HAARP

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HAARP-Anlage in aktueller Ausbaustufe mit 180 Krezdipolantennen

HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) ist die Bezeichnung für ein US-amerikanisches sowohl ziviles als auch militärisches Forschungsprogramm auf dem Gebiete der Anwendung elektromagnetischer Wellen zur Untersuchung der Ionosphäre und der Funkwellenausbreitung. Die HAARP-Anlage befindet sich in der Nähe der Stadt Gakona in einem abgelegenen Gebiet von Alaska (USA). Betrieben und finanziert wird HAARP von der University of Alaska, der US Air Force und der US Navy. Insgesamt waren 14 Universitäten an der Planung der Anlage beteiligt.

Ähnliche Forschungsanlagen befinden sich auch in anderen Ländern:

  • Norwegen: EISCAT Anlage bei Tromsø
  • USA: HIPAS Anlage nahe Fairbanks (Alaska) und Arecibo/Puerto Rico
  • Russland: Sura-Anlage nahe Nischni Nowgorod

Die Anlage

Die HAARP-Anlage verfügt zur Zeit über eine Kurzwellensendeanlage mit einer Sendeleistung von 3,6 MW, die über 180 Dipolantennen in Richtung Zenit abgestrahlt wird. Die effektive Strahlungsleistung (ERP, effective radiated power) in der Hauptabstrahlrichtung zum Himmel ergibt sich aus diesem Wert multipliziert mit dem sog. Antennengewinn und beträgt rund 500 MW. In alle anderen Richtungen wird eine geringere Leistung abgestrahlt. Der vom Forschungssender nutzbare Frequenzbereich liegt zwischen 2,5 und 10 MHz im Kurzwellenbereich. Bekannte Sendefrequenzen sind 2,75 MHz, 3,39 MHz und 6,99 MHz.

Lange Zeit wurde die Anlage mit 960 KW und 48 Antennen betrieben.

Die HAARP-Kurzwellenanlage ist nicht dauernd in Betrieb, sondern wird nur sporadisch zu Forschungszwecken eingeschaltet. In dem direkt über dem Antennenfeld gelegenen Bereich der Ionosphäre wird ein Teil der Strahlung absorbiert, ein weiterer Anteil wird in den Weltraum abgestrahlt und ein restlicher Anteil wird an bestimmten ionisierten Schichten (D-, E- oder F-Schicht) reflektiert. Die in der Ionosphäre, in einer Höhe von etwa 100-300 km absorbierte Leistung beträgt weniger als drei Mikrowatt pro cm2[1], dies entspricht 30 mW / m2. Dies ist mehrere zehntausend mal weniger als die tagtäglich durch die Sonne tagsüber zugeführte Energie der so genannten Solarkonstanten. Die Solarkonstante beträgt etwa 1360 Watt / m2 und ist somit etwa 43000 mal intensiver. Natürliche Schwankungen (Fluktuationen) der Solarkonstanten, wie sie durch Veränderungen der Sonnenaktivität entehen, liegen dabei mehrere hundert mal über dem Wert der durch die HAARP-Anlage künstlich zugeführten Energie.[2]

Verschwörungstheorien um HAARP

Einige Verschwörungstheoretiker wie Nick Begich jr glauben, dass der sporadische Betrieb der HAARP-Anlage zu weltweit stattfindenden Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stromausfällen und Vulkanausbrüchen führe. Andere Verschwörungstheorien unterstellen der abgelegenen HAARP-Anlage in Alaska sogar die Fähigkeit einen manipulativen Einfluss auf menschliche Gedanken zu haben. Für keine der bisherigen Verschwörungstheorien gibt es bislang Beweise, die Vermutungen stützen sich allesamt auf Patentanmeldungen aus den USA. In den USA können (anders als in anderen Ländern) Patente auch dann erteilt werden, wenn sie praktisch nicht umsetzbar oder völlig absurd sind.[3] Die von dem Kurzwellensender von HAARP abgegebene Sendeleistung ist mit derjenigen der EISCAT-Anlage in Norwegen vergleichbar. Mehrere rund um die Uhr sendende Rundfunksender hatten höhere Sendeleistung als die HAARP-Anlage in ihrer lange Jahre installierten 960 KW-Ausbaustufe. Als Beispiel kann die Mittelwellenanlage in ungarischen Solt mit 2000 KW genannt werden, oder Rundfunksender der BBC oder von Radio Moskau. Radio Moskau erreichte schon in den 1980er-Jahren durch Zusammenschalten mehrerer starker Sender sogar effektive omnidirektionale Strahlungsleistungen von über 400 MW, die Sendungen wurden hier also mit vergleichbarer Leistung in alle Richtungen dauerhaft abgestrahlt. Die Sendeleistung der amerikanischen HAARP Anlage mit 3,6 MW (vormal 960 KW sowie vergleichbare Anlagen wie die russische Sura-Anlage oder die europäischen EISCAT Anlage) ist nicht in der Lage, einen Sturm künstlich zu erschaffen, die ursprünglichen 960 KW entsprachen etwa der Leistung von 700 Haushaltsstaubsaugern, in der heutigen (Stand 2010) Ausbaustufe wären es etwa 2400 Haushaltsstaubsauger. Zum Vergleich: eine einzige Elektrolokomotive der deutschen Bahn hat mit 7 MW eine etwa doppelte elektrische Leistung wie die HAARP-Anlage. In Europa ist es außerdem wegen der großen Entfernung bis Alaska nicht leicht, die sporadischen Aussendung der HAARP-Anlage zu empfangen, ein guter Kurzwellenempfänger und eine gute Antenne sind Voraussetzung.

Die Verschwörungstheorien wurden teilweise unkritisch von Massenmedien, aber auch von einem Unterausschuss der EU übernommen.

Im Jahre 1998 führte der Unterausschuss für Sicherheit und Abrüstung des Europäischen Parlaments eine Anhörung durch, die auch HAARP berücksichtigte. Einziger Befragter bei dieser Anhörung war der amerikanische Buchautor und Geschäftsmann Nick Begich jr. Begich ist gleichzeitig Betreiber eines unseriösen Online-Angebots für Scheiben (Wert 20 US$), die, an Mobiltelefone angebracht, die Aussendungen der Telefone angeblich unschädlich machen sollen. Er vertritt die Meinung, dass die HAARP-Anlage für "geophysikalische Kriegsführung" genutzt werden könne. Er beruft sich dabei einzig auf ältere erteilte amerikanische Patente, die jedoch aufgrund von Einschränkungen nicht realisierbar sind. So soll bei einem der von Begich genannten Patente etwa ein Drittel des Strombedarfs der gesamten USA für eine derartige Anlage zur Verfügung stehen müssen. Das Ergebnis dieser Anhörung ging in den "Bericht über Umwelt, Sicherheit und Außenpolitik" vom 14. Januar 1999 ein, in dem HAARP als "ein klimabeeinträchtigendes Waffensystem" kritisiert wird.

Im Februar 2010 behauptete die Innsbrucker Professorin Claudia von Werlhof spekulativ in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Der Standard, dass im Rahmen der HAARP-Forschungstätigkeit und auf Grundlage einer geheimen "'Tesla-Technologie" (bezugnehmend auf den verstorbenen Erfinder Nikola Tesla) "Earthquake Machines" hergestellt worden seien, die künstliche Erdbeben hervorrufen würden. Zweck sei es, Erdölreserven aufzuspüren. Durch eine derartige Aktivität sei es am 12. Januar 2010 zum Erdbeben von Haiti gekommen (bei dem über 200.000 Menschen den Tod fanden). Als Nebeneffekt würden dabei "unbotmäßige Regierungen" wie etwa jene von Hugo Chavez in Venezuela unter Druck gesetzt werden. Venezuela war von dem Erdbeben jedoch in keiner Weise betroffen.[4] Von Werlhof ignoriert völlig die Tatsache, dass Haiti (und die Insel Hispaniola) geologisch gesehen über der Grenze zwischen der karibischen und der nordamerikanischen Platte liegt. Infolge von Plattentektonik kommt es genau hier zu Verwerfungen und zu häufiger seismischer Aktivität, mit der Folge häufiger Erdbeben. In den Jahren 1751, 1842, 1860 und zuletzt 2010 wurde Haiti von schweren Erdbeben getroffen.

Unter dem Namen der LaRouche-Politsekte verbereitet ein Jeff Steinberg des La Rouche Political Act Comitee, dass die HAARP-Anlage ein Erdbeben in China verursacht hätte.[5]

Literatur

  • Sharon Weinberger. Atmospheric physics: Heating up the heavens. Nature News, 452, 930-932 (2008), 23. April 2008 doi:10.1038/452930a

Weblinks

Quellennachweise