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Der Radiologe Graeme Morgan aus Sydney veröffentlichte 2004 eine Arbeit zum Thema des Beitrages der Chemotherapie bei Krebs im Falle von Erwachsenen.<ref>Morgan G, Ward R, Barton M. The contribution of cytotoxic chemotherapy to 5-year survival in adult malignancies. Clin Oncol 2004;16:549-60.[http://www.psiram.com/media/Hamer/pdf/graememorgan.pdf]</ref> Der Artikel wird gelegentlich von Anhängern der Germanischen Neuen Medizin genannt, da er ihrer Ansicht nach Hamers Angabe stützen würde, dass nach Einnahme von Zytostatika nur wenige Prozent der Patienten überleben würden. Üblicherweise wird bei der Benennung der Studie keine exakte Quellenangabe gemacht, da ansonsten die Gefahr bestünde, dass aufmerksame Leser die Arbeit auch tatsächlich lesen könnten. Die Lektüre dieser wissenschaftlichen Studie zeigt jedoch, dass Morgan Hamers Aussagen in relevanten, entscheidenden Punkten widerlegt und keinesfalls irgendeine Grundannahme der GNM nach Hamer stützt. So ist im Artikel zu lesen, dass in Australien 63% aller Krebspatienten nach allen bekannten Therapien ihre Krankheit überleben,<ref>[...] Overall cancer survival, following all kinds of treatment, is approximately 63% [...]</ref> was der Hamerangabe von&nbsp;2% widerspricht. Der Radiologe Morgan bezieht sich bei seiner Arbeit nur auf Erwachsene, die bei 22&nbsp;verschiedenen Krebserkrankungen bei nachgewiesenem Malignom ausschließlich mit Zytostatika (zytostatische Chemotherapie) behandelt wurden<ref>[...] solely to cytotoxic chemotherapy in 22&nbsp;major adult malignancies [...]</ref> und kommt zum Ergebnis: ''"So in other words if there was no chemotherapy in Australia, the survival of all patients with cancer would drop from 62% to 60%"'' und bezogen auf die Strahlentherapie sagt er: ''"[...] there is a survival gain with radiotherapy of&nbsp;16.1%."'' Das bedeutet, dass es bei einer Untergruppe von Krebserkrankungen bei Erwachsenen angeblich einen zusätzlichen Nutzen von etwas mehr als 2% alleine durch Zytostatika gäbe, und dies abgeleitet aus Daten vom Stande des Jahres 1998. Und natürlich zeigt diese Arbeit nicht - wie behauptet wird - dass nur&nbsp;2% aller behandelten Krebskranken überleben würde. Aus dem gleichen Datenmaterial leiteten Kritiker von Morgan aber auch&nbsp;6% ab. Nachzulesen in einer Kritik der australischen Onkologen M.&nbsp;Boyer und Eva Segelov und anderen Quellen aus Australien.<ref>The health report: chemotherapy&nbsp;[http://www.abc.net.au/rn/talks/8.30/helthrpt/stories/s1348333]</ref><ref>http://www.australianprescriber.com/upload/pdf/articles/759.pdf</ref> Morgan hat Leukämien nicht mit berücksichtigt, gerade hier kann eine Chemotherapie entscheidend sein. Viele Krebserkrankungen bei denen sich eine Chemotherapie als wirksam erwiesen hat, wurden hier nicht mitgezählt. Z.B. das Chorionkarzinom der Frau (60-90%) und die Leukämien, hier werden Zytostatika gezielt eingesetzt. Es wurden Tumoren bei Kindern und Jugendlichen auch nicht mit berücksichtigt, bei denen Zytostatika eingesetzt werden. So wird die akute lymphatische Leukämie (ALL) zu&nbsp;80% von Kindern überlebt (eine OP kommt hier nicht in Frage), noch vor wenigen Jahrzehnten war dies nur in etwa&nbsp;5% der Fall. Auch waren die gängigen kombinierten Therapien hier nicht das Thema. Andere Autoren nennen zusätzliche Prognosewerte, die für chemotherapeutische Verfahren bei&nbsp;10-15% liegen und sich dann aber auf sämtliche Krebserkrankungen beziehen und Kinder mit einbeziehen.
 
Der Radiologe Graeme Morgan aus Sydney veröffentlichte 2004 eine Arbeit zum Thema des Beitrages der Chemotherapie bei Krebs im Falle von Erwachsenen.<ref>Morgan G, Ward R, Barton M. The contribution of cytotoxic chemotherapy to 5-year survival in adult malignancies. Clin Oncol 2004;16:549-60.[http://www.psiram.com/media/Hamer/pdf/graememorgan.pdf]</ref> Der Artikel wird gelegentlich von Anhängern der Germanischen Neuen Medizin genannt, da er ihrer Ansicht nach Hamers Angabe stützen würde, dass nach Einnahme von Zytostatika nur wenige Prozent der Patienten überleben würden. Üblicherweise wird bei der Benennung der Studie keine exakte Quellenangabe gemacht, da ansonsten die Gefahr bestünde, dass aufmerksame Leser die Arbeit auch tatsächlich lesen könnten. Die Lektüre dieser wissenschaftlichen Studie zeigt jedoch, dass Morgan Hamers Aussagen in relevanten, entscheidenden Punkten widerlegt und keinesfalls irgendeine Grundannahme der GNM nach Hamer stützt. So ist im Artikel zu lesen, dass in Australien 63% aller Krebspatienten nach allen bekannten Therapien ihre Krankheit überleben,<ref>[...] Overall cancer survival, following all kinds of treatment, is approximately 63% [...]</ref> was der Hamerangabe von&nbsp;2% widerspricht. Der Radiologe Morgan bezieht sich bei seiner Arbeit nur auf Erwachsene, die bei 22&nbsp;verschiedenen Krebserkrankungen bei nachgewiesenem Malignom ausschließlich mit Zytostatika (zytostatische Chemotherapie) behandelt wurden<ref>[...] solely to cytotoxic chemotherapy in 22&nbsp;major adult malignancies [...]</ref> und kommt zum Ergebnis: ''"So in other words if there was no chemotherapy in Australia, the survival of all patients with cancer would drop from 62% to 60%"'' und bezogen auf die Strahlentherapie sagt er: ''"[...] there is a survival gain with radiotherapy of&nbsp;16.1%."'' Das bedeutet, dass es bei einer Untergruppe von Krebserkrankungen bei Erwachsenen angeblich einen zusätzlichen Nutzen von etwas mehr als 2% alleine durch Zytostatika gäbe, und dies abgeleitet aus Daten vom Stande des Jahres 1998. Und natürlich zeigt diese Arbeit nicht - wie behauptet wird - dass nur&nbsp;2% aller behandelten Krebskranken überleben würde. Aus dem gleichen Datenmaterial leiteten Kritiker von Morgan aber auch&nbsp;6% ab. Nachzulesen in einer Kritik der australischen Onkologen M.&nbsp;Boyer und Eva Segelov und anderen Quellen aus Australien.<ref>The health report: chemotherapy&nbsp;[http://www.abc.net.au/rn/talks/8.30/helthrpt/stories/s1348333]</ref><ref>http://www.australianprescriber.com/upload/pdf/articles/759.pdf</ref> Morgan hat Leukämien nicht mit berücksichtigt, gerade hier kann eine Chemotherapie entscheidend sein. Viele Krebserkrankungen bei denen sich eine Chemotherapie als wirksam erwiesen hat, wurden hier nicht mitgezählt. Z.B. das Chorionkarzinom der Frau (60-90%) und die Leukämien, hier werden Zytostatika gezielt eingesetzt. Es wurden Tumoren bei Kindern und Jugendlichen auch nicht mit berücksichtigt, bei denen Zytostatika eingesetzt werden. So wird die akute lymphatische Leukämie (ALL) zu&nbsp;80% von Kindern überlebt (eine OP kommt hier nicht in Frage), noch vor wenigen Jahrzehnten war dies nur in etwa&nbsp;5% der Fall. Auch waren die gängigen kombinierten Therapien hier nicht das Thema. Andere Autoren nennen zusätzliche Prognosewerte, die für chemotherapeutische Verfahren bei&nbsp;10-15% liegen und sich dann aber auf sämtliche Krebserkrankungen beziehen und Kinder mit einbeziehen.
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==Peled et al - Studie 2008==
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==Peled et. al.-Studie 2008==
Im August 2008 wurde eine Fall-Kontrollstudie aus Israel zur Frage nach möglichen Korrelationen zwischen dem Brustkrebs der Frau und Optimismus bzw. Depression bekannt,<ref>Peled R, Carmil D, Siboni-Samocha O, Shoham-Vardi I.: Breast cancer, psychological distress and life events among young women, BMC Cancer. 2008 Aug 22;8(1):245. Kostenloser Download:&nbsp;[http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=18721454]</ref> die am 27.&nbsp;August 2008 auch Beachtung in der Bild-Zeitung (Ratgeber gesund-fit) unter der Schlagzeile ''Positiv Denken - Optimismus schützt vor Brustkrebs'' fand. Hamer und seine Jünger waren begeistert, obwohl eine derartige Behauptung zuvor, wie auch die [[NLP]]-Masche [[Positiv Denken]], nie Thema der Neuen Medizin war und die Bild-Zeitung alles andere als zitierbar ist, um wissenschaftliche Ansichten zu dokumentieren. ''Hurrah!'' schrieb Hamer, ''[...] Darf die Germanische Neue Medizin jetzt durchkommen, oder soll sie demnächst Ben Gurion-Medizin oder israelische Medizin heißen? Wir freuen uns über die klugen israelischen Forscher, die heraus gefunden haben, daß Konfliktschocks häufig Brustkrebs bei Frauen hervorrufen [...]'' Aber die retrospektive und somit beweislose Fragebogenarbeit aus Israel kam zu ganz anderen Ergebnissen als Hamer verlautbarte, inklusiver mehrerer Widerlegungen seiner GNM sozusagen als Abfallprodukt.  
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Im August 2008 wurde eine Fall-Kontrollstudie aus Israel zur Frage nach möglichen Korrelationen zwischen dem Brustkrebs der Frau und Optimismus bzw. Depression bekannt,<ref>Peled R, Carmil D, Siboni-Samocha O, Shoham-Vardi I.: Breast cancer, psychological distress and life events among young women, BMC Cancer. 2008 Aug 22;8(1):245. Kostenloser Download:&nbsp;[http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=18721454]</ref> die am 27.&nbsp;August 2008 auch Beachtung in der Bild-Zeitung (Ratgeber gesund-fit) unter der Schlagzeile ''Positiv Denken - Optimismus schützt vor Brustkrebs'' fand. Hamer und seine Jünger waren begeistert, obwohl eine derartige Behauptung zuvor, wie auch die [[NLP]]-Masche [[Positiv Denken]], nie Thema der Neuen Medizin war und die Bild-Zeitung alles andere als zitierbar ist, um wissenschaftliche Ansichten zu dokumentieren. ''Hurrah!'' schrieb Hamer, ''[...] Darf die Germanische Neue Medizin jetzt durchkommen, oder soll sie demnächst Ben Gurion-Medizin oder israelische Medizin heißen? Wir freuen uns über die klugen israelischen Forscher, die heraus gefunden haben, daß Konfliktschocks häufig Brustkrebs bei Frauen hervorrufen [...]'' Aber die retrospektive und somit beweislose Fragebogenarbeit aus Israel kam zu ganz anderen Ergebnissen, als Hamer verlautbarte, inklusive mehrerer Widerlegungen seiner GNM sozusagen als Abfallprodukt.  
Befragt wurden 622&nbsp;junge Frauen mit und ohne Brustkrebs auf Basis einer vorformulierten Arbeitshypothese. Eine Null-Hypothesen wurde dagegen nicht formuliert, was die Aussagekraft der Arbeit einschränkt. Das Wort Neue Medizin oder Hamer taucht natürlich nicht auf. So genannte ''Life Events'' (als ''einschneidend'' betrachtete Lebensereignisse, ohne Beachtung der spezifischen Hamerlehre als ''isolativ erlebte Konflikte'') wurden über einen Fragebogen ermittelt. Als Ergebnis zeigte sich in Bestätigung älterer Arbeiten, dass die erkrankten Frauen signifikant häufiger an Depressionen litten, und signifikant seltener Zeichen eines Optimismus zeigten als die gesunde Vergleichsgruppe. Ein rein statistisches Verfahren gab Anlass zur Vermutung (wörtlich: suggest), dass mehr als ein Life Event positiv mit dem Vorhandensein von Brustkrebs korrelierte. Bei einem einzelnen Life-Event war die Korrelation nicht signifikant. Das heißt: Die Hamer'sche Hypothese der psychogenen Krebsentstehung aufgrund eines einzelnen Life-Events (Hamer-Jargon: Konflikt) ist laut Peled und Kollegen nicht nachweisbar gewesen, hätte aber laut Hamer'schen Postulaten erkennbar werden müssen.
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Befragt wurden 622&nbsp;junge Frauen mit und ohne Brustkrebs auf Basis einer vorformulierten Arbeitshypothese. Eine Null-Hypothese wurde dagegen nicht formuliert, was die Aussagekraft der Arbeit einschränkt. Die Begriffe "Neue Medizin" oder "Hamer" tauchen natürlich nicht auf. So genannte ''Life-Events'' (als ''einschneidend'' betrachtete Lebensereignisse, ohne Beachtung der spezifischen Hamerlehre als ''isolativ erlebte Konflikte'') wurden über einen Fragebogen ermittelt. Als Ergebnis zeigte sich in Bestätigung älterer Arbeiten, dass die erkrankten Frauen signifikant häufiger an Depressionen litten, und signifikant seltener Zeichen eines Optimismus zeigten als die gesunde Vergleichsgruppe. Ein rein statistisches Verfahren gab Anlass zur Vermutung (wörtlich: suggest), dass mehr als ein Life Event positiv mit dem Vorhandensein von Brustkrebs korrelierte. Bei einem einzelnen Life-Event war die Korrelation nicht signifikant. Das heißt: Die Hamer'sche Hypothese der psychogenen Krebsentstehung aufgrund eines einzelnen Life-Events (Hamer-Jargon: Konflikt) ist laut Peled und Kollegen nicht nachweisbar gewesen, hätte aber laut Hamer'schen Postulaten erkennbar werden müssen.
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In der Arbeit ist von einer rein zeitlichen Korrelation die Rede, ohne Erwähnung oder Nachweises eines möglichen kausalen Zusammenhangs und/oder möglicher plausibler Kausalketten. Wir erinnern uns: Hamer selbst sowie etliche seiner Jünger lehnen ansonsten rein zeitliche Korrelationen als ''Beweis'' oder Widerlegung kategorisch ab und verweisen gerne auf den Rückgang von Störchen und dem gleichzeitigen Rückgang der Geburtenrate (wo sie völlig recht haben, denn solche nicht kausalen Korrelationen sind nicht beweiskräftig und werden wissenschaftlich natürlich nicht berücksichtigt). Aber diese Einschränkung war Hamer genauso egal wie gravierende methodische Einschränkungen auf die die Autoren selbst hinwiesen. Nur&nbsp;25% der befragten Frauen beantworteten den Fragebogen, die Mehrheit von&nbsp;75% beantworteten den Fragebogen erst gar nicht. Die Arbeit war auch nicht repräsentativ angelegt: Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin dass die Kontrollgruppe nicht repräsentativ zur gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung sei ([...] The study population can not be considered a representative sample of the relevant population [...]), und weist auf fehlende Randomisierung hin (..and the controls were not randomly selected..). Der Beobachtungszeitraum war mit maximal 4 Jahren deutlich kürzer als die Entwicklungs-Zeit bei Brustkrebs. Depressionen sind bekannte '''Folgen''' einer Krebserkrankung, genauso wie das Fehlen eines allgemeinen Optimismus. Das heisst: auch grundsätzlich positiv eingestellte Frauen können im Rahmen der Belastungen einer Krebserkrankung depressiv werden und somit fälschlich als ursprünglich ''Depressive'' eingeordnet werden. Dies ist eine seit langem diskutierte Problematik derartiger Arbeiten <ref>Schwarz R, Social and psychological differences between cancer and noncancer patients: cause or consequence of the disease? Psychother Psychosom, 1984;41(4):195-9</ref> <ref>Faller H, cancer personality" attribution--an expression of maladaptive coping with illness?, Z Klin Psychol Psychiatr Psychother, 1996 44(1) 104 ..The question is put up to discussion if the psychosomatic concept of a cancer personality may reflect patients' subjective theories which in turn may be the expression of their depressive coping modes...</ref>. Es fragt sich ob Frauen die an Brustkrebs leiden sich nicht mehr bemühen an Life-events zu erinnern. Durch Brustkrebs depressiv Verstimmte (üblicherweise ein Grossteil der Krebspatienten ist depressiv verstimmt) nehmen Stress, Belastungen und Ärger anders wahr, sie könnte also retrospektiv eher unagenehme Life-Events eruiert haben und damit die Studienergebnissse verzerrt gaben. Autor Peled wies zudem in dieser Arbeit darauf hin welche Faktoren (Rauchen, Ernährung, genetische Disposition...) als gesichert bei der Entstehung von Brustkrebs seien <ref> Several risk factors have been documented in the scientific literature, among them are: family history, radiation exposure, androgenic estrogens, nutrition and diet habits, smoking, alcohol consumption, lack of physical activity and lack or short term of breast feeding and social status. However, it was estimated that these factors explain only 40% of the BC cases.</ref>, somit eine klare Nebenbei-Widerlegung der Neuen Medizin bei dieser Fragestellung.  
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Auch für die Psychoonkologin Susanne Singer von der Universität Leipzig hat Peleds Metaanalyse ebenso typische wie offensichtliche Schwächen: Bekannte Risikofaktoren wie Übergewicht und eine späte Geburt des ersten Kindes würden gar nicht abgefragt und bei der Auswertung nicht herausgerechnet. Peled erwähnt an einer Stelle der Veröffentlichung nur lapidar: «Wir gehen davon aus, dass beide Personengruppen recht ähnlich sind.» Fraglich ist auch, ob die brustkrebskranken Frauen schon vor ihrer Diagnose negative Erlebnisse wie den Tod eines Verwandten als derart belastend empfunden haben oder ob sich erst danach ihre Wahrnehmung verschoben hat <ref>http://www.rp-online.de/public/article/wissen/gesundheit/616907/Krebs-Welche-Rolle-spielt-die-Psyche.html</ref>.
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In der Arbeit ist von einer rein zeitlichen Korrelation die Rede, ohne Erwähnung oder Nachweis eines möglichen kausalen Zusammenhangs und/oder möglicher plausibler Kausalketten. Wir erinnern uns: Hamer selbst sowie etliche seiner Jünger lehnen ansonsten rein zeitliche Korrelationen als ''Beweis'' oder Widerlegung kategorisch ab und verweisen gern auf den Rückgang von Störchen und dem gleichzeitigen Rückgang der Geburtenrate (wo sie völlig recht haben, denn solche nicht kausalen Korrelationen sind nicht beweiskräftig und werden wissenschaftlich natürlich nicht berücksichtigt). Aber diese Einschränkung war Hamer genauso egal wie gravierende methodische Einschränkungen, auf die die Autoren selbst hinwiesen. Nur&nbsp;25% der befragten Frauen beantworteten den Fragebogen, die Mehrheit von&nbsp;75% beantworteten den Fragebogen erst gar nicht. Die Arbeit war auch nicht repräsentativ angelegt: Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Kontrollgruppe nicht repräsentativ zur gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung sei ([...] The study population can not be considered a representative sample of the relevant population [...]), und weist auf fehlende Randomisierung hin ([...] and the controls were not randomly selected [...]). Der Beobachtungszeitraum war mit maximal 4&nbsp;Jahren deutlich kürzer als die Entwicklungszeit bei Brustkrebs. Depressionen sind bekannte '''Folgen''' einer Krebserkrankung, genauso wie das Fehlen eines allgemeinen Optimismus. Das heißt: Auch grundsätzlich positiv eingestellte Frauen können im Rahmen der Belastungen einer Krebserkrankung depressiv werden und somit fälschlich als ursprünglich ''Depressive'' eingeordnet werden. Dies ist eine seit langem diskutierte Problematik derartiger Arbeiten.<ref>Schwarz R, Social and psychological differences between cancer and noncancer patients: cause or consequence of the disease? Psychother Psychosom, 1984;41(4):195-9</ref><ref>Faller H, cancer personality" attribution--an expression of maladaptive coping with illness?, Z Klin Psychol Psychiatr Psychother, 1996 44(1) 104 [...] The question is put up to discussion if the psychosomatic concept of a cancer personality may reflect patients' subjective theories which in turn may be the expression of their depressive coping modes [...]</ref> Es fragt sich, ob Frauen die an Brustkrebs leiden, sich nicht mehr bemühen, sich an Life-Events zu erinnern. Durch Brustkrebs depressiv Verstimmte (üblicherweise ist ein Großteil der Krebspatienten depressiv verstimmt) nehmen Stress, Belastungen und Ärger anders wahr, sie könnten also retrospektiv eher unangenehme Life-Events eruiert und damit die Studienergebnissse verzerrt haben. Autor Peled wies zudem in dieser Arbeit darauf hin, welche Faktoren (Rauchen, Ernährung, genetische Disposition, ...) als gesichert bei der Entstehung von Brustkrebs seien,<ref>Several risk factors have been documented in the scientific literature, among them are: family history, radiation exposure, androgenic estrogens, nutrition and diet habits, smoking, alcohol consumption, lack of physical activity and lack or short term of breast feeding and social status. However, it was estimated that these factors explain only 40% of the BC cases.</ref> somit eine klare Nebenbei-Widerlegung der GNM bei dieser Fragestellung.
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Die Arbeit von Peled et al steht ausserdem in Kontrast zu einer grossen Zahl von Arbeiten die sich in der Vergangenheit der gleichen Frage nach Einflüssen von Life-Events (Tod von Angehörigen, Unfälle...) und Krebsentstehung widmeten, aber zu völlig gegensätzlichen Ergebnisse kamen <ref>Edwards JR, The relationship between psychosocial factors and breast cancer: some unexpected results, Behav med, 1990 Spring;16(1):5-14</ref><ref>Barraclough J, Pinder P, Cruddas M, Osmond C, Taylor I, Perry M. Life events and breast cancer prognosis. BMJ 1992;304:1078-81</ref><ref>Kvikstad A, Widowhood and divorce in relation to overall survival among middle-aged Norwegian women with cancer, Br J Cancer 1995 june 71(6) 1343</ref><ref>Bleiker EM, Personality factors and breast cancer development: a prospective longitudinal study, J natl cancer inst, 1996 Oct 16;88(20):1478-82
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Auch für die Psychoonkologin Susanne Singer von der Universität Leipzig hat Peleds Metaanalyse ebenso typische wie offensichtliche Schwächen: Bekannte Risikofaktoren wie Übergewicht und eine späte Geburt des ersten Kindes würden gar nicht abgefragt und bei der Auswertung nicht herausgerechnet. Peled erwähnt an einer Stelle der Veröffentlichung nur lapidar: ''"Wir gehen davon aus, dass beide Personengruppen recht ähnlich sind."'' Fraglich ist auch, ob die brustkrebskranken Frauen schon vor ihrer Diagnose negative Erlebnisse wie den Tod eines Verwandten, als derart belastend empfunden haben, oder ob sich erst danach ihre Wahrnehmung verschoben hat.<ref>http://www.rp-online.de/public/article/wissen/gesundheit/616907/Krebs-Welche-Rolle-spielt-die-Psyche.html</ref>
http://jnci.oxfordjournals.org/cgi/reprint/88/20/1478?ijkey=b a8a8b7de087a2eb6604b0724ae2f4276bc33545&keytype2=tf_ipsecsha</ref><ref>Roberts FD, Self-reported stress and risk of breast cancer, Cancer, 1996 Mar 15;77(6):1089-93</ref><ref>Kvikstad A, Risk and prognosis of cancer in middle-aged women who have experienced the death of a child. Int J Cancer, 1996 july 17 67(2) 165</ref><ref>Giraldi T, Psychosocial factors and breast cancer: a 6-year Italian follow-up study, Psychother Psychosom 1997 66(5) 229</ref><ref>Protheroe D, Stressful life events and difficulties and onset of breast cancer: case-control study, BMJ, 1999 Oct16;319(7216):1027-30</ref><ref>Bleiker EM - van der Ploeg, Psychosocial factors in the etiology of breast cancer: review of a popular link, Pat Educ Couns, 1999 Jul;37(3):201-14</ref><ref>Petticrew M, Cancer-stress link: the truth, 1999 Nurs Times Mar 3-9 95</ref><ref>Butow PN, Epidemiological evidence for a relationship between life events, coping style, and personality factors in the development of breast cancer, J Psychom res, 2000 Sep;49(3):169-81</ref><ref>Lillberg K, Stress of daily activities and risk of breast cancer: a prospective cohort study in Finland, int j cancer, 2001 Mar 15;91(6):888-93</ref><ref>Maunsell E, Stressful life events and survival after breast cancer, Psychosom Med, 2001 Mar-Apr;63(2):306-15 [http://www.psychosomaticmedicine.org/cgi/reprint/63/2/306? ijkey=c89eedfd5ea3b5021d6d4b83a3ccfe4539246efa]</ref><ref>Graham J, Stressful life experiences and risk of relapse of breast cancer: observational cohort study, BMJ, 2002 Jun 15;324(7351):1420 http://www.pubmedcentral.nih.gov/picrender.fcgi?artid=115851&blobtype=pdf</ref><ref>
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Dalton SO, Mind and cancer. Do psychological factors cause cancer? in: Eur J Cancer. 2002 Jul;38(10):1313-23</ref><ref>Duijts SF, The association between stressful life events and breast cancer risk: a meta-analysis, int j cancer, 2003 Dec 20;107(6):1023-9</ref><ref>Hansen PE, Personality traits, health behavior, and risk for cancer: a prospective study of Swedish twin court, Cancer, 2005 Mar 1;103(5):1082-91</ref><ref>Nielsen (Nielsen NR, Stress and breast cancer: a systematic update on the current knowledge. Nat Clin Pract Oncol 2006 Nov;3(11):612-20</ref><ref>Bergelt C, Stressful life events and cancer risk. Br J Cancer 2006 Dec 4;95(11):1579-81</ref><ref>Tschuschke V: Pschoonkologie - Psychologische Aspekte der Entstehung und Bewältigung von Krebs. Stuttgart Schattauer 2002</ref>. Stellvertretend kann hier Dalton (2002) zitiert werden: <ref>Dalton SO, Mind and cancer. Do psychological factors cause cancer? in: Eur J Cancer. 2002 Jul;38(10):1313-23</ref>. Eine Arbeit aus Australien aus dem Jahre 2004 kam bereits zum Ergebnis dass optimistisch gestimmte Lungenkrebspatienten keine bessere Prognose hatten als die übrigen Patienten <ref> Schofield Penelope, Ball D, Smith J, Borland Rm O'Bien P, Davis S, Olver I, Ryan G, Joseph D: Optimism and survival in lung carcinoma patients. Cancer  2004, vol. 100, 6, Seiten 1276-1282  ISSN 0008-543X. Zitat: CONCLUSIONS. There was no evidence that a high level of optimism prior to treatment enhanced survival in patients with NSCLC. Encouraging patients to be positive only may add to the burden of having cancer while providing little benefit, at least in patients with NSCLC. </ref>.
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siehe auch:  
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Die Arbeit von Peled et al. steht außerdem in Kontrast zu einer großen Zahl von Arbeiten, die sich in der Vergangenheit der gleichen Frage nach Einflüssen von Life-Events (Tod von Angehörigen, Unfälle, ...) und Krebsentstehung widmeten, aber zu völlig gegensätzlichen Ergebnisse kamen.<ref>Edwards JR, The relationship between psychosocial factors and breast cancer: some unexpected results, Behav med, 1990 Spring;16(1):5-14</ref><ref>Barraclough J, Pinder P, Cruddas M, Osmond C, Taylor I, Perry M. Life events and breast cancer prognosis. BMJ 1992;304:1078-81</ref><ref>Kvikstad A, Widowhood and divorce in relation to overall survival among middle-aged Norwegian women with cancer, Br J Cancer 1995 june 71(6) 1343</ref><ref>Bleiker EM, Personality factors and breast cancer development: a prospective longitudinal study, J natl cancer inst, 1996 Oct 16;88(20):1478-82 http://jnci.oxfordjournals.org/cgi/reprint/88/20/1478?ijkey=b a8a8b7de087a2eb6604b0724ae2f4276bc33545&keytype2=tf_ipsecsha</ref><ref>Roberts FD, Self-reported stress and risk of breast cancer, Cancer, 1996 Mar 15;77(6):1089-93</ref><ref>Kvikstad A, Risk and prognosis of cancer in middle-aged women who have experienced the death of a child. Int J Cancer, 1996 july 17 67(2) 165</ref><ref>Giraldi T, Psychosocial factors and breast cancer: a 6-year Italian follow-up study, Psychother Psychosom 1997 66(5) 229</ref><ref>Protheroe D, Stressful life events and difficulties and onset of breast cancer: case-control study, BMJ, 1999 Oct16; 319(7216):1027-30</ref><ref>Bleiker EM - van der Ploeg, Psychosocial factors in the etiology of breast cancer: review of a popular link, Pat Educ Couns, 1999 Jul;37(3):201-14</ref><ref>Petticrew M, Cancer-stress link: the truth, 1999 Nurs Times Mar 3-9 95</ref><ref>Butow PN, Epidemiological evidence for a relationship between life events, coping style, and personality factors in the development of breast cancer, J Psychom res, 2000 Sep;49(3):169-81</ref><ref>Lillberg K, Stress of daily activities and risk of breast cancer: a prospective cohort study in Finland, int j cancer, 2001 Mar 15; 91(6):888-93</ref><ref>Maunsell E, Stressful life events and survival after breast cancer, Psychosom Med, 2001 Mar-Apr; 63(2):306-15 [http://www.psychosomaticmedicine.org/cgi/reprint/63/2/306]</ref><ref>Graham J, Stressful life experiences and risk of relapse of breast cancer: observational cohort study, BMJ, 2002 Jun 15;324(7351):1420 http://www.pubmedcentral.nih.gov/picrender.fcgi?artid=115851&blobtype=pdf</ref><ref>Dalton SO, Mind and cancer. Do psychological factors cause cancer? in: Eur J Cancer. 2002 Jul;38(10):1313-23</ref><ref>Duijts SF, The association between stressful life events and breast cancer risk: a meta-analysis, int j cancer, 2003 Dec 20; 107(6):1023-9</ref><ref>Hansen PE, Personality traits, health behavior, and risk for cancer: a prospective study of Swedish twin court, Cancer, 2005 Mar 1; 103(5):1082-91</ref><ref>Nielsen (Nielsen NR, Stress and breast cancer: a systematic update on the current knowledge. Nat Clin Pract Oncol 2006 Nov; 3(11):612-20</ref><ref>Bergelt C, Stressful life events and cancer risk. Br J Cancer 2006 Dec 4; 95(11):1579-81</ref><ref>Tschuschke V: Psychoonkologie - Psychologische Aspekte der Entstehung und Bewältigung von Krebs. Stuttgart Schattauer 2002</ref> Stellvertretend kann hier Dalton (2002) zitiert werden:&nbsp;<ref>Dalton SO, Mind and cancer. Do psychological factors cause cancer? in: Eur J Cancer. 2002 Jul; 38(10):1313-23</ref>. Eine Arbeit aus Australien aus dem Jahr 2004 kam bereits zum Ergebnis, dass optimistisch gestimmte Lungenkrebspatienten keine bessere Prognose hatten als die übrigen Patienten.<ref>Schofield Penelope, Ball D, Smith J, Borland Rm O'Bien P, Davis S, Olver I, Ryan G, Joseph D: Optimism and survival in lung carcinoma patients. Cancer  2004, vol. 100, 6, Seiten 1276-1282 ISSN 0008-543X. Zitat: CONCLUSIONS. There was no evidence that a high level of optimism prior to treatment enhanced survival in patients with NSCLC. Encouraging patients to be positive only may add to the burden of having cancer while providing little benefit, at least in patients with NSCLC.</ref>
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Siehe auch:
 
*[[Opfer der Germanischen Neuen Medizin]]
 
*[[Opfer der Germanischen Neuen Medizin]]
 
*[[Plagiate und Nachahmer der Germanischen Neuen Medizin]]
 
*[[Plagiate und Nachahmer der Germanischen Neuen Medizin]]
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