Echinacea

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Echinacea purpurea

Echinacea (E. angustifolia, purpurea, pallidae) ist der Name eines Heilmittels, das Presssäfte oder Extrakte aus der Pflanze Echinacea angustifolia, E. purpurea oder E. pallida (Sonnenhut) enthält und zur Immunstimulation oder vorbeugend gegen Erkältungen und andere Infektionskrankheiten beworben wird. Es gibt wenig seriöse Hinweise auf eine Wirksamkeit. Die Anwendung von Echinacea-Präparaten erfolgt in der Alternativmedizin oftmals nach Stellung der umstrittenen Verdachtsdiagnose einer angenommenen Immunschwäche.

Aussehen

Der Sonnenhut (Echinacea spec.) stammt aus einer Pflanzenfamilie der Korbblütengewächse (Asteraceae) aus der Gattung der Sonnenhüte, die hauptsächlich in Nordamerika beheimatet ist, aber auch in geringerem Umfang in Europa (Deutschland, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Niederlande, Schweiz) kultiviert wird. Zu medizinischen Zwecken wird die Wurzel (Radix) des schmalblättrigen Sonnenhuts (Echinacea angustifolia) und des blassfarbenen schmalblättrigen Sonnenhuts (Echinacea pallida) verwendet. Die Pflanzen sehen für den Laien ähnlich aus, unterscheiden sich aber hinsichtlich Größe und Struktur.

Echinacea angustifolia ist eine bis zu 60 cm hoch werdende Staude mit einfach oder mehrfach verzweigtem Stengel sowie lanzettartigen, ganzrandigen, höckrig-rauhaarigen Blättern. Ihre Blütenkörbchen sind abstehend und weisen 2-4 cm lange, weiße, rosa oder purpurfarbene Zungenblüten auf. Der Pollen ist gelb. Der E. angustifolia nahezu optisch gleich ist Echinacea purpurea L. Moench, die aber keine Alkamide produziert.

Echinacea pallida ist zwar ebenfalls ein Strauch, wächst mit 100 cm aber deutlich höher. Die Blätter sind gleichartig, aber die Blütenkörbchen weisen hängende 4-9 cm lange, weiße, rosa oder purpurfarbene Zungenblüten auf. Ihr Pollen ist weiß.[1]

Echinacae als 'Immunstimulanz'

Die medizinische Anwendung ist etwas unterschiedlich. Echinacea angustifolia sowie Echinacea purpurea werden zur Unterstützung und Förderung der Abwehrkräfte, insbesondere bei Erkältungskrankheiten im Hals-, Nasen- und Rachenraum sowie als 'Umstimmungsmittel' bei Grippe verwendet, daneben auch zur Behandlung entzündlicher oder eitriger Verletzungen, bei Ulcus cruris (offenem Bein), Herpes simplex und Phlegmonen. Zusätzlich wird es bei Kopfschmerzen, Stoffwechselerkrankungen oder als Antiseptikum eingesetzt. Echinacea pallida wird demgegenüber nur zur unterstützenden Therapie bei grippeartigen Infekten empfohlen[1].

Umsatz allein in Deutschland geht in die Millionen

Eine ganze Reihe von Pharmafirmen sind am Geschäft mit Auszügen, Presssäften oder Zubereitungen, die Echinacea-Beimengungen enthalten, beteiligt. Neben der aus der Anthroposophie-Szene stammenden Firma Heel sind auch Firmen wie Nestmann, Hevert, Pflüger und größere Generika-Anbieter wie Stada und Ratiopharm in diesem Geschäftsfeld aktiv. Diese Firmen bieten diese pflanzlichen Heilmittel, die gemäß des deutschen Arzneimittelrechts noch einige Jahre keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen, über die Apotheken an.

In der von der Gelben-Liste publizierten Negativliste von Arzneimitteln[2], die diese Einstufung mangels Wirksamkeitsnachweis erhielten, wurden ECHINACEA COMP. S Amp. AMP von Biologische Heilmittel Heel GmbH sowie ECHINACEA COMPLEX Ampullen INJ von Weber & Weber GmbH & Co. KG genannt. Echinacea-Produkte haben keinen glaubhaften Nachweis einer Wirksamkeit, befinden sich aber ohne Wirksamkeitsnachweis im Verkehr und trotz bestehender Negativ-Einstufung werden sie weiter verkauft.

Studienlage zur Wirksamkeit von Echinacea

Echinacea-Extrakte werden als vorgebliche Stärkung der Körperabwehr zur unterstützenden Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege beziehungsweise bei grippeartigen Infekten angeboten. Das Arzneimittelkursbuch der Herausgeber des Arznei-Telegramm stufte die als 'Immunmodulatoren' (früher als 'Immunstimulanzien') bezeichneten Extrakte aus Echinacea purpurea (ECHINACIN u.a.) und Echinacea pallida (ECHINACEA-RATIOPHARM u.a.) als Produkte mit einem zweifelhaftes Therapieprinzip ein.[3]

Wirksamkeitsnachweise von Echinacea-Produkten gibt es überwiegend in der deutschsprachigen Fachliteratur, wobei diese in der Regel von jenen Firmen gesponsort wurden, die durch den Verkauf Echinacea-haltiger Produkte Geld verdienen.[4]

Die Qualität dieser Studien ist jedoch überwiegend schlecht, so dass sie der kritischen Nachprüfung nicht standhält. So prüften Barrett et al. (2002) in einer aktuellen Untersuchung an insgesamt 148 Patienten die angebliche Wirksamkeit einer Kapselzubereitung aus dem Kraut (25%) und der Wurzel (25%) von Echinacea purpurea sowie der Wurzel (50%) von Echinacea angustifolia. Die Versuchspersonen nahmen an einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie teil und nahmen 6 g dieser Dosis beginnend am ersten Tag einer Erkältungserkrankung sowie 3 g täglich an jedem weiteren Tag bis maximal 10 Tage lang ein. Die Echinacea-behandelten Patienten schnitten nicht signifikant unterschiedlich zu den nur mit Placebo behandelten Kontrollpersonen ab. Es brachen unter Echinacea (n=4) mehr Personen die Studie vorzeitig ab als unter Placebo (n=2). Die Dauer der Erkältungskrankheit war unter Placebo 5,75 Tage, unter Echinace sogar 6,27 Tage (p > 0,05) und die Schwere der klinischen Symptome war in beiden Gruppen gleich. Die Autoren bewerteten den Wirksamkeitsnachweis für Echinacea als negativ und kamen zu dem Schluss, dass die Ergebnisse keinen Anhalt dafür bieten, dass Echinacea in der Behandlung von Erkältungssymptomen vorteilhaft sei.[5]

1998 wurde eine Studie zur vorbeugenden Wirkung von Echinacea veröffentlicht: 302 Teilnehmer erhielten über zwölf Wochen zweimal täglich einen alkoholischen Wurzelextrakt von Echinacea purpurea oder Echinacea angustifolia oder ein Scheinmedikament. Die Wissenschaftler werteten aus, wie viel Zeit bis zum ersten Infekt der oberen Atemwege verging und wie viele Erkältungen überhaupt auftraten. Ergebnis: Zwischen den drei Gruppen war kein Unterschied feststellbar.[6]

Eine Metastudie, die 2005 an der Stanford-Universität durchgeführt wurde, zeigte, dass die meisten der 322 untersuchten Publikationen über die Wirksamkeit von Echinacea bei Erkältungen die Qualitätsparameter wie z.B. Verblindung nicht erfüllten. Die zwei Studien, die den Anforderungen genügten, zeigten keinerlei Wirksamkeit von Echinacea bei Erkältungskrankheiten. Eine immunstimulierende Wirkung konnte nicht nachgewiesen werden.[7]

Die weitere Studie der University of Wisconsin-Madison School of Medicine and Public Health, veröffentlicht in der Dezemberausgabe der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine, kam zu dem Ergebnis, dass Echinacea lediglich eine marginale, nicht signifikante Wirkung bei Erkältungen hat. Mehr als 700 Personen im Alter von 12 bis 80 Jahren mit Symptomen einer sehr frühen Erkältung wurden in die randomisierte und doppelt verblindete Studie eingeschlossen. In der Gruppe, die Echinacea-Kapseln einnahm, konnte lediglich eine Reduktion der Symptomatik um sieben bis 10 Stunden gemessen werden.[8]

Eine Wirksamkeit von Echinacea-Zubereitungen gegen Herpes-Simplex-Viren wurde bisher lediglich in vitro nachgewiesen.[9]

Neben- und Wechselwirkungen

Dem Patienten wird durch Anbieter von Echinacea-Produkten immer wieder der unzutreffende Eindruck vermittelt, dass Echinacea eine nebenwirkungsfreie Arznei sei. Dem ist nachgewiesenermaßen nicht so. Im 'Netzwerk der gegenseitigen Information' des Arznei-Telegramms sind sowohl für Echinacea-Presssäfte wie auch -Extrakte oder -Injektionslösungen zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verzeichnet worden. Insgesamt 54 Einzelberichte sind vorhanden, in denen Echinacea zu unerwünschten Wirkungen führte, die von Verschlechterung der Befindlichkeit, Husten, Atemnot, Hautausschlägen, Blutdruckschwankungen, Blutbildveränderungen, Muskelschwund bis hin zu sehr ernsten Erkrankungen wie schwerem allergischen bzw. anaphylaktischem Schock reichten. Besonders schwere Nebenwirkungen traten vor allem bei den Injektionslösungen auf.

Einigen Bestandteilen von Echinacea werden immunstimulierende Effekte zugeschrieben. Doch hier warnt die schwedische Arzneimittelbehörde wegen unzureichender Belege für die Sicherheit. Sollte ein immunstimulierender Mechanismus bestehen, ist vor allem bei längerer Einnahme eine Beeinträchtigung des Immunsystems zu befürchten. Echinacea-haltige Präparate dürfen nicht zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten oder Infektionen verwendet werden.[10]

Patienten mit systemischen Erkrankungen wie AIDS oder Allergie sollen keine Echinacea-Produkte einnehmen. [11] Über die besondere Gefährdung von Atopikern durch schwerwiegende Unverträglichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie und akute Asthmaanfälle berichtete das arznei-telegramm ebenfalls im Jahr 2002. Dies mag darauf beruhen, dass man bei Patienten mit Atopie trotz fehlender Einnahme von Echinacea bereits eine Sensibilisierung gegen Echinacea-Antigene im Prick-Test feststellen kann.[12]

Während der Schwangerschaft sollten Echinacea-Produkte ebenfalls nicht eingenommen werden, auch wenn bisher in einer klinischen Studie[13] unter 206 Schwangeren, die Echinacea während der Schwangerschaft eingenommen hatten (darunter 112 im ersten Schwangerschaftsdrittel), im Vergleich zu einer ebenso großen Kontrollgruppe eine erhöhte Fehlbildungsrate der Neugeborenen nicht nachweisbar war. Kindern und Jugendlichen sollte man Echinacea-Produkte vorsichtshalber ebensowenig verabreichen, weil hier bis heute keine gesicherten Erkenntnisse für eine Wirksamkeit vorliegen.

Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Produkten und anderen Arzneimitteln sind nicht auszuschließen. So weist Tumova (2000) darauf hin, dass Fertigarzneimittel wie z. B. Warfarin, MAO-Inhibitoren (wie Phenelzinsulphat) oder Phenytoin und andere leberschädlich wirkende Medikamente nicht gleichzeitig mit Echinacea eingenommen werden sollten, weil die Pflanzenextrakte die Ausscheidung bzw. den Abbau der Arzneimittel in der Leber hemmen können. Dies kann zu Organschäden führen. (Laut Tumorova besteht das Problem der Wechselwirkung nicht nur bei Echinacea, sondern u.a. auch bei Gingko, Ginseng, Johanniskraut und Baldrian.)[14]

Insofern können die Äußerungen der ehemaligen deutschen Kommission E, die für die Einstufung von Naturheilmitteln gemäß des Arzneimittelgesetzes zuständig war, nur als fahrlässig bezeichnet werden. Man stufte in der Kommission noch im Jahre 1996 Echinacea als eine Pflanze ein, die keine Nebenwirkungen zeige.

Schadenfälle

Vor allem Injektionslösungen führen zu teilweise erheblichen Nebenwirkungen. Gefährdet sind Atopiker/Allergiker sowie Patienten mit AIDS/HIV oder anderen chronischen Krankheiten. Wechselwirkungen mit Monosubstanz-Arzneien sind möglich.

Fazit: Nutzlos, unwirksam und mit Neben/-Wechselwirkungen behaftet.

Quellennachweise

  1. 1,0 1,1 Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesell., Stuttgart, 191-198, 1996
  2. http://www.gelbe-liste.de/
  3. Arzneimittelkursbuch 2002/03: A.V.I. Berlin, 1508-1509, 2002
  4. http://www.arznei-telegramm.de/html/2007_07/0707069_01.html
  5. Barrett B, Brown R, Rakel D, Mundt M, Bone K, Barlow S, Ewers T. Echinacea for treating the common cold: a randomized trial., Ann Intern Med. 2010 Dec 21;153(12):769-77
  6. Ronald B. Turner, Donald K. Riker, J. David Gangemi. Ineffectiveness of Echinacea for Prevention of Experimental Rhinovirus Colds. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, June 2000, Seiten 1708-1709, Vol. 44, No. 6. [1]
  7. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15736012?dopt=Abstract
  8. http://www.med.wisc.edu/news-events/news/study-shows-echinacea-may-reduce-cold-duration-by-only-one-day/30079
  9. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29817
  10. Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN. 17.12.2002
  11. Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN. 17.12.2002
  12. Mullins RJ, Heddle R: Adverse reactions associated with echinacea: the australian experience. Ann Allergy Asthma Immunol, 88, 42-51, 2002
  13. Gallo M, Sarkar M, Au W, Pietrzak K, Comas B, Smith M, Jaeger TV, Einarson A, Koren G: Pregnancy outcome following gestational exposure to echinacea: a prospective controlled study. Arch Intern Med, 160, 3141-3143, 2000
  14. Tumova L: Interactions between herbal medicines and drugs. Ceska Slov Farm, 49, 162-167, 2002
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen