Feingold-Diät: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Zeile 23: Zeile 23:
 
*[[Oligoantigene Diät nach Egger]]
 
*[[Oligoantigene Diät nach Egger]]
 
*[[Phosphatdiät nach Hafer]]
 
*[[Phosphatdiät nach Hafer]]
 
+
*[[Zuckermythen]]
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
*Stephen Barret: [http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/feingold.html Quackwatch] zur Feingold-Diät (engl.)
 
*Stephen Barret: [http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/feingold.html Quackwatch] zur Feingold-Diät (engl.)

Version vom 20. Mai 2017, 08:20 Uhr

Die Feingold-Diät ist eine umstrittene Diät aus dem Bereich der Pseudomedizin, die zu therapeutischen Zwecken bei Kindern mit ADHS angewandt wird.

Entstehung

Vor allem in den USA ist die Feingold-Diät eine verbreitete Therapie, die vom kalfornischen Allergologen Dr. med. Benjamin Feingold erstmals zu Beginn der 1970er Jahre propagiert wurde. Seine These lautete, dass bestimmte natürliche oder synthetische Farbstoffe, Phosphate oder in Früchten vorkommende, entzündungslindernde Substanzen die eigentliche Ursache von Hyperaktivität und kindlicher Lernschwäche seien. Er behauptete, mit seiner Diät in bis zu 50% der Fälle eine Heilung zu erreichen. Feingold fasste seine Ideen im Jahr 1975 in seinem Buch "Why your child is hyperactive" zusammen. In den USA gründete sich sogar eine Feingold Association of the United States (FAUS).[1] Nach deren Gründung stieg das öffentliche Interesse an dieser Diät deutlich.

Durchführung

Gemäß den Vorgaben Feingolds musste bei der Durchführung seiner Diät der Lebenstil und das Essverhalten geändert werden, um die zu verzehrenden Mahlzeiten von Schadstoffen zu 'reinigen'.

Feingolds Lehre zufolge sind natürliche und künstliche Zusatzstoffe, sogenannte Salicylate, aus der täglichen Nahrung zu verbannen. Zu den natürlichen Salicylaten gehören Inhaltsstoffe von Äpfeln, Aprikosen, Brombeeren, Erdbeeren, Pflaumen, Stachelbeeren, Pfirsichen, Orangen und Gurken. Nahrungsmittel mit künstlichen Salicylaten sind Bockwürste, Eiscreme, Wein, alle Teearten, Margarine, Süßigkeiten und Diätgetränke.[2] Später erweiterte Feingold diese auszuschließenden Stoffe noch um Zahnpasta, Mundwasser, Hustentropfen und -pastillen, Deodorants, Parfum, Desinfektionsmittel, Insektizide, Fingerfarben, Vanillin, Karamell, Vitaminpräparate, Kindermedikamente und Speisefett.[3]

Zudem sollten Nahrungsergänzungsmittel und rezeptpflichtige Arzneimittel gemieden werden und lediglich von der FAUS zugelassenen Produkte bei Zahnpasta, Mundwasser, Parfüm oder andere von der FAUS zugelassene Hilfsmittel zulässig sein. Ebenfalls erlaubt sind Bananen, Datteln, Pampelmuse, Kiwis, Zitronen, Papayas, Birnen, Ananas, Wassermelone, Sojabohnensprossen, Bohnen, rote Rüben, Brokkoli, Kohl, Karotten, Blumenkohl, Kopfsalat, Pilze, Zwiebeln, Erbsen, Kartoffeln, Spinat, süsser Mais und Zucchini. Anstelle von Zucker sind geringe Mengen an Honig erlaubt.[4]

Hyperaktive Kinder sollten bei der Zubereitung der Nahrung helfen. Nach Feingold waren seine Vorgaben exakt einzuhalten, denn nur dies bewirke eine 100%ige Heilungschance. Ein minimales Abweichen jedoch (z.B. ein einziger Biss in ein nicht erlaubtes Nahrungsmittel oder der Genuss nicht erlaubter Getränke) führe zum Scheitern der Behandlung oder reduziere die Heilungschancen für mindestens 1-2 Tage auf Null.

Mit dieser typischen Vorgehensweise, nämlich dem Aufbau unhaltbarer Diätvorgaben sowie der Verschiebung der Schuld des vorhersehbaren Versagens der Therapie auf den angeblich die Diätvorschriften nicht korrekt einhaltenden Patienten, konnte Feingold über Jahrzehnte hinweg sein System aufrecht erhalten.

Wirksamkeit

Als die Behauptungen Feingolds jedoch in einer klinischen Studie untersucht und deren Resultate von Wender im Jahre 1986 überprüft wurden, stellte sich heraus, dass nur 1% der ADHS-Kinder eine glaubwürdige Verbesserung der Symptomatik während der Diät erfuhr. Dies liegt noch unterhalb der Spontanheilungsrate von ADHS und lässt sogar den Verdacht aufkommmen, dass diese Diät mehr schadet als nutzt. Die Feingold-Diät wird in der Fachliteratur zu Recht als unwirksam bezeichnet.[5]

Kinder sollten der Feingold-Diät nicht ausgesetzt werden, weil sie sowohl einseitig ist als auch die Schuld an ihrem Zustand dem Essverhalten der betroffenen Kinder zuweist. Dadurch werden die kindlichen Patienten unter weiteren Druck gesetzt, weil ihr auffälliges Verhalten auf dem Verzehr angeblich schädlicher Nahrungsmittel beruhe. Gleichzeitig wird durch das Verbot sinnvoller Heilmittel den Kindern der Zugang zur medikamentösen Begleittherapie verwehrt. Die Szene der Feingold-Anhänger ist zudem sektenähnlich strukturiert. Jegliche Kritik am mittlerweile verstorbenen Benjamin Feingold wird als persönlicher Angriff gewertet und mit massivem Druck beantwortet (vgl. auch Psychosekten).

Siehe auch

Weblinks

  • Stephen Barret: Quackwatch zur Feingold-Diät (engl.)

Quellennachweise

  1. Internetseite der Organisation: www.feingold.org
  2. http://web4health.info/de/answers/adhd-diet-feingold.htm
  3. http://www.zappelphilipp.de/feingold.htm
  4. Heidi Homann: Möglichkeiten und Grenzen einer Diät bei ADS S. 4
  5. Baumgaertel A: Alternative and controversial treatments for Attention- Deficit/Hyperactivity Disorder, Ped Clin North Am, 46, 977-992, 1999