Gravitationsanomalie

Das Schwerefeld der Erde (Bild: ESA - GOCE High Level Processing Facility, präsentiert beim ESA Living Planet Symposium, Blog "Hinterm Mond gleich links" [1])

Gravitationsanomalien sind auf der Erde örtlich oder zeitlich begrenzte Abweichungen der Erdbeschleunigung ("Erdanziehung"), die sich als Änderung der Schwerkraft äußern. Diese lassen sich mit modernen ortsfesten Gravitometern mit einer Genauigkeit von 0,01 µm/s² exakt bestimmen. Mit mobilen Gravitometern (Romberg LaCoste) lassen sich Abweichungen ebenfalls mit einer etwas geringeren Genauigkeit messen. Die natürlich bedingten Abweichungen sind bekannt und betragen maximal einige Promille der durchschnittlichen Schwerkraft. Satellitenmessungen ergaben dabei maximale Abweichungen von 200 µm/s².

Natürliche Variation der Erdbeschleunigung

Die geographische Breite, die Höhe über dem Meeresspiegel und andere Faktoren (örtliche Zusammensetzung der Erdkruste) bestimmen die örtliche Erdanziehungskraft und sind bei ihrer Bestimmung zu berücksichtigen. Der Normalwert der Erde beträgt g = 9,80665 m/s² (dieser Wert wurde durch eine internationale Übereinkunft festgelegt). Aufgrund der Abplattung der Erde an den Polen ist dort die Gravitationskraft am größten und am Äquator am geringsten:

  • 9,745 m/s² am Äquator,
  • 9,82306 m/s² auf dem 45. Breitengrad,
  • 9,832 m/s² an den Polen.

Geringe zeitliche Schwankungen kommen durch die Gezeiten hinzu. Außerdem gibt es eine geringe Abhängigkeit vom Luftdruck. Mit wachsender Höhe nimmt die Erdbeschleunigung ab; in der Nähe der Erdoberfläche beträgt die Abnahme etwa 3,1 µm/s² pro Höhenmeter.

Eine lokale Abweichung der Erdbeschleunigung, also eine Gravitationsanomalie, wird durch eine vom Durchschnittswert abweichende Dichte der Erdkruste verursacht. Dies kann durch unterschiedliche Gesteine bedingt sein und auch z.B. auf eine Erzlagerstätte hinweisen.

Gravitationsanomalien in der Pseudowissenschaft

In pseudowissenschaftlichen und esoterischen Kreisen ist die Nennung von angeblichen starken Abweichungen der örtlichen Erdanziehungskraft an so genannten Kraftorten beliebt und es werden dann enorme Abweichungen im Prozentbereich genannt. Um diese nachzuweisen, wird nicht auf Gravimeter bekannter Genauigkeit zurückgegriffen, sondern auf andere Messverfahren wie Pendelgravimeter, die sehr ungenaue Messergebnisse liefern. Des Weiteren wird die Abhängigkeit zum Breitengrad und der Höhe über dem Meeresspiegel übersehen.

Eine typische angebliche Gravitationsanomalie, die in Esoterikerkreisen beliebt ist, ist die angebliche Gravitationsanomalie von Rocca di Papa, der in Wirklichkeit eine optische Täuschung zu Grunde liegt, die als rolling uphill illusion bekannt ist. Mit völlig ungeeigneten Mitteln versuchten die zwei Berliner Pseudowissenschaftler Fosar und Bludorf, hier eine Anomalie der Erdanziehungskraft nachzuweisen. Weitere Beispiele sind angebliche Gravitationsschwankungen im Bermuda-Dreieck und dort, wo in der Vergangenheit Atlantis gewesen sein soll.

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