Hanauer Sekte

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Als Hanauer Sekte wird eine kleine pseudoreligiöse Gruppe in der hessischen Stadt Hanau bezeichnet, die sich als Sekte in Hessen von der Evangelisch-methodistischen Kirche löste. Die Gruppierung wird seitdem von der ev.-methodistischen Kirche als "religiöse Sondergruppe" mit "sektiererische[r] Struktur und Arbeitsweise" bezeichnet.[1] Die Zahl der Mitglieder soll unter oder bei 20 liegen. Die Mitglieder sollen grösstenteils in Hanau leben und viele von ihnen arbeiten dort in einem Unternehmen (AEON), das einem der Gründer der Gemeinschaft gehört. Für überregionale Aufmerksamkeit sorgte die Berichterstattung über Mordermittlungen gegen die Gründerin Sylvia Dorn als "Hanauer Sektenfall" (FR). Die Gruppierung nennt sich selbst nicht "Hanauer Sekte".

Ein bekannt gewordener Aussteiger ist Sascha Erdmann, der 2015 zu seinem Ausstieg im deutschen Fernsehen (Markus Lanz 2015) auftrat. Unter dem Titel »Die Psychotricks der Gurus« befasste sich die ARD-Sendung »Menschen bei Maischberger« vom 3. März 2015 unter anderem mit dem Ausstieg von Sascha Erdmann. In dieser Sendung erzählte Sascha Erdmann, von seinen Erfahrungen über den Ausstieg aus der "Hanauer Sekte". Ein weiterer Aussteiger ist Manuel Dorn, Sohn der Sektengründer.

Die hier thematisierte Sekte aus Hanau ist nicht mit der Kawwana - Kirche des Neuen Aeon identisch.

Geschichte

Sylvia Dorn und ihr Mann Walter H. Dorn, ein ehemaliger methodistischer Pastor, gründeten die Gruppe in den frühen 1980er-Jahren. Sie war zunächst als eine Art religiöse Selbsthilfegruppe konzipiert.[2] Die Gründung steht im Zusammenhang mit dem Ausschluss dreier Pastoren aus der Evangelisch-methodistischen Kirche Anfang der 1980er Jahre, weil diese die Methode der Traumdeutung praktizierten.[3] Einer von ihnen war Walter Dorn, ein anderer ist bis heute in der Sekte aktiv. Die Krankenschwester Sylvia Dorn entwickelte „im Laufe der Jahre eine krude Lehre, die man als eine Mischung aus Theorien von Carl Gustav Jung, Christentum, Okkultismus, Personenkult und Diktatur bezeichnen könnte“.[4] Sie behauptet, Botschaften direkt von Gott zu erhalten, an die sich die Mitglieder zu halten hätten. Das Weltbild der Sekte fußt auf dem Dualismus aus diesem angeblich mit D. verbundenen positiven großen Gott, den sie „der Alte“ und „Alterchen“ nennt, und „den Dunklen“. Dorn behauptet, wer die Botschaften ihrer Traumdeutung höre, brauche sich nicht zu fürchten, wer jedoch nicht, werde von Krankheiten wie Krebs bedroht.

Walter Dorn gründete die Fernseh- und Medienproduktion Aeon-Verlag in Hanau.[5] Die Firma wurde von den Sektenführern auch als „Gottes Werk“ bezeichnet. Sie sollte auch dazu dienen, die Botschaft von Sylvia Dorn zu verbreiten.[6]

Der ehemalige AEON Inhaber Walter H. Dorn brachte Anfang der 80er Jahre mit Arnold Erdmann vier Bücher von Sylvia Dorn heraus. Dorn hielt darin Hunderte von Träumen fest, die Menschen aus der Gemeinschaft Sylvia Dorn berichtet hatten. Über die Träume wird zum Einen Sylvia Dorn als Vollendung des Werkes, das Gott auf der Erde mit Jesus begann, bezeichnet, zum Anderen geben die Träume angeblich Anweisung für viele Bereiche des Lebens, wie Sexualleben, Kindererziehung und den Umgang untereinander. Dorn beschreibt, wie die Kirche sich gegen die Gruppe wandte, die angeblich ein Wissen um die Wahrheit hatte. In mehreren Millionen von Flugblättern sollen die vier Bücher von Dorn beworben worden sein. Etwa dreissig Jahre später war der Misserfolg der Flugblätter offensichtlich, die Anzahl der Anhänger des Glaubens belief sich immer noch auf etwa 20. So wurde ein Großteil der Auflage der Bücher vernichtet und die "Offenbarung" zurück gehalten. Dafür entstand dann das Medienproduktionshaus AEON (Ewigkeit).

Die Hessenschau recherchierte das Sektenmitglieder 1985, 1987 und 2013 ihre Häuser notariell auf Sylvia Dorn übertragen haben.[7] Das Unternehmen hatte 2019 einen Bilanzsumme von 3 Millionen Euro, davon stellten die Mitarbeiter 1,7 Millionen Euro als Darlehen zur Verfügung.[7] Die Stadt Hanau stellte die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ein, bis der anhängige Gerichtsprozess gegen Silvia Dorn beendet ist.[8]

Medienberichten zufolge existiert die Gruppe bis heute unter der totalitären Führung von Silvia D.[2]

Öffentlichkeit, Justizfehler und juristische Aufarbeitung

Im Jahr 2014 wandte sich ein ehemaliges Sektenmitglied an die Frankfurter Rundschau und berichtete über das Innenleben der Sekte. Daraufhin ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaft mehr als zweieinhalb Jahre.

Im September 2017 wurde Sylvia Dorn des Mordes an dem vierjährigen Jan H., dem Kind eines Sektenmitgliedes, angeklagt. Nach Medienberichten kam es in der Sekte in den 1980ern immer wieder zu Misshandlungen und Vernachlässigungen von Kindern durch Mitglieder. Am 17. August 1988 soll Sylvia Dorn laut Anklage Jan einen großen Leinensack über den Kopf gestülpt und zugeschnürt haben. Sie habe Jan seinem Schicksal überlassen, obwohl sie dessen intensive und panische Schreie gehört habe. Der Junge starb. Sylvia Dorn wird vorgeworfen, das ihr von dessen Mutter in Obhut gegebene Kind aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Dorn soll den kleinen Jungen als „Schwein“ und „Reinkarnation von Hitler“ bezeichnet haben.[9][10][11] Das Kind sei in Dorns Augen von „den Dunklen“ besessen gewesen. Dorn habe Jan in ohrenbetäubender Lautstärke Vorträge gehalten, um ihn „zu bekehren“, und ihn so massiv eingeschüchtert.[4] Laut dem Ermittlungsbericht aus dem Jahr 1988 war sein Tod ein Unfall. Seine Leiche wurde deshalb nicht obduziert. Laut damaliger Ermittlung sei Jan H. im Schlaf an erbrochenem Haferschleim erstickt. Der Fall wurde ab 2017 neu aufgerollt.

Ein ehemaliger Anhänger soll das Hanauer Jugendamt bereits Anfang der 1990er-Jahre über den Tod von Jan H. informiert haben. Er gab an, dass vor dem Eintreffen von Rettungsdienst und Polizei der Leinensack fortgeschafft und der Junge aus dem Bad geholt worden sei.[4]

Weblinks

Quellennachweise

Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen

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Quelle: "Hanauer Sekte". Übernahme des Artikels am 23.10.2019. Liste der Autoren: [1]