Feingold-Diät

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Feingold-Diät ist eine umstrittene Diät aus dem Bereich der Pseudomedizin, die zu therapeutischen Zwecken bei hyperaktiven Kindern angewandt wird.

Die Feingold-Diät ist eine in den USA recht verbreitete Therapie, die vom kalfornischen Allergologen Dr. med. Benjamin Feingold erstmals zu Beginn der 1970er Jahre propagiert wurde. Seine These lautete, dass bestimmte natürliche Farbstoffe oder in Früchten vorkommende, entzündungslindernde Substanzen die eigentliche Ursache von Hyperaktivität und kindlicher Lernschwäche seien. Er behauptete, mit seiner Diät in bis zu 50% der Fälle eine Heilung zu erreichen. In den USA gründete sich sogar eine Feingold Association of the United States (FAUS). Nach deren Gründung stieg das öffentliche Interesse an dieser Diät deutlich.

Gemäß den Vorgaben Feingolds musste man bei der Durchführung seiner Diät den Lebenstil und das Essverhalten ändern, um die zu verzehrenden Mahlzeiten von Schadstoffen zu 'reinigen'. Hyperaktive Kinder (zum Thema ADHS, siehe seriöse Quellen wie www.ag-adhs.de oder www.juvemus.de) sollten bei der Zubereitung der Nahrung helfen. Ihre Eltern sollten Nahrungsergänzungsmittel und rezeptpflichtige Arzneimittel meiden und lediglich Mittel wie Zahnpasta, Mundwasser, Parfüm oder andere von der FAUS zugelassene Hilfsmittel nutzen. Nach Feingold mussten seine Vorgaben exakt eingehalten werden, denn nur dies bewirke eine 100%ige Heilungschance. Ein minimales Abweichen jedoch (z.B. ein einziger Biss in ein nicht erlaubtes Nahrungsmittel oder die Zufuhr nicht erlaubter Getränke) führe zum Scheitern der Behandlung oder reduziere die Heilungschancen für mindestens 1-2 Tage auf Null.

Mit dieser typischen Vorgehensweise, nämlich dem Aufbau unhaltbarer Diätvorgaben sowie der Verschiebung der Schuld des vorhersehbaren Versagens der Therapie auf den angeblich die Diätvorschriften nicht korrekt einhaltenden Patienten, konnte Feingold über Jahrzehnte hinweg sein System aufrecht erhalten.

Als die Behauptungen Feingolds jedoch in einer klinischen Studie untersucht und deren Resultate von Wender im Jahre 1986 überprüft wurden, stellte sich heraus, dass gerade 1% der ADHS-Kinder eine glaubwürdige Verbesserung der Symptomatik während der Diät erfuhren. Dies liegt noch unterhalb der Spontanheilungsrate von ADHS und lässt sogar den Verdacht aufkommmen, dass diese Diät mehr schadet als nutzt. Die Feingold-Diät wird in der Fachliteratur zu recht als unwirksam bezeichnet (Baumgaertel 1999).

Kinder sollten der Feingold-Diät nicht ausgesetzt werden, weil sie sowohl einseitig ist als auch die Schuld an einer Normabweichung (ADHS ist keine Krankheit!) dem Essverhalten der Kinder zuweist. Dadurch werden die kindlichen Patienten weiter unter Druck gesetzt, weil ihr auffälliges Verhalten auf den Verzehr angeblich schädlicher Nahrungsmittel geschoben wird. Gleichzeitig wird durch das Verbot sinnvoller Heilmittel den Kindern der Weg zur medikamentösen Begleittherapie verwehrt. Die Szene der Feingold-Anhänger ist zudem sektenähnlich strukturiert. Jegliche Kritik am mittlerweile verstorbenen Benjamin Feingold wird als persönlicher Angriff gewertet und mit massivem Druck beantwortet (vgl. auch Psychosekten).

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  • Baumgaertel A: Alternative and controversial treatments for Attention- Deficit/Hyperactivity Disorder, Ped Clin North Am, 46, 977-992, 1999
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen