Laufzeiten um +/-39 nsec. (eine Nanosekunde nsec. ist eine milliardstel Sekunde) unterscheiden, wenn sich das Sonnensystem mit etwa 350 km/sec. im Äther bewegt. Die beiden Laufzeiten müssten also eine Differenz von knapp 80 nsec. aufweisen (2 mal 39 nsec.).

Das Team

Harald Maurer gilt als der Experimentator des Jupiter-Experiments. Das theoretische Konzept stammt jedoch zu wesentlichen Anteilen aus der Feder von Wolfgang Engelhardt. Beratend waren auch die „Kritiker“ Norbert Feist und Erich Wanek tätig. Jedoch war keine der drei genannten Personen an der Durchführung des Experiments beteiligt. Die Durchführung oblag ausschließlich Maurer und seinem Team.

Aus Maurers Danksagungen erschließen sich auch die Mitglieder von Maurers Team, die mit Maurer vor Ort an der Durchführung des Experiments gearbeitet haben. Dabei handelt es sich um den verantwortlichen Funker und weitere Helfer, die für den Aufbau und die Betreuung des Equipments benötigt wurden. In der Danksagung von Maurers kurzfristig verfügbaren Internet-Präsentation wurden folgende Personen erwähnt: Heimo Graf (Funker), Erik List, Vincent Ihanic, Jan Dierks, Michael Dierks, Andreas Eisner, Peter Novak und Angelika Baumgartner.

Maurer hat seine Helfer für die Durchführung des Experiments offenbar zum großen Teil aus der Belegschaft des Grazer Clubs 'MATRIX' rekrutiert, dessen Geschäftsführer er ist.

Mängel in Konzeption und Durchführung

  1. Als wesentlicher Nachteil für die Durchführung des Experiments erwies sich die Verwendung von Audiosignalen mit einer Grenzfrequenz von fg=3.500 Hz. Solche Audiosignale haben zumindest eine Signaldauer von T≥1/(4πfg)=22 µsec. Für eine Darstellung des direkten und des indirekten Signals mittels DSO, musste zumindest die Signaldauer plus die Laufzeit dargestellt werden. Also etwa 55 µsec. (22 µsec Signaldauer plus 33 µsec Laufzeit). Um jedoch eine Laufzeitdifferenz von knapp 80 nsec. festzustellen, muss die Laufzeit als Verschiebung des indirekten Signals zum direkten Signal am 2-Kanal DSO mit der entsprechenden Genauigkeit abgelesen werden, was praktisch unmöglich ist. Das DSO 2090 besitzt die Möglichkeit, 32.768 Werte pro Kanal zu speichern, sodass die Zeitskala genügend vergrößert werden kann. Bei dieser Vergrößerung macht sich jedoch die Abtastrate von 100 Megasamples/sec. bemerkbar, weshalb nur alle 10 nsec. ein Abtastwert für die Messung zur Verfügung steht. Eine Messung der Laufzeit mit ausreichender Genauigkeit zur Ermittlung der zu erwartenden geringen Laufzeitdifferenz ist somit nicht möglich. Außerdem wird bei Vergrößerung der Zeitskala nur ein sehr kleiner Ausschnitt des Audiosignals als nahezu horizontale Linie dargestellt, was eine genaue zeitliche Positionsbestimmung unmöglich macht.
  2. Die Effekte des Phasenrauschens wurden von Maurer nicht berücksichtigt. Aufgrund des Quantisierungsrauschens des DSO mit seiner 8-Bit-Quantisierung, ergibt sich für ein Audiosignal mit fg=3.500 Hz eine Unsicherheit bei der Bestimmung des Nulldurchganges (der am besten für die Laufzeitmessung geeignet ist) des Audiosignals von Δt=1/(28 fg120,5)=322 nsec. Einem Wert also, der 4- bis 5-mal größer ist als der zu messende Wert der Laufzeitdifferenz aufgrund der Ätherdrift.
  3. Die essentielle Bedeutung der exakten Ost/Westausrichtung der Messstrecke wurde vom Experimentator nicht erkannt, sodass die Messung der Laufzeitdifferenz durch die Verdrehung der Messstrecke von etwa 2,2° zur exakten Ausrichtung vollständig überlagert wurde. Der Effekt der Verdrehung von 2,2° auf die Laufzeitdifferenz ist etwa 10-mal so groß, wie der mögliche Effekt durch eine Ätherdrift.

Durchführung, Präsentation und Diskussion des Experiments in der Öffentlichkeit

14.2.2008:
Maurer kontaktiert Engelhardt und stellt ihm seine Idee für das Jupiter-Experiment vor.[9]
Feb. bis Jul. 2008:
Die Vorbereitungen für das Experiment werdeen getroffen. Maurer stellt sein Team zusammen, die Standorte für die beiden Messstellen werden bestimmt, die beiden JOVE-Kits werden bei der NASA bestellt und Maurer bespricht theoretische Details mit Engelhardt.
11.6.2008:
Die JOVE-Kits werden in den USA versendet
31.7.2008:
Die Vorbereitungen sind bis auf Kleinigkeiten abgeschlossen. Die Standorte Hütt und Kogelberg sind festgelegt. Maurer bestimmt die Distanz der beiden Standorte mit 15 km. Dabei unterläuft ihm ein ebenso banaler wie folgenschwerer Fehler. Aus den mittels GPS erfassten Positionsdaten der geografischen Länge und Breite der beiden Standort Hütt und Kogelberg, errechnet Maurer die Distanz zwischen den beiden Orten. Dazu bildet er die Differenz zwischen den beiden Längenangaben und multipliziert mit dem Erdumfang ohne zu berücksichtigen, dass dies nur am Äquator richtig ist. Auf der geografischen Breite von Leibnitz ist dieser Wert mit dem Cosinus des Breitengrades zu multiplizieren, was Maurer nicht macht. Daher erhält er fälschlich für die Distanz 14.355 Meter statt der richtigen Distanz von 10.070 Meter. Dieser Fehler bleibt vorerst unentdeckt. Des Weiteren beschreibt Maurer den geplanten Ablauf der Messung. Nach Maurers Angaben werden die von den JOVE-Receivern gelieferten Audiosignale verwendet und zwischen den Messstationen übertragen.[9]
30.8.2008:
Maurer und sein Team beginnen am Kogelberg mit dem Aufbau der ersten Messstation (B)
31.8.2008:
 
Abb. 2: Dr. Engelhardt und Harald Maurer am Standort Hütt (A) am 13.9.2008
Die zweite Messstation bei Hütt (A) wird aufgebaut und Maurer versendet noch am selben Abend einen ersten internen Bericht an die wissenschaftlichen Berater Engelhardt, Feist und Wanek. In diesem Bericht benennt Maurer die Distanz zwischen Kogelberg und Hütt nach wie vor mit 15 km. Der Beginn der Messungen wird von ihm für den 1. September 2008 angekündigt.[10]
7. bis 10.9.2008:
An diesen 4 aufeinander folgenden Tagen werden 4 Messungen mit jeweils vertauschtem Equipment durchgeführt. Nur die JOVE-Antennen werden nicht ausgetauscht. Ob in der Zeit vom 1. September 2008 (wie angekündigt) bis zum 6. September 2008 von Maurer Messungen durchgeführt wurden, ist nicht bekannt.
9.9.2008:
Nach der zweiten Messung am 8. September 2008 verfasst Maurer noch in den Nachtstunden einen zweiten internen Bericht, den er in den frühen Morgenstunden des 9. September 2008 wiederum an Engelhardt, Feist und Wanek verschickt.[11] Auch in diesem Bericht gibt Maurer die Distanz zwischen Hütt und Kogelberg mit 15 km an.
10.9.2008:
Noch vor der letzten Messung am Abend des 10. September 2008 kündigt Maurer die Veröffentlichung seines Experiments in seinem alten Forum an.
13.9.2008:
Besuch von Dr. Engelhardt und Dr. Wanek bei Maurer. In ihrem Beisein werden die Messstationen am Kogelberg und bei Hütt (siehe Abb. 2) abgebaut, im Auto von Maurer verstaut und nach Graz gebracht.[12]
14.9. bis 4.10.2008:
Noch immer geht Maurer davon aus, dass der Abstand zwischen Hütt (A) und Kogelberg (B) 14,355 km beträgt. Bei der Vorbereitung des Vortrages über das Jupiter-Experiment für die Tagung der GFWP am 5.Oktober 2008, ist es Maurer aufgrund von Mängeln in Konzeption und Durchführung unmöglich, aus den Messdaten die Ätherdrift zu ermitteln. Um das Experiment trotzdem als Erfolg zu präsentieren, trifft Maurer einige folgenschwere Entscheidungen:
  1. Durch die Laufzeit des indirekten Audiosignals über die 10,070 km lange Messstrecke ist der Anteil einer mögliche Ätherdrift mit nur 0,1% am Oszilloskop nicht ablesbar (messbar). Maurer behauptet daher einfach, dass er das direkte Signal über ein Verzögerungselement dem DSO 2090 zugeführt hat. Als Verzögerungszeit gibt er 50 µsec. an, passend zu einer 15 km langen Messstrecke.
  2.  
    Abb. 3: Maurer präsentiert sein Experiment bei der Herbsttagung der GFWP am 5. Oktober 2008
    Mit der angeblichen Verwendung der Verzögerungselemente rücken das direkte und das indirekte Audiosignal am Oszilloskop zwar näher zusammen, jedoch muss die Zeitskala gedehnt werden, um eine mögliche Ätherdrift von etwa 30 nsec. messen zu können. Durch die gedehnte Zeitskala werden die Audiosignal nur mehr als schräge Linien dargestellt, was zum einen eine zuverlässige Messung des zeitlichen Abstandes verhindert. Zum anderen ist diese Darstellung für eine Präsentation ungeeignet, da die Signalform nicht erkennbar ist und damit auch keine Evidenz vorliegt, dass es sich um den gleichen Signalimpuls handelt. Maurer „löst“ dieses Problem, indem er einfach behauptet, dass nicht die Audiosignale mit einer Bandbreite von 3,5 kHz übertragen wurden, sondern bei den JOVE-Receivern mittels einer zusätzlichen elektronischen Schaltung die Zwischenfrequenzen von 20 MHz ausgekoppelt und übertragen wurden. Dazu seien laut Maurer auch die Amateurfunkgeräte „geringfügig modifiziert“ worden. Eine solche Modifikation von Amateurfunksendern bzw. -empfängern ist jedoch völlig unmöglich. Um Signale mit einer Bandbreite von 20 MHz zu übertragen, hätte es spezieller Sender und Empfänger bedurft. Auf den Fotos der Präsentationen sind aber nur Standardamateurfunkgeräte zu sehen.
5.10.2008:
Maurer präsentiert sein Experiment bei der Tagung der GFWP in Salzburg (siehe Abb. 3). Seine Präsentation enthält nun die folgenden Fehler bzw. falschen Angaben:
  1. Die Distanz zwischen den Messstationen wird mit 14,355 km statt mit 10,070 km angegeben.
  2. Für die Einspeisung des direkten Audiosignals wird die Zwischenschaltung eines Verzögerungselementes mit einer Verzögerungszeit von 50 µsec. angegeben.
  3. Statt der Verwendung der Audiosignale mit einer Bandbreite von 3,5 kHz der JOVE-Receiver wird die Verwendung der ausgekoppelten Zwischenfrequenzsignale mit einer Bandbreite von 20 MHz angegeben und die Verwendung von „geringfügig modifizierten“ Amateurfunksendern und -empfängern.
  4. Für die Transitzeiten des Jupiters (obere Kulmination) werden jene für die Messstation Kogelberg (B) angegeben, statt für die Mitte (M) zwischen den Messstandorten. Darüber hinaus verwendet Maurer zur Bestimmung der Transitzeiten das Programm EasySky, das bei der Berechnung der Transitzeit fehlerhaft ist und die Transitzeit um 30 Sekunden zu früh angibt.
  5. Maurer gelingt es nicht, eine Ätherdriftzeit abzulesen. Stattdessen erfindet er eine Ätherdriftzeit mittels Rechnung, die zur Distanz von 14,355 km zwischen den Messtationen passt und einer Relativgeschwindigkeit zum Äther von 350 km/sec. entspräche. Exakt dem nach der Äthertheorie zu erwartenden Wert, wenn der CMB mit dem Ätherraum identisch wäre.
21.10.2008:
Maurer versendet eine erste Fassung seiner Präsentation inkl. der oben genannten Fehler und falschen Angaben als Powerpoint-Dokument an den internen Kreis der Kritiker.
21.12.2008:
 
Abb. 4: Darstellung der tatsächlichen und vorgeblichen Messpunkte für das Jupiter-Experiment
Maurer veröffentlicht eine neue Präsentation im Internet auf seiner Homepage und benachrichtigt die Mitglieder der GFWP und einige User seines Forums von der Veröffentlichung. Die neue Präsentation entspricht im Wesentlichen der ersten Powerpoint-Präsentation, weicht jedoch in einigen Punkten ab:
  1. Zwischenzeitlich hat Maurer die Koordinaten der Messstandorte nochmals geprüft und entdeckt, dass die Distanz falsch ist. Er kann jedoch nicht einfach die Distanz auf 10,070 km korrigieren, da er bereits eine Ätherdrift publiziert hat, die nur zur Distanz von 14,355 km passt. Maurer müsste mit der Korrektur der Distanz auch die Ätherdrift korrigieren, was seine Messmethodik in Frage stellen würde. Maurer entschließt sich, die geografischen Daten der Messstandorte nicht zu veröffentlichen, sondern nur die Länge und Breite der angeblichen Mitte der Messstrecke anzugeben (46°47'0"N, 15°34'41"O) und die Distanz weiterhin mit 14,355 km anzugeben. Damit die Indiskrepanz nicht sofort ins Auge springt, legt er diese Mitte etwas südwestlich von der eigentlichen Streckenmitte. Außerdem entfernt Maurer bei allen Screenshots die Hinweise auf die geografischen Daten der Messstandorte. Die Fotos der beiden Messstationen Hütt und Kogelberg lässt Maurer unverändert in der Präsentation.
  2. Des Weiteren hat Maurer erkannt, dass die Transitzeiten des Jupiters in Bezug auf die Streckenmitte anzugeben sind. Er korrigiert die Transitzeiten in der Präsentation entsprechend für die Länge und Breite der von ihm angegebenen Streckenmitte. Da er wieder das Programm EasySky verwendet, gibt er die Transitzeiten aufgrund des Bugs im EasySky wieder um 30 Sekunden zu früh an.
5.1.2009:
 
Abb. 5: Messstandort Hütt (A). Links die Originalaufnahme von Maurer, rechts die Evidenz zur Ermittlung der korrekten geografischen Position mittels GPS (46°47'29.71"N, 15°39'16.69"O)
Im Forum von Harald Maurer beginnt die Diskussion des Jupiter-Experiments[7] auf der Basis der von Maurer veröffentlichten Internetpräsentation vom 21. Dezember 2008.
6.1.2009:
Im Forum von Alpha Centauri beginnt ebenfalls eine Diskussion des Experiments[5].
8.1.2009:
Im Forum Alpha Centauri wird die Verwendung des DSO-2090 diskutiert, das auf den Fotos der Internetpräsentation gut zu erkennen ist. Maurer reagiert sofort, modifiziert die entsprechenden Bilder, sodass der Typ des DSO nicht mehr erkannt werden kann und behauptet DSO-2500 verwendet zu haben. Offenbar fürchtet er die Kritik an der Abtastrate des DSO-2090 von 100 MSamples/sec. (1 Abtastwert alle 10 nsec.).
15.1.2009:
 
Abb. 6: Messstandort Kogelberg (B). Links die Originalaufnahme von Maurer, rechts die Evidenz zur Ermittlung der korrekten geografischen Position mittels GPS (46°47'42.50"N, 15°31'20.50"O)
Im Forum von Harald Maurer wird darauf hingewiesen, dass die Transitzeiten um 30 Sekunden zu früh angegeben sind. Maurer rechtfertigt das mit einem Fehler eines Mitarbeiters und nimmt die Internetpräsentation vom Netz. Außerdem werden im Forum Alpha Centauri die Standorte anhand der Fotos in der Internetpräsentation im Vergleich mit Google Maps identifiziert und die Distanz von 14,355 km als falsch erkannt (siehe Abb. 4, 5 u. 6). Maurer rechtfertigt die falschen Angaben damit, dass die Fotos nur für die Präsentation verwendet wurden, die tatsächliche Messung jedoch nicht am Kogelberg sondern weiter westlich stattfand. Der Messstandort Hütt sei jedoch korrekt. Kurze Zeit später, als auch der Messstandort Hütt als widersprüchlich zu seinen Angaben in der Präsentation nachgewiesen war, wurde auch dieser Standort von Maurer als medialer Aufputz deklariert. Laut Maurer wurde an ganz anderen Stellen gemessen, deren geografische Positionen er jedoch nicht bekannt geben dürfe um die Besitzer der entsprechenden Grundstücke vor dem Medienrummel bzw. vor Belästigungen zu schützen. Die von Maurer angeblich verwendeten Messstandorte wurden von ihm bis heute (18. Februar 2010) nicht bekannt gegeben.
19.1.2009:
Die wissenschaftlichen Berater Maurers, Engelhardt, Feist und Wanek, distanzieren sich öffentlich von der Durchführung und Präsentation des Experiments und wollen im Zusammenhang mit dem Experiment nicht mehr genannt werden.
23.2.2009:
Letzter Eintrag zur Diskussion im Forum von Harald Maurer.
Jul. 2009:
Maurer nimmt die Diskussion zum Jupiter-Experiment vom Netz und löscht damit die letzte öffentliche Evidenz zur Durchführung des Jupiter-Experiments.

Maurer hat inzwischen zu seinem Psiram-Artikel (damals noch Esowatch) Stellung bezogen: [1]. Eine wissenschaftliche Publikation zum Jupiterexperiment steht indes noch aus (Stand September 2010).

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Mauerer, H.: Das Prinzip des Seins, Ursache und Funktion des Universums?, Edition MAHAG, Eigenverlag, 2003, Graz, ISBN 3-90-080001-4
  2. Wazek, Milena: Einsteins Gegner - Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheorie in den 1920er Jahren, Campus Verlag, 2009, ISBN 978-3-593-38914-1
  3. Forum Das Prinzip des Seins von Harald Maurer
  4. Die originale interne Powerpoint Präsentation von Harald Maurer zum Jupiter-Experiment (Achtung: 40 MByte) und die vollständigen Diskussionen in seinem „Forum Prinzip des Seins“
  5. 5,0 5,1 Diskussion zum Experiment von H.Maurer im Forum Alpha Centauri
  6. Diskussion Das Jupiter-Experiment im Forum Alpha Centauri
  7. 7,0 7,1 Diskussion im Forum Prinzip des Seins von Harald Maurer, „Das Jupiter Projekt: Messung der absoluten Erdbewegung...“ (gesichert als PDF-Dokument, Achtung: 40M Byte)
  8. Distanzierung Dr. Wolfgang Engelhardts von Harald Maurer, zitiert im Beitrag Harald Maurer - Das „Jupiterexperiment“: Prinzip des Scheins?
  9. 9,0 9,1 Quelle: Engelhardt, W., Dokument „Beiträge_Engelhardt.pdf“, vom 21.1.2009
  10. Quelle: Maurer, H., Dokument „erster_Bericht.pdf“, vom 31. August 2008
  11. Quelle: Maurer, H., Dokument „wetterglueck.pdf“, vom 9. September 2008
  12. Quelle: Wolfgang Engelhardt