Ernst August Stemmann

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E.A. Stemmann

Ernst August Stemmann ist ein deutscher Hochschullehrer (i.R.) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Stemmann leitete bis 2008 die Abteilung Allergologie der Bergmannsheil und Kinderklinik Buer gGmbH in Gelsenkirchen, die 2020 aufgelöst wurde[1]. Er führte dort umstrittene Behandlungen der atopischen Dermatitis (Neurodermitis) an Kindern durch, die auch auf der pseudowissenschaftlichen Germanischen Neuen Medizin (GNM) nach dem ehemaligen Arzt und nach Norwegen geflüchteten Wunderheiler Ryke Geerd Hamer basieren.

Die Zusammenhänge seiner Behandlungsmethoden mit der GNM wurden von Stemman jedoch bestritten. Es kam auch zu Meinungsdifferenzen mit Hamer und er wurde aus dem Diskussionsforum der GNM-Anhänger ausgeschlossen. Seit etwa 2004 orientiert sich Stemmann an der GNM-angelehnten Metamedizin, die sich auf Hamer beruft. Zitat Metamedizin-Webseite (2004):

"Die Grundlage der Meta-Medizin und das Meta-Medizin Verzeichnis basieren auf den Forschungen und Erkenntnissen von Dr. Hamer, dem hier besonders gedankt werden soll."[2]

Später konnte man lesen:

"Die Grundlage der Meta-Medizin und das Meta-Medizin Verzeichnis basieren auf den Forschungen und Erkenntnissen von Dr. Hamer, sowie der praktischen Anwendung und Weiterentwicklung der biologischen Naturgesetze durch Dr. Bader, Prof. Stemmann und vielen anderen Heilberufen, denen hier besonders gedankt werden soll."[3]

Ein 2008 auf der Metamedizin-Webseite zu dieser Frage veröffentlichter Wortlaut ist deutlich distanzierter:

"In der META-Medizin verwenden wir Erkenntnisse, die von Dr. Hamer (und vielen anderen) gefunden wurden und die auch von vielen anderen Experten bestätigt werden."[4]

Hier zeigt sich die Reaktion der Metamediziner auf antisemitische Äußerungen von Hamer und das dokumentierte Versagen der Hamer-Lehre (siehe: Opfer der Germanischen Neuen Medizin). Ende 2004 war Stemmann Vortragsredner einer Metamedizinveranstaltung in Heidelberg; Thema: "Prof. Dr. E.A. Stemmann: Erfolge der Selbstheilung bei Neurodermitis". Des Weiteren wurde Stemmann als Ausbilder der IMMA und der Meta Health Coach Diplomausbildung genannt.

Methodik des Gelsenkirchener Behandlungsverfahrens nach Stemmann (GBV)

Stemmann behauptet beleglos, dass durch "sein" Behandlungsverfahren 80% oder 87% der von ihm behandelten Kinder innerhalb eines Jahres von ihrer (meist schweren) Neurodermitis geheilt würden. Er hat schon etwa 20.000 stationär aufgenommene Kinder aus ganz Deutschland mehr miss- als behandelt, indem er einerseits bei der Neurodermitis eine symptomlindernde Behandlung weitgehend ablehnt und andererseits die Kinder und deren Eltern mit einem brutalen "Trennungstraining" und einer radikalen Ernährungsumstellung traktiert. Insbesondere hat Stemmann sich die folgenden bizarren Auffassungen der GNM zu eigen gemacht und behauptet spekulativ:

  • Alle Krankheiten seien durch einen biologischen (psychischen) Konflikt bzw. eine "Gefühlsverletzung" verursacht, wobei das Individuum "auf dem falschen Fuß erwischt" werde.
  • Neurodermitis werde durch einen als traumatisch empfundenen "Trennungskonflikt" ("Abriß des Körperkontakts zur Mutter, Familie, zu Freunden") verursacht.
  • Asthma werde durch einen als traumatisch empfundenen "Revierkonflikt" ("der Gegner ist noch nicht ins Revier eingebrochen, die Gefahr aber droht, steht greifbar nahe bevor") verursacht.
  • Durch eine Bewältigung (der Folgen) des ursprünglichen Konflikts komme es zu einer Selbstheilung der Krankheit.

Eine wissenschaftliche Validierung dieses Konzepts ist nicht bekannt geworden. Wissenschaftliche Veröffentlichungen von Stemmann sind nur bis zum Jahr 1981 bekannt, dem Jahr der Einführung der GNM durch ihren Erfinder Hamer.

Tatsächlich heilt die "Neurodermitis" in der Regel von selbst beim Älterwerden der Kinder spontan aus. Nach einem schlimmen Schub (bei dem man dann auch Hilfe sucht) ist die Wahrscheinlichkeit, dass nach einem Jahr die Situation auch ohne jegliche Behandlung besser ist, bei mindestens 90%. Gerade hier wären besonders genaue Studien nötig, bevor man Kindern schmerzstillende Mittel vorenthält, sie von ihren Bezugspersonen trennt und Müttern Schuldgefühle einredet.

Die Meinung des GNM-Erfinders Hamer zu Stemmann und seinem Verfahren:

"Vor ein paar Jahren hat Prof. Stemmann das sog. "Gelsenkirchener Behandlungsverfahren für Neurodermitis" ins Leben gerufen, das zwar seinen Namen trägt aber auf meinen Erkenntnissen beruht [...] Als ich 1997 im Gefängnis war, haben Sie für Neurodermitis alle meine Erkenntnisse abgekupfert und verkaufen Sie nunmehr als Ihre eigenen Erkenntnisse im sog. Gelsenkirchener Behandlungsmodell der Neurodermitis. Das verstößt nicht nur gegen alle wissenschaftlichen Usancen sondern auch gegen alle Formen der Redlichkeit. Sie haben natürlich auch die Diagnostik bei mir abgekupfert, aber Sie haben darüber hinaus meine Germanische Neue Medizin, speziell auch bezüglich Therapie (Schwachsinn: "Trennungstraining") so deformiert und mit so viel Unsinn verrührt, dass mich vor so viel Ignoranz graust."[5]

Das Behandlungsverfahren nach Stemman (sowie ein ähnliches Verfahren namens Schwelmer Modell) wird vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen und wissenschaftlichen Fachvertretern kritisch beurteilt:

"Beide Verfahren werden mangels wissenschaftlicher Daten vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen und den wissenschaftlichen Fachvertretern kritisch beurteilt, da keine Studien mit Kontrollgruppen vorliegen".[6]

Literatur und Presseartikel

  • Timo Grampes und Armin Himmelrath: "Dunkle Passagen", Der Spiegel, Nr 41/2.10.2020, Seite 50

Weblinks

Quellennachweise