Eigenbluttherapie

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Eigenbluttherapien umfassen eine Vielzahl unterschiedlicher umstrittener alternativmedizinischer Verfahren denen gemeinsam ist dass eine bestimmte Menge Blut dem Patienten entnommen wird und nach bestimmten Behandlungen dem Patienten wieder zurückinjiziert werden. Einige wenige Spezialanwendungen sind jedoch in der akademischen Medizin wissenschaftlich anerkannt und validiert worden. Die (Eigen-)Blutentnahme vor einem chirurgischen Eingriff zur Anwendung während der Operation kann hingegen nicht zu den Eigenbluttherapien im engeren Sinne gezählt werden.

Im Einzelfall muss jeweils geprüft werden ob es sich um anerkannte Verfahren mit Wirksamkeitsnachweis oder um nutzlose Verfahren handelt. Aufgrund einer schwer zu überschauenden Zahl von Methoden (mit meist verwirrenden und hochtrabenden Bezeichnungen) fällt es selbst Ärzten mitunter schwer hier durchzuschauen.

Eigenbluttherapien haben bis heute keinen seriösen Wirksamkeitsnachweis vorgelegt. Es kommt aber immer wieder zu Zwischenfällen, die man in der Presse wiederfindet. Aus diesem Grunde sollte man dieses mittelalterliche Therapiesystem, was säftepathologisch geprägt ist, unterlassen. Es hat heutzutage keine Existenzberechtigung mehr. Besonders problematisch sind jene Eigenblutzubereitungen, die mit Zusätzen vermischt wurden. Hier ist das Allergierisiko unkalkulierbar und der Nutzen steht in keinem Verhältnis zum Gesundheitsrisiko und dem finanziellen Aufwand der Methode.

Pro Injektion muss mit etwa 15 bis 50 Euro gerechnet werden. Ein Behandlungszyklus kann bis etwa 500 Euro kosten. Die Verfahren der Eigenbluttherapie werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.

Geschichte der Eigenbluttherapie

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte der Dermatologe Spiethoff eine standardisierte Methode, um Patienten mit Eigenblut und Eigenserum zu behandeln. Die Technik, erstmals benannt im Jahre 1913, erfuhr in den folgenden drei Jahrzehnten diverse Modifikationen (vgl. Ozontherapie). Das Eigenblut wurde verschiedenen Behandlungen unterworfen, bevor man es dem Patienten wieder injizierte. Man ließ es gefrieren und taute es wieder auf, man entfernte Faktoren für die Blutgerinnung oder alle roten Blutkörperchen oder versetzte es mit Sauerstoff.

Die Methode

Die Idee der Eigenbluttherapie ist es, körpereigene Stoffe dazu zu benutzen, um den Organismus zu einer verstärkten Abwehrreaktion zu reizen. An der Einstichstelle entsteht eine Entzündungsreaktion und die Körpertemperatur steigt an. Dies soll eine 'vegetative Umstimmung' auslösen.

Der Therapeut, häufig ein Heilpraktiker, entnimmt venöses Blut und spritzt es heutzutage meist ohne weitere Zusatzbehandlung wieder in den Menschen ein. Meistens wird eine Vene als Infusionsort gewählt, es kann aber auch unter die Haut oder in die Muskulatur gespritzt werden. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Injektion bis zu 10 ml Eigenblut, wobei dies über mehrere Tage in Folge geschehen kann. Gelegentlich wird das Blut auch mit Echinacea oder Misteln vermischt.

  • Orale Eigenbluttherapie: Aus einem Tropfen Blut erfolgt die Herstellung einer homöopathischen Verdünnung des entnommenen Blutes. Das verdünnte Präparat wird sodann in Tropfenform dem Patienten (oft Kinder) verabreicht.
  • Eigenbluttherapie nach Reckeweg: eine Art der Eigenblutbehandlung, die stufenweise mit homöopathisierten (verdünnten) Blutmengen auf Vorstellungen der sogenannten Homotoxikologie basiert.

Unerwünschte Wirkungen / bekannte Zwischenfälle

Als Reaktionen der Eigenblut-Therapie kann es im Rahmen einer Unverträglichkeitsreaktion nach einer Behandlung zu Fieber, Nesselfieber, Schwindel, Kopfschmerzen und Herzrasen kommen, und bei Injektion vom mit zusätzlichen Substanzen versetzten Eigenblut in schweren Fällen zu einem allergischen Schock.

Durch unsauberes Spritzenmaterial können Keime direkt in die Blutbahn übertragen werden. Es ist deshalb darauf zu achten, dass die Kanüle, mit der das venöse Blut entnommen wurde, keinesfalls die gleiche ist, mit der man die Reinfusion erhält. Falls doch, können Hautkeime in die Blutbahn verschleppt werden, was bei immungeschwächten oder allergischen Personen zu Problemen führen kann. Wird Mehrfach-Besteck verwendet, besteht die Gefahr der Übertragung von Hepatitis oder HIV.

Dieses Problem kann deutlich reduziert werden, wenn Einmalbestecke verwendet werden. Aber auch hier ist zu bedenken, dass während der Blutentnahme immer ein gewisser Teil der korpuskulären Blutpartikal (rote und weiße Blutkörperchen) zerfallen und ihren Zellinhalt im Serum verteilen. Besonders bei weißen Blutkörperchen stellt aber deren Zellinhalt ein Alarmsignal dar, denn dies bedeutet beim Reinfundieren für die dann dieses Material entdeckenden Abwehrzellen, dass offenbar ein 'Feindkontakt' diese Zellen zerfallen lies. Es kommt - entweder lokal, wenn das Eigenblut unter die Haut oder in einen Muskel gespritzt wird, oder im Rahmen einer allgemeinen Reaktion, wenn das Blut in eine Vene infundiert wird - zu einer Entzündungsreaktion, die auch verzögert verlaufen kann. Dies kann im Einzelfall bis zur Entwicklung von Autoantikörpern gegen körpereigenes Material führen. Dies ist eine Gefahr, die man bei der normalen Transfusionsmedizin durchaus kennt und die bei der üblichen Eigenbluttherapie von vielen Anhängern und Therapeuten schlicht verdrängt wird.

Weblinks

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