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Als Antwort muss man sich damit begnügen: eine Sekte ist, was Außenstehende darin sehen. Je okkulter, abwegiger, realitätsfremder und verschwörungstheoretischer die Lehren einer Gruppe sind, desto eher ist man als Außenstehender geneigt, diese als Sekte zu bezeichnen. Demnach darf sich also weder Hamer, noch einer seiner Anhänger wundern, wenn die GNM als Sekte bezeichnet wird.
 
Als Antwort muss man sich damit begnügen: eine Sekte ist, was Außenstehende darin sehen. Je okkulter, abwegiger, realitätsfremder und verschwörungstheoretischer die Lehren einer Gruppe sind, desto eher ist man als Außenstehender geneigt, diese als Sekte zu bezeichnen. Demnach darf sich also weder Hamer, noch einer seiner Anhänger wundern, wenn die GNM als Sekte bezeichnet wird.
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==GNM, Antisemitismus und politisch rechte Kreise==
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[[image:Vitzhamer.jpg|Vitz und Hamer|thumb]]Anhänger der Germanischen Neuen Medizin finden sich häufig im Dunstkreis rechter Kreise und Parteien wie der NPD, sowie nicht selten bei Befürwortern antisemitischen Gedankengutes. Hamer selbst war wegen seiner jahrelangen [[Ryke Geerd Hamer und Antisemitismus|antisemitischen Äußerungen]] nur selten von seinen Anhängern kritisiert oder zurückgewiesen worden. Antisemitisches Gedankengut findet sich auch bei seinem engsten Mitarbeiter [[Helmut Pilhar]], aber auch bei Hameranhänger [[Iwan Wanja Götz]] sowie weiteren Personen der GNM-Szene. Ein bekannter Unterstützer der GNM ist [[Martin Gabling]], der NPD-Kreisvorsitzende in Passau mit Wohnort Ruhstorf.
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Im März 2009 ereignete sich ein skandalöser Auftritt von GNM-Anhängern in der Kronacher Synagoge. In der Gemeinde Kronach hatte sich in der Bevölkerung Widerstand gegen die jahrelangen Aktivitäten eines Dirk Vitz und seiner Frau formiert, die sich für die GNM propagandistisch eingesetzt hatten. <ref>http://www.sueddeutsche.de/856383/664/2772411/Stammtisch-fuer-Scharlatane.html</ref><ref>http://www.np-coburg.de/nachrichten/lokal/kronach/art2396,920133</ref><ref>http://www.psiram.com/media/TG/hamer-kronach.html</ref><ref>http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/quer/quer-video-germanische-neue-medizin-ID1236900674175.xml</ref> Vitz hatte bereits eine so genannte "Niederschrift" des, wegen Volksverhetzung verurteilten, [[Iwan Wanja Götz]] an Bekannte verschickt. Allen Ernstes wird darin behauptet, dass letztendlich 20 Millionen nichtjüdische Patienten sterben mussten, weil die Segnungen der GNM dem Rest der Menschheit von Rabbinern vorenthalten werden. ''"Ein gezielt geplanter weltweiter Genozid"'', heißt es in dem Papier. <ref>http://www.np-coburg.de/nachrichten/lokal/kronach/art2396,920133</ref>
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Im März 2009 kam es zu einer Infoveranstaltung in der örtlichen Synagoge in Kronach, die jedoch von etwa 20 Hameranhängern mit antisemitischen Äußerungen gestört wurde. <ref>http://www.redok.de/content/view/1373/36/</ref> Mit dabei war auch Helmut Pilhar. Im Vorfeld war der Referent Bernhard Wolf laut eigener Auffassung bereits von [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] und Hameranhänger [[Rolf Finkbeiner]] bedroht worden. <ref>http://www.np-coburg.de/nachrichten/regional/frankenbayern/art2592,926015</ref> Im Nachhinein kam es sogar zu einer Morddrohung gegen den GNM-Kritiker Richard Maxheim. Ein unbekannter Anrufer sagte: ''"Maxheim, bei dir hilft nur noch ein Kopfschuss und der wird demnächst erfolgen."'' <ref>http://www.meisenpiep.beepworld.de/kronach.htm</ref> Bernhard Wolf, evangelischer Kirchenrat <ref>http://www.bayern-evangelisch.de/www/index.php</ref>, hatte Hamer in seinem Vortrag als Scharlatan bezeichnet, dessen medizinische Ansichten jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrten.
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Pilhar behauptete in der Synagoge zum Entsetzen der meisten Zuhörer, ''"die jüdische Seite"'' sei dafür verantwortlich, dass die "Germanische Neue Medizin" nicht angewendet werden dürfe. Dadurch würden alle Nicht-Juden dazu gezwungen, ''"sich von der Chemotherapie töten zu lassen"''. Weiterhin sagte Pilhar, dass alle Juden selbst die GNM praktizierten und Ryke Hamer daher als "größter Wohltäter der Juden" bezeichnet werden müsse. Beifall gab es von den etwa 20 Hameranhängern. <ref>http://www.np-coburg.de/nachrichten/regional/frankenbayern/art2592,926015</ref> Auch der NPD-Bezirksverband Oberfranken polemisierte im zynischen Tonfall eines nationalsozialistischen Hetzblattes gegen den ''Kronacher Synagogen-Fanclub''. Kommentar der NPD zum Auftritt der Pilhar-Truppe mit den antisemitischen Äußerungen: ''Die Synagoge wurde auf das Schändlichste entweiht und muß höchstwahrscheinlich demnächst abgerissen werden, sofern Charlotte nicht anreist und Segen bringt. Shalom!''. <ref>http://www.hagalil.com/archiv/2009/03/23/gnm/</ref><ref>http://www.npd-oberfranken.de/index.php?inhalt=190309synagoge</ref>
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Siehe auch: [[Ryke Geerd Hamer und Antisemitismus]]
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==Die Prüfung der GNM durch die Uni Tübingen==
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Die Uni Tübingen hat bekanntlich 1982 Hamers Habilitation über seine Theorien abgelehnt, nachdem der Habilitationsausschuss der Universität seine präsentierte Schrift begutachtet und die Ablehnung begründet hatte. Anhänger von Hamer behaupten jedoch, Hamers Habilitationschrift sei nie gelesen, seine "Neue Medizin" (damals noch nicht "germanisch") nie "geprüft" worden. Das ist definitiv falsch, denn aus dem Urteil eines Prozesses gegen die Uni Tübingen um den Habilitationsversuch geht hervor:
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''"In den Sitzungen des Habilitationsausschusses der Medizinischen Fakultät der Beklagten am 8.12.1981 und 19.1.1982 wurde Prof. Dr. Schrage - Frauenklinik - und Prof. Dr. Wilms - Medizinische Klinik, Abteilung Innere Medizin - beauftragt, über die eingereichte Arbeit ein Fachgutachten zu erstellen. Am 2.2.1982 erstattete Prof. Dr. Schrage sein Gutachten. Darin ist ausgeführt, dass Form und Methodik der Arbeit den Grundregeln einer Habilitationsschrift nicht entsprechen. Der Kläger entwickle seine Ansichten nicht sachlich und prägnant, sondern der Stil der Arbeit sei geprägt durch persönlich-emotionale Momente. Auch nehme er keinerlei Bezug auf die vorhandene umfangreiche Literatur. Die Anschauungen des Klägers seien auch als Spekulation nicht zu akzeptieren.
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''"Auch der Zweitgutachter Prof. Dr. Wilms legte in seinem Gutachten vom 11.3.1982 dar, dass Form und methodisches Vorgehen des Klägers in seiner Arbeit nicht den Regeln einer wissenschaftlichen Publikation entsprechen. Eine Auseinandersetzung mit der Literatur zu den Entstehungstheorien des Krebses fehle vollständig. Der Kläger äußere sich ohne sachliche Argumentation entweder polemisch oder sensitiv als Außenseiter der sogenannten Schulmedizin. Eine wissenschaftlichen Kriterien genügende, reproduzierbare Darstellung der Methodik insbesondere bei der Auswahl des Krankengutes und der Durchführung der Patientengespräche fehle ebenfalls vollständig. Die Nomenklatur des Klägers erwecke in vielen Bereichen den Eindruck einer Pseudowissenschaftlichkeit. Der vom Kläger postulierte zeitliche Zusammenhang zwischen Konflikt und Krebsentstehung sei an keinem der vom Kläger dargestellten Beispiele schlüssig nachgewiesen. Zusammenfassend ist der Gutachter der Auffassung, dass der Fakultät die Annahme der Arbeit als Habilitationsleistung nicht empfohlen werden könne, da diese an gravierenden formalen, methodischen und sachlichen Mängel leide. Am 4.5.1982 lehnte der Habilitationsausschuß der Medizinischen Fakultät nach Bekanntgabe der Gutachten und abschließender Diskussion einstimmig die Anerkennung der eingereichten Arbeit des Klägers als Habilitationsleistung ab."''<ref>Fachgutachten Prof Schrage vom 2.2.1982 zu: ''Arbeit von Herrn Dr. med. Ryke Geerd HAMER "Das HAMER-SYNDROM benannt nach Dirk Geerd Hamer und die EISERNE REGEL DES KREBS''. Beauftragung war am 8.12.1981 durch den Habilitationsausschuss Uni Tübingen</ref><ref>Fachgutachten Prof. Wilms vom 11.3.1982</ref><ref>Urteil Verwaltungsgericht Sigmaringen Az.: 3 K 1180/86 vom 17. Dezember 1986 </ref><ref>http://web.archive.org/web/20040621050547/http://pilhar.com/Hamer/Korrespo/1986/861217.htm</ref>.
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Also: Hamers Habilitationsarbeit über die Neue Medizin wurde gelesen und "geprüft", jedoch wegen definitiver Unwissenschaftlichkeit von der Uni Tübingen abgelehnt. Hamer reagierte auf die Ablehnung seiner Schrift mit der Vorlage weiterer Schriften (inklusive eines Buches) sowie einer Tonbandkassette als ''Habilitationsschrift'', sodass die Universität sich veranlasst sah, Hamer zu fragen, was eigentlich Gegenstand seiner Habilitation sein solle.
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