Elektromechanischer Doppel-Resonanz-Konverter

ein angeblich fuktionierendes Perpetuum Mobile, das als "mexikanisches Wunderding" bei Youtube bekannt ist und angeblich eine praktische Umsetzung des EMDR nach Turtur darstellen soll[1]

Der Elektromechanische Doppel-Resonanz-Konverter (EMDR, auch "Nullpunktenergiekonverter nach Turtur" oder "EMDR-Raumenergiemotor" oder "Raumenergiemotor") ist eine Erfindung des niedersächsischen FH-Professors Claus Wilhelm Turtur, die als "Vakuumenergie-Maschine" in der Lage sein soll, nutzbare mechanische Energie aus einer Vakuumfeldenergie (auch "Nullpunktenergie" oder "Zero Point Energy", ZPE) zu gewinnen. Turtur spricht in diesem Zusammenhang auch von Nullpunktschwingungen des harmonischen Oszillators[2], die genutzt würden. Gemeint ist der in der Physik bekannte Casimir-Effekt. Turtur beschreibt auf seinen Webseiten der Ostfalia-Fachhochschule seinen Doppel-Resonanz-Konverter als "Selbstläufer", der außer einer einmaligen Startenergie "keine Input‐Energie" benötige und dem dennoch eine elektrische Leistung entnommen werden könne.[3] Demnach müsste es sich dann um ein Perpetuum Mobile handeln. Auf seiner Webseite teilte Turtur zu seinem EMDR mit, bislang lediglich ein theoretisches Konzept entwickelt und Rechenbeispiele geliefert zu haben:

"Aufgrund der Vielzahl von Leser-Anfragen zum Eigenbau eines Raumenergie-Konverters habe ich mich entschlossen einen Forschungsplan zur Raumenergie-Forschung zu schreiben und zu publizieren. Es soll dabei klargestellt werden, dass meine bisher entwickelten theoretischen Konzepte zum EMDR-Raumenergiemotor eine grundsätzliche Prinzipdemonstration darstellen, die anhand eines Rechenbeispiels veranschaulicht, wie man einen Raumenergiemotor bauen kann. Die in meiner Publikationen gezeigten Zahlen, sind nicht wörtlich zu verstehen, sondern sie sollen als veranschaulichendes Zahlenbeispiel interpretiert werden, welches ich entwickelt habe, um die von mir ausgebreitete grundlegende Theorie der Raumenergie-Konversion verständlich zu machen."

Aus Sicht des Erfinders, der sich als "skeptischer Schulphysiker" bezeichnet, soll der EMDR die Gewinnung einer "unerschöpflichen, sauberen und kostenlosen" Energie ermöglichen, die der Erfinder Nikola Tesla bereits 1930 genutzt habe, um damit ein Auto anzutreiben. Turtur spricht in diesem Zusammenhang auch von einem angeblichen "Vakuumenergie-Konverter" von Tesla. Weiterhin bezieht er sich auf die Zeit-Theorie nach Kozyrev des russischen Physikers Nikolai Kozyrev.[4] Die aus der Zeit vor der Mitte des 20. Jahrhunderts stammende Zeit-Theorie nach Kozyrev hat bislang keine Akzeptanz in der Physik gefunden und wird lediglich in Esoterikkreisen diskutiert.

Beachtung fand der Elektromechanische Doppel-Resonanz-Konverter nach Turtur bei Zeitfokus Online[5], Mitgliedern der Deutschen Vereinigung für Raumenergie e.V. sowie bei einigen weiteren Freie-Energie-Enthusiasten, die versuchten, das Prinzip praktisch umzusetzen und dazu bei YouTube Videos über angeblich erfolgreiche Versuche hochluden.

Ebenfalls nach dem Casimir-Effekt soll auch eine ältere energiespendende Erfindung von Turtur funktionieren: Der "Vakuumenergie-Rotor" bzw. "Flügelradmotor nach Turtur", der aber offensichtlich nur eine energieverbrauchende Anwendung des Biefeld-Brown-Effekts ist.

EMDR

Turtur beschreibt seine Vakuumenergie-Maschine EMDR als eine Vorrichtung, die im Verhältnis zu den für den Casimir-Effekt notwendigen extrem kleinen Abmessungen jedoch riesengroß ist, eine Eigenschaft, die diese Erfindung auch mit seinem "Flügelradgenerator" teilt. Die Kräfte, die sich rechnerisch aus dem Casimir-Effekt ergeben, wären jedoch nur in mikroskospisch kleinen Abständen wirksam.

Nach Turturs Darstellung besteht der EMDR aus einem um eine Achse drehbaren Permanentmagneten, der innerhalb einer Spule platziert wird. Die Spule ist wiederum Bestandteil eines herkömmlichen elektrischen Schwingkreises. Alternativ könne sein Raumenergiemotor auch aus zwei Spulen und einem Permanentmagneten bestehen. Die Resonanzfrequenz des elektrischen Schwingkreises (bzw. der Schwingkreise) soll auf die mechanische Rotationsfrequenz des Magneten abgestimmt werden. Dabei soll ein Effekt auftreten, der der herkömmlichen Physik unbekannt ist: Selektiv soll das magnetische Wechselfeld der Spule den Permanentmagneten in seiner Rotation periodisch beschleunigen, ihn dabei aber kaum abbremsen können, weil in der abbremsenden Phase die Schwingkreisenergie im beteiligten Kondensator gespeichert und somit kein Magnetfeld wirksam sei. Auf diese Weise soll sich ein nutzbarer Energieüberschuss ergeben. Der rotierende Dauermagnet soll wiederum in der Spule nach dem Induktionsgesetz eine elektrische Spannung induzieren, die den Schwingkreis weiter periodisch anregt und die Schwingungen trotz der unvermeidlichen Verluste aufrecht erhält. Entgegen bekannten physikalischen Gesetzen soll es dabei nicht zu einer Abbremsung der Rotation des Magneten kommen, vielmehr schwinge sich die Energie von Periode zu Periode immer weiter auf. Unklar bleibt, was mit dem wachsenden Energieüberschuss geschieht, wenn keine Energie entnommen wird.

DFEM-Simulationsrechnung von Raumenergie-Konvertern

Auf seinen Webseiten veröffentlichte Turtur ein in der Programmiersprache PASCAL geschriebenes Programm zur theoretischen Vorhersage des Verhaltens seines Doppel-Resonanz-Konverters ("DFEM-Simulationsrechnung eines Raumenergie-Konverters mit realistischen Parametern für einen praktischen Aufbau" - in: "Bauanleitung eines Raumenergie-Konverters nach realitätsnaher Berechnung DFEM-Berechnung"). Demnach lasse sich mit dem Programm zeigen, dass seine Anordnung in der Lage sei, "overunity"-Effekte (OU) zu realisieren, also Energie aus dem Nichts bereitzustellen. Ausdrücklich weist Turtur darauf hin, dass sein Algorhythmus auch für andere "Raumenergiekonverter" geeignet sei.

Kritiker erkannten allerdings zahlreiche Fehler in den PASCAL-Programmzeilen sowie in den zugrunde liegenden Überlegungen. Um relativistischen Effekten aus dem Wege zu gehen, nimmt Turtur eine Art "virtuelle" Lichtgschwindigkeit von 1,4 m/s an (anstelle von ca. 300000 km/s), verwendet seine Rechengröße an anderer Stelle jedoch als scheinbar richtige Lichtgeschwindigkeit. Auch gelingt es ihm nicht, die korrekte Berechnungsformel für Coulombkräfte eines einfachen Plattenkondensators heranzuziehen.

Replikationsversuche

Bei YouTube sowie auf einigen Webseiten werden angeblich erfolgreiche Versuche vorgestellt, die sich auf den Elektromechanischen Doppel-Resonanz-Konverter nach Turtur beziehen. Zu einem dieser Versuche wird auch die Skizze eines Schaltplans präsentiert, der die Schaltung eines Transistor-Sperrschwingers zeigt, die aber nach den anerkannten Erkenntnissen der Elektrotechnik lediglich als Energieverbraucher, nicht aber als Energielieferant funktionieren kann. Wie z.B. beim Projekt Steorn und ähnlichen Projekten wird von Anhängern Turturs offenbar versucht, das energieverbrauchende Drehmoment eines stromdurchflossenen Elektromagneten zu ignorieren. Bei einer Drehbewegung einer Spule als Bestandteil eines elektrisch resonanten Schwingkreises in einem Magnetfeld soll Wechselstromenergie auskoppelbar sein, ohne dass die als Induktionsspule wirkende Spule dabei eine Abbremsung erfährt.

Literatur

  • Turtur CW: Technical Design and Drawings for a Prototype of a ZPE-converter to the EMDR-Principle. Philica, 8. Mai 2011 Text

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.youtube.com/watch?v=iTIHqAi_FC4
  2. Der harmonische Oszillator ist ein Konzept, das sowohl in der klassischen Physik als auch in der Quantenmechanik eine wichtige Rolle spielt.
  3. http://www.ostfalia.de/export/sites/default/de/pws/turtur/DownloadVerzeichnis/DFEM_realitxtsnah_dtsch.pdf
  4. Zitat Turtur: Die Energiedifferenz, um die sich die Energie im System beim Durchlaufen jeder einzelnen Periode des Zyklus verändert hat, wird einer unsichtbaren Energiequelle entnommen oder ihr zugeführt (je nach dem, ob das in der Legende zu Abbildung 2 gezeigte Ringintegral über Kraft mal Weg größer oder kleiner als NULL ist). Und diese unsichtbare Energiequelle wird häufig mit Terminus technicus „Raumenergie“ bezeichnet – ebenso gut könnte man sie auch als „Zeitenergie“ bezeichnen, wie es Prof. Dr. Nikolai Kozyrev von Russischen Akademie der Wissenschaften gemacht hat – weil das zeitliche Verhalten der Körper und der Wechselwirkungsfelder darüber entscheidet. Die Tatsache, dass Raumenergie in klassische Energie umgewandelt werden kann, aber ebenso gut auch klassische Energie in Raumenergie, zeigt die Vollwertigkeit der Energieform der Raumenergie als Energieform. Im übrigen hat Professor Turtur in der Computersimulation eine Maschine konstruktiv entwickelt, die tatsächlich beide Richtungen der Energiewandlung vollziehen kann. Darüberhinaus hat Professor Turtur den theoretischen Hintergrund und die Zurückführung dieser Energie auf die Raumenergie in zahlreichen Publikationen erläutert [Tur 12].
  5. Zeitfokus Online 19.Mai 2011