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==Neben- und Wechselwirkungen==
 
==Neben- und Wechselwirkungen==
Keine ernsten Nebenwirkungen bekannt. Ginseng wird in der Regel gut vertragen, leichte Unverträglichkeiten bis hin zu Durchfall oder Übelkeit/Erbrechen sind aber möglich. Als mögliche Nebenwirkung einer Behandlung mit Ginseng kann es zu einem relevantem Blutdruckanstieg kommen.
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Es sind keine ernsten Nebenwirkungen bekannt. Ginseng wird in der Regel gut vertragen, leichte Unverträglichkeiten bis hin zu Durchfall oder Übelkeit/Erbrechen sind aber möglich. Als mögliche Nebenwirkung einer Behandlung mit Ginseng kann es zu einem relevantem Blutdruckanstieg kommen.
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Die dauerhafte Einnahme von Ginseng kann im Einzelfall zu Problemen führen. Das Arznei-Telegramm (1999) weist hier kritisch auf Durchfall, Hautreaktionen bis hin zum Stevens-Johnson-Syndrom, östrogenartigen Wirkungen und sogar einen Fall von Ginseng-Missbrauch hin. Zusätzlich wird darauf aufmerksam gemacht, Ginseng mindestens eine Woche vor einem geplanten operativen Eingriff abzusetzen, um ein erhöhtes Blutungsrisiko als Folge von Wechselwirkungen mit gängigen Narkosemitteln zu vermeiden. Erfolgt eine Ginseng-Einnahme ohne ärztliche Begleitung, sollte beim Arztkontakt auf jeden Fall Art und Dosis des eingenommenen Ginsengs genannt werden, um etwaige Probleme im Vorfeld zu umgehen<ref>Arznei-Telegramm: Ginsengwurzelextrakt (Ginsana u.a.) - Risiken, aber kein Nutzenbeleg? AT, Nr.11, 119, 1999</ref>.
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Die dauerhafte Einnahme von Ginseng kann im Einzelfall zu Problemen führen. Das Arznei-Telegramm (1999) weist hier kritisch auf Durchfall, Hautreaktionen bis hin zum Stevens-Johnson-Syndrom, östrogenartigen Wirkungen und sogar einen Fall von Ginseng-Missbrauch hin. Zusätzlich wird darauf aufmerksam gemacht, Ginseng mindestens eine Woche vor einem geplanten operativen Eingriff abzusetzen, um ein erhöhtes Blutungsrisiko als Folge von Wechselwirkungen mit gängigen Narkosemitteln zu vermeiden. Erfolgt eine Ginseng-Einnahme ohne ärztliche Begleitung, sollte beim Arztkontakt auf jeden Fall Art und Dosis des eingenommenen Ginsengs genannt werden, um etwaige Probleme im Vorfeld zu umgehen.<ref>Arznei-Telegramm: Ginsengwurzelextrakt (Ginsana u.a.) - Risiken, aber kein Nutzenbeleg? AT, Nr.11, 119, 1999</ref>
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Eine der Ursachen für die Neben- und Wechselwirkungen des Ginseng liegt darin, dass einige Ginsenoide ein Aktivierungs- und Abbausystem in der Leber beeinflussen. Bei diesem System handelt es sich um das Cytochrom P450-Enzymsystem, welches für die Aktivierung, aber auch den Abbau u.a. von Arzneimitteln zuständig ist. Es besteht aus einer Vielzahl von (CYP-)Enzymen, die einzelne chemische Reaktionen katalysieren. Henderson et al. (1999) ermittelten, dass einige Ginsenoside (Rd, Rc und Rf, nicht jedoch Rb1, Rb2, Re und Rg1) ausgewählte Enzyme beeinflussen. Das Ginsenosid Rd führte zu einer leichten Hemmung von CYP3A4, CYP2D6, CYP2C19 und CYP2C9; Ginsenosid Rc führte in einer Konzentration von 200&nbsp;MicroMol zu einer 70% Leistungssteigerung von CYP2C9 und das Ginsenosid Rf aktivierte CYP3A4 bei gleicher Konzentration um 54% in seiner Syntheseleistung. Das Ginsenosid Rd hemmt also das CYP3A4-Enzym, während die Ginsenoside Rc und Rf es stimulieren.
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Eine der Ursachen für die Neben- und Wechselwirkungen des Ginseng liegt darin, dass einige Ginsenoide ein Aktivierungs- und Abbausystem in der Leber beeinflussen. Bei diesem System handelt es sich um das Cytochrom P450-Enzymsystem, welches für die Aktivierung, aber auch den Abbau u.a. von Arzneimitteln zuständig ist. Es besteht aus einer Vielzahl von (CYP-)Enzymen, die einzelne chemische Reaktionen katalysieren. Henderson et al. ermittelten, dass einige Ginsenoside (Rd, Rc und Rf, nicht jedoch Rb1, Rb2, Re und Rg1) ausgewählte Enzyme beeinflussen.<ref>Henderson GL, Harkey MR, Gershwin ME, Hackmann RM, Stern JS, Stresser DM: Effects of ginseng components on c-DNA-expressed cytochrome P450 enzyme catalytic activity. Life Sci, 65, PL209-214, 1999</ref> Das Ginsenosid Rd führte zu einer leichten Hemmung von CYP3A4, CYP2D6, CYP2C19 und CYP2C9; Ginsenosid Rc führte in einer Konzentration von 200&nbsp;MicroMol zu einer 70% Leistungssteigerung von CYP2C9 und das Ginsenosid Rf aktivierte CYP3A4 bei gleicher Konzentration um 54% in seiner Syntheseleistung. Das Ginsenosid Rd hemmt also das CYP3A4-Enzym, während die Ginsenoside Rc und Rf es stimulieren.
    
Vor diesem Hintergrund sollten Ginsengprodukte nicht gemeinsam mit Arzneimitteln eingenommen werden, die vom CYP3A4-Enzym verstoffwechselt werden (Cisaprid, Cyclosporin, Clarithromycin, Erythromycin, Indinavir, Lovastatin, Midazolam, Ondasetron, Terfenadin). Auch sollte Ginseng nicht gemeinsam mit Substanzen eingenommen werden, die wiederum selbst das CYP3A4-Enzym hemmen (Azole: Ketoconazol, Fluconazol, Itraconazol; Makrolide: Clarithromycin, Erythromycin; sonstige: Cimetidin, Mibefradil) oder stimulieren (Rifampicin, Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin, Dexamethason). Das gilt auch für andere natürliche Arzneimittel. Grapefruit(-saft) stimuliert CYP3A4, während [[Johanniskraut]] und roter Weinlaub CYP3A4 hemmt.
 
Vor diesem Hintergrund sollten Ginsengprodukte nicht gemeinsam mit Arzneimitteln eingenommen werden, die vom CYP3A4-Enzym verstoffwechselt werden (Cisaprid, Cyclosporin, Clarithromycin, Erythromycin, Indinavir, Lovastatin, Midazolam, Ondasetron, Terfenadin). Auch sollte Ginseng nicht gemeinsam mit Substanzen eingenommen werden, die wiederum selbst das CYP3A4-Enzym hemmen (Azole: Ketoconazol, Fluconazol, Itraconazol; Makrolide: Clarithromycin, Erythromycin; sonstige: Cimetidin, Mibefradil) oder stimulieren (Rifampicin, Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin, Dexamethason). Das gilt auch für andere natürliche Arzneimittel. Grapefruit(-saft) stimuliert CYP3A4, während [[Johanniskraut]] und roter Weinlaub CYP3A4 hemmt.
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Dass Ginseng trotz dieser Wechselwirkungen in der Regel sehr gut vertragen wird, liegt an der Tatsache, dass im Ginsenoside-Gemisch die Ginsenosoide Rb1 und Re dominieren, während andere Ginsenosoide (Rg1, Rc, Rb2 und Ra) in der Regel nur in Spuren vorhanden sind. Da Rb1 und Re nach Henderson et al. (1999) das Cytochrom P450-System nicht beeinflussen, kommt es in normaler Dosierung nicht zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<ref>Henderson GL, Harkey MR, Gershwin ME, Hackmann RM, Stern JS, Stresser DM: Effects of ginseng components on c-DNA-expressed cytochrome P450 enzyme catalytic activity. Life Sci, 65, PL209-214, 1999</ref>. Generell ignoriert kann dieses Problem aber nicht werden, weshalb aus Gründen der Vorsicht vor Operationen, bei denen Anästhetika verwendet werden, die z.B. vom CYP3A4-System abgebaut werden, Ginseng sieben Tage vorher abgesetzt werden sollte. Auf jeden Fall sollte aber der Arzt oder Anästhesist über den Konsum von Ginseng informiert werden.
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Dass Ginseng trotz dieser Wechselwirkungen in der Regel sehr gut vertragen wird, liegt an der Tatsache, dass im Ginsenoside-Gemisch die Ginsenosoide Rb1 und Re dominieren, während andere Ginsenosoide (Rg1, Rc, Rb2 und Ra) in der Regel nur in Spuren vorhanden sind. Da Rb1 und Re nach Henderson et al. das Cytochrom P450-System nicht beeinflussen, kommt es in normaler Dosierung nicht zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.<ref>Henderson GL, Harkey MR, Gershwin ME, Hackmann RM, Stern JS, Stresser DM: Effects of ginseng components on c-DNA-expressed cytochrome P450 enzyme catalytic activity. Life Sci, 65, PL209-214, 1999</ref> Generell ignoriert werden kann dieses Problem aber nicht, weshalb aus Gründen der Vorsicht vor Operationen, bei denen Anästhetika verwendet werden, die z.B. vom CYP3A4-System abgebaut werden, Ginseng sieben Tage vorher abgesetzt werden sollte. Auf jeden Fall sollte aber der Arzt oder Anästhesist über den Konsum von Ginseng informiert werden.
    
==Falschdeklarationen==
 
==Falschdeklarationen==
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