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Im November des Jahres 2008 bestätigte sich durch einen spektakulären Einzelfall die gängige Lehrmeinung zu HIV: Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin bekämpften mit einer gezielten Transplantation von mutierten Stammzellen die HIV-Infektion eines Patienten erfolgreich. Der HIV-positive Amerikaner Timothy Ray Brown war an Leukämie erkrankt und hatte sich drei Jahren zuvor in die Behandlung des Teams um Prof. Eckhard Thiel, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie, begeben. Die Stammzellen des Patienten wiesen eine spezielle HLA-Konstellation auf, die in der Bevölkerung relativ häufig ist. Sie kommt unter weißen Amerikanern und Europäern bei einem von tausend Menschen vor. Der Spenderpool war also verhältnismäßig groß. Die Mediziner suchten gezielt einen Spender aus, der die Mutation Delta 32 auf dem Rezeptor CCR5 aufwies. Die Mutation Delta 32 sorgt dafür, dass kein Rezeptor auf der Zelloberfläche vorhanden ist, so dass das HI-Virus nicht in die Zelle gelangen kann. Diese Genmutation tritt bei etwa einem bis drei Prozent der europäischen Bevölkerung auf. Wenige Jahre vorher hatten Forscher festgestellt, dass Personen, die diese Mutation von beiden Eltern vererbt bekommen haben, zuverlässig gegen eine Übertragung des HI-Virus geschützt sind. Tatsächlich fand sich unter den 60 in Frage kommenden Knochenmarksspendern eine Person mit dieser Mutation. Bei dem Amerikaner, der in Berlin lebt, war das HI-Virus bereits mehr als zehn Jahre zuvor festgestellt worden. AIDS war zum Zeitpunkt seiner Behandlung in der Charité–Universitätsmedizin Berlin noch nicht ausgebrochen, die Leukämie-Erkrankung war keine direkte Folge der HIV-Infektion. Nach der Knochenmarkstransplantation wurde die medikamentöse Behandlung des Patienten zunächst eingestellt, da die Mediziner befürchteten, sie könne zu einer Abstoßungsreaktion des gespendeten Knochenmarks führen. Nach mehr als 20 Monaten der Beobachtung nach der erfolgreichen Transplantation ist kein HIV beim Patienten nachweisbar und er testete negativ.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,589917,00.html</ref> Die Beoulevardpresse versuchte vergeblich, die Identität des Patienten (Pseudonym "Neil") zu ermitteln. Die Charite berichtete von Bestechungsversuchen bei Mitarbeitern des Krankenhauses.<ref>''Weltaidskonferenz - Einer wurde geheilt - Mehr als 33 Millionen Menschen sind weltweit mit dem Aids-Virus HIV infiziert. In Berlin gelang Ärzten jetzt ein Wunder.'' Zeit Online vom 19.7.2010 / Die Zeit 15.07.2010 Nr. 29 [http://www.zeit.de/2010/29/M-HIV-Patient Volltext]</ref> Später entschied sich der Patient, seinen Namen bekannt zu geben.
 
Im November des Jahres 2008 bestätigte sich durch einen spektakulären Einzelfall die gängige Lehrmeinung zu HIV: Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin bekämpften mit einer gezielten Transplantation von mutierten Stammzellen die HIV-Infektion eines Patienten erfolgreich. Der HIV-positive Amerikaner Timothy Ray Brown war an Leukämie erkrankt und hatte sich drei Jahren zuvor in die Behandlung des Teams um Prof. Eckhard Thiel, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie, begeben. Die Stammzellen des Patienten wiesen eine spezielle HLA-Konstellation auf, die in der Bevölkerung relativ häufig ist. Sie kommt unter weißen Amerikanern und Europäern bei einem von tausend Menschen vor. Der Spenderpool war also verhältnismäßig groß. Die Mediziner suchten gezielt einen Spender aus, der die Mutation Delta 32 auf dem Rezeptor CCR5 aufwies. Die Mutation Delta 32 sorgt dafür, dass kein Rezeptor auf der Zelloberfläche vorhanden ist, so dass das HI-Virus nicht in die Zelle gelangen kann. Diese Genmutation tritt bei etwa einem bis drei Prozent der europäischen Bevölkerung auf. Wenige Jahre vorher hatten Forscher festgestellt, dass Personen, die diese Mutation von beiden Eltern vererbt bekommen haben, zuverlässig gegen eine Übertragung des HI-Virus geschützt sind. Tatsächlich fand sich unter den 60 in Frage kommenden Knochenmarksspendern eine Person mit dieser Mutation. Bei dem Amerikaner, der in Berlin lebt, war das HI-Virus bereits mehr als zehn Jahre zuvor festgestellt worden. AIDS war zum Zeitpunkt seiner Behandlung in der Charité–Universitätsmedizin Berlin noch nicht ausgebrochen, die Leukämie-Erkrankung war keine direkte Folge der HIV-Infektion. Nach der Knochenmarkstransplantation wurde die medikamentöse Behandlung des Patienten zunächst eingestellt, da die Mediziner befürchteten, sie könne zu einer Abstoßungsreaktion des gespendeten Knochenmarks führen. Nach mehr als 20 Monaten der Beobachtung nach der erfolgreichen Transplantation ist kein HIV beim Patienten nachweisbar und er testete negativ.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,589917,00.html</ref> Die Beoulevardpresse versuchte vergeblich, die Identität des Patienten (Pseudonym "Neil") zu ermitteln. Die Charite berichtete von Bestechungsversuchen bei Mitarbeitern des Krankenhauses.<ref>''Weltaidskonferenz - Einer wurde geheilt - Mehr als 33 Millionen Menschen sind weltweit mit dem Aids-Virus HIV infiziert. In Berlin gelang Ärzten jetzt ein Wunder.'' Zeit Online vom 19.7.2010 / Die Zeit 15.07.2010 Nr. 29 [http://www.zeit.de/2010/29/M-HIV-Patient Volltext]</ref> Später entschied sich der Patient, seinen Namen bekannt zu geben.
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==Willfährige Verbreitung der HEAL-Thesen in der Esoterikszene==
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==Verbreitung der HEAL-Thesen in der Esoterikszene==
Obgleich die Behauptungen der "HIV erzeugt kein AIDS"-Befürworter, die sich zu einer Organisation namens HEAL zusammenschlossen, offensichtlich falsch waren, landeten sie unreflektiert im gleichen Jahr im Bereich der Paramedizin. So gab [[Harald Walach]] am damaligen Physiologischen Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in einer im Hippokrates-Verlag 1993 erschienenen Schrift ''Heilkunde versus Medizin?'' die Thesen Duesbergs ungeprüft und sehr ausführlich wieder. Auch in Life-Style-Journalen wie "Fit fürs Leben" wurde 1993 ein Artikel eines Gerhard Orth veröffentlicht, der die wirren Thesen Duesbergs in Kurzform verbreitete. Das Krankheitssyndrom sei durch [[Übersäuerung|basische Ernährung]] und [[Hildegard-Medizin]] heilbar und den Patienten müsse nur zur Pflicht gemacht werden, künftig vernünftig zu leben und schon sei HIV kein Problem mehr. So wurde nicht nur die Verantwortung für die Erkrankung, sondern auch gleich deren Heilung vollständig auf die Betroffenen abgewälzt.
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Obgleich die Behauptungen der "HIV erzeugt kein AIDS"-Befürworter, die sich zu einer Organisation namens HEAL zusammenschlossen, offensichtlich falsch waren, wurden sie im gleichen Jahr im Bereich der Paramedizin unkritisch angenommen. So gab [[Harald Walach]] am damaligen Physiologischen Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in einer 1993 im Hippokrates-Verlag erschienenen Schrift ''Heilkunde versus Medizin?'' die Thesen Duesbergs ungeprüft und sehr ausführlich wieder. Auch in Life-Style-Journalen wie "Fit fürs Leben" wurde 1993 ein Artikel eines Gerhard Orth veröffentlicht, der die abstrusen Thesen Duesbergs in Kurzform verbreitete: Das Krankheitssyndrom sei durch [[Übersäuerung|basische Ernährung]] und [[Hildegard-Medizin]] heilbar; den Patienten müsse nur zur Pflicht gemacht werden, künftig vernünftig zu leben und schon sei HIV kein Problem mehr. So wurde nicht nur die Verantwortung für die Erkrankung, sondern zugleich deren Heilung vollständig in den Verantwortungsbereich der Betroffenen abgeschoben.
    
==Journalist verbreitet Falschinformationen==
 
==Journalist verbreitet Falschinformationen==
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