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Bereits Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre erfuhr Gerson Kritik aus der Ärzteschaft für seine Methode.
 
Bereits Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre erfuhr Gerson Kritik aus der Ärzteschaft für seine Methode.
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Die Gabe von Mega-Dosen an Vitamin&nbsp;C, wie sie von Max Gerson propagiert wurde, ist bei Krebspatienten in fortgeschrittenem Stadium jedoch völlig wirkungslos. So gaben Creagan et al. (1979) 123&nbsp;Krebspatienten, die an verschiedenen Tumorarten litten (u.a. kolorektales Karzinom, Pankreas-, Lungen- und Magenkarzinom), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert 10&nbsp;g Vitamin&nbsp;C oral pro Tag, aufgeteilt in 4&nbsp;Einzeldosen und dies solange, bis die Patienten an ihrem Tumorleiden verstorben waren. Bei der Analyse der Überlebenszeitspannen zeigte sich, dass sich die Überlebenszeiten der 60&nbsp;Vitamin&nbsp;C-behandelten Patienten in keiner Weise von jenen der 63&nbsp;placebobehandelten Tumorpatienten unterschieden. Creagen et al. (1979) sprachen sich deshalb gegen die Gabe von Vitamin&nbsp;C-Megadosen bei Tumorerkrankten aus. <ref>Creagan ET, Moertel CG, O'Fallon JR, Schutt AJ, O'Connell J, Rubin J, Frytak S: Failure of high-dose vitamin C (ascorbic acid) therapy to benefit with advanced cancer. N Engl J Med, 301, 687-690, 1979)</ref>
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Die Gabe von Mega-Dosen an Vitamin&nbsp;C, wie von Gerson propagiert, ist bei Krebspatienten in fortgeschrittenem Stadium völlig wirkungslos. So gaben Creagan et al. 123&nbsp;Krebspatienten, die an verschiedenen Tumorarten litten (u.a. kolorektales Karzinom, Pankreas-, Lungen- und Magenkarzinom), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert 10&nbsp;g Vitamin&nbsp;C oral pro Tag, aufgeteilt in 4&nbsp;Einzeldosen und dies solange, bis die Patienten an ihrem Tumorleiden verstorben waren. Bei der Analyse der Überlebenszeitspannen zeigte sich, dass sich die Überlebenszeiten der 60&nbsp;Vitamin&nbsp;C-behandelten Patienten in keiner Weise von jenen der 63&nbsp;placebobehandelten Tumorpatienten unterschieden. Creagan et al. sprachen sich deshalb gegen die Gabe von Vitamin&nbsp;C-Megadosen bei Tumorerkrankten aus. <ref>Creagan ET, Moertel CG, O'Fallon JR, Schutt AJ, O'Connell J, Rubin J, Frytak S: Failure of high-dose vitamin C (ascorbic acid) therapy to benefit with advanced cancer. N Engl J Med, 301, 687-690, 1979)</ref>
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Gerson-Strauss behauptete, dass die Gerson-Diät selbst bei Krebspatienten im Endstadium in bis zu 50% der Fälle Remissionen erzeugen könne und Norman Fritz, Vizepräsident des Gerson-Institutes, wollte sogar eine Remissionsrate von 70-80% bei Patienten mit Melanomen oder metastasierendem Lungenkarzinom erreicht haben. Selbst bei Gehirntumoren sei die Remissionsrate 30% gewesen. <ref name='anon'>Anonymous: Questionable Methods of cancer management: "Nutritional" therapies. CA Cancer J Clin, 43, 309-319, 1993</ref>
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Gerson-Strauss behauptete, dass die Gerson-Diät selbst bei Krebspatienten im Endstadium in bis zu 50% der Fälle Remissionen erzeugen könne und Norman Fritz, Vizepräsident des Gerson-Institutes, wollte sogar eine Remissionsrate von 70-80% bei Patienten mit Melanomen oder metastasierendem Lungenkarzinom erreicht haben. Selbst bei Gehirntumoren sei die Remissionsrate 30% gewesen.<ref name='anon'>Anonymous: Questionable Methods of cancer management: "Nutritional" therapies. CA Cancer J Clin, 43, 309-319, 1993</ref>
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Diese Behauptungen, die zu Beginn der 1980er Jahre aufgestellt wurden, erschienen deshalb erstaunlich, weil bereits 1947 das National Cancer Institute Behandlungsfälle von Max Gerson nachprüfen ließ. Das New York County Medical Society Committee befragte 10&nbsp;Patienten, die die Gerson-Diät durchlaufen hatten, und konnte keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der von Max Gerson proklamierten Therapie finden. Das NCI prüfte sogar die 50&nbsp;Fallberichte nach, die Gerson in seinem Büchlein "A&nbsp;Cancer Therapy: Results of Fifty Cases" festgehalten hatte. Das NCI stellte fest, dass die dort mitgeteilten Berichte qualitativ so schlecht waren, dass mit ihnen keine Wirksamkeit der Gerson-Diät beweisbar war. <ref name='anon'></ref> Das hinderte weder Max Gerson noch seine Nachfolger, dieses Buch weiter als Beweis für die Wirksamkeit der Gerson-Diät zu einzusetzen. Auf der Homepage des Gerson-Institutes, das sich mittlerweile in Kalifornien befindet, wird derzeit die 6.&nbsp;Auflage für $&nbsp;19,90 angeboten.
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Diese Behauptungen, die zu Beginn der 1980er Jahre aufgestellt wurden, erschienen deshalb erstaunlich, weil bereits 1947 das National Cancer Institute Behandlungsfälle von Max Gerson nachprüfen ließ. Das New York County Medical Society Committee befragte 10&nbsp;Patienten, die die Gerson-Diät durchlaufen hatten, und konnte keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der von Max Gerson proklamierten Therapie finden. Das NCI prüfte sogar die 50&nbsp;Fallberichte nach, die Gerson in seinem Büchlein "A&nbsp;Cancer Therapy: Results of Fifty Cases" festgehalten hatte. Das NCI stellte fest, dass die dort mitgeteilten Berichte qualitativ so schlecht waren, dass mit ihnen keine Wirksamkeit der Gerson-Diät beweisbar war.<ref name='anon'></ref> Das hinderte weder Gerson noch seine Nachfolger, dieses Buch weiter als Beweis für die Wirksamkeit der Gerson-Diät zu einzusetzen. Auf der Homepage des Gerson-Institutes, das sich mittlerweile in Kalifornien befindet, wird es derzeit in der 6.&nbsp;Auflage für $&nbsp;19,90 angeboten.
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Eine ganze Reihe von onkologischen Fachgesellschaften, nicht zuletzt auch die Schweizer Krebsliga und die Deutsche Krebsgesellschaft, warnen seit vielen Jahren vor der Nutzung solcher Tumordiäten. Das subjektive Wohlbefinden, welches die Gerson-Diät ohne Zweifel bei einer Reihe von Patienten erzeugen kann, basiert primär darauf, dass durch die Hungerdiät endogene Morphine freigesetzt werden, wie es auch bei anderen Fastenkuren der Fall ist. Ein Stimmungshoch kann nach Beendigung der Kur sogar noch ein paar Wochen anhalten. Dass man sich dabei die letzten Reserven aus dem Leibe hungert, wird sich in diesem Erkrankungsstadium kaum ein Tumorpatient eingestehen. Das Gefährliche an solchen Tumor-Diäten, die für den Patienten körperlich z.T. stark belastend sind, ist, dass man sich selbst eine Heilung einredet und sich damit mehr oder weniger effektiv für eine gewisse Zeit den Blick auf die gesundheitliche Wirklichkeit blockiert.
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Diverse onkologische Fachgesellschaften, nicht zuletzt auch die Schweizer Krebsliga und die Deutsche Krebsgesellschaft, warnen seit vielen Jahren vor dem Einsatz solcher Tumordiäten. Das subjektive Wohlbefinden, welches die Gerson-Diät ohne Zweifel bei einer Reihe von Patienten erzeugen kann, basiert primär darauf, dass durch die Hungerdiät endogene Morphine freigesetzt werden, wie es auch bei anderen Fastenkuren der Fall ist. Ein Stimmungshoch kann nach Beendigung der Kur sogar noch ein paar Wochen anhalten. Dass man sich dabei die letzten Reserven aus dem Leibe hungert, wird sich in diesem Erkrankungsstadium kaum ein Tumorpatient eingestehen. Das Gefährliche an solchen Tumor-Diäten, die körperlich z.T. stark belastend sind, ist, dass der Patient sich selbst eine Heilung einredet und sich damit mehr oder weniger effektiv für eine gewisse Zeit den Blick auf die gesundheitliche Wirklichkeit blockiert.
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Frau Gerson-Strauss behauptete beispielweise, dass der österreichische Arzt Peter Lechner herausragende Erfolge mit der Gerson-Diät bei 70&nbsp;Patienten erreicht habe, obwohl diese Patienten bereits jenseits jeglicher therapeutischen Möglichkeiten waren. Als Lechners Bericht nachgeprüft wurde, fanden sich gerade einmal 29&nbsp;Fallberichte, die allesamt konventionell behandelt worden waren, und Lechners privat veröffentlichter Bericht bot keinerlei Anhalt dafür, dass die Gerson-Diät auch nur im Ansatz erfolgreich war. <ref name='anon'></ref>
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Frau Gerson-Strauss behauptete beispielweise, dass der österreichische Arzt Peter Lechner herausragende Erfolge mit der Gerson-Diät bei 70&nbsp;Patienten erreicht habe, obwohl diese Patienten bereits jenseits jeglicher therapeutischen Möglichkeiten waren. Als Lechners Bericht nachgeprüft wurde, fanden sich gerade einmal 29&nbsp;Fallberichte, die allesamt konventionell behandelt worden waren, und Lechners privat veröffentlichter Bericht bot keinerlei Anhalt dafür, dass die Gerson-Diät auch nur im Ansatz erfolgreich war.<ref name='anon'></ref>
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Bisher gibt es keine einzige Studie der Gerson-Klinik bzw. des Gerson-Institutes, in der glaubwürdig eine Langzeituntersuchung der behandelten Patienten durchgeführt wurde und dies trotz der Tatsache, dass es die Diät bereits seit den 1940er Jahren gibt. Norman Fritz, Leiter des Gerson-Institutes, begründete dies bereits 1986 damit, dass Follow-ups zu teuer seien und die dafür notwendige Arbeitsleistung nicht bereit gestellt werden könne. Zwar kündigte im Jahre 1987 ein Vertreter des Gerson-Institutes (G.&nbsp;Hildenbrand) im Newsletter der Klinik eine 10-Jahres-Studie bei 4.000&nbsp;Patienten an, <ref name='anon'></ref> aber mittlerweile sind 13&nbsp;Jahre verstrichen und bisher findet gibt es keine Veröffentlichungen über diese umfangreiche Studie in der medizinischen Fachpresse.
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Bisher gibt es keine einzige Studie der Gerson-Klinik bzw. des Gerson-Institutes, in der glaubwürdig eine Langzeituntersuchung der behandelten Patienten durchgeführt wurde und dies trotz der Tatsache, dass es die Diät bereits seit den 1940er Jahren gibt. Norman Fritz, Leiter des Gerson-Institutes, begründete dies bereits 1986 damit, dass Follow-ups zu teuer seien und die dafür notwendige Arbeitsleistung nicht bereit gestellt werden könne. Zwar kündigte im Jahre 1987 ein Vertreter des Gerson-Institutes (G.&nbsp;Hildenbrand) im Newsletter der Klinik eine 10-Jahres-Studie bei 4.000&nbsp;Patienten an,<ref name='anon'></ref> aber mittlerweile sind 13&nbsp;Jahre verstrichen und bisher gibt es keine Veröffentlichungen über eine solche umfangreiche Studie in der medizinischen Fachpresse.
    
==Die Gerson-Studie==
 
==Die Gerson-Studie==
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