Fünfte Herzkammer

Schematische Zeichung einer Biene mit Schlauchherz aus fünf Kammern (hier nur drei eingezeichnet) zum Pumpen der Endolymphe (die Biene hat kein Blut und keinen geschlossenen Kreislauf)[1]

Als Fünfte Herzkammer (engl. Heart's Fifth Chamber) wird in Esoterikkreisen eine der wissenschaftlichen Anatomie und Kardiologie des Menschen unbekannte hypothetische fünfte Herzkammer bezeichnet. Die Idee soll auf einen Dr. O.Z.A. Hanish zurückgehen. Das menschliche Herz hat bekanntlich nur zwei Vorhöfe und zwei Ventrikel, eine fünfte Kammer ist unbekannt. Die der hypothetischen fünften Herzkammer zugeordneten Eigenschaften lassen auch nicht auf die aus der Anatomie bekannten zwei Herzohren (Auriculae) schließen. Im Tierreich ist hingegen ein schlauchförmiges Herz mit fünf hintereinandergeschalteten Kammern von der Biene bekannt.

Der hier gemeinte "Dr. O.Z.A. Hanish" (auch Otto Hanish oder Otto Zachariah Hanisch, alias Dr. Ken Wilson, alias Otoman Zar Adusht Ha’nish, 1844-1936) ist der Begründer der neureligiösen Bewegung Mazdaznan (engl. The Mazdaznan Temple Association oder the Mazdaznan Society), die Elemente des persischen Zarathustrismus, Hinduismus, Christentums und eines Sonnenkults enthält. Bestandteil der Mazdaznan-Lehre sind auch Übernahmen aus der Rassenlehre der Theosophie. Hanish ist insbesondere als Buchautor in Erscheinung getreten. Er wurde mehrmals verhaftet und wegen sexueller Beziehungen zu Kindern sowie Verbreitung pornographischer Literatur in den USA verurteilt.[2]

Fünfte Herzkammer

 
Zitat aus "Ever Creative Thought" von O.Z.A. Hanish (1931)

Behauptungen zur angeblichen fünften Herzkammer des Menschen beziehen sich auf eine angebliche wissenschaftliche "Herzforschung" durch "Dr. O.Z.A. Hanish". Tatsächlich sind Angaben zu Hanish und seiner fünften Herzkammer in Werken von Hanish und Anhängern der Mazdaznan-Bewegung und bei Esoterikautoren zu finden. Erwähnt wird die "fifth chamber" des Herzens in Hanishs Werk "Ever Creative Thought" auf Seite 70.[3] Eine anatomische Beschreibung oder Quellenangaben macht Hanish dazu nicht.

Bruchstückhafte und ungenaue Angaben stammen von Autoren, die sich ohne Quellennennung auf Hanish berufen oder eigene Vorstellungen zur fünften Herzkammer hinzudichten und dabei Begriffe wie "Hot-Spot", Herzlotus, Diamantfahrzeug, das Saatatom Gottes, das Christus-Selbst usw. einführen. Demnach sei die fünfte Herzkammer im "hinteren Teil der vierten Herzkammer" oder "im linken Aurikel" zu finden. Verwirrenderweise behaupten auch Esoterikautoren, die fünfte Herzkammer sei identisch mit der anatomisch gut bekannten Struktur des Sinusknotens und dieser sei angeblich auch als "hot spot" bekannt. Dort sei auch ein "göttliches Atom" zu finden. Angeblich von Hanish angefertigte mikroskopische Aufnahmen stellten in "millionenfacher Vergrößerung" eine erwachsene, geschlechtslose, menschliche Gestalt in vollkommener Jugendlichkeit dar. Die fünfte Herzkammer wird als luftdicht bezeichnet, in der ein Vakuum herrschen soll. Auch wird behauptet, dass in der gemeinten fünften Herzkammer Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius herrschen könnten. Jeder Chirurg sei im Rahmen einer Verschwörungstheorie über die fünfte Herzkammer informiert und kenne diese.

Fünfte Herzkammer und Rudolf Steiner

Der Hellseher und Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner machte ebenfalls Andeutungen zu einer fünften Herzkammer. Durch die gemeinte Kammer soll der Mensch ein neues Organ erhalten, das es ihm erlaube, übersinnliche Wahrnehmungen zu machen. Auch der Anthroposoph Ehrenfried Pfeiffer soll in seiner Autobiographie unter Berufung auf Steiner eine fünfte Herzkammer erwähnt haben.[4]

Weitere Behauptungen zur fünften Herzkammer

Die russische Zeitung Pravda berichtete 2008 über die Geburt eines Jungen namens Vanya Maryin aus der Region Kemerovo, der als "bee-boy" bekannt wurde, weil er eine Fehlbildung des Herzens mit einem dritten Atrium (Vorhof) aufwies. Die Zeitung behauptete dazu, dass Bienen eine fünfte Herzkammer hätten und betonten, dass die Familie des Jungen Imker seien. Der Junge soll später herzchirurgisch geheilt worden sein.[5]

Quellennachweise