GNM-Verifikationen

Beispiel einer typischen GNM-Verifikation

Die Vertreter der Germanischen Neuen Medizin (GNM) nach Ryke Geerd Hamer behaupten, diese sei über 30-mal "verifiziert" worden. Ganz abgesehen davon, dass die "Verifikation" in der Wissenschaft seit den 1930er Jahren nicht mehr angewendet wird, finden sich in den Veröffentlichungen von Helmut Pilhar über die GNM lediglich 15 "Verifikationen". Da Pilhar wirklich jedes Schriftstück über die GNM veröffentlicht, gleich ob Privatkorrespondenz, Zeitungsartikel, amtliches Dokument etc., darf man davon ausgehen, dass es auch nur diese 15 gibt und nicht 30. Da die Anhänger der GNM darauf ihre Doktrin basieren, sollen diese "Verifikationen" genauer gewürdigt werden.

Angebliche Verifikationen

Die Verifikation von Löwenstein (1982)

 
Schreiben von S. Nagorny

Diese „Verifikation“ des damaligen Chefarztes der Abteilung für Anästhesie, Lungenphysiologie und Allergologie besteht aus einer achtzeiligen Bescheinigung, dass Hamer unter der Anwesenheit der jeweiligen Stationsärzte fünf Patienten untersucht habe und je fünf Kriterien der „eisernen Regel des Krebses“ erfüllt sieht. Zur Methodik der Untersuchungen und Art der festgestellten Daten nimmt das Dokument keine Stellung. Da die Anwesenheit des jeweiligen Stationsarztes gar nichts beweist, ist dies als Verifikation völlig ungeeignet.

Überprüfung durch Dr. E. Brauchle, Radiologe

 
Schreiben von Brauchle

Hierbei handelt es sich um eine zehnzeilige Bestätigungsbescheinigung des Radiologen, dass diverse Kollegen niemals einen „Hamer-Herd“ haben wachsen sehen, und dass ein „Hamer-Herd“ der nicht wächst, kein bösartiger Tumor sein könne. Die Intention der Bescheinigung wird nicht klar, zudem sie sich auf „folgende Kollegen“ bezieht, diese aber gar nicht genannt werden. Als „Verifikation“ ist dies völlig ungeeignet.

Überprüfung in Wien, September 1984

Hierbei handelt es lediglich sich um eine Vereinbarung über eine zukünftig durchzuführende Studie an der kardiologischen Uniklinik in Wien, „die überschlagsmäßig den möglichen Zusammenhang zwischen Herzinfarkt, Revierkonflikt und Veränderungen im Gehirn, und zwar rechtstemporal in Form eines sogenannten HAMERschen HERDES, klären soll.“ Bei Voruntersuchungen an acht Patienten seien interessante Zusammenhänge entdeckt worden, die näher untersucht werden sollen. Es handelt sich daher nicht um eine „Verifikation“ sondern um eine Verabredung zu einer weiteren Untersuchung, die offenbar nie stattgefunden hat. Als "Verifikation ist auch dies völlig ungeeignet.[1]

Eine weitere „Verifikation“ aus Wien, Dezember 1988

 
Schreiben Wiener Ärzte von Dezember 1988

Ein 13 Zeilen umfassendes "Schreiben" ohne Briefkopf, in dem fünf Unterzeichner (darunter Hamer selbst) die Reproduzierbarkeit der „eisernen Regeln des Krebses“ an sieben Patienten gefunden haben wollen. Ein Stempel weist den Wiener Arzt Jörg Birkmayer als Unterzeichner aus. Über Methodik der Untersuchungen und exakte Ergebnisse bietet das Dokument keinerlei Informationen. Als "Verifikation" ist es daher völlig ungeeignet.[2]

Gmünder „Verifikation“ an einer Zahnarztfrau

Ein neunzeiliges Schreiben eines Zahnarztes, in dem er bestätigt, dass er gemeinsam mit Hamer und einer praktischen Ärztin aus Wien, die bereits an einer anderen „Verifikation“ teilnahm, die „eisernen Regeln des Krebses“ an seiner Ehefrau überprüft und bestätigt gefunden habe. Wieder kein Hinweis auf Methodik und genaue Ergebnisse, zudem der Zusatz des Zahnarztes, dass er ab sofort die „EISERNE REGEL DES KREBS auf die Erkrankungen der Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten anzuwenden“ gedenke. Als Verfikation ebenfalls völlig ungeeignet.

Münchner „Verifikation“ vom März 1989

18-zeilige, notariell beglaubigte Abschrift, mit der 15 Personen (einschl. Hamer selbst) versichern, dass an 27 untersuchten Patienten die „eisernen Regeln des Krebses“ nachgewiesen worden seien. Keine Angaben zur Methodik, keine Daten zu den Untersuchungsergebnissen und teilweise exakt derselbe Wortlaut wie bei der Wiener „Verifikation“ von 1988. Als Verifikation ist daher auch dieses Schreiben völlig ungeeignet.[3]

Die unleserliche Verifikation

Es handelt sich um ein vollkommen unleserliches 13-zeiliges Schreiben[4] von der französischen „Association Stop au Cancer“ mit vielen ebenso unleserlichen Unterschriften, darunter offenbar wieder die von Hamer selbst. Das Satzbild erinnert aber stark an die „Verifikation“ von Namur (s.u.). Als Verifikation ist dieses Schreiben völlig ungeeignet.

„Verifikation“ der Firma Siemens (1989)

 
Schreiben der Firma Siemens

Hierbei handelt es sich um eine Bescheinigung der Fa. Siemens von 1989 über acht Ausschlusskriterien von Artefakten im Hirn-CT. Dieses Schreiben, das seltsamerweise auch von Hamer selbst unterzeichnet wurde, kann nicht als Nachweis für die Richtigkeit der „eisernen Regeln des Krebses“ dienen. Heutzutage ist bekannt, dass es sich bei den von Hamer beschriebenen und nach sich selbst benannten Ringen um Artefakte handelt, die durch schlecht abgeglichene Detektoren oder aufgrund von Detektorausfälle auftreten. Vor allem bei Geräten der dritten Generation (ab 1974) sind diese Artefakte bekannt. Die Bescheinigung der Firma Siemens zertifiziert definitiv nicht, dass es sich bei den von Hamer beobachteten Ringen nicht um Artefakte handelt. In seiner „Kurzeinführung in die Neue Medizin“ schreibt Hamer: „Ich meldete mich mit einem „Anliegen“ bei dem Chef der Computertomographie-Abteilung der Herstellungsfirma Siemens, Herrn Feindor. Wir hatten eine angenehme Besprechung, in deren Verlauf ich ihn bat, dass wir beide miteinander zusammen festlegen möchten, welche Kriterien beim Ringartefakt erfüllt sein müssten und wann sicher kein Ringartefakt vorliegen könne. Herr Feindor ist Ingenieur, und wir hatten überhaupt keine Probleme die Bedingungen festzulegen, die in diesem oder in jenem Fall erfüllt oder nicht erfüllt sein dürften. Das war am 18.12.89. Am 22.12.89 wurde das endgültige Protokoll unterzeichnet.“

Hamer legte also die Kriterien für die Artefakte selbst fest. Andererseits schreibt Hamer selbst, dass kein Artefakt des CT vorliege, wenn eine Struktur auch im NMR (Kernspintomographie) oder in der Wiederholung des CT mit anderer Positionierung des Patienten nachzuweisen wäre. Das ist auch vollkommen logisch und nachvollziehbar. Nur konnte ein Hamer-Herd bislang noch nie in einem NMR nachvollzogen werden. In Hamers Aufzeichnungen findet sich kein einziger Fall eines Patienten, bei dem ein und derselbe „Hamer-Herd“ sowohl im cCT als auch im NMR zu finden gewesen wäre. Auch fehlt bislang jeder Beleg dafür, dass jemals ein „Hamer-Herd“ bei einem erneuten CT an gleicher Stelle wieder gefunden worden wäre. Das Schreiben der Firma Siemens ist daher als Verifikation 'völlig ungeeignet'.

Protokoll der Ärztekonferenz vom 12./13. Mai 1990 in Namur

 
Schreiben von belgischen Ärzten aus Namur (Mai 1990)

Die elfzeilige Übersetzung des Protokolls[5] einer Ärztekonferenz in Namur (Belgien) vom 12. und 13. Mai 1990 bestätigt die Richtigkeit der „eisernen Regeln des Krebses“, welche anhand von sechs Patienten untersucht worden sein soll. Auch hier werden keine Details über genaue Ergebnisse und Methodik mitgeteilt. Zusätzlich werden die Namen der teilnehmenden Ärzte nicht erwähnt. Als Verifikation ist dieses Protokoll 'völlig ungeeignet'.

Schreiben von Prof. Stemmann an den Dekan der med. Fakultät Düsseldorf

Ernst August Stemmann beschreibt die positive Überprüfung der „eisernen Regel[n] des Krebses“ anhand von 24 Patienten, ohne auf Details einzugehen. Diese kündigt er in einer „ausführlichen Dokumentation samt detailliertem Prüfbericht“ an, der sich jedoch nicht ermitteln lässt. Pilhar hat den Bericht offensichtlich nicht veröffentlicht, was angesichts seines üblichen Vorgehens in dieser Hinsicht auffällig ist. Stemmann kennt als Wissenschaftler die Gepflogenheiten für den Nachweis neuer Hypothesen. Sein Schreiben an den Dekan stellt natürlich keine „Verifikation“ dar und die ausführliche Dokumentation ist nicht einsehbar. Ob dies darauf zurückzuführen ist, dass es diese Dokumentation gar nicht gibt, oder ob sie ein Hamer nicht genehmes Ergebnis erbrachte, kann an dieser Stelle nur vermutet werden. Aufgrund einer diesbezüglichen Anfrage teilte Stemmann Prof. Klosterhalfen mit: „Es wurde kein Bericht ausgefertigt“.[6] Interessant ist auch, dass Hamer gerade Stemmann als Zeugen aufruft, der ja bekanntlich sein Intimfeind wurde, nachdem er aus der „Neuen Medizin“ die „Metamedizin“ machte. Als Verifikation ist dieses Schreiben völlig ungeeignet.[7]

Siehe: Gelsenkirchener Behandlungsverfahren nach Stemmann

„Bestätigung“ von Burgau, 1993

 
Willibald Stangl

Hier wird Hamer auf eigenem Briefpapier(!) von Dr. Stangl und dem praktischen Arzt Dr. Limberger die Richtigkeit seiner Thesen bescheinigt.[8] Zwölf Patienten seien untersucht worden; es gibt jedoch keine weiteren Hinweise zur Durchführung der Untersuchungen und zu den Ergebnissen. Als Verifikation ist dieses Schriftstück daher völlig ungeeignet.

Die „Verifikation“ bzw. "Bestätigung" von Trnava (1998)

Die häufig in GNM-Kreisen zitierte „Verifikation“ der Fakultät für Krankenpflege und Sozialhilfe der Universität der slowakischen Stadt Trnava (deutsch Tyrnau), die von Hamer auch als „amtliche Verifikation“ bezeichnet wird, entstand während des von Hamer angestrebten Habilitationsverfahrens, bei dem seine Arbeit jedoch, wie bereits vorher in Tübingen, nicht angenommen wurde (siehe Eklärung J. Miklosko: [2]). Anstatt der erhofften Habilitationsurkunde erhielt Hamer, sozusagen als Trostpflaster, eine in fehlerhaftem Deutsch verfasste „Bestähtigung“. Dieses Schreiben konstatiert z.B.: „Es sollte festgestellt werden, ob nach naturwissenschaftlichen Regeln der Reproduzierbarkeitsprüfung die Verifikation seines Systems festgestellt werden konnte. Dies war der Fall.“ Das heißt im Grunde nichts anderes, als dass Hamers Gedankenkonstrukt in sich geschlossen ist. Weiterhin wird festgestellt: „Von den jeweils etwa 100 Fakten, die man bei jeder Einzelerkrankung nach den Regeln der "NEUEN MEDIZIN" abfragen kann, konnten zwar in Ermangelung vollständiger Untersuchungsbefunde nicht alle Fakten abgefragt werden, aber die abgefragten Fakten zeigten, daß alle Naturgesetze der "NEUEN MEDIZIN" erfüllt waren.“ Es gab also keine vollständigen Untersuchungsergebnisse, aber die lückenhaften Daten, auf die man jedoch erst gar nicht eingeht, genügen angeblich, um die „Naturgesetze der NM“ als erfüllt anzusehen. Auch sonst bietet diese Bestätigung keine Hinweise zur Durchführung der Untersuchungen und zu den einzelnen Ergebnissen.

Das Schriftstück stammt angeblich von der Universität Trnava. Diese verfügt jedoch nicht über eine echte medizinische Fakultät. Daher kann vielleicht auch nicht erwartet werden, dass sich diese Universität mit den Regeln medizinisch-wissenschaftlicher Veröffentlichungen auskennt. Seltsam ist jedoch die Passage aus einem Brief eines der Unterzeichnenden auf der „Verifikation“, Prof. Jozef Miklosko, der schreibt: „Im Rahmen des Habilitationsverfahrens fanden in Bratislava und in Trnava am 8.-9.9.1998 Verifikationsuntersuchungen an 7 Patienten statt. Bei diesen Untersuchungen waren 8-10 Professoren und Dozenten anwesend. Über alle diese Fälle ist eine von Dr. Hamer ausgearbeitete Dokumentation vorhanden, die in 3 Kopien an der Universität Trnava aufgehoben sind. Eine Urkunde wurde am 11.9.1998 ausgearbeitet und von drei verantwortlichen Personen signiert. Diese drei Unterzeichneten haben den Eindruck gewonnen, daß die Frage der möglichst baldigen Anwendung der "NEUEN MEDIZIN" dringend weiterverfolgt werden sollte. Die Unterzeichneten sind im Besitz der 3 Originalausfertigungen und Dr. Hamer ist im Besitze von weiteren 2 Kopien. Am 12.9.1998 habe ich ein einstündiges Interview mit Dr. Hamer gehabt. Dr. Hamer ist im Besitze des Videofilmes und ich besitze die Tonaufnahme.“[9]

Diese Dokumentation ist jedoch offenbar nirgends aufzufinden, so dass ihre Existenz fraglich wird. Auch in der Sammlung von Pilhar ist sie nicht erwähnt; dies ist bemerkenswert, da Pilhar üblicherweise alles veröffentlicht, was sich mit der GNM befasst, und dies ohne Rücksicht darauf, ob die einzelne Veröffentlichung in seinem Sinne brauchbar bzw. sinnvoll ist oder womöglich eine Peinlichkeit darstellt. Möglich ist natürlich, dass Hamer sie Pilhar vorenthalten hat, wobei offen bleiben muss, aus welchem Grunde dies geschah.

Miklosko äußert sich im erwähnten Schreiben über Hamers angestrebte Habilitation an der Uni Trnava: Nach dem Habilitationsvortrag von Dr. Hamer in Trnava würdigte die Kommission "sein Interesse um die Gesamteinstellung an dem jeweiligen Patienten und seine Standhaftigkeit bei dem Suchen nach neuen Zusammenhängen zwischen dem subjektiven psychologischen Erlebnissen und den darauf folgenden organischen Erscheinungen". Die Kommission sei in geheimer Abstimmung „zu dem Schlusse gelangt, daß in der präsentierten Form das Habilitationsverfahren nicht fortgesetzt werden kann.“ Das widerspricht ganz klar der angeblichen „Verifikation“ und ist wohl das vernichtendste Urteil, das man sich akademisch einhandeln kann: Man „würdigt“ Hamers Standhaftigkeit und sein Interesse. Das ist mit der bekannten Formel aus Arbeitszeugnissen vergleichbar: "Er war stets bemüht", sprich: Er brachte nichts Vorzeigbares zustande.

Des Weiteren war die Präsentation offenbar so schwach, dass man darauf verzichtete, Hamers Habilitation fortzusetzen. Dies steht offensichtlich in deutlichem Widerspruch zur angeblich erteilten amtlichen Verifikation. Die Ablehnung der Habilitation wird vom Rektor der Uni Trnava, Prof. Soltés, auch in einem Schreiben an den Dekan der medizinischen Fakultät der Uni Graz bestätigt.[10] Letzterer vermutet in einem Schreiben an den Direktor der steirischen Ärztekammer eine Fälschung der „Verifikationsurkunde“. In den Archiven der Uni Trnava findet sich keine Aufzeichnung über diese „Verifikation“, was wiederum überhaupt nicht den wissenschaftlichen Gepflogenheiten entspricht.[11]

 
Prof. Krcmery

Der Dekan der Universität, Prof. Vladimir Krcmery, äußerte sich folgendermaßen zu dem umstrittenen einseitigen Papier: „Ein Kommission, bestehend aus 33 Medizinern, hat seine Methoden überprüft. Und für falsch befunden. Darum wurde ihm im September 1998 ein negativer Bescheid zugestellt.“[12] Zudem befinde sich die sogenannte Verifikationsurkunde gar nicht im Archiv der medizinischen Fakultät, habe auch keine Ausgangsnummer (Evidenznummer) einer regelkonformen Urkunde der Universität. Außerdem sei Hamer bei dem Versuch, sich an seiner Universität zu habilitieren, durchgefallen.

Hamer kommentierte diese „Verifikation“ aber: „Nach naturwissenschaftlichen Regeln darf eine offizielle Verifikation einer Universität nur dadurch außer Kraft gesetzt werden, daß die andere (falsifizierte) Seite, nämlich die sog. Schulmedizin, das Gegenteil beweist. Dies aber kann sie nicht. Denn mit 5000 Hypothesen kann sie überhaupt nichts beweisen, widerlegen oder verifizieren.“ Aber noch weniger wie es heutzutage nach den von Hamer beschworenen naturwissenschaftlichen Regeln „Verifikationen“ gibt, gibt es „offizielle“ oder „amtliche Verifikationen“ oder Falsifikationen. Nach den anerkannten naturwissenschaftlichen Regeln gilt jedoch: wer eine These aufstellt, muss selbst dafür sorgen, dass er Beweise dafür bringt. Und eben dies ist Hamer auch mit seinem vorläufig letzten Versuch einer eigenen „Verifikation“ nicht gelungen. Als Verifikation ist das Schriftstück der Universität Trnava völlig ungeeignet.[13]

Schreiben von Karl Probst an Claus von Trotha

Das Schreiben Probsts[14] ging an Claus von Trotha, den ehemaligen baden-württembergischen Minister für Wissenschaft und Forschung. Neben den in der GNM-Szene üblichen Falschdarstellungen, die "GNM" sei von der Medizin nicht untersucht und Hamers Habilitationsersuchen von der Uni Tübingen rechtswidrig abgelehnt worden, finden sich die Halbsätze: "... und konnte deren (Anm.: Arbeit von Hamer) Richtigkeit vereinzelt auch in der Praxis überprüfen" sowie: "... kann ich als Praktiker seine (Anm.: Hamers) Ergebnisse bestätigen." Nähere Auskünfte zu Daten, Untersuchungsergebnissen etc. gibt es auch in diesem Schreiben nicht. Als Verifikation ist dieses Schreiben daher völlig ungeeignet.

Zeugenaussage des Marc Fréchet[15]

Es wird nicht deutlich, aus welchem Anlass Fréchet diese Aussage[16] tätigte, auch der Inhalt bleibt recht nebulös. So beschreibt Fréchet zwar, er habe über 600 Patienten in drei Gruppen betreut, von denen die meisten Überlebenden der Gruppe der Behandlungsverweigerer angehörten. Über die einzelnen Diagnosen, die bereits durchgeführten und abgelehnten medizinischen Behandlungen und die Art seiner Therapie schweigt er sich jedoch aus. Insbesondere wäre hier die Homogenität der drei Gruppen von größter Bedeutung. Erfahrungsgemäß findet man jedoch bei Patienten mit der besten Prognose auch am häufigsten diejenigen, die eine (weitere) Therapie, nämlich eine adjuvante Chemotherapie oder Bestrahlung verweigern. Davon ausgehend, dass es sich bei den beschrieben Patientinnen um Frauen mit einem nachgewiesenen Mamma-Karzinom gehandelt hat, muss ja bereits vorher eine histologische Untersuchung des Tumors stattgefunden haben, die zumeist im Rahmen einer Tumorresektion, also einer Operation erfolgt. Wurde der Tumor komplett entfernt (sog. R0-Resektion) und zudem keine befallenen Lymphknoten entdeckt, ist die Prognose grundsätzlich gut. Solchen Patientinnen ist erfahrungsgemäß eine adjuvante Therapie, die zumeist mit Nebenwirkungen verbunden ist, schwer zu vermitteln, aber auch ohne die adjuvante Therapie besitzen sie die größten Langzeitüberlebenschance. Dann ist aber die Bezeichnung der 2. Gruppe „[...] die die medizinische Behandlung entschieden ablehnten“ falsch, denn diese Patientinnen wurden ja bereits operiert, mit dem Ergebnis der guten Prognose.

Schlicht absurd ist Fréchets Aussage: „Unabhängig der Kenntnis der Arbeit von Dr. Hamer bezüglich der von uns detailliert untersuchten Brustkrebs-Patientinnen, können wir die von Dr. Hamer entwickelte Methode hundertprozentig bestätigen." Es ist also belanglos, ob er Hamers Methode kennt oder nicht, sie ist trotzdem hundertprozentig richtig? Als einzig wirklich fassbare Feststellung schreibt Fréchet: "Egal welcher medizinischen Therapie die Patienten folgten oder nicht, kann ich nur bestätigen, das ein intimes Verstehen der biologischen und psychischen Mechanismen, die mit den medizinischen Symptomen verbunden sind, immer zu einer Verbesserung der Situation des Patienten geführt hat. Vielen von ihnen geht es bis heute gut. Ihr Leben hat an Qualität und inneren Frieden gewonnen." Das ist unbestritten und war auch zum Zeitpunkt der "Zeugenaussage" 1997 nichts Neues mehr. Zu den oben erwähnten „detailliert untersuchten Brustkrebspatientinnen“ gibt es jedoch keine weiteren Detaills. Auch diese Aussager ist als Verifikation der GNM völlig ungeeignet.

Die Verifikation durch falsche Übersetzung

 
Sören Ventegodt

Anfang 2005 erschien in der eher unbekannten Zeitschrift „The Scientific World“ ein Artikel der Autoren Ventegodt, Anderson und Merrick, der sich mit den Hamer’schen Ideen auseinandersetzt. Auf diesen Artikel wurde Helmut Pilhar aber erst im Juli 2006 aufmerksam. Der Abstract lautet:

The aim of this paper is to examine if the “medical laws” found by the German physician Ryke Geerd Hamer are substantiated by contemporary holistic medical theory. He developed a psychosomatic theory after a personal emotional trauma that he believed resulted in his subsequent development of a testicular cancer. From our analysis, it is clear that the two most fundamental principles of Hamer’s work, the psychosomatic “iron law of cancer” (Hamer’s first “law”) and the principle of pathogenesis being reversed into salutogenesis (Hamer’s second “law”), are well-established principles of holistic medicine today. Hamer’s understanding of symbols in medicine, virus and bacteria, and the evolutionary process itself (Hamer’s third, fourth, and fifth “law”) differs a great deal from both traditional and contemporary holistic medical theory and we did not find them substantiated. Hamer’s understanding of cancer metastasis was built on these failing principles and therefore not substantiated either. Altogether, it seems that Hamer’s thinking was basically sound as the most fundamental principles of his work were built on an understanding very similar to holistic medical thinkers of today. We found his postulate that metastatic cancer patients can be healed or their health improved by using his system of holistic medicine likely to be true, at least for some motivated patients. This must be tested scientifically, however, before being accepted. His presentation of his system and work has been idiosyncratic and highly provocative, which has alienated him from the whole medical community.”[17]

Obwohl dieser Text, wie international üblich, in relativ einfachem Englisch gehalten und damit sehr verständlich formuliert ist, fertigt Pilhar eine Übersetzung an. Ob er dies aufgrund der besseren Verständlichkeit für nötig erachtete, kann nur vermutet werden. Auffällig ist jedoch, dass Pilhars Übersetzung an einigen Stellen Fehler enthält, die der Darstellung und Wertung der GNM zugute kommen:

„Synopsis: Das Ziel dieses Artikels ist zu untersuchen, ob die vom deutschen Arzt Ryke Geerd Hamer entdeckten „medizinischen Gesetze“ auf der Basis der heutigen ganzheitlichen Medizintheorie verifizierbar sind. Nach einem persönlich erlebten emotionalem Trauma, das seiner Meinung nach die Ursache seiner Hodenkrebserkrankung war, entwickelte er eine psychosomatische Theorie. Die beiden ersten Grundsätze von Hamers Arbeit, nämlich die psychosomatische „Eiserne Regel des Krebses“ (Hamers erstes „Gesetz“) und das Prinzip der Umkehrung der Pathogenese in Salutogenese (Hamers zweites „Gesetz“) gelten in der heutigen Ganzheitsmedizin als anerkannt. Hamers Verständnis von medizinischen Symbolen, von Viren und Bakterien, vom Evolutionsprozess (Hamers drittes, viertes und fünftes „Gesetz“) sowie von Krebsmetastasen, das deutlich von der traditionellen und zeitgenössischen Medizintheorie abweicht, können wir nicht verifizieren. Insgesamt scheint Hamers Denkweise korrekt, als seine Erkenntnisse auf einem der heutigen Ganzheitsmedizin ähnlichem Verständnis gründen. Das Postulat, daß Patienten mit Krebsmetastasen mithilfe seiner ganzheitlichen medizinischen Methode geheilt bzw. deren gesundheitlicher Zustand verbessert werden kann, ist wahrscheinlich richtig, zumindest für einige eifrige Patienten. Dies muß jedoch wissenschaftlich überprüft werden, bevor es akzeptiert wird. Die Präsentation seiner Methode wie seiner Arbeit sind eigenwillig und extrem provozierend, was ihn von der gesamten Medizingemeinde entfremdet hat.[18]

Vor allem die Übersetzung des Schlüsselsatzes "Hamer’s understanding of symbols in medicine, virus and bacteria, and the evolutionary process itself (Hamer’s third, fourth, and fifth “law”) differs a great deal from both traditional and contemporary holistic medical theory and we did not find them substantiated." lautet nicht, wie Pilhar unterstellt: Hamers Verständnis von medizinischen Symbolen, von Viren und Bakterien, vom Evolutionsprozess (Hamers drittes, viertes und fünftes „Gesetz“) sowie von Krebsmetastasen, das deutlich von der traditionellen und zeitgenössischen Medizintheorie abweicht, können wir nicht verifizieren. sondern: "Hamers Verständnis von Symbolen (Zeichen) in der Medizin, Viren und Bakterien und vom Entstehungsprozess selbst (...) unterscheidet sich erheblich sowohl von der herkömmlichen wie auch von der derzeitigen ganzheitlichen medizinischen Theorie und wir betrachten sie (die Gesetze] als nicht belegt (nicht nachgewiesen, nicht begründet)."

Ganz abgesehen davon, dass er den Hamer-Anhängern den sich anschließenden wichtigsten Satz des Originaltextes unterschlägt: "Hamer’s understanding of cancer metastasis was built on these failing principles and therefore not substantiated either." Zu Deutsch: "Hamers Verständnis der Metastasenbildung bei Krebs baut auf diesen falschen Prinzipien auf und ist daher auch unsubstanziiert". Schon einleitend stellt Pilhar in der Übersetzung einen Satz um: "From our analysis, it is clear that the two most fundamental principles of Hamer’s work, the psychosomatic “iron law of cancer” (Hamer’s first “law”) and the principle of pathogenesis being reversed into salutogenesis (Hamer’s second “law”), are well-established principles of holistic medicine today." Dies bedeutet nicht: "Die beiden ersten Grundsätze von Hamers Arbeit, ... gelten in der heutigen Ganzheitsmedizin als anerkannt", als habe sich die Ganzheitsmedizin nach Hamer ausgerichtet, sondern: "... sind heutzutage gängige Prinzipien". Die Formulierung entspricht dem Kommentar: "Das wussten wir auch schon vorher".

Zu erwähnen ist noch dass dem holistischen Autor Ventegodt inzwischen seiner therapeutischen Vaginalmassagen wegen[19] in Dänemark die Approbation entzogen wurde.[20] Seine eigene Zeitschrift Scientific World Journal kam ins Gerede, weil bekannt wurde, dass dort Artikel nach Bezahlung veröffentlicht wurden.[21] Die Ventegodt/Meerick-Studie ist auch dadurch gekennzeichnet, dass die Autoren fast nur Eigenzitate verwenden, die darüber hinaus aus ihrer eigenen Zeitschrift stammen. Dass selbst diese offenbar nicht sonderlich lege artis vorgehenden Autoren Kritik an Hamers Vorstellungen äußern, muss als bemerkenswert hervorgehoben werden und trifft in sich eine deutliche Aussage über die GNM. Als Verifikation ist dieser Artikel ebenfalls völlig ungeeignet.

Zusammenfassung

Von den oft behaupteten ca. 30 Verifikationen der „GNM“ scheint selbst Pilhar nur 15 zu kennen, wobei er zwei davon erst im Januar 2006 erwähnt.[22] Die letzten war Pilhar offenbar bis Mitte 2006 selbst nicht bekannt. Zwei dieser 15 „Verifikationen“, die er auf seiner Homepage veröffentlicht, erweisen sich als reine Bescheinigungen über einen Sachverhalt (Siemens und Radiologe), bei einer handelt es sich um eine bloße Vereinbarung über eine durchzuführende Studie (die wohl bis heute nicht erfolgt ist), und eine weitere ist die Ankündigung an den Dekan der medizinischen Fakultät Düsseldorf, ihm eine ausführliche Dokumentation zukommen lassen zu wollen. Die „Verifikation von Namur“ ist vollkommen unleserlich, dürfte aber in ihrem Inhalt den anderen ähneln. Neun „Verifikationen“ entsprechen in keiner Weise dem, was als wissenschaftlichen Nachweis für die Richtigkeit der „GNM“ oder der „eisernen Regeln des Krebses“ angesprochen werden könnte und die neueste wird erst durch Pilhars falsche Übersetzung zu einer "Verifikation". Übersetzt man den Abstract nämlich korrekt und lässt keine Schlüsselsätze unter den Tisch fallen, kommt heraus, dass diese unabhängigen Autoren die GNM für blanken Unsinn halten.

Es finden sich in nur einem einzigen Fall Hinweise zur Methodik der Untersuchungen und zu den Untersuchungsergebnissen selbst. Diese Ergebnisse belegen jedoch lediglich altbekannte Tatsachen und können nicht als Beleg für die Richtigkeit der GNM herangezogen werden. Die Summe der „dokumentierten“ Fälle beträgt 89, dazu kämen ggf. noch Fälle der „unleserlichen Verifikation“, also dürfte sich die Gesamtzahl auf etwa 100 Patienten belaufen. Das ist so gut wie gar nichts. Mit einer Gruppe von n=100 kann kaum eine ernst zu nehmende Studie durchgeführt werden, selbst dann nicht, wenn alle 100 unter den gleichen Kriterien innerhalb der gleichen Studie untersucht worden wären. Als Beweis einer angeblich bahnbrechenden Theorie kann dies nicht gelten. Schlussfolgerung: Die NM, GNM, eiserne Regeln des Krebses, oder wie Hamer auch immer seine Theorie nennen mag, wurde niemals in irgendeiner Art und Weise seriös nachvollzogen. Bei keiner der o.a. "Verifikationen" liegt ein erkennbares Studiendesign vor, es wurde keine Studienmethodik und auch keine detaillierten Daten veröffentlicht. Die Schreiben, die Hamer-Anhänger als „Verifikation“ bezeichnen, sind schlichtweg ungeeignet. Nachvollziehbar ist jedoch, dass es bislang nicht einen einzigen Patienten gibt, der nachweislich mittels o.g. Theorien von einem Krebsleiden geheilt wurde. Nachvollziehbar ist auch, dass mehrere Personen, die an einer bösartigen Erkrankung litten und sich der Therapie nach Hamer anvertrauten, verstorben sind, obwohl eine definierte Therapie ihnen eine gute Überlebenschance geboten hätte.

Quellennachweise

  1. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/840906.htm
  2. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/881209.htm
  3. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/890305.htm
  4. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/890408og.htm
  5. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/900513.htm
  6. [1]
  7. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/920524.htm
  8. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/930127.htm
  9. http://web.archive.org/web/20061017211846/http://www.pilhar.com/Hamer/Korrespo/1999/990204.htm
  10. http://web.archive.org/web/20060216141839/http://www.pilhar.com/Hamer/Korrespo/1999/990208.htm
  11. http://web.archive.org/web/20060216141824/http://www.pilhar.com/Hamer/Korrespo/1999/990114.htm
  12. Martina Prewein, Zeitung News 24. Oktober 2001 nach Recherchen zum Thema.
  13. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/Uberpruf.htm
  14. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/940811.htm
  15. http://www.psiram.com/fr/index.php?title=Marc_Fréchet
  16. http://www.germanische-heilkunde.at/index.php/dokumentation-beitrag-anzeigen/items/marc-frechet-an-gericht-koeln-zeugenaussage-439.html
  17. http://www.thescientificworld.com/SCIENTIFICWORLDJOURNAL/toc/TSWJ_ArticleLanding.asp?jid=0&FromPage=Main&ArticleId=1623&navFrom=Main&From=Result
  18. http://www.pilhar.com/News/Presse/2005/20050128_TheScientificWorldJournal_%20Hamers_system.htm
  19. http://www.kvp.se/Nyheter/1.397878/soren-ventegodt-ville-bota-med-vaginal-massage
  20. http://www.berlingske.dk/article/20051129/danmark/111290743/
  21. http://kasperolsen.wordpress.com/2005/12/19/more-dangerous-pseudo-science/
  22. Interessanterweise fand diese Ergänzung nach der ersten Veröffentlichung dieses Textes statt, in dem zunächst zwölf der angeblichen Verifikationen kritisch gewürdigt wurden.