Höhenflugtherapie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Unterdruckversuche in Deutschland und Österreich==
 
==Unterdruckversuche in Deutschland und Österreich==
1939 wurden in Deutschland Behandlungsversuche bei Kindern mit Keuchhusten in Zusammenarbeit mit dem Sanitätsamt des "nationalsozialistischen Fliegerkorps" unternommenen. Die Durchführung der "Keuchhustenflüge" wurde unterstützt durch die Gruppe IV des NSFK sowie durch die Hansa-Flugdienst G.m.b.H. Bei den erkrankten Kinder wurden mehrmals Unterdruckbehandlungen mittels Flug in 3500 m Höhe oder in einer Unterdruckkammer am Boden durchgeführt. Unterschiede im Behandlungsergebniss sollen dabei nicht erkennbar geworden sein, ein Vergleich zu einer Placebobehandlung wurde nicht angestellt. Bei den Kindern die geflogen waren soll es zu einer Besserung des Zustandes in 10% der Fälle gekommen sein, am Boden in 15% der Fälle. Insgesamt zeigte sich keine Überlegenheit zu damals etablierten Behandlungen.<ref>H. G. Clamann, H. Becker-Freyseng. ''Über Erfahrungen mit Keuchhusten-Höhenflügen und Unterdruckkammer-Behandlungen'', Vortrag in der Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 21. VI. 1939. Aussprache vgl. 1939 Nr. 44 S. 1647</ref> Die Ergebnisse wurden auch für "wehrmedizinische" Betrachtungen herangeszogen.<ref>Wehrmedizin, Dtsch med Wochenschr 1940; 66(3): 61-65, DOI: 10.1055/s-0028-1121446</ref>
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1939 wurden in Deutschland Behandlungsversuche bei Kindern mit Keuchhusten in Zusammenarbeit mit dem Sanitätsamt des "nationalsozialistischen Fliegerkorps" unternommenen. Die Durchführung der "Keuchhustenflüge" wurde unterstützt durch die Gruppe IV des NSFK sowie durch die Hansa-Flugdienst G.m.b.H. Bei den erkrankten Kindern wurden mehrmals Unterdruckbehandlungen mittels Flug in 3500 m Höhe oder in einer Unterdruckkammer am Boden durchgeführt. Unterschiede im Behandlungsergebnis sollen dabei nicht erkennbar geworden sein, ein Vergleich zu einer Placebobehandlung wurde nicht angestellt. Bei den Kindern, die geflogen waren, soll es zu einer Besserung des Zustandes in 10% der Fälle gekommen sein, am Boden in 15% der Fälle. Insgesamt zeigte sich keine Überlegenheit zu damals etablierten Behandlungen.<ref>H. G. Clamann, H. Becker-Freyseng. ''Über Erfahrungen mit Keuchhusten-Höhenflügen und Unterdruckkammer-Behandlungen'', Vortrag in der Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 21. VI. 1939. Aussprache vgl. 1939 Nr. 44 S. 1647</ref> Die Ergebnisse wurden auch für "wehrmedizinische" Betrachtungen herangeszogen.<ref>Wehrmedizin, Dtsch med Wochenschr 1940; 66(3): 61-65, DOI: 10.1055/s-0028-1121446</ref>
  
 
Tödliche Unterdruckversuche wurden im 2. Weltkrieg auch mit KZ-Häftlingen durchgeführt.
 
Tödliche Unterdruckversuche wurden im 2. Weltkrieg auch mit KZ-Häftlingen durchgeführt.
  
In Österreich wurden 1954 Keuchhustenflüge durchgeführt. 1955 führte die "Salzburger Rettungsflugwacht" Flüge mit keuchhustenkranken Kindern über Salzburg durch. Dabei wurden auch Sturflüge von 4000 m auf 2000 m absolviert:
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In Österreich wurden 1954 Keuchhustenflüge durchgeführt. 1955 führte die "Salzburger Rettungsflugwacht" Flüge mit keuchhustenkranken Kindern über Salzburg durch. Dabei wurden auch Sturzflüge von 4000 m auf 2000 m absolviert:
  
:''Der Pilot eines Kleinflugzeuges stürzte aus ca. 4000 Meter im Sturzflug auf knapp 2000 Meter hinunter. Dort wurde heftig der Steuerknüppel gegengezogen. Die daraus resultierende Kraft beförderte, neben Mageninhalt, sämtlicher Schleim aus den Bronchien.''<ref>http://www.kugener.com/abfrage.php?id=1166&show=1</ref><ref>5. http://www.baur.ch/neu/gesundheit/Kinderkrankheiten/anzeige.php?KikraID=2</ref>
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:''Der Pilot eines Kleinflugzeuges stürzte aus ca. 4000 Meter im Sturzflug auf knapp 2000 Meter hinunter. Dort wurde heftig der Steuerknüppel gegengezogen. Die daraus resultierende Kraft beförderte, neben Mageninhalt, sämtlichen Schleim aus den Bronchien.''<ref>http://www.kugener.com/abfrage.php?id=1166&show=1</ref><ref>5. http://www.baur.ch/neu/gesundheit/Kinderkrankheiten/anzeige.php?KikraID=2</ref>
  
 
Nach dem 2. Weltkrieg wurden 1955 in Deutschland weitere Untersuchungen mit Höhenflügen bei Kindern mit Keuchhusten an der Universitäts-Kinderklinik Hamburg-Eppendorf durchgeführt.<ref>G.-A. von Harnack: ''Die Beeinflussung des Keuchhustenverlaufes durch Höhenflüge'', Dtsch med Wochenschr 1955; 80(25): 958-961. DOI: 10.1055/s-0028-1116552</ref>
 
Nach dem 2. Weltkrieg wurden 1955 in Deutschland weitere Untersuchungen mit Höhenflügen bei Kindern mit Keuchhusten an der Universitäts-Kinderklinik Hamburg-Eppendorf durchgeführt.<ref>G.-A. von Harnack: ''Die Beeinflussung des Keuchhustenverlaufes durch Höhenflüge'', Dtsch med Wochenschr 1955; 80(25): 958-961. DOI: 10.1055/s-0028-1116552</ref>
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==Frankreich und Luxemburg==
 
==Frankreich und Luxemburg==
 
In Luxemburg und auch in Frankreich waren "vols coqueluches" (Keuchhustenflüge oder "méthode Strasbourgeoise", als "Strasburger Methode" oder "aérothérapie") in Gebrauch, offenbar bereits seit den fünfziger Jahren. Der Legende nach sollen derartige Flüge bereits vor 1914 existiert haben, wofür jedoch keine prüfbaren Quellen vorliegen.
 
In Luxemburg und auch in Frankreich waren "vols coqueluches" (Keuchhustenflüge oder "méthode Strasbourgeoise", als "Strasburger Methode" oder "aérothérapie") in Gebrauch, offenbar bereits seit den fünfziger Jahren. Der Legende nach sollen derartige Flüge bereits vor 1914 existiert haben, wofür jedoch keine prüfbaren Quellen vorliegen.
Eine der Befürworter war der französische Arzt Max Richou. Richou wandte jedoch Unterdruckkammern an, die einen Aufenthalt auf 4000 m simulierten. Diese sollten auch bei Asthma wirksam sein. Nach Richou sei die Methode in Frankreich von einem Arzt namens W. Matter vom "Aeroclub Eslsass" erfunden worden um Keuchhusten zu behandeln.
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Einer der Befürworter war der französische Arzt Max Richou. Richou wandte jedoch Unterdruckkammern an, die einen Aufenthalt auf 4000 m simulierten. Diese sollten auch bei Asthma wirksam sein. Nach Richou sei die Methode in Frankreich von einem Arzt namens W. Matter vom "Aeroclub Elsass" erfunden worden, um Keuchhusten zu behandeln.
Die "Strasburger Methode" nach Matter sah einen raschen aufstieg auf 3000-3500 Meter vor sowie einen dortigen Aufenthalt von 50 Minuten. Danach sollte noch vor der Landung eine Weile auf 1500 m geblieben werden. Offenbar werden derartiege Flüge weiterhin vereinzelt in Frankreich von einigen Fliegerclubs durchgeführt.
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Die "Strasburger Methode" nach Matter sah einen raschen Aufstieg auf 3000-3500 Meter vor sowie einen dortigen Aufenthalt von 50 Minuten. Danach sollte noch vor der Landung eine Weile auf 1500 m geblieben werden. Offenbar werden derartiege Flüge weiterhin vereinzelt in Frankreich von einigen Fliegerclubs durchgeführt.
  
 
==Sauerstoffmangel und Doping im Sport==
 
==Sauerstoffmangel und Doping im Sport==
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Beim Brauen von Bier werden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Früher waren daher in Brauereien hohe CO2 - Konzentrationen anzutreffen. Vor der Epoche der Antibiotikatherapien wurden Kinder mit Keuchhusten zuweilen zu therapeutischen Zwecken ein bis zwei Stunden lang über offene Gärbottiche  "gehängt", um das Gas einzuatmen und somit einer sauerstoffärmeren Umgebungslusft auszusetzen.<ref>http://www.appenzellerbier.ch/fileadmin/webmaster_img/downloads/100jahre.pdf</ref>.
 
Beim Brauen von Bier werden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Früher waren daher in Brauereien hohe CO2 - Konzentrationen anzutreffen. Vor der Epoche der Antibiotikatherapien wurden Kinder mit Keuchhusten zuweilen zu therapeutischen Zwecken ein bis zwei Stunden lang über offene Gärbottiche  "gehängt", um das Gas einzuatmen und somit einer sauerstoffärmeren Umgebungslusft auszusetzen.<ref>http://www.appenzellerbier.ch/fileadmin/webmaster_img/downloads/100jahre.pdf</ref>.
  
Da heute Brauereien über geschlossene Luftzirkulationen verfügen, ist eine derartige therapie kaum noch praktikabel.
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Da heute Brauereien über geschlossene Luftzirkulationen verfügen, ist eine derartige Therapie kaum noch praktikabel.
  
 
==Gaswerktherapie des Keuchhustens==
 
==Gaswerktherapie des Keuchhustens==
Bereits ab 1864 wurden in Frankreich Kinder im Gaswerk von Saint-Mandé zur Keuchhustenbehandlung den Gasen des Werkes ausgesetzt. Man erhoffte sich eine Besserung durch die Einatmung von Ammoniakdämpfen, die bei der Verkokung von Kohle entstehen. Nachdem ein Gasarbeiter von einer schlagartigen positiven Besserung bei einem seiner Kinder berichtet hatte, die er im Gaswerk den Gasen ausgesetzt hatte, berichtete die luxemburger Tagespresse 1865 darüber. Der Leiter des Gaswerkes soll sich dann über eine allgemeine Anwendung bei Keuchhusten eingesetzt haben. Nach Presseberichten der damaligen Zeit sollen hunderte luxemburgische Kinder derart behandelt worden sein.<ref>Artikel aus "Luxemburger Wort" vom 10.11.1865</ref>
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Bereits ab 1864 wurden in Frankreich Kinder im Gaswerk von Saint-Mandé zur Keuchhustenbehandlung den Gasen des Werkes ausgesetzt. Man erhoffte sich eine Besserung durch die Einatmung von Ammoniakdämpfen, die bei der Verkokung von Kohle entstehen. Nachdem ein Gasarbeiter von einer schlagartigen positiven Besserung bei einem seiner Kinder berichtet hatte, die er im Gaswerk den Gasen ausgesetzt hatte, berichtete die luxemburger Tagespresse 1865 darüber. Der Leiter des Gaswerkes soll sich dann für eine allgemeine Anwendung bei Keuchhusten eingesetzt haben. Nach Presseberichten der damaligen Zeit sollen hunderte luxemburgische Kinder derart behandelt worden sein.<ref>Artikel aus "Luxemburger Wort" vom 10.11.1865</ref>
  
Weitere "Gaswerktherapien" sind aus der Schweiz (Gaswerk Schlieren bei Zürich) und Chur bekannt. Hier sollten Kinder stundenlang mit noch heissem Koks spielen oder sich neben ausglühenden Kokshaufen aufhalten. Aus einem Bericht des schweizer Gaswerks Flawil:
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Weitere "Gaswerktherapien" sind aus der Schweiz (Gaswerk Schlieren bei Zürich) und Chur bekannt. Hier sollten Kinder stundenlang mit noch heissem Koks spielen oder sich neben ausglühenden Kokshaufen aufhalten. Aus einem Bericht des Schweizer Gaswerks Flawil:
  
:''Aus verschiedenen mündlichen Überlieferungen, jedoch nicht aus den Geschäftsberichten, ist die Gaswerk-Dienstleitung als Heilinstitution bekannt. Die Gasmeister stellten bei Bedarf frischen Koks für Therapiezwecke zur Verfügung. Vor allem Kinder mit Keuchhusten mussten entweder am Rande der Kokshaufen sitzend schwefel- und ammoniakhaltige Luft einatmen oder durften auf den Kokshaufen spielen. Welche Wirkstoffe oder Wirkungsketten mit im Spiel waren ist zur Zeit leider noch nicht klar. Dieses Angebot wurde erst in den späten 1960er-Jahren eingestellt''.
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:''Aus verschiedenen mündlichen Überlieferungen, jedoch nicht aus den Geschäftsberichten, ist die Gaswerk-Dienstleitung als Heilinstitution bekannt. Die Gasmeister stellten bei Bedarf frischen Koks für Therapiezwecke zur Verfügung. Vor allem Kinder mit Keuchhusten mussten entweder am Rande der Kokshaufen sitzend schwefel- und ammoniakhaltige Luft einatmen oder durften auf den Kokshaufen spielen. Welche Wirkstoffe oder Wirkungsketten mit im Spiel waren, ist zur Zeit leider noch nicht klar. Dieses Angebot wurde erst in den späten 1960er-Jahren eingestellt''.
  
 
Auch in Deutschland (Augsburg und Warendorf im Münsterland) wurden ähnliche Therapien durchgeführt.
 
Auch in Deutschland (Augsburg und Warendorf im Münsterland) wurden ähnliche Therapien durchgeführt.

Version vom 14. November 2010, 19:24 Uhr

Französische Karikatur eines "vol coqueluche": Mama ich habe keinen Keuchhusten mehr. Und ich habe kein Mittagessen mehr. (Quelle:[1])

Die Höhenflugtherapie ist eine historische und obsolete Therapiemethode zur Behandlung von Asthma und Keuchhusten, bei der die Patienten einen Flug in einem Flugzeug ohne Druckkabine durchführten und somit einem niedrigen Umgebungsluftdruck ausgesetzt waren. Unter der gleichen Bezeichnung wurden auch Behandlungen in Unterdruckkammern oder Höhendruckkammern durchgeführt.

Die so genannten "Keuchhustenflüge" (fr. vol coqueluche) zur Behandlung des kindlichen Keuchhustens reihen sich ein in die Liste von Behandlungsversuchen wie denen in Brauereien oder gar Gaswerken. Bevor Antibiotika zur Verfügung standen, wurde Keuchhusten auch mit allen möglichen und erdenklichen Mitteln wie Schneckensirup, Eichelkaffee oder mit Milch gekochtem Seehundfett behandelt. Ursache ist die Bakterie Bordetella pertussis, Zur Prophylaxe existiert eine allgemein empfohlene wirksame Impfung mit einer Schutzrate von 80-90 %.

Beobachtet wurden Besserungen bei einem Ortswechsel. Da die Kinder dazu auch in die Berge (oder auch an Windmühlen) "verschickt" wurden, ist hier möglicherweise ein Grund für Höhenflugversuche zu sehen. Als weitere Gründe wurden mögliche Erweiterungen von Bronchial- und Lungengefäßen unter Sauerstoffmangel gesehen. Sturzflüge sollten zudem das Abhusten von Schleim erleichtern.

Unterdruckversuche in Deutschland und Österreich

1939 wurden in Deutschland Behandlungsversuche bei Kindern mit Keuchhusten in Zusammenarbeit mit dem Sanitätsamt des "nationalsozialistischen Fliegerkorps" unternommenen. Die Durchführung der "Keuchhustenflüge" wurde unterstützt durch die Gruppe IV des NSFK sowie durch die Hansa-Flugdienst G.m.b.H. Bei den erkrankten Kindern wurden mehrmals Unterdruckbehandlungen mittels Flug in 3500 m Höhe oder in einer Unterdruckkammer am Boden durchgeführt. Unterschiede im Behandlungsergebnis sollen dabei nicht erkennbar geworden sein, ein Vergleich zu einer Placebobehandlung wurde nicht angestellt. Bei den Kindern, die geflogen waren, soll es zu einer Besserung des Zustandes in 10% der Fälle gekommen sein, am Boden in 15% der Fälle. Insgesamt zeigte sich keine Überlegenheit zu damals etablierten Behandlungen.[2] Die Ergebnisse wurden auch für "wehrmedizinische" Betrachtungen herangeszogen.[3]

Tödliche Unterdruckversuche wurden im 2. Weltkrieg auch mit KZ-Häftlingen durchgeführt.

In Österreich wurden 1954 Keuchhustenflüge durchgeführt. 1955 führte die "Salzburger Rettungsflugwacht" Flüge mit keuchhustenkranken Kindern über Salzburg durch. Dabei wurden auch Sturzflüge von 4000 m auf 2000 m absolviert:

Der Pilot eines Kleinflugzeuges stürzte aus ca. 4000 Meter im Sturzflug auf knapp 2000 Meter hinunter. Dort wurde heftig der Steuerknüppel gegengezogen. Die daraus resultierende Kraft beförderte, neben Mageninhalt, sämtlichen Schleim aus den Bronchien.[4][5]

Nach dem 2. Weltkrieg wurden 1955 in Deutschland weitere Untersuchungen mit Höhenflügen bei Kindern mit Keuchhusten an der Universitäts-Kinderklinik Hamburg-Eppendorf durchgeführt.[6]

Zumindest in Österreich sollen noch derartige Flüge für 168 Euro angeboten werden.[7][8]

Frankreich und Luxemburg

In Luxemburg und auch in Frankreich waren "vols coqueluches" (Keuchhustenflüge oder "méthode Strasbourgeoise", als "Strasburger Methode" oder "aérothérapie") in Gebrauch, offenbar bereits seit den fünfziger Jahren. Der Legende nach sollen derartige Flüge bereits vor 1914 existiert haben, wofür jedoch keine prüfbaren Quellen vorliegen. Einer der Befürworter war der französische Arzt Max Richou. Richou wandte jedoch Unterdruckkammern an, die einen Aufenthalt auf 4000 m simulierten. Diese sollten auch bei Asthma wirksam sein. Nach Richou sei die Methode in Frankreich von einem Arzt namens W. Matter vom "Aeroclub Elsass" erfunden worden, um Keuchhusten zu behandeln. Die "Strasburger Methode" nach Matter sah einen raschen Aufstieg auf 3000-3500 Meter vor sowie einen dortigen Aufenthalt von 50 Minuten. Danach sollte noch vor der Landung eine Weile auf 1500 m geblieben werden. Offenbar werden derartiege Flüge weiterhin vereinzelt in Frankreich von einigen Fliegerclubs durchgeführt.

Sauerstoffmangel und Doping im Sport

Die Unterdruckbehandlung spielt auch eine Rolle im Sortler-Doping, da ein niedriger Sauerstoffpartialdruck längerfristig zur Bildung roter Blutkörperchen führt, was dem Sportler bei normalen Druckverhältnissen Vorteile verschaffen kann, ohne dass dies durch Medikamenteneinnahmen erfolgt. Der begleitende Anstieg des Hämatokrit (höherer Anteil zellulärer Bestandteile im Blut) kann jedoch auf eine derarartige Massnahme hinweisen und zur Sperre des Sportlers (Fall C. Pechstein) führen, da international Hämatokritgrenzwerte festgelegt wurden.

Brauereitherapie des Keuchhustens

Beim Brauen von Bier werden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Früher waren daher in Brauereien hohe CO2 - Konzentrationen anzutreffen. Vor der Epoche der Antibiotikatherapien wurden Kinder mit Keuchhusten zuweilen zu therapeutischen Zwecken ein bis zwei Stunden lang über offene Gärbottiche "gehängt", um das Gas einzuatmen und somit einer sauerstoffärmeren Umgebungslusft auszusetzen.[9].

Da heute Brauereien über geschlossene Luftzirkulationen verfügen, ist eine derartige Therapie kaum noch praktikabel.

Gaswerktherapie des Keuchhustens

Bereits ab 1864 wurden in Frankreich Kinder im Gaswerk von Saint-Mandé zur Keuchhustenbehandlung den Gasen des Werkes ausgesetzt. Man erhoffte sich eine Besserung durch die Einatmung von Ammoniakdämpfen, die bei der Verkokung von Kohle entstehen. Nachdem ein Gasarbeiter von einer schlagartigen positiven Besserung bei einem seiner Kinder berichtet hatte, die er im Gaswerk den Gasen ausgesetzt hatte, berichtete die luxemburger Tagespresse 1865 darüber. Der Leiter des Gaswerkes soll sich dann für eine allgemeine Anwendung bei Keuchhusten eingesetzt haben. Nach Presseberichten der damaligen Zeit sollen hunderte luxemburgische Kinder derart behandelt worden sein.[10]

Weitere "Gaswerktherapien" sind aus der Schweiz (Gaswerk Schlieren bei Zürich) und Chur bekannt. Hier sollten Kinder stundenlang mit noch heissem Koks spielen oder sich neben ausglühenden Kokshaufen aufhalten. Aus einem Bericht des Schweizer Gaswerks Flawil:

Aus verschiedenen mündlichen Überlieferungen, jedoch nicht aus den Geschäftsberichten, ist die Gaswerk-Dienstleitung als Heilinstitution bekannt. Die Gasmeister stellten bei Bedarf frischen Koks für Therapiezwecke zur Verfügung. Vor allem Kinder mit Keuchhusten mussten entweder am Rande der Kokshaufen sitzend schwefel- und ammoniakhaltige Luft einatmen oder durften auf den Kokshaufen spielen. Welche Wirkstoffe oder Wirkungsketten mit im Spiel waren, ist zur Zeit leider noch nicht klar. Dieses Angebot wurde erst in den späten 1960er-Jahren eingestellt.

Auch in Deutschland (Augsburg und Warendorf im Münsterland) wurden ähnliche Therapien durchgeführt.

Siehe auch

Literatur

  • H. G. Clamann, H. Becker-Freyseng. Über Erfahrungen mit Keuchhusten-Höhenflügen und Unterdruckkammer-Behandlungen, Vortrag in der Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 21. VI. 1939. Aussprache vgl. 1939 Nr. 44 S. 1647
  • Friedrich Pflug, Hildegard Jungheim: Über die Beeinflussung des Keuchhustens durch Höhenflüge, Journal of Molecular Medicine, Volume 18, Number 37, September 1939.
  • Flammer R. Gaswerktherapie und Schneckensirup gegen Keuchhusten, Schweiz Ärztezeitung. 2006; 87(42):1808.

Quellennachweise

  1. http://tontondaniel.over-blog.com/article-17952111.html
  2. H. G. Clamann, H. Becker-Freyseng. Über Erfahrungen mit Keuchhusten-Höhenflügen und Unterdruckkammer-Behandlungen, Vortrag in der Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 21. VI. 1939. Aussprache vgl. 1939 Nr. 44 S. 1647
  3. Wehrmedizin, Dtsch med Wochenschr 1940; 66(3): 61-65, DOI: 10.1055/s-0028-1121446
  4. http://www.kugener.com/abfrage.php?id=1166&show=1
  5. 5. http://www.baur.ch/neu/gesundheit/Kinderkrankheiten/anzeige.php?KikraID=2
  6. G.-A. von Harnack: Die Beeinflussung des Keuchhustenverlaufes durch Höhenflüge, Dtsch med Wochenschr 1955; 80(25): 958-961. DOI: 10.1055/s-0028-1116552
  7. http://www.fliegerschule-stroessenreuther.de/html/charter_preise.html
  8. http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/dokumente/11288212_54280727/cda73c59/Jahresbericht%20SP2009%20%282%29.pdf
  9. http://www.appenzellerbier.ch/fileadmin/webmaster_img/downloads/100jahre.pdf
  10. Artikel aus "Luxemburger Wort" vom 10.11.1865