GcMAF-Therapie

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Die GcMAF-Therapie ist eine in der Alternativmedizin anzutreffende Form einer Immuntherapie, die gegen Krebs, AIDS, Autismus und Immunerkrankungen angeboten wird. Wirksamer Wirkstoff soll ein körpereigenes Eiweiß mit der Bezeichnung GcMAF sein. GcMAF ist die Abkürzung von "vitamin D 3-binding protein (Gc protein)-derived macrophage activating factor". Auch gegen das Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) soll es angeblich wirken.[1] Klinische Wirksamkeitsnachweise liegen jedoch nicht vor. Die Therapie geht auf den amerikanischen Krebsimmunologen Nobuto Yamamoto zurück.

Anbieter und Vermarktung

Es gibt mehrere GcMAF-Anbieter.

  • Trevor Banks aus Evere bei Brüssel in Belgien.[2] Die Vermarktung des GcMAF erfolgt sehr agressiv. Auf den Seiten des Anbieters trifft man auf eine Vielzahl von Links zu Bestellformularen. Über die Herkunft des Produktes stellt der Anbieter keine Angaben zur Verfügung, jedoch kann man in verschiedenen Internetforen lesen, dass GcMAF angeblich aus einer Krebsklinik in Nassau (Bahamas) stammt und vom Patienten entweder selbst abgeholt werden muss oder die Behandlung vor Ort stattfindet.[3]
  • David Noakes, Politiker der englischen rechtsextremen Partei UKIP und Medizinlaie, ist ebenfalls Anbieter von GcMAF.

In Deutschland wird die GcMAF-Therapie unter anderem in der Klinik St. Georg im bayrischen Bad Aibling angeboten[4] und auf dem 10. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin e.V. am 29. September 2012 vorgestellt.[5]

Es wird immer wieder betont, dass das GcMAF nicht patentierbar ist und damit impliziert, die Herstellung durch große Pharmakonzerne sei somit nicht lohnend (siehe: Angebliche Unterdrückung nicht patentierbarer Wirkstoffe). Teilweise kursieren im Internet Aussagen, dass die "Chemotherapie-Lobby" die GcMAF-Therapie bewusst unterdrücke, was ihre geringe Bekanntheit und Verbreitung erkläre.

Vorkommen und Funktionen des GcMAF-Proteins im Körper

Das GcMAF ist ein körpereigenes Protein, das bestimmte weiße Blutkörperchen, die Makrophagen, aktiviert. Es wird in der Leber aus dem Vitamin-D-bindenden Protein (DBP) synthetisiert.[6]

Das DBP ist ein Glycoprotein aus der Familie der Albumine und dient in Wirbeltieren u.a. der Bindung und dem Transport von Vitamin D-Metaboliten. Beim Menschen kommt es vor allem in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis), im Aszites (Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle bei Bauchwassersucht) und auf der Oberfläche einiger Zelltypen vor.

Das Vitamin-D-bindende Protein ist das wichtigste Trägerprotein für Vitamin D3 und seine Metaboliten. Darüber hinaus haben klinische Studien und Tierversuche gezeigt, dass DBP ein wichtiger Faktor bei der Entfernung von Aktin aus dem Blutplasma ist, das bei Gewebezerstörungen (Nekrosen) oder Verletzungen freigesetzt wird.

Behauptete Wirkungsweise der Therapie

GcAMF soll laut Anbieter stark immunstimulierend sein, da es im Körper die Makrophagen stimuliert, die dann maligne Zellen aufspüren und eliminieren sollen. Allerdings geben die Krebszellen das Enzym Alpha-N-Acetylgalactosaminidase (Nagalase) ab, welches GcAMF neutralisiert. Deshalb seien mehrere Injektionen GcAMF nötig, um diesen Effekt auszuschalten. Ein niedriger Blutspiegel an Nagalase soll demnach einen Therapieerfolg beweisen.[7] Die Nagalase dient demnach als Tumormarker.

Die Therapie soll Tumore angeblich restlos beseitigen.

Ablauf und Kosten der Therapie

Die therapeutische Anwendung von GcMAF erfolgt über wöchentlich verabreichte Injektionen. Zusätzlich werden parallel dazu Bluttests zu Bestimmung des Spiegels des Enzyms Alpha-N-Acetylgalactosaminidase (Nagalase) und Vitamin D vorgenommen, die alle acht Wochen durchgeführt werden sollen.[8] Die Nagalase soll dabei als Tumormarker dienen. Es wird von Tumorzellen ausgeschüttet und unterdrückt die Wirkung von GcMAF.[9]

Über die Gesamtdauer der Therapie macht der Anbieter keine Angaben. Eine Ampulle GcMAF kostet 600 Euro und ist laut dessen Angaben ausreichend für acht Injektionen. Somit betragen die Kosten pro Injektion 75 Euro.[10] Die Klinik St. Georg in Bad Aibling gibt auf einem Informationsblatt eine Behandlungsdauer von 32 bis 50 Injektionen an, was einem Preis zwischen 2.400 und 3.750 EUR entspricht.[4]

Kritik

Produktqualität

Die Herstellung von Proteinen ist ein komplizierter Vorgang. Entweder werden sie aus tierischen oder pflanzlichen Materialien extrahiert oder von gentechnisch veränderten Organismen, meist Bakterien, hergestellt. Es ist daher fraglich, ob ein solches Produkt tatsächlich zu dem angegebenen Preis hergestellt werden kann bzw. was und wieviel von der Substanz in dem Präparat enthalten ist. Daneben stellt sich die Frage nach der Reinheit des Produktes, denn biologisch wirksame Proteine müssen hoch aufgereinigt sein.

Nebenwirkungen

Die Aussage des Vertreibers, dass GcMAF harmlos und gleichzeitig ein potentes Immunstimulanz sei, ist in sich widersprüchlich. Wäre das Präparat tatsächlich so hoch wirksam, gäbe es auch Nebenwirkungen, zum Beispiel Entzündungsreaktionen oder Fieber.

Makrophagen bei der Tumorabwehr

Makrophagen sind nur ein Teil bei der Immunabwehr. Sie dienen als Antigen-repräsentierende Zellen bei der Aktivierung der Immunantwort und zur Beseitigung von Zelltrümmern durch Phagozytose. Makrophagen wirken im Gegensatz zu Lymphozyten relativ unspezifisch.

Eine Immunantwort ist ein sehr komplexer Vorgang, sodass es unplausibel ist, dass die Aktivierung eines einzelnen und relativ unspezifisch wirkenden Bestandteils des Immunsystems einen Tumor restlos beseitigen kann.

Nagalase als Tumormarker

Tumorassoziierte Nagalase unterscheidet sich in den biochemischen Eigenschaften von der normalen Nagalase. Erstere verringert die Wirkung des GcAMF auf die Makrophagen. Allerdings ist nicht sicher, ob diese Eigenschaften für einen Tumormarker ausreichend sind.[11]

Studienlage

Einige Studien in vitro, mit Versuchstieren (Mäuse) oder kleinen Patientenkollektiven zeigten, dass eine antitumoröse Wirkung des GcMAF-Proteins möglich wäre[6], allerdings ist eine Wirksamkeit auf klinischer Basis bisher nicht nachgewiesen. Der Anbieter der Therapie verweist neben positiven Patientenberichten auf seiner Webseite auf einen Prof. Yamamoto, der angeblich 30 Krebspatienten sowie eine nicht benannte Anzahl von HIV-Patienten vollständig und ohne Rezidive mit der GcMAF-Therapie geheilt haben soll. Glaubwürdige Belege dafür fehlen. Auch für die Referenzen des Anbieters fehlen wissenschaftliche Belege, wie etwa peer reviewed Publikationen in Fachzeitschriften.[12] Die Aussage, dass das GcMAF Krebs heile, ist daher nicht zulassig.

Wissenschaftlich belegte Wirksamkeitsnachweise bei anderen Erkrankungen wie AIDS, Autismus und Immunerkrankungen existieren nicht.

Links

Quellenverzeichnis

  1. www.dr-bieger.de/gc-maf-als-therapeutikum-bei-cfs/
  2. Clos de Balade 21, B-1140 Evere - www.gc-maf.de/de/kontakt.html
  3. http://forum.prostatakrebs-bps.de/showthread.php?5803-Vortrag-von-Dr-Eichhorn-in-unserer-SHG
  4. 4,0 4,1 http://www.klinik-st-georg.de/fileadmin/publikationen/informiert/17_KSG_DrDouwes_Info_GcMAF.pdf
  5. dgeim.de/page80/page22/page199/page199.html
  6. 6,0 6,1 Nobuto Yamamoto, Hirofumi Suyama,† and Nobuyuki Yamamoto: Immunotherapy for Prostate Cancer with Gc Protein-Derived Macrophage-Activating Factor, GcMAF Transl Oncol. 2008 July; 1(2): 65–72. PMCID: PMC2510818
  7. www.gc-maf.de/de.html
  8. www.gc-maf.de/de/empfohlene-bluttests.html, Webseite des Anbieters
  9. englischer Wikipedia -Artikel zur A-N-acetylgalactosaminidase
  10. www.gc-maf.de/de/startseite.html, Webseite des Anbieters
  11. http://en.wikipedia.org/wiki/A-N-acetylgalactosaminidase
  12. www.gc-maf.de/de/referenzen.html