HAARP: Unterschied zwischen den Versionen

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'''HAARP''' (High Frequency Active Auroral Research Program) ist die Bezeichnung für ein US-amerikanisches sowohl ziviles als auch militärisches Forschungsprogramm auf dem Gebiet der Anwendung elektromagnetischer Wellen zur Untersuchung der Ionosphäre und der Funkwellenausbreitung. Die Anlage befindet sich in der Nähe der Stadt Gakona in einem abgelegenen Gebiet von Alaska (USA). Betrieben und finanziert wurde HAARP von der University of Alaska, der US Air Force und der US Navy. Insgesamt waren 14 Universitäten an der Planung der Anlage beteiligt.
 
'''HAARP''' (High Frequency Active Auroral Research Program) ist die Bezeichnung für ein US-amerikanisches sowohl ziviles als auch militärisches Forschungsprogramm auf dem Gebiet der Anwendung elektromagnetischer Wellen zur Untersuchung der Ionosphäre und der Funkwellenausbreitung. Die Anlage befindet sich in der Nähe der Stadt Gakona in einem abgelegenen Gebiet von Alaska (USA). Betrieben und finanziert wurde HAARP von der University of Alaska, der US Air Force und der US Navy. Insgesamt waren 14 Universitäten an der Planung der Anlage beteiligt.
  
Seit Mai 2013 war die Anlage aus Geldmangel und wegen zu hoher Luftverunreinigung durch die Dieselgeneratoren abgeschaltet.<ref>http://www.arrl.org/news/haarp-facility-shuts-down</ref> Im Mai 2014 wurde der Abriss der Anlage angekündigt.<ref>[http://www.adn.com/2014/05/14/3470442/air-force-prepares-to-dismantle.html Air Force prepares to dismantle HAARP ahead of summer shutdown. Anchorage Daily News, May 14, 2014]</ref><ref>[http://www.washingtontimes.com/news/2014/may/14/papadopoulos-bulldozers-at-the-gate/ Dennis Papadopoulos: Bulldozers at the HAARP gate. The Washington Times, May 14, 2014]</ref> Letzte Experimente fanden im Juni 2014 statt.<ref>D. L. Hysell, M. J. McCarrick, C. T. Fallen and J. Vierinen (2015): First artificial periodic inhomogeneity experiments at HAARP. Geophys. Res. Lett. 52, DOI: 10.1002/2015GL063064</ref> Im Juli 2014 kündigte die US Air Force an, die Anlagen nicht vor Mai 2015 zu demontieren.<ref>[[media:Haarp-letter-2014jul02.pdf|Brief von Deborah Lee James, Secretary of the Airforce, an Senatorin Lisa Murkowski, 2. Juli 2014]]</ref> Damit sollte der University of Alaska, die Interesse an einer Übernahme der Einrichtung bekundet hatte, mehr Zeit gegeben werden, einen Plan dafür auszuarbeiten. Im August 2015 schließlich wurden die technischen Einrichtungen der University of Alaska Fairbanks übergeben. Das Grundstück, auf dem HAARP installiert ist, gehört allerdings noch der US Air Force. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz der Universität von Alaska übergehen.<ref>[http://www.adn.com/article/20150714/university-alaska-fairbanks-take-over-fabled-haarp-facility University of Alaska Fairbanks to take over fabled HAARP facility. Alaska Dispatch News, July 14, 2015]</ref><ref>[http://www.alaskapublic.org/2015/07/15/haarp-to-be-transferred-to-uaf/ HAARP To Be Transferred To UAF. Alaska Public Media, July 15, 2015]</ref> Aktuell wird die Anlage vom geophysikalischen Institut der Universität von Alaska verwaltet.
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Seit Mai 2013 war die Anlage aus Geldmangel und wegen zu hoher Luftverunreinigung durch die Dieselgeneratoren abgeschaltet.<ref>http://www.arrl.org/news/haarp-facility-shuts-down</ref> Im Mai 2014 wurde der Abriss der Anlage angekündigt.<ref>[http://www.adn.com/2014/05/14/3470442/air-force-prepares-to-dismantle.html Air Force prepares to dismantle HAARP ahead of summer shutdown. Anchorage Daily News, May 14, 2014]</ref><ref>[http://www.washingtontimes.com/news/2014/may/14/papadopoulos-bulldozers-at-the-gate/ Dennis Papadopoulos: Bulldozers at the HAARP gate. The Washington Times, May 14, 2014]</ref> Letzte Experimente fanden im Juni 2014 statt.<ref>D. L. Hysell, M. J. McCarrick, C. T. Fallen and J. Vierinen (2015): First artificial periodic inhomogeneity experiments at HAARP. Geophys. Res. Lett. 52, DOI: 10.1002/2015GL063064</ref> Im Juli 2014 kündigte die US Air Force an, die Anlagen nicht vor Mai 2015 zu demontieren.<ref>[[media:Haarp-letter-2014jul02.pdf|Brief von Deborah Lee James, Secretary of the Airforce, an Senatorin Lisa Murkowski, 2. Juli 2014]]</ref> Damit sollte der University of Alaska, die Interesse an einer Übernahme der Einrichtung bekundet hatte, mehr Zeit gegeben werden, einen Plan dafür auszuarbeiten. Im August 2015 schließlich wurden die technischen Einrichtungen der University of Alaska Fairbanks übergeben. Das Grundstück, auf dem HAARP installiert ist, gehört allerdings noch der US Air Force. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz der Universität von Alaska übergehen.<ref>[http://www.adn.com/article/20150714/university-alaska-fairbanks-take-over-fabled-haarp-facility University of Alaska Fairbanks to take over fabled HAARP facility. Alaska Dispatch News, July 14, 2015]</ref><ref>[http://www.alaskapublic.org/2015/07/15/haarp-to-be-transferred-to-uaf/ HAARP To Be Transferred To UAF. Alaska Public Media, July 15, 2015]</ref> Aktuell wird die Anlage vom geophysikalischen Institut der Universität von Alaska verwaltet, die auch die Kosten zur Erhaltung übernahm und dazu einen Kredit aufnahm. Da es keine privat oder öffentlich finanzierte Forschung für die HAARP-Anlage gibt, wurde von der Universität erwogen die technische Einrichtung zu verkaufen. Aktuell werden von der Universität HAARP-Souvenir (bedruckte Becher und T-Shirts) angeboten, um Einnahmen zu erhalten.<ref>http://www.gi.alaska.edu/haarp/haarp-souvenirs</ref>
 
==Die Anlage==
 
==Die Anlage==
 
Die HAARP-Anlage verfügte über eine Kurzwellensendeanlage, deren nutzbarer Frequenzbereich zwischen 2,5&nbsp;und 10&nbsp;MHz lag. Der zum Betrieb erforderliche elektrische Strom wird von fünf Dieselmotoren bereit gestellt. Vier der Motoren stammen von Bugsierschleppern, einer von einer Lokomotive. Bekannte Sendefrequenzen waren 2,75&nbsp;MHz, 3,39&nbsp;MHz, 6,99&nbsp;MHz und 8,075&nbsp;MHz. Gesendet wurde mit einer Anordnung aus 180&nbsp;Dipolantennen, die in Richtung Zenit strahlten. Die effektive Strahlungsleistung (ERP, effective radiated power) in der Hauptabstrahlrichtung zum Himmel ergibt sich aus der elektrischen Leistung des Senders von 3,6&nbsp;MW multipliziert mit dem sogenannten Antennengewinn und betrug frequenzabhängig 86&nbsp;bis 95&nbsp;dBW (rund 400&nbsp;MW bis 3,5&nbsp;GW).<ref>In der Nachrichtentechnik werden oft Pegel in dB statt Leistungen oder Spannungen angegeben. Die Größe&nbsp;dBW beispielsweise bedeutet "dB&nbsp;über 1&nbsp;Watt" und berechnet sich nach L=&nbsp;10&nbsp;log(P/P0), dabei ist P0 der Bezugswert 1&nbsp;W. Beispiele: 0&nbsp;dBW&nbsp;=&nbsp;1&nbsp;Watt, 3&nbsp;dBW&nbsp;=&nbsp;2&nbsp;Watt; 60&nbsp;dBW&nbsp;=&nbsp;1&nbsp;MW</ref> In alle anderen Richtungen als zum Zenit wurde eine geringere Leistung abgestrahlt. Dadurch war auch die Abstrahlung auf den Horizont &ndash; und somit die Empfangbarkeit im großer Entfernung &ndash; stark herabgesetzt, vergleichbar mit einem Scheinwerfer, der senkrecht Richtung Himmel leuchtet. Die unterschiedliche ERP von 86 bis 95&nbsp;dBW ergibt sich aus der frequenzabhängigen Bündelbarkeit der eingesetzten Kurzwellen. Bei der höchsten nutzbaren Frequenz von 10&nbsp;MHz war sie am höchsten. Lange Zeit wurde die Anlage auch nur mit 960&nbsp;kW Sendeleistung und 48&nbsp;Antennen mit enstprechend kleinerer Strahlungsleistung betrieben.
 
Die HAARP-Anlage verfügte über eine Kurzwellensendeanlage, deren nutzbarer Frequenzbereich zwischen 2,5&nbsp;und 10&nbsp;MHz lag. Der zum Betrieb erforderliche elektrische Strom wird von fünf Dieselmotoren bereit gestellt. Vier der Motoren stammen von Bugsierschleppern, einer von einer Lokomotive. Bekannte Sendefrequenzen waren 2,75&nbsp;MHz, 3,39&nbsp;MHz, 6,99&nbsp;MHz und 8,075&nbsp;MHz. Gesendet wurde mit einer Anordnung aus 180&nbsp;Dipolantennen, die in Richtung Zenit strahlten. Die effektive Strahlungsleistung (ERP, effective radiated power) in der Hauptabstrahlrichtung zum Himmel ergibt sich aus der elektrischen Leistung des Senders von 3,6&nbsp;MW multipliziert mit dem sogenannten Antennengewinn und betrug frequenzabhängig 86&nbsp;bis 95&nbsp;dBW (rund 400&nbsp;MW bis 3,5&nbsp;GW).<ref>In der Nachrichtentechnik werden oft Pegel in dB statt Leistungen oder Spannungen angegeben. Die Größe&nbsp;dBW beispielsweise bedeutet "dB&nbsp;über 1&nbsp;Watt" und berechnet sich nach L=&nbsp;10&nbsp;log(P/P0), dabei ist P0 der Bezugswert 1&nbsp;W. Beispiele: 0&nbsp;dBW&nbsp;=&nbsp;1&nbsp;Watt, 3&nbsp;dBW&nbsp;=&nbsp;2&nbsp;Watt; 60&nbsp;dBW&nbsp;=&nbsp;1&nbsp;MW</ref> In alle anderen Richtungen als zum Zenit wurde eine geringere Leistung abgestrahlt. Dadurch war auch die Abstrahlung auf den Horizont &ndash; und somit die Empfangbarkeit im großer Entfernung &ndash; stark herabgesetzt, vergleichbar mit einem Scheinwerfer, der senkrecht Richtung Himmel leuchtet. Die unterschiedliche ERP von 86 bis 95&nbsp;dBW ergibt sich aus der frequenzabhängigen Bündelbarkeit der eingesetzten Kurzwellen. Bei der höchsten nutzbaren Frequenz von 10&nbsp;MHz war sie am höchsten. Lange Zeit wurde die Anlage auch nur mit 960&nbsp;kW Sendeleistung und 48&nbsp;Antennen mit enstprechend kleinerer Strahlungsleistung betrieben.

Version vom 6. März 2018, 20:37 Uhr

Die HAARP-Anlage in der letzten Ausbaustufe mit 180 Kreuzdipolantennen

HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) ist die Bezeichnung für ein US-amerikanisches sowohl ziviles als auch militärisches Forschungsprogramm auf dem Gebiet der Anwendung elektromagnetischer Wellen zur Untersuchung der Ionosphäre und der Funkwellenausbreitung. Die Anlage befindet sich in der Nähe der Stadt Gakona in einem abgelegenen Gebiet von Alaska (USA). Betrieben und finanziert wurde HAARP von der University of Alaska, der US Air Force und der US Navy. Insgesamt waren 14 Universitäten an der Planung der Anlage beteiligt.

Seit Mai 2013 war die Anlage aus Geldmangel und wegen zu hoher Luftverunreinigung durch die Dieselgeneratoren abgeschaltet.[1] Im Mai 2014 wurde der Abriss der Anlage angekündigt.[2][3] Letzte Experimente fanden im Juni 2014 statt.[4] Im Juli 2014 kündigte die US Air Force an, die Anlagen nicht vor Mai 2015 zu demontieren.[5] Damit sollte der University of Alaska, die Interesse an einer Übernahme der Einrichtung bekundet hatte, mehr Zeit gegeben werden, einen Plan dafür auszuarbeiten. Im August 2015 schließlich wurden die technischen Einrichtungen der University of Alaska Fairbanks übergeben. Das Grundstück, auf dem HAARP installiert ist, gehört allerdings noch der US Air Force. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz der Universität von Alaska übergehen.[6][7] Aktuell wird die Anlage vom geophysikalischen Institut der Universität von Alaska verwaltet, die auch die Kosten zur Erhaltung übernahm und dazu einen Kredit aufnahm. Da es keine privat oder öffentlich finanzierte Forschung für die HAARP-Anlage gibt, wurde von der Universität erwogen die technische Einrichtung zu verkaufen. Aktuell werden von der Universität HAARP-Souvenir (bedruckte Becher und T-Shirts) angeboten, um Einnahmen zu erhalten.[8]

Die Anlage

Die HAARP-Anlage verfügte über eine Kurzwellensendeanlage, deren nutzbarer Frequenzbereich zwischen 2,5 und 10 MHz lag. Der zum Betrieb erforderliche elektrische Strom wird von fünf Dieselmotoren bereit gestellt. Vier der Motoren stammen von Bugsierschleppern, einer von einer Lokomotive. Bekannte Sendefrequenzen waren 2,75 MHz, 3,39 MHz, 6,99 MHz und 8,075 MHz. Gesendet wurde mit einer Anordnung aus 180 Dipolantennen, die in Richtung Zenit strahlten. Die effektive Strahlungsleistung (ERP, effective radiated power) in der Hauptabstrahlrichtung zum Himmel ergibt sich aus der elektrischen Leistung des Senders von 3,6 MW multipliziert mit dem sogenannten Antennengewinn und betrug frequenzabhängig 86 bis 95 dBW (rund 400 MW bis 3,5 GW).[9] In alle anderen Richtungen als zum Zenit wurde eine geringere Leistung abgestrahlt. Dadurch war auch die Abstrahlung auf den Horizont – und somit die Empfangbarkeit im großer Entfernung – stark herabgesetzt, vergleichbar mit einem Scheinwerfer, der senkrecht Richtung Himmel leuchtet. Die unterschiedliche ERP von 86 bis 95 dBW ergibt sich aus der frequenzabhängigen Bündelbarkeit der eingesetzten Kurzwellen. Bei der höchsten nutzbaren Frequenz von 10 MHz war sie am höchsten. Lange Zeit wurde die Anlage auch nur mit 960 kW Sendeleistung und 48 Antennen mit enstprechend kleinerer Strahlungsleistung betrieben.

Zum Vergleich der Sendeleistung: Der ungarische Mittelwellensender Solt sendet mit 2 MW auf 540 kHz.[10] Rundfunkanstalten wie die BBC oder Radio Moskau verwendeten ebenfalls große Sendeleistungen. Radio Moskau erreichte in den 1980er Jahren durch Zusammenschalten mehrerer starker Sender effektive omnidirektionale Strahlungsleistungen von über 400 MW. Die Sendungen wurden hier also mit vergleichbarer Leistung wie HAARP in alle Richtungen dauerhaft abgestrahlt. Mit HAARP vergleichbare Forschungsanlagen (siehe Abschnitt Ähnliche Anlagen) erreichen bis über 1 GW Strahlungsleistung.

Die Sendeanlage war nicht dauernd in Betrieb, sondern wurde nur sporadisch zu Forschungszwecken eingeschaltet. In dem direkt über dem Antennenfeld gelegenen Bereich der Ionosphäre wurde ein Teil der Strahlung absorbiert, ein weiterer Anteil wurde in den Weltraum abgestrahlt und ein restlicher Anteil wurde an bestimmten ionisierten Schichten (D-, E- oder F-Schicht) reflektiert. Die in der Ionosphäre in einer Höhe von etwa 100-300 km absorbierte Leistung beträgt weniger als drei Mikrowatt pro cm2,[11] dies entspricht 30 mW/m2. Dies ist mehrere zehntausend Mal weniger, als die durch die Sonne tagüber zugeführte Energie, die zahlenmäßig durch die so genannte Solarkonstante beschrieben wird. Die Solarkonstante beträgt etwa 1.360 W/m2 und ist somit etwa 43.000-mal intensiver. Natürliche Schwankungen der Solarkonstanten, wie sie durch Veränderungen der Sonnenaktivität entstehen, liegen dabei mehrere hundert Mal über der durch die HAARP-Anlage künstlich zugeführten Energie.[12]

Ähnliche Anlagen

Ähnliche Forschungsanlagen gab und gibt es auch an anderen Orten:

  • HIPAS (High Power Auroral Stimulation Observatory) bei Fairbanks (Alaska), betrieben von der University of Alaska und der University of California at Los Angeles. Die Anlage wurde 2009 stillgelegt und die Einrichtung versteigert.[13] Auf 2,85 MHz und 4,53 MHz wurde eine Strahlungsleistung (ERP, effective radiated power) von 70 MW erreicht; der eigentliche Sender hatte 1 MW Leistung.
  • Sura bei Nischni Nowgorod (Nizhny Novgorod) in Russland.[14] Für die Anlage, die 1981 in Betrieb ging, wird eine maximale Strahlungsleistung von 300 MW genannt, bei Frequenzen zwischen 4,5 MHz und 9 MHz.[15] Von Nizhny Novgorod aus sendet auch das Überhorizontradar "Contayner".
  • Es gibt Planungen, das Radioteleskop Arecibo in Puerto Rico für ähnliche Untersuchungen der Ionosphäre wie bei HAARP zu verwenden. Als Sendefrequenzen werden 5,1 MHz und 8,175 MHz genannt. Mit einem 600 kW-Sender sollen auf 8,175 MHz rund 200 MW ERP möglich sein.[16][17]
  • EISCAT (European Incoherent Scatter Scientific Association) mit Sendern bei bei Tromsø (Norwegen) und auf Spitzbergen. Ein Kurzwellensender in Tromsø, der etwa 4 bis 8 MHz überstreichen kann, erreicht auf 8 MHz über 1200 MW ERP. Weitere EISCAT-Sender arbeiten bei 225 MHz, 500 MHz und 930 MHz. Da sich für diese Frequenzen Antennen mit sehr viel mehr Gewinn als auf Kurzwelle realisieren lassen, sind die Strahlungsleistungen entsprechend höher. Der 500 MHz-Sender auf Spitzbergen beispielsweise erreicht mit 250 kW elektrischer Sendeleistung im Mittel um 5 GW ERP, die Spitzenleistung der impulsartigen Aussendungen ist noch höher.[18]

Verschwörungstheorien um HAARP

Einige Verschwörungstheoretiker wie Nick Begich jr oder Jeane Manning glauben, dass der sporadische Betrieb der HAARP-Anlage zu weltweit stattfindenden Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben und Vulkanausbrüchen, aber auch zu Stromausfällen führe. Andere Verschwörungstheorien unterstellen der abgelegenen HAARP-Anlage in Alaska sogar die Fähigkeit zur Manipulation menschlicher Gedanken, oder dass bei eingeschalteter Anlage Karibus (Rentiere) rückwärts laufen würden. Für keine der Verschwörungstheorien gibt es bislang Beweise; die Vermutungen stützen sich allesamt auf Patentanmeldungen aus den USA (in den USA können leichter als in anderen Ländern auch völlig absurde oder praktisch nicht umsetzbare Erfindungen patentiert werden.[19]. Die von dem Kurzwellensender von HAARP abgegebene Sendeleistung ist mit derjenigen der EISCAT-Anlage in Norwegen vergleichbar.

Die Sendeleistung der amerikanischen HAARP-Anlage sowie vergleichbarer Anlagen wie der russischen Sura-Anlage oder der europäischen EISCAT-Anlage ist nicht in der Lage, einen Sturm künstlich zu erschaffen oder gar Erdbeben auszulösen. In Europa beispielsweise ist es wegen der großen Entfernung bis Alaska nicht leicht, die sporadischen Aussendungen der HAARP-Anlage auch nur nachzuweisen. Am ehesten kann dies am frühen Morgen gelingen; ein guter Kurzwellenempfänger und eine gute Antenne sind Voraussetzung.

Die Verschwörungstheorien wurden unkritisch von Massenmedien, aber auch von einem Unterausschuss der EU übernommen.

Im Jahr 1998 führte der Unterausschuss für Sicherheit und Abrüstung des Europäischen Parlaments eine Anhörung durch, die auch HAARP berücksichtigte. Einziger Befragter bei dieser Anhörung war der amerikanische Buchautor und Geschäftsmann Nick Begich jr. Begich ist gleichzeitig Betreiber eines unseriösen Onlineangebots für Scheiben (Wert 20 US$), die, an Mobiltelefone angebracht, die Aussendungen der Telefone angeblich unschädlich machen sollen. Er vertritt die Meinung, dass die HAARP-Anlage für "geophysikalische Kriegführung" genutzt werden könne. Er beruft sich dabei einzig auf ältere erteilte amerikanische Patente, die jedoch aufgrund von Einschränkungen nicht realisierbar sind. So soll bei einem der von Begich genannten Patente etwa ein Drittel des Strombedarfs der gesamten USA für eine derartige Anlage zur Verfügung stehen müssen. Das Ergebnis dieser Anhörung ging in den "Bericht über Umwelt, Sicherheit und Außenpolitik" vom 14. Januar 1999 ein, in dem HAARP als "ein klimabeeinträchtigendes Waffensystem" kritisiert wird.

Eine typische Verbreiterin von absurden und unbelegten Verschwörungstheorien zur HAARP-Anlage ist die kanadisch/amerikanische Mathematikerin und Nonne Rosalie Bertell (geb. 1929). Bertell ist überzeugt, dass die in Alaska befindliche Ionosphärenforschungsanlage weltweit Auslöser von Erdbeben ist. Laut Bertell gehöre HAARP zum "Star Wars defence network", sei Teil eines Systems ähnlicher Anlagen und dazu gebaut worden, um natürliche Prozesse auf der Erde zu beeinflussen. Die Anwesenheit in der Nähe der Anlage sei gefährlich (trotz der ständigen Anwesenheit von Forschern) und dort herrsche ein Magnetfeld, das 60.000-mal größer sei als das Erdmagnetfeld. Zum Vergleich: Das Erdmagnetfeld schwankt zwischen 30 und 60 µT, in Deutschland liegt der Wert bei 48 µT. Der 60.000-fache Wert liegt zwischen 1,8 und 3,2 Tesla). Ein von der Anlage ausgesendeter Strahl könne "wie ein Messer" die Ionosphäre minutenlang "durchschneiden", fantasiert Bertell. Die ausgesendeten Kurzwellen könnten auch in der Ionosphäre der Wissenschaft unbekannte große Linsen erzeugen, die die Strahlung zurück auf die Erde bündelten, um bestimmte militärische Ziele damit zu zerstören, ohne jegliche Spuren dabei zu hinterlassen. Dabei könne sich die Strahlung auch mit einer "natural wave frequency" (gemeint ist wohl die Schumannstrahlung) "kombinieren" und sich dabei vervielfältigen. Die Ringe des Saturn seien auch durch solche "Interaktionen" mit "Energiewellen" entstanden, so dass nicht auszuschließen sei, dass etwas Derartiges auch auf der Erde geschehen könne. Die HAARP-Anlage könne auch niederfrequente gepulste ELF-Wellen erzeugen, von denen Bertell glaubt, sie könnten tektonische Platten zerreißen. Nach einem Test 1977 (die HAARP-Anlage wurde erst 1993 in Betrieb genommen) sei ein "freak storm" ausgelöst worden, der eine kleine Stadt im Staat Wisconsin zerstört sowie zu starken Regenfällen geführt habe.

Im Februar 2010 behauptete die Innsbrucker Politologie-Professorin Claudia von Werlhof spekulativ in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Der Standard, dass im Rahmen der HAARP-Forschungstätigkeit und auf Grundlage einer geheimen "Tesla-Technologie" "Earthquake Machines" gebaut worden seien, die künstliche Erdbeben hervorrufen könnten. Werlhof beruft sich auf Rosalie Bertell und zitiert öffentlich aus ihrer Korrespondenz mit Bertell ("Es stimmt, dass mehrere Länder heute die Technologie haben, um Erdbeben zu verursachen. Es gab auch etwas, das wie ein Plasma–Streifen im Himmel über Haiti vor dem Erdbeben aussah [...]").[20][21] Zweck sei es, Erdölreserven aufzuspüren. Durch eine derartige Aktivität sei es am 12. Januar 2010 zum Erdbeben von Haiti gekommen (bei dem über 200.000 Menschen den Tod fanden), eine der Verschwörungstheorien zum Erdbeben auf Haiti 2010. Als Nebeneffekt würden dabei "unbotmäßige Regierungen" wie etwa jene von Hugo Chavez in Venezuela unter Druck gesetzt. Venezuela war von dem Erdbeben jedoch in keiner Weise betroffen.[22] Von Werlhof ignoriert völlig die Tatsache, dass Haiti (und die Insel Hispaniola) geologisch gesehen über der Grenze zwischen der karibischen und der nordamerikanischen Platte liegt. Infolge von Plattentektonik kommt es genau hier zu Verwerfungen und zu häufiger seismischer Aktivität, mit der Folge häufiger Erdbeben. In den Jahren 1751, 1842, 1860 und zuletzt 2010 wurde Haiti von schweren Erdbeben getroffen.

Unter dem Namen der LaRouche-Politsekte verbreitet ein Jeff Steinberg des La Rouche Political Act Committee, dass die HAARP-Anlage ein Erdbeben in China verursacht habe.[23] Der auf Verschwörungstheorien und ihre Anhänger spezialisierte Kopp-Verlag verbreitete im Juni 2011 durch seinen Sprecher Roland Kieber eine absurde "Kopp-Nachricht", die behauptete, dass die HAARP-Anlage Ursache eines verheerenden Erdbebens in Japan (2011) gewesen sein könnte.[24]

Der US-amerikanische Senator Ted Stevens aus Alaska vermutete, dass die HAARP-Anlage geeignet sei, Nordlichter zur Energiegewinnung anzuzapfen.[25]

HAARP ein Geheimprojekt?

In gängigen Verschwörungstheorien um die HAARP-Anlage wird diese als "Geheimprojekt" bezeichnet. Auf der HAARP-Webseite war jedoch zu lesen, dass der Betrieb und die Forschung nicht geheim sind und Forschungsergebnisse nicht geheim gehalten werden ("The HAARP program is completely unclassified. There are no classified documents pertaining to HAARP"). Mitarbeiter der Anlage stammten von mehreren Universitäten und Firmen, so von UCLA, MIT, University of Alaska, Stanford University, University of Massachusetts, Clemson University, Penn State University, Dartmouth University, University of Tulsa, University of Maryland und der Cornell University. Bilder der Anlage unterliegen ebenfalls keiner Geheimhaltung, und es gab zwei Webcams und eine Möglichkeit, die Messergebnisse online einzusehen und zu speichern. Ferner wurden regelmäßig Tage der "offenen Tür" veranstaltet und Studenten konnten Praktika an der HAARP-Station absolvieren.

Literatur und Weblinks

Blog Artikel

Quellennachweise

  1. http://www.arrl.org/news/haarp-facility-shuts-down
  2. Air Force prepares to dismantle HAARP ahead of summer shutdown. Anchorage Daily News, May 14, 2014
  3. Dennis Papadopoulos: Bulldozers at the HAARP gate. The Washington Times, May 14, 2014
  4. D. L. Hysell, M. J. McCarrick, C. T. Fallen and J. Vierinen (2015): First artificial periodic inhomogeneity experiments at HAARP. Geophys. Res. Lett. 52, DOI: 10.1002/2015GL063064
  5. Brief von Deborah Lee James, Secretary of the Airforce, an Senatorin Lisa Murkowski, 2. Juli 2014
  6. University of Alaska Fairbanks to take over fabled HAARP facility. Alaska Dispatch News, July 14, 2015
  7. HAARP To Be Transferred To UAF. Alaska Public Media, July 15, 2015
  8. http://www.gi.alaska.edu/haarp/haarp-souvenirs
  9. In der Nachrichtentechnik werden oft Pegel in dB statt Leistungen oder Spannungen angegeben. Die Größe dBW beispielsweise bedeutet "dB über 1 Watt" und berechnet sich nach L= 10 log(P/P0), dabei ist P0 der Bezugswert 1 W. Beispiele: 0 dBW = 1 Watt, 3 dBW = 2 Watt; 60 dBW = 1 MW
  10. http://de.wikipedia.org/wiki/Solt
  11. http://www.haarp.alaska.edu/haarp/tech.html
  12. http://www.haarp.alaska.edu/haarp/tech.html
  13. HIPAS Observatory auction a treasure trove of technology throwbacks, quirky equipment. Fairbanks Daily News-Miner, March 23, 2010
  14. http://sura.nirfi.sci-nnov.ru/indexe.html
  15. A. Bernhardt, W.A. Scales, S.M. Grach, A.N. Keroshtin, D.S. Kotik, S.V. Polyakov: Excitation of artificial airglow by high power radio waves from the “SURA” Ionospheric Heating Facility. Geophys Res Lett 18(1991), 1477–1480
  16. HAARP-Like Ionospheric Research Project Underway at Arecibo Observatory. ARRL News, 23. April 2014
  17. J.K. Breakall: The New Arecibo HF Facility Dual Array Cassegrain Antenna. Oktober 2013
  18. https://www.eiscat.se/about/specifications
  19. http://www.totallyabsurd.com/archive.htm
  20. Von Von Werlhof zitierte Mitteilung vom 22. März 2010: Dear Claudia, I am sorry for your trouble. It is true that several countries now have the technology to cause earthquakes. There was also what looked like a plasma streak in the sky over Haiti before the earthquake. However, these may have been unrelated, and if they were related we cannot be sure which country caused the quake. I have written about this and other new technologies in my book: "Planet Earth: The Latest Weapon of War". It is available in all Universities in Canada and is used as a text book in some U.S. Universities. You might be able to get a copy in Europe. Otherwise I could send it to you. Dr. Rosalie Bertell
  21. http://www.arbeiterfotografie.com/medien/2010-02-13-claudia-von-werlhof.html
  22. http://diestandard.at/1265852135844/Interview-Claudia-v-Werlhof-Kapitalismus-ein-Zerstoerungsprojekt
  23. http://www.youtube.com/watch?v=ecLwVgvvTvU
  24. http://www.youtube.com/watch?v=UY6Wwx1Uctk
  25. http://www.nature.com/news/2008/080423/full/452930a.html