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[[image:Elektrosmog 1911.jpg|Vorschlag für Schutzkleidung vor Wellen von Funktelegraphen aus dem Jahr 1911<ref>http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_11/100_jahre_elektrosmog/100_jahre_elektrosmog.html</ref>|320px|thumb]]
 
[[image:Elektrosmog 1911.jpg|Vorschlag für Schutzkleidung vor Wellen von Funktelegraphen aus dem Jahr 1911<ref>http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_11/100_jahre_elektrosmog/100_jahre_elektrosmog.html</ref>|320px|thumb]]
 
[[image:Joachim Mutter Akasha Congress 2016 Jo Conrad.jpg|[[Joachim Mutter]] mit Elektrosmog-Abschirmung bei [[Akasha Congress]] 2016. (rechts [[Jo Conrad]])|320px|thumb]]
 
[[image:Joachim Mutter Akasha Congress 2016 Jo Conrad.jpg|[[Joachim Mutter]] mit Elektrosmog-Abschirmung bei [[Akasha Congress]] 2016. (rechts [[Jo Conrad]])|320px|thumb]]
Von '''Elektrosmog''' spricht, wer künstlich erzeugten, elektromagnetischen Feldern auch bei geringer Feldstärke eine schädliche Wirkung auf Menschen bzw. Lebewesen allgemein unterstellt. Der umgangssprachliche Begriff wird in der wissenschaftlichen Fachliteratur nicht verwendet. Die wissenschaftliche Bezeichnung für mögliche Interaktionen zwischen elektromagnetischen Feldern (EMF) und biologischen Strukturen lautet ''elektromagnetische Umweltverträglichkeit'' (EMVU); diese ist Gegenstand aktueller Forschung.  
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Von '''Elektrosmog''' spricht, wer künstlich erzeugten, elektromagnetischen Feldern auch bei geringer Feldstärke eine schädliche Wirkung auf Menschen bzw. Lebewesen allgemein unterstellt. Der umgangssprachliche Begriff wird in der wissenschaftlichen Fachliteratur nicht verwendet. "Smog" ist ein physikalisch ungenaues Kunstwort, zusammengesetzt aus dem englischen "smoke" für Rauch und "fog" für Nebel, das eine Umweltbelastung infolge der künstlich erzeugten Felder suggerieren soll. In der Szene der so genannten [[Baubiologie|Baubiologen]] hat sich der Begriff [[Elektrobiologie]] eingebürgert.
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Die wissenschaftliche Bezeichnung für mögliche Interaktionen zwischen elektromagnetischen Feldern (EMF) und biologischen Strukturen lautet ''elektromagnetische Umweltverträglichkeit'' (EMVU); diese ist Gegenstand aktueller Forschung.  
 
In der Regel geht es um den [[Frequenz]]bereich von Längstwellen (wenige Hertz) bis hin zu den Mikrowellen, die man vereinfacht als ''Radiowellen'' bezeichnen kann; somit ist ausschließlich nichtionisierende Strahlung (Röntgen-, Gammastrahlung oder Korpuskularstrahlung) gemeint. Infratrotstrahlung und Licht werden ausgenommen, vom so genannten [[Optischer Elektrosmog|"optischen Elektrosmog"]] abgesehen.
 
In der Regel geht es um den [[Frequenz]]bereich von Längstwellen (wenige Hertz) bis hin zu den Mikrowellen, die man vereinfacht als ''Radiowellen'' bezeichnen kann; somit ist ausschließlich nichtionisierende Strahlung (Röntgen-, Gammastrahlung oder Korpuskularstrahlung) gemeint. Infratrotstrahlung und Licht werden ausgenommen, vom so genannten [[Optischer Elektrosmog|"optischen Elektrosmog"]] abgesehen.
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Bislang sind athermische (d.h. nicht durch Hitzewirkung erzielte) pathogene Wirkungen von EMF trotz intensiver Suche nicht sicher belegt. Der Begriff "Smog" ist ein physikalisch ungenaues Kunstwort, zusammengesetzt aus dem englischen "smoke" für Rauch und "fog" für Nebel, das eine Umweltbelastung infolge der künstlich erzeugten Felder suggerieren soll. In der Szene der so genannten [[Baubiologie|Baubiologen]] hat sich der Begriff [[Elektrobiologie]] eingebürgert.
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Bislang sind athermische (d.h. nicht durch Hitzewirkung erzielte) pathogene Wirkungen von EMF trotz intensiver Suche nicht sicher belegt.  
 
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Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der unterstellten Elektrosmogwirkungen athermischer Natur auf dem [[Noceboeffekt]] beruht.<ref>Rubin GJ, Nieto-Hernandez R, Wessely S. Idiopathic environmental intolerance attributed to electromagnetic fields (formerly 'electromagnetic hypersensitivity'): An updated systematic review of provocation studies. Bioelectromagnetics. 2009 Aug 13.</ref>
Bei einem Teil der unterstellten Elektrosmogwirkungen im athermischen Bereich muss von einem [[Noceboeffekt]] ausgegangen werden.<ref>Rubin GJ, Nieto-Hernandez R, Wessely S. Idiopathic environmental intolerance attributed to electromagnetic fields (formerly 'electromagnetic hypersensitivity'): An updated systematic review of provocation studies. Bioelectromagnetics. 2009 Aug 13.</ref>
      
Ängste vor möglichen schädlichen Wirkungen elektromagnetischer Felder sind nicht neu. Schon im Jahr 1911 wurde gemutmaßt, Funkwellen könnten für allerlei Gebrechen bis hin zu Blindheit, Zahnlosigkeit und Irrsinn verantwortlich sein.<ref>http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_11/100_jahre_elektrosmog/100_jahre_elektrosmog.html</ref>
 
Ängste vor möglichen schädlichen Wirkungen elektromagnetischer Felder sind nicht neu. Schon im Jahr 1911 wurde gemutmaßt, Funkwellen könnten für allerlei Gebrechen bis hin zu Blindheit, Zahnlosigkeit und Irrsinn verantwortlich sein.<ref>http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_11/100_jahre_elektrosmog/100_jahre_elektrosmog.html</ref>
    
==Vom Diskurs ausgeschlossene elektromagnetische Felder==
 
==Vom Diskurs ausgeschlossene elektromagnetische Felder==
Überraschenderweise werden in Diskussionen zum Thema bestimmte Frequenzbereiche bzw. Erscheinungsformen elektromagnetischer Strahlung per Definition ausgeklammert, obwohl sie aufgrund des gleichen physikalischen Phänomens ([[Photon]]en) und einer hohen Intensität leicht messbar sind und erwiesenermaßen erhebliche Wirkungen auf den Menschen haben können. Als Beispiel sei hier nur auf den Sonnenbrand und die licht- und UV-induzierten Tumoren der Haut hingewiesen, die auf die Einwirkung des Sonnenlichts zurückgehen. Allgemein werden im Umfeld der Elektrosmog- und Elektrosensibilitätsszene mögliche Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung von natürlichen Quellen (Sonne, Sferics) sowie die Emissionen [[alternativmedizin]]ischer oder medizinischer Therapieverfahren anders beurteilt, als weitere von Menschen geschaffene Quellen (Rundfunk, Mobilfunk).  
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Bestimmte Frequenzbereiche bzw. Erscheinungsformen elektromagnetischer Strahlung werden bei der Elektrosmog-Diskussion per definitionem ausgeklammert, obwohl diese aufgrund des gleichen physikalischen Phänomens ([[Photon]]en) und hoher Intensität leicht messbar sind und erwiesenermaßen erhebliche Wirkungen auf den Menschen haben können. Als Beispiel sei hier nur auf das Sonnenlicht hingewiesen, welches Sonnenbrand und Tumore der Haut auslösen kann. Die Elektrosmog- und Elektrosensibilitätsszene bewertet mögliche Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung von natürlichen Quellen (Sonne, Sferics) sowie die Emissionen [[alternativmedizin]]ischer oder medizinischer Therapieverfahren anders als die sonstigen, von Menschen geschaffenen Quellen (wie Rundfunk und Mobilfunk). Paradoxerweise werden dem Licht, der Wärmestrahlung sowie Magnetfeldtherapien oftmals sogar pauschal positive Wirkungen zugeschrieben.
    
Quellen elektromagnetischer Strahlung natürlichen Ursprungs oder von Therapieverfahren sind beispielsweise:
 
Quellen elektromagnetischer Strahlung natürlichen Ursprungs oder von Therapieverfahren sind beispielsweise:
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*Sferics (elektromagnetische Felder als Begleiterscheinung von Gewittern). Siehe auch [[Schumann-Strahlung]].
 
*Sferics (elektromagnetische Felder als Begleiterscheinung von Gewittern). Siehe auch [[Schumann-Strahlung]].
 
*EMF von elektrisch betriebenen [[Magnetfeldtherapie]]geräten.
 
*EMF von elektrisch betriebenen [[Magnetfeldtherapie]]geräten.
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Paradoxerweise wird im Elektrosmogumfeld dem Licht, aber auch der Wärmestrahlung sowie den Magnetfeldtherapien oftmals pauschal eine positive Wirkung zugeschrieben.
      
==Wirkungen von elektromagnetischen Feldern==
 
==Wirkungen von elektromagnetischen Feldern==
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[[image:SZ_12072011.jpg|SZ-Artikel, 12.7.2011|left|thumb]]
 
[[image:SZ_12072011.jpg|SZ-Artikel, 12.7.2011|left|thumb]]
 
Mehrere Tageszeitungen<ref>Christina Berndt: Daten zur Handystrahlung gefälscht?'. Süddeutsche Zeitung, 12.07.2011</ref><ref>
 
Mehrere Tageszeitungen<ref>Christina Berndt: Daten zur Handystrahlung gefälscht?'. Süddeutsche Zeitung, 12.07.2011</ref><ref>
[http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1697588/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Charite-Professor.html Alexandra Kilian: "Schwere Vorwürfe gegen Charité-Professor", Berliner Morgenpost, 11. Juli 2011]</ref><ref>[http://www.morgenpost.de/berlin/article1697426/Charite-Professor-wegen-Doktorarbeit-in-der-Kritik.html Alexandra Kilian: "Charité-Professor wegen Doktorarbeit in der Kritik", Morgenpost Berlin 11. Juli 2011]</ref><ref>[http://www.morgenpost.de/berlin/article1698570/Doktortitel-Charite-Aerztin-unter-Betrugsverdacht.html A. Kilian und I. Brzoska: "GEFÄLSCHTE DATEN - Doktortitel - Charité-Ärztin unter Betrugsverdacht", Morgenpost, 12. Juli 2011]</ref><ref>[http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1698726/Charite-prueft-Aberkennung-des-Doktortitels.html A. Kilian und I. Brzoska: "FÄLSCHUNGSVERDACHT - Charité prüft Aberkennung des Doktortitels", Morgenpost, 12. Juli 2011]</ref><ref>[http://blogs.taz.de/reptilienfonds/2011/07/11/wie_gemein/ Jakob Hein: Wie gemein!, Taz Blog, 11.07.2011]</ref><ref>[http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2011-07/manipulation-doktorarbeit-charite Adelheid Müller-Lissner, Hartmut Wewetzer: "MOBILFUNK - Studie zu Handystrahlung wohl "grob manipuliert", Zeit DATUM 14.7.2011]</ref><ref>[http://www.tagesspiegel.de/wissen/hier-wurden-prinzipien-verletzt/4391150.html Interview mit Charité-Dekanin - "Hier wurden Prinzipien verletzt", Tagesspiegel, 14.7.2011]</ref> und der Der Spiegel<ref>"Fälschung an der Charité", Artikel in "Der Spiegel", Heft 28/2011</ref> meldeten im Juli 2011 eine erkannte Datenfälschung in einer Studie zum Forschungsprojekt REFLEX, die auch in einer Dissertation der Berliner [[Charité]] (2006) veröffentlicht wurde.<ref>Leila Violette Khubnazarder: DNA-Strangbrüche in humanen HL-60 Promyelozytenleukämiezellen zur Einschätzung biologischer Wirkungen nach Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (2450 MHz). Charité Berlin, 15.12.2006)</ref> Erste Hinweise waren bereits 2010 in der Berliner Zeitung zu lesen.<ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0520/wissenschaft/0266/index.html Thorkit Treichel: "Von Forschern und Fehlern", Berliner Zeitung, 2010]</ref> Gutachter der Dissertation waren die Charité-Professoren Rudolf Tauber und Wolf-Karsten Hofmann. Seit Bekanntwerden der Fälschungsvorwürfe wurde die Dissertation "aus aktuellem Anlass" vom Webserver der FU Berlin gelöscht.<ref>http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000002394/0_titeldatei.pdf</ref> Gedruckte Exemplare sollen auch aus der Bibliothek entfernt worden sein.<ref>http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/detritus/sonstiges/2011-07-13/handystrahlung-und-der-umgang-mit-unliebsamen-publikationen-an-der-charit</ref> Bei der DNB ist die Arbeit jedoch noch vorhanden: [http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=983595461]. Bereits zuvor war Beobachtern aufgefallen, dass die Studienergebnisse nicht in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wurden. Im Juni 2011 bat der Gutachter Tauber beim Ombudsmann der Charité um eine Untersuchung des Berliner Teils der Reflex-Studien.<ref>http://www.laborjournal.de/editorials/517.html</ref> Die Charite reagierte auch mit einer Pressemitteilung.<ref>[http://www.charite.de/charite/presse/pressemitteilungen/artikel/detail/stellungnahme_zur_kritik_an_dissertation_zur_handynutzung/ Stellungnahme zur Kritik an Dissertation zur Handynutzung. Pressemitteilung der Charité vom 11. Juli2011]. Zitat daraus: ''"Im August 2010 wies Prof. Alexander Lerchl von der privaten Jacobs-Universität in Bremen die zuständige Institutsleitung auf Unstimmigkeiten in einer Doktorarbeit zur biologischen Wirkung elektromagnetischer Felder hin, die zwischen 1999 und 2006 angefertigt worden war. Die hierdurch ausgelöste Überprüfung der circa zehn Jahre alten Daten durch die Institutsleitung ergab Hinweise auf Mängel. Daraufhin bat Prof. Rudolf Tauber im November 2010 den Ombudsmann für gute wissenschaftliche Praxis, entsprechend den Grundsätzen der Charité um Durchführung einer förmlichen Untersuchung. Diese Untersuchung wurde von Beginn an in enger Zusammenarbeit mit Prof. Lerchl durchgeführt. Prof. Tauber hat in jeder Phase des Verfahrens alle notwendigen Maßnahmen zur lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe ergriffen.''
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[http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1697588/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Charite-Professor.html Alexandra Kilian: "Schwere Vorwürfe gegen Charité-Professor", Berliner Morgenpost, 11. Juli 2011]</ref><ref>[http://www.morgenpost.de/berlin/article1697426/Charite-Professor-wegen-Doktorarbeit-in-der-Kritik.html Alexandra Kilian: "Charité-Professor wegen Doktorarbeit in der Kritik", Morgenpost Berlin 11. Juli 2011]</ref><ref>[http://www.morgenpost.de/berlin/article1698570/Doktortitel-Charite-Aerztin-unter-Betrugsverdacht.html A. Kilian und I. Brzoska: "GEFÄLSCHTE DATEN - Doktortitel - Charité-Ärztin unter Betrugsverdacht", Morgenpost, 12. Juli 2011]</ref><ref>[http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1698726/Charite-prueft-Aberkennung-des-Doktortitels.html A. Kilian und I. Brzoska: "FÄLSCHUNGSVERDACHT - Charité prüft Aberkennung des Doktortitels", Morgenpost, 12. Juli 2011]</ref><ref>[http://blogs.taz.de/reptilienfonds/2011/07/11/wie_gemein/ Jakob Hein: Wie gemein!, Taz Blog, 11.07.2011]</ref><ref>[http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2011-07/manipulation-doktorarbeit-charite Adelheid Müller-Lissner, Hartmut Wewetzer: "MOBILFUNK - Studie zu Handystrahlung wohl "grob manipuliert", Zeit DATUM 14.7.2011]</ref><ref>[http://www.tagesspiegel.de/wissen/hier-wurden-prinzipien-verletzt/4391150.html Interview mit Charité-Dekanin - "Hier wurden Prinzipien verletzt", Tagesspiegel, 14.7.2011]</ref> und der Der Spiegel<ref>Manfred Dworschak: Mobilfunk - Beim Tricksen ertappt. Zwei aufsehenerregende Studien über die Gefahren der Handystrahlen sind offenbar das Werk einer Schwindlerin - was wussten die leitenden Professoren? [http://www.spiegel.de/spiegel/a-555365.html]</ref><ref>"Fälschung an der Charité", Artikel in "Der Spiegel", Heft 28/2011</ref> meldeten im Juli 2011 eine erkannte Datenfälschung in einer Studie zum Forschungsprojekt REFLEX, die auch in einer Dissertation der Berliner [[Charité]] (2006) veröffentlicht wurde.<ref>Leila Violette Khubnazarder: DNA-Strangbrüche in humanen HL-60 Promyelozytenleukämiezellen zur Einschätzung biologischer Wirkungen nach Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (2450 MHz). Charité Berlin, 15.12.2006)</ref> Erste Hinweise waren bereits 2010 in der Berliner Zeitung zu lesen.<ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0520/wissenschaft/0266/index.html Thorkit Treichel: "Von Forschern und Fehlern", Berliner Zeitung, 2010]</ref> Gutachter der Dissertation waren die Charité-Professoren Rudolf Tauber und Wolf-Karsten Hofmann. Seit Bekanntwerden der Fälschungsvorwürfe wurde die Dissertation "aus aktuellem Anlass" vom Webserver der FU Berlin gelöscht.<ref>http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000002394/0_titeldatei.pdf</ref> Gedruckte Exemplare sollen auch aus der Bibliothek entfernt worden sein.<ref>http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/detritus/sonstiges/2011-07-13/handystrahlung-und-der-umgang-mit-unliebsamen-publikationen-an-der-charit</ref> Bei der DNB ist die Arbeit jedoch noch vorhanden: [http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=983595461]. Bereits zuvor war Beobachtern aufgefallen, dass die Studienergebnisse nicht in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wurden. Im Juni 2011 bat der Gutachter Tauber beim Ombudsmann der Charité um eine Untersuchung des Berliner Teils der Reflex-Studien.<ref>http://www.laborjournal.de/editorials/517.html</ref> Die Charite reagierte auch mit einer Pressemitteilung.<ref>[http://www.charite.de/charite/presse/pressemitteilungen/artikel/detail/stellungnahme_zur_kritik_an_dissertation_zur_handynutzung/ Stellungnahme zur Kritik an Dissertation zur Handynutzung. Pressemitteilung der Charité vom 11. Juli2011]. Zitat daraus: ''"Im August 2010 wies Prof. Alexander Lerchl von der privaten Jacobs-Universität in Bremen die zuständige Institutsleitung auf Unstimmigkeiten in einer Doktorarbeit zur biologischen Wirkung elektromagnetischer Felder hin, die zwischen 1999 und 2006 angefertigt worden war. Die hierdurch ausgelöste Überprüfung der circa zehn Jahre alten Daten durch die Institutsleitung ergab Hinweise auf Mängel. Daraufhin bat Prof. Rudolf Tauber im November 2010 den Ombudsmann für gute wissenschaftliche Praxis, entsprechend den Grundsätzen der Charité um Durchführung einer förmlichen Untersuchung. Diese Untersuchung wurde von Beginn an in enger Zusammenarbeit mit Prof. Lerchl durchgeführt. Prof. Tauber hat in jeder Phase des Verfahrens alle notwendigen Maßnahmen zur lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe ergriffen.''
    
''Im Zuge der Untersuchungen wurde im April 2011 die Promotionskommission hinzu gezogen. Diese wird unmittelbar nach der Sommerpause in ihrer nächsten ordentlichen Sitzung die Doktorandin, die Institutsleitung, den Ombudsmann und Prof. Lerchl anhören und danach entscheiden, ob die Dissertation aberkannt wird. Zu diesem Termin wurde Prof. Lerchl am 26. Juni von der Promotionskommission als externer Gutachter eingeladen und mit der Erstellung eines gerichtsfesten Gutachtens betraut. Diese Einladung zur weiteren Teilnahme am Verfahren nahm Prof. Lerchl dankenswerter Weise an. Gleichwohl bedauert die Charité, dass die gebotene Vertraulichkeit und Wahrung der Persönlichkeitsrechte im laufenden Verfahren nicht gewahrt wurde. Die Charité ist der schnellen und sachgerechten Aufklärung der Vorwürfe verpflichtet und wird diese in allen Konsequenzen in dem dafür vorgesehen ordentlichen Prüfungsverfahren abschließen. Teil dieses Verfahrens ist naturgemäß der Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und das Gebot rechtlichen Gehörs."''</ref>
 
''Im Zuge der Untersuchungen wurde im April 2011 die Promotionskommission hinzu gezogen. Diese wird unmittelbar nach der Sommerpause in ihrer nächsten ordentlichen Sitzung die Doktorandin, die Institutsleitung, den Ombudsmann und Prof. Lerchl anhören und danach entscheiden, ob die Dissertation aberkannt wird. Zu diesem Termin wurde Prof. Lerchl am 26. Juni von der Promotionskommission als externer Gutachter eingeladen und mit der Erstellung eines gerichtsfesten Gutachtens betraut. Diese Einladung zur weiteren Teilnahme am Verfahren nahm Prof. Lerchl dankenswerter Weise an. Gleichwohl bedauert die Charité, dass die gebotene Vertraulichkeit und Wahrung der Persönlichkeitsrechte im laufenden Verfahren nicht gewahrt wurde. Die Charité ist der schnellen und sachgerechten Aufklärung der Vorwürfe verpflichtet und wird diese in allen Konsequenzen in dem dafür vorgesehen ordentlichen Prüfungsverfahren abschließen. Teil dieses Verfahrens ist naturgemäß der Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und das Gebot rechtlichen Gehörs."''</ref>
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In der Studie wurde über DNA-Strangbrüche im Zusammenhang mit einwirkenden elektromagnetischen Feldern berichtet. Untersucht wurde mit dem COMET-Assay (siehe [http://www.laborjournal.de/rubric/archiv/editorials/425_01.lasso Laborjournal-Artikel "Komische Kometen"]). Die Vorwürfe der Datenmanipulation beziehen sich auf einen fehlerhaft angewendeten Korrekturfaktor sowie auf Fälschungen von Bildern, die begutachtet wurden. Es wurden dabei offenbar "Doubletten" (also identische Bilder) mehrfach ausgewertet und geringfügige Veränderungen an den Bildern durchgeführt,  um die Täuschung zu vertuschen. Auch wurde bekannt, dass Messwerte anhand von "Werten aus der Literatur" korrigiert wurden.
 
In der Studie wurde über DNA-Strangbrüche im Zusammenhang mit einwirkenden elektromagnetischen Feldern berichtet. Untersucht wurde mit dem COMET-Assay (siehe [http://www.laborjournal.de/rubric/archiv/editorials/425_01.lasso Laborjournal-Artikel "Komische Kometen"]). Die Vorwürfe der Datenmanipulation beziehen sich auf einen fehlerhaft angewendeten Korrekturfaktor sowie auf Fälschungen von Bildern, die begutachtet wurden. Es wurden dabei offenbar "Doubletten" (also identische Bilder) mehrfach ausgewertet und geringfügige Veränderungen an den Bildern durchgeführt,  um die Täuschung zu vertuschen. Auch wurde bekannt, dass Messwerte anhand von "Werten aus der Literatur" korrigiert wurden.
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Wie das "Elektrosmog-Forum IZGMF" am 10. Juli 2011 meldete<ref>http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46745</ref>, stammten die Rohdaten aus den Jahren 1999-2006 nicht von der damaligen Doktorandin, sondern von Richard Gminski, der an dem "Berliner Anteil" der REFLEX-Studie mitarbeitete. In den Metadaten einer Excel-Tabelle fand sich der Eintrag: (Firma) Universitätsklinikum Freiburg<ref>http://www.laborjournal.de/editorials/517.html</ref>. Gminski ist inzwischen am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg beschäftigt, sein Chef ist der Institutsleiter Prof. Volker Mersch-Sundermann. Mersch-Sundermann bekam in der Vergangenheit Forschungszuwendungen vom Verband der Cigarettenindustrie (VdC) in Höhe von 1 Million DM. Mersch-Sundermann wurde mehrfach als "Wissenschaftlicher Leiter des Verbandes der Cigarettenindustrie" und Nachfolger von Adlkofer bezeichnet. Die Datenbank "Biomed" bescheinigt Gminski die Mitwirkung an fünf wissenschaftlichen Publikationen zwischen 2001 und 2004; Mersch-Sundermann war jedesmal Co-Autor.
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Wie das "Elektrosmog-Forum IZGMF" am 10. Juli 2011 meldete<ref>http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46745</ref>, stammten die Rohdaten aus den Jahren 1999-2006 nicht von der damaligen Doktorandin, sondern von Richard Gminski, der an dem "Berliner Anteil" der REFLEX-Studie mitarbeitete. In den Metadaten einer Excel-Tabelle fand sich der Eintrag: (Firma) Universitätsklinikum Freiburg<ref>http://www.laborjournal.de/editorials/517.html</ref>. Gminski ist inzwischen am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg beschäftigt, sein Chef ist der Institutsleiter Prof. Volker Mersch-Sundermann. Mersch-Sundermann bekam in der Vergangenheit Forschungszuwendungen vom Verband der Cigarettenindustrie (VdC) in Höhe von 1 Million DM. Mersch-Sundermann wurde mehrfach als "Wissenschaftlicher Leiter des Verbandes der Cigarettenindustrie" und Nachfolger von Franz Adlkofer bezeichnet.  
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Die Datenbank "Biomed" bescheinigt Gminski die Mitwirkung an fünf wissenschaftlichen Publikationen zwischen 2001 und 2004; Mersch-Sundermann war jedesmal Co-Autor. Adlkofer leitete von 2000 bis 2004 das REFLEX-Projekt, aus dem die REFLEX-Studie entstand, eine von der EU geförderte und von der Stiftung für Verhalten und Umwelt (VERUM) durchgeführte Untersuchung zum Einfluss von Mobilfunkstrahlung auf menschliche Organismen. VerUm wurde im Dezember 1992 vom Verband der Cigarettenindustrie (VdC) als öffentliche Stiftung gegründet.
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Link: [http://www.izgmf.de/endbericht_wien.pdf Endbericht des Rates für Wissenschaftsethik der Medizinischen Universität Wien (PDF; 219 kB)]
    
===Zurückgezogene Studien von Nader Salama===
 
===Zurückgezogene Studien von Nader Salama===
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