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'''Echinacea''' (E. ''angustifolia'') ist der Name eines Heilmittels, das Presssäfte oder Extrakte aus der Wurzel (Radix) des Purpur-Sonnenhutes (''E. purpurea''), des Blassen Sonnenhuts (syn.: Prärie-Igelkopf - ''Echinacea pallida'') oder Schmalblättrigen Sonnenhutes (''Echinacea angustifolia'') enthält und zur Immunstimulation oder vorbeugend gegen Erkältungen und andere Infektionskrankheiten beworben wird. Es gibt wenig seriöse Hinweise auf eine Wirksamkeit. Die Anwendung von Echinacea-Präparaten erfolgt in der [[Alternativmedizin]] oftmals nach Stellung der umstrittenen Verdachtsdiagnose einer angenommenen oder drohenden [[Alternativmedizinische Immunschwäche|"alternativmedizinischen Immunschwäche"]].
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==Aussehen==
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Der Sonnenhut (''Echinacea spec.'') stammt aus einer Pflanzenfamilie der Korbblütengewächse (''Asteraceae'') und bildet die Gattung der Sonnenhüte, die hauptsächlich in Nordamerika beheimatet ist, aber auch in geringerem Umfang in Europa (Deutschland, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Niederlande, Schweiz) kultiviert wird. Zu medizinischen Zwecken werden die Wurzeln (Radix) des Schmalblättrigen, Blassen bzw. des Purpur-Sonnenhuts verwendet. Die Pflanzen sehen für den Laien ähnlich aus, unterscheiden sich aber in ihren botanischen Merkmalen.
  
'''''Echinacea''''' (''angustifolia'', ''purpurea'', ''pallidae'') ist ein Heilmittel das Presssäfte oder Extrakte aus ''Echinacea angustifolia'', ''E. purpurea'' oder ''E. pallida'' enthält und zur Immunstimulation, vorbeugend gegen Erkältung bzw. zur Immunstimulation beworben wird. Es gibt wenig seriöse Hinweise auf Wirksamkeit.
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==Inhaltsstoffe==
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Wichtige Inhaltsstoffe von Echinacea sind Glycoside wie das Echinacosid, [[ätherische Öle]], Inulin und Harze. Allerdings ist derzeit weder geklärt, welches dieser Inhaltsstoffe die Wirkung hervorruft, noch worin der eigentliche Wirkmechanismus besteht.
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==Vermarktung in Deutschland==
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Die in Deutschland angebotenen Präparate werden aus dem Purpur-Sonnenhut und dem Blassen Sonnenhut gewonnen.
  
Der Sonnenhut (''Echinacea spec.'') stammt aus einer Pflanzenfamilie der Korbblütengewächse (''Asteraceae''), aus der Gattung der Sonnenhüte, die hauptsächlich aus Nordamerika stammt, aber auch in geringerem Umfang in Europa (Deutschland, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Niederlande, Schweiz) kultiviert wird. Zu medizinischen Zwecken wird die Wurzel (Radix) des schmalblättrigen Sonnenhuts (''Echinacea angustifolia'') und des blassfarbenen schmalblättrigen Sonnenhuts (''Echinacea pallida'') verwendet. Die Pflanzen sehen für den Laien ähnlich aus, unterscheiden sich aber hinsichtlich Größe und Struktur.
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Diverse Pharmafirmen sind am Geschäft mit Auszügen, Presssäften oder Zubereitungen, die Echinacea-Beimengungen enthalten, beteiligt. Neben der aus der [[Anthroposophie]]-Szene stammenden Firma [[Heel]] sind auch Firmen wie Nestmann, [[Hevert Arzneimittel]], Pflüger und größere Generika-Anbieter wie Stada und Ratiopharm in diesem Geschäftsfeld aktiv. Diese Firmen bieten diese pflanzlichen Heilmittel, die gemäß des deutschen Arzneimittelrechts noch einige Jahre keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen, über die Apotheken an.
  
''Echinacea angustifolia'' ist eine bis zu 60 cm hoch werdende Staude mit einfach oder mehrfach verzweigtem Stengel sowie lanzettartigen, ganzrandigen, höckrig-rauhhaarigen Blättern. Ihre Blütenkörbchen sind abstehend und weisen 2-4 cm lange, weiße, rosa oder purpurfarbene Zungenblüten auf. Der Pollen ist gelb. Der E. angustifolia nahezu optisch gleich ist Echinacea purpurea L. Moench, die aber keine Alkamide produziert.
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==Anwendungsgebiete==
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Präparate aus ''Echinacea angustifolia'' sowie ''Echinacea purpurea'' werden zur Unterstützung und Förderung der Abwehrkräfte (Immunstimulanz), insbesondere bei Erkältungskrankheiten im Hals-, Nasen- und Rachenraum sowie als 'Umstimmungsmittel' bei Grippe verwendet, daneben auch zur Behandlung entzündlicher oder eitriger Verletzungen, bei Ulcus cruris (offenem Bein), Herpes simplex und Phlegmonen. Zusätzlich wird es bei Kopfschmerzen, Stoffwechselerkrankungen oder als Antiseptikum eingesetzt. Eine dritte Sonnenhut-Art, der Blasse Sonnenhut (syn.: Prärie-Igelkopf - ''Echinacea pallida''), wird nur zur unterstützenden Therapie bei grippeartigen Infekten empfohlen.<ref>http://www.medizinalpflanzen.de/systematik/6_droge/echinapal.htm</ref>
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Wegen der immunstimulierenden Wirkung wird Sonnenhut sogar als ein neues Medikament gegen Krebserkrankungen („Hoffnungen gegen Krebs“) angeboten. Im Bereich der [[Homöopathie]] wird Echinacea ebenfalls gegen grippale Infekte und Entzündungen im Mund angeboten.
  
''Echinacea pallida'' ist zwar ebenfalls ein Strauch, wächst mit 100 cm aber deutlich höher. Die Blätter sind gleichartig, aber die Blütenkörbchen weisen hängende 4-9 cm lange, weiße, rosa oder purpurfarbene Zungenblüten auf. Ihr Pollen ist weiß <ref>Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesell., Stuttgart, 191-198, 1996 </ref>.
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==Studienlage zur Wirksamkeit==
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Echinacea-Extrakte werden als vorgebliche Stärkung der Körperabwehr zur unterstützenden Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege beziehungsweise bei grippeartigen Infekten angeboten. Derzeit ist weder geklärt, welcher der Inhaltsstoffe die Wirkung hervorruft, noch worin der eigentliche Wirkmechanismus besteht.
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Das Arzneimittelkursbuch der Herausgeber des Arznei-Telegramms stufte die als 'Immunmodulatoren' (früher als 'Immunstimulanzien') bezeichneten Extrakte aus Echinacea purpurea (ECHINACIN u.a.) und Echinacea pallida (ECHINACEA-RATIOPHARM u.a.) als Produkte mit einem zweifelhaften Therapieprinzip ein.<ref>Arzneimittelkursbuch 2002/03: A.V.I. Berlin, 1508-1509, 2002</ref>
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In der von der Gelben Liste publizierten Negativliste von Arzneimitteln<ref>http://www.gelbe-liste.de/</ref>, die diese Einstufung mangels Wirksamkeitsnachweis erhielten, werden ECHINACEA COMP. S Amp. AMP von Biologische Heilmittel Heel GmbH sowie ECHINACEA COMPLEX Ampullen INJ von Weber & Weber GmbH & Co.&nbsp;KG genannt. Echinacea-Produkte haben keinen glaubhaften Nachweis einer Wirksamkeit, befinden sich aber ohne Wirksamkeitsnachweis im Verkehr und trotz bestehender Negativ-Einstufung werden sie weiter verkauft.
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Wirksamkeitsnachweise von Echinacea-Produkten gibt es überwiegend in der deutschsprachigen Fachliteratur, wobei diese in der Regel von jenen Firmen gesponsert wurden, die durch den Verkauf Echinacea-haltiger Produkte Geld verdienen.<ref>http://www.arznei-telegramm.de/html/2007_07/0707069_01.html</ref> Die Qualität dieser Studien ist jedoch überwiegend schlecht, so dass sie der kritischen Nachprüfung nicht standhalten. So wird in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2007 (SHAH, S.A. et al, 2007) von einem vorbeugenden Effekt von Echinacea bei Erkältungen berichtet. Allerdings weist diese Studie schwere methodische Mängel auf.<ref>SHAH, S.A. et al.: Lancet Infect. Dis. 2007; 7: 473-80</ref>
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Eine Wirksamkeit von Echinacea-Zubereitungen gegen Herpes-simplex- und Rhinoviren wurde bisher lediglich in vitro nachgewiesen.<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29817</ref>
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Studien, die den wissenschaftlichen Standards entsprechen, kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass Echinacea weder in der Vorbeugung, noch in der Dauer und Schwere von Erkältungskrankheiten einen nachgewiesenen Nutzen haben. <ref> http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Editorials/2005-10.pdf</ref><ref>Barrett B, Brown R, Rakel D, Mundt M, Bone K, Barlow S, Ewers T. ''Echinacea for treating the common cold: a randomized trial.'', Ann Intern Med. 2010 Dec 21;153(12):769-77</ref><ref>Ronald B. Turner, Donald K. Riker, J. David Gangemi. Ineffectiveness of Echinacea for Prevention of Experimental Rhinovirus Colds. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, June 2000, Seiten 1708-1709, Vol. 44, No. 6. [http://aac.asm.org/cgi/reprint/44/6/1708]</ref><ref>http://www.med.wisc.edu/news-events/news/study-shows-echinacea-may-reduce-cold-duration-by-only-one-day/30079</ref><ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15736012?dopt=Abstract</ref>
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Für die Anwendung von Echinacea gegen Krebserkrankungen existieren keinerlei Hinweise für eine Wirksamkeit. Es existieren nicht einmal wissenschaftliche Studien zu diesem Thema.
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Die Wirksamkeit von Echinacea bleibt demnach nach wie vor ungesichert.
  
==Echinacae als 'Immunstimulanz'==
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==Neben- und Wechselwirkungen==
Die medizinische Anwendung ist etwas unterschiedlich. ''Echinacea angustifolia'' sowie ''Echinacea purpurea'' werden zur Unterstützung und Förderung der Abwehrkräfte, insbesondere bei Erkältungskrankheiten im Hals-, Nasen- und Rachenraum sowie als 'Umstimmungsmittel' bei Grippe verwendet wie auch zur Behandlung entzündlicher oder eitriger Verletzungen, bei Ulcus cruris (offenem Bein), Herpes simplex, Phlegmonen. Zusätzlich wird es bei Kopfschmerzen, Stoffwechselerkrankungen oder als Antiseptikum eingesetzt. ''Echinacea pallida'' wird demgegenüber nur zur unterstützenden Therapie bei grippeartigen Infekten empfohlen (Wichtl 1996).
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Dem Patienten wird durch Anbieter von Echinacea-Produkten immer wieder der unzutreffende Eindruck vermittelt, dass Echinacea eine nebenwirkungsfreie Arznei sei. Das ist nachgewiesenermaßen nicht zutreffend. Dem 'Netzwerk der gegenseitigen Information' des Arznei-Telegramms wurden sowohl für Echinacea-Presssäfte wie auch -Extrakte oder -Injektionslösungen zum Teil erhebliche Nebenwirkungen berichtet.
 
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==Umsatz allein in Deutschland geht in die Millionen==
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Nebenwirkungen in Form schwerer Unverträglichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie und akute Asthmaanfälle sind besonders bei Personen mit Neigung zu Allergien zu befürchten. Dies mag darauf beruhen, dass man bei Patienten mit Allergieneigung trotz fehlender Einnahme von Echinacea bereits eine Sensibilisierung gegen Echinacea-Antigene im Prick-Test feststellen kann. Ursache hierfür könnte eine Kreuzreaktivität mit anderen Korbblütlern wie Beifuß, Chrysanthemen und Sonnenblumen sein.<ref>Mullins RJ, Heddle R: Adverse reactions associated with echinacea: the Australian experience. An Allergy Asthma Immunol, 88, 42-51, 2002</ref>
Eine ganze Reihe von Pharmafirmen sind am Geschäft mit Auszügen, Presssäften oder Zubereitungen, die Echinacea-Beimengungen enthalten, beteiligt. Wie zu erwarten, tummeln sich neben der aus der Szene der Anthroposophie stammenden Firma Heel auch Firmen wie Nestmann, Hevert, Pflüger und größere Generika-Anbieter wie Stada und Ratiopharm in diesem Geschäftsfeld. Diese Firmen bieten diese pflanzlichen Heilmittel, die gemäß des deutschen Arzneimittelrechts noch einige Jahre keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen, über die Apotheken an.
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Einzelberichte über unerwünschten Wirkungen von Echinacea beschreiben Zwischenfälle wie die Verschlechterung der Befindlichkeit, Husten, Atemnot, Hautausschläge, Blutdruckschwankungen, Blutbildveränderungen, Muskelschwund bis hin zu sehr ernsten Erkrankungen wie schwerem allergischen bzw. anaphylaktischem Schock. Besonders schwere Nebenwirkungen traten vor allem bei den Injektionslösungen auf.
In der von der Gelben-Liste (www.gelbe-liste.de) publizierten Negativliste von Arzneimitteln, die diese Einstufung mangels Wirksamkeitsnachweis erhalten haben, wurden in diesem Jahr ECHINACEA COMP. S Amp. AMP von Biologische Heilmittel Heel GmbH sowie ECHINACEA COMPLEX Ampullen INJ von Weber & Weber GmbH & Co. KG genannt. Dies illustriert, wie bereitwillig der deutsche Gesetzgeber fragwürdige Wundermittel unter dem Deckmäntelchen des Arzneimittelgesetzes in den Verkehr gelangen lässt. Wie unten dargelegt wird, haben Echinacea-Produkte keinen glaubhaften Nachweis einer Wirksamkeit, befinden sich aber ohne Wirksamkeitsnachweis im Verkehr und trotz bestehender Negativ-Einstufung werden sie weiter verkauft.
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Einigen Bestandteilen von Echinacea werden immunstimulierende Effekte zugeschrieben, jedoch sind die Belege für die Sicherheit bislang unzureichend. Sollte ein immunstimulierender Mechanismus bestehen, ist vor allem bei längerer Einnahme eine Beeinträchtigung des Immunsystems zu befürchten.<ref>[http://www.arznei-telegramm.de/html/2002_12/0212523_01.html Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN] 17.12.2002</ref>
==Wirksamkeit von Echinacea bis heute unbewiesen==
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Echinacea-Extrakte werden als vorgebliche Stärkung der Körperabwehr zur unterstützenden Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege beziehungsweise bei grippeartigen Infekten angeboten. Das Arzneimittelkursbuch der Herausgeber des Arznei-Telegramm stufte die als 'Immunmodulatoren' (früher als 'Immunstimulanzien') bezeichneten Extrakte aus Echinacea purpurea (ECHINACIN u.a.) und Echinacea pallida (ECHINACEA-RATIOPHARM u.a.) als Produkte mit einem zweifelhaftes Therapieprinzip ein (Arzneimittelkursbuch 2002/2003).
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Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Produkten und anderen Arzneimitteln sind nicht auszuschließen. So weist Tumova (2000) darauf hin, dass Fertigarzneimittel wie z.&nbsp;B. Warfarin, MAO-Inhibitoren (wie Moclobemid, Selegilin) oder Phenytoin und andere leberschädigend wirkende Medikamente nicht gleichzeitig mit Echinacea eingenommen werden sollten, weil die Pflanzenextrakte die Ausscheidung bzw. den Abbau der Arzneimittel in der Leber hemmen können. Dies kann zu Organschäden führen. (Laut Tumova besteht das Problem der Wechselwirkung nicht nur bei Echinacea, sondern u.a. auch bei [[Ginkgo biloba|Ginkgo]], [[Ginseng]], [[Johanniskraut]] und Baldrian.)<ref>Tumova L: Interactions between herbal medicines and drugs. Ceska Slov Farm, 49, 162-167, 2002</ref>
 
 
Wirksamkeitsnachweis von Echinacea-Produkten gibt es überwiegend in der deutschsprachigen Fachliteratur, wobei diese - welch Zufall - in der Regel von jenen Firmen gesponsort wurden, die durch den Verkauf Echinacea-haltiger Produkte Geld verdienen. Hier liegt der Verdacht nahe, dass die Firmen Gefälligkeitsstudien organisierten und sich einschlägigen universitäten Sachverstand kauften, um nach außen hin den Eindruck seriöser Forschung zu erwecken.
 
 
 
Die Qualität dieser Studien ist jedoch überwiegend so drittklassig, dass sie der kritischen Nachprüfung im nicht-europäischen oder US-amerikanischen Ausland nicht standhält. So prüften Barrett et al. (2002) in einer aktuellen Untersuchung an insgesamt 148 Patienten die angebliche Wirksamkeit einer Kapselzubereitung aus dem Kraut (25%) und der Wurzel (25%) von Echinacea purpurea sowie der Wurzel (50%) von ''Echinacea angustifolia''. Die Versuchspersonen nahmen an einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie teil und nahmen 6 g dieser Dosis beginnend am ersten Tag einer Erkältungserkrankung sowie 3 g täglich an jedem weiteren Tag bis maximal 10 Tage lang ein. Die Echinacea-behandelten Patienten schnitten nicht signifikant unterschiedlich zu den nur mit Placebo behandelten Kontrollpersonen ab. Es brachen unter Echinacea (n=4) mehr Personen die Studie vorzeitig ab als unter Placebo (n=2). Die Dauer der Erkältungskrankheit war unter Placebo 5.75 Tage, unter Echinace sogar 6.27 Tage (p > 0.05) und die Schwere der klinischen Symptome war in beiden Gruppen gleich. Die Autoren bewerteten den Wirksamkeitsnachweis für Echinacea als negativ und kamen zu dem Schluss, dass die Ergebnisse keinen Anhalt dafür bieten würden, dass Echinacea in der Behandlung von Erkältungssymptomen vorteilhaft sei.
 
 
 
1998 wurde eine Studie zur vorbeugenden Wirkung von Echinacea veröffentlicht: 302 Teilnehmer erhielten über zwölf Wochen zweimal täglich einen alkoholischen Wurzelextrakt von Echinacea purpurea oder Echinacea angustifolia oder ein Scheinmedikament. Die Wissenschaftler werteten aus, wie viel Zeit bis zum ersten Infekt der oberen Atemwege vergeht und wie viele Erkältungen überhaupt auftraten. Ergebnis: Zwischen den drei Gruppen war kein Unterschied feststellbar <ref>Ronald B. Turner, Donald K. Riker, J. David Gangemi. Ineffectiveness of Echinacea for Prevention of Experimental Rhinovirus Colds. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, June 2000, Seiten 1708-1709, Vol. 44, No. 6. [http://aac.asm.org/cgi/reprint/44/6/1708]</ref>.
 
 
 
==Neben- und Wechselwirkungen bei Echinacea-Therapie sind nachgewiesen==
 
Dem Patienten wird durch Anbieter von Echinacea-Produkten immer wieder der falsche Eindruck vermittelt, dass Echinacea eine nebenwirkungsfreie Arznei sei. Dem ist nachgewiesenermaßen nicht so. Im 'Netzwerk der gegenseitigen Information' des Arznei-Telegramm sind sowohl für Echinacea-Presssäfte wie auch -Extrakte oder -Injektionslösungen zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verzeichnet worden. Insgesamt 54 Einzelberichte sind vorhanden, in denen Echinacea zu unerwünschten Wirkungen führte, die von Verschlechterung der Befindlichkeit, Husten, Atemnot, Hautausschlägen, Blutdruckschwankungen, Blutbildveränderungen, Muskelschwund bis hin zu sehr ernsten Erkrankungen wie schwerer allergischer bzw. anaphylaktischer Schock reichten. Besonders schwere Nebenwirkungen traten vor allem bei den Injektionslösungen auf.
 
 
 
Einigen Bestandteilen von Echinacea werden immunstimulierende Effekte zugeschrieben. Doch hier warnt die schwedische Arzneimittelbehoerde wegen unzureichender Belege für die Sicherheit. Sollte ein immunstimulierender Mechanismus bestehen, ist vor allem bei längerer Einnahme eine Beeintraechtigung des Immunsystems zu befürchten. Echinacea-haltige Präparate durfen nicht zur Vorbeugung von Erkaeltungskrankheiten oder Infektionen verwendet werden (Arznei-Telegramm 2002).
 
 
 
Patienten mit systemischen Erkrankungen wie AIDS oder Allergie sollen keine Echinacea-Produkte einnehmen (Arznei-Telegramm 2002). Über die besondere Gefährdung von Atopikern durch schwerwiegende Unverträglichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie und akute Asthmaanfaelle berichtete das Arzneitelegramm ebenfalls im Jahr 2002. Dies mag darauf beruhen, dass man bei Patienten mit Atopie trotz fehlender Einnahme von Echinacea bereits eine Sensibilisierung gegen Echinacea-Antigene im Prick-Test feststellen kann <ref>* Mullins RJ, Heddle R: Adverse reactions associated with echinacea: the australian experience. Ann Allergy Asthma Immunol, 88, 42-51, 2002</ref>.
 
 
 
Während der Schwangerschaft sollten Echinacea-Produkte ebenfalls nicht eingenommen werden, auch wenn bisher in einer klinischen Studie <ref>Gallo M, Sarkar M, Au W, Pietrzak K, Comas B, Smith M, Jaeger TV, Einarson A, Koren G: Pregnancy outcome following gestational exposure to echinacea: a prospective controlled study. Arch Intern Med, 160, 3141-3143, 2000</ref> unter 206 Schwangeren, die Echinacea während der Schwangerschaft eingenommen hatten (darunter 112 im ersten Schwangerschaftsdrittel) im Vergleich zu einer ebenso großen Kontrollgruppe eine erhöhte Fehlbildungsrate der Neugeborenen nachweisbar war. Kindern und Jugendlichen sollte man Echinacea-Produkte vorsichtshalber ebensowenig verabreichen, weil hier bis heute keine gesicherten Erkenntnisse für eine Wirksamkeit vorliegen.
 
 
 
Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Produkten und anderen Arzneimitteln sind nicht auszuschließen. So weißt Tumova (2000) darauf hin, dass Fertigarzneimittel wie Warfarin, MAO-Inhibitoren, Phenelzinsulphat oder Phenytoin nicht gleichzeitig mit Echinacea eingenommen werden sollten, weil die Pflanzenextrakte die Ausscheidung bzw. den Abbau der Arzneimittel in der Leber hemmen können. Dies kann zu Organschäden führen.
 
 
 
Insofern können die Äußerungen der ehemaligen deutschen Kommission E, eine für die Einstufung von Naturheilmitteln gemäß des Arzneimittelgesetzes zuständig war, nur als fahrlässig bezeichnet werden. Man stufte in der Kommission noch im Jahre 1996 Echinacea als eine Pflanze ein, die keine Nebenwirkungen zeige. Es ist allerdings nichts Neues, dass die Kommission E eine von Interessenvertretern einschlägigen 'Naturheilkunde-Pharmafirmen' dominierte Einrichtung war, die dazu implementiert wurde, fragwürdigen Heilmethoden ohne Wirksamkeitsnachweis mit juristischem Deckmäntelchen die Tore weiter geöffnet zu halten.
 
 
 
==Echinacea-Hersteller Madaus geht gegen Kritiker vor==
 
Die Biologin Andrea Kamphuis (2001) veröffentlichte in der vergleichsweise auflagenschwachen Vereinszeitschrift 'Skeptiker', vierteljährlich herausgegeben von der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (www.gwup.org), in der 2. Ausgabe 2001 einen Artikel <ref>* Kamphuis A: Sonnenhut in Buchenwald. Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenversuche im 'Dritten Reich'. Skeptiker, 14, 52-64, 2001</ref>, der die brauen Vergangenheit des Unternahmens Madaus Pharma im III. Reich u.a. anhand von Echinacea zum Gegenstand hatte. Madaus Pharma, immer noch im Bereich des Vertriebs homöopathischer Mittel, Echinacea-Produkte, Mistelzubereitungen sowie neuerdings auch im Nahrungsergänzungsbereich aktiv, ist ein pharmazeutisches Unternehmen, dass sich bis heute seiner Beteiligung im III. Reich so schämt, dass die Journalisten, die darüber berichten, sofort unter juristischen Beschuss nimmt.
 
 
 
Dies mag aus Marketingsicht nicht unbegründet sein, denn immerhin saßen im Nürnberger Ärzteprozess auch Vertreter von Madaus Pharma auf der Anklagebank. Aufgrund von Tierversuchen der Firma Madaus zur Behandlung von Phosphorbrandbomben-Wunden mit einem Tetrachlorkohlenstoff und Echinacea-Präparaten hatte ein KZ-Arzt in Buchenwald 1943 grausame Versuche an fünf Insassen vorgenommen. Für diese Menschenversuche ist die Firma selbst nicht direkt verantwortlich, aber wenn der Firmengründer Hans Madaus die SS damals nicht auf diese Tierversuche aufmerksam gemacht hätte, wäre es nicht zur Fortführung der Versuche in Buchenwald gekommen. Ein Dr. Friedrich Koch, Leiter des Madau'schen Biologischen Instituts, der die Tierversuche ursprünglich vorgenommen hatte, hatte 1944 von den Menschenversuchen erfahren und daraufhin ein Manuskript bei einer Fachzeitschrift eingereicht, um sich die wissenschaftliche Priorität zu sichern. Ein Massensterilisationsvorhaben der Nazis mit Pflanzensaft aus Echinacea, den Dr. Gerhard Madaus und Dr. Koch an Ratten und anderen Tieren geprüft hatten, blieb im Planungsstadium stecken, da die Pflanze damals in Deutschland nur mühsam zu kultivieren war und sich weitere, von der SS bei Madaus in Auftrag gegebene Tierversuche zu lange hinzogen (Matthiesen 2002). Da die Verquickung Dr. Gerhard Madaus weder in der eigenen Firmenchronik noch in Dissertationsschriften von Firmenmitarbeitern der heute in Köln operierenden Madaus AG erwähnt ist, sollte man auf das Selbstverständnis der Firma kurz eingehen.
 
 
 
Eine der Ursachen für diese fragwürdige Haltung scheint der Umstand zu sein, dass sich der heutige Madaus-Vorstand nicht als direkter Nachfolger der im III. Reich agierenden Firma Madaus empfindet. Nach Matthiesen (2002) erklärte der Vorstand der Madaus AG gegenüber der Kölner Stadtrevue im November 2001, dass die Firma Dr. Madaus & Co. nach dem II. Weltkrieg enteignet worden sei. Rechtsnachfolgerin sei der Volkseigene Betrieb (VEB) Arzneimittelwerke Dresden geworden. Den Wiederaufbau in Köln hätten die Brüder des ehemaligen Firmengründers Gerhard Madaus, nämlich Friedemund und Hans Madaus, im Jahre 1947 begonnen.
 
 
 
Frau Kamphuis wurde vor der Veröffentlichung ihres Artikels 'Sonnenhut in Buchenwald' durch Madaus Pharma abgemahnt und aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. Mit dieser Taktik sollte nicht nur die Publikation im Skeptiker, sondern auch in einer größeren Tageszeitung verhindert werden. Eigentliches Motiv für diese Aktion dürfte die schlechte finanzielle Situation der Firma Madaus seit 2001 gewesen sein. Die Firma hatte erfolglos über Jahre versucht, Mistelprodukte und Echinacea-Produkte in den USA auf den Markt zu bekommen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA stuft jedoch die Beimengung von Echinacea-Zubereitungen in Lebensmitteln so ein, dass das Endprodukt zum zulassungspflichtigen Arzneimittel wird. Deshalb scheiterte Madaus mehrfach, solche Produkte in den USA zu plazieren. Man wechselte in letzter Zeit in den Sektor diätetischer Lebensmittel zu medizinischen Zwecken, um wenigstens in Deutschland, das eine viel laxere Rechtslage in diesem Bereich toleriert, Umsätze zu generieren. Auch drohte Madaus eine Firmenübernahme im Jahr 2002, bei der eine schlechte Presse zu schlechtem Image geführt hätte. Offenbar versuchte man in der Marketingabteilung, diese negativen Schlagzeilen durch Einschüchterungsversuche zu vermeiden. Ein solches Verhalten ist leider die Regel in der Szene der 'Naturheilkunde-Pharmafirmen'.
 
 
 
Schadensfälle: vor allem Injektionslösungen führen zu teilweise erheblichen Nebenwirkungen. Gefährdet sind Atopiker/Allergiker sowie Patienten mit AIDS/HIV oder anderen chronischen Krankheiten. Wechselwirkungen mit Monosubstanz-Arzneien sind möglich.
 
Fazit: nutzlos, unwirksam und mit Neben/-Wechselwirkungen behaftet.
 
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
<references/>
 
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* Arzneimittelkursbuch 2002/03: A.V.I. Berlin, 1508-1509, 2002
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[[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]]
* Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN. 17.12.2002
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[[category:Phytotherapie]]
* Kamphuis A: Sonnenhut in Buchenwald. Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenversuche im 'Dritten Reich'. Skeptiker, 14, 52-64, 2001
 
* Matthiesen S: Madaus im 'Dritten Reich'. Einschüchterungsversuche gegen Veröffentlichung. Skeptiker, 15, 18-19, 2002
 
* Mullins RJ, Heddle R: Adverse reactions associated with echinacea: the australian experience. Ann Allergy Asthma Immunol, 88, 42-51, 2002
 
* Tumova L: Interactions between herbal medicines and drugs. Ceska Slov Farm, 49, 162-167, 2002
 
* Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesell., Stuttgart, 191-198, 1996
 
 
 
{{Paralex}}
 
[[category:Heilmittel in der Alternativmedizin]]
 

Aktuelle Version vom 20. Oktober 2015, 00:04 Uhr

Echinacea purpurea

Echinacea (E. angustifolia) ist der Name eines Heilmittels, das Presssäfte oder Extrakte aus der Wurzel (Radix) des Purpur-Sonnenhutes (E. purpurea), des Blassen Sonnenhuts (syn.: Prärie-Igelkopf - Echinacea pallida) oder Schmalblättrigen Sonnenhutes (Echinacea angustifolia) enthält und zur Immunstimulation oder vorbeugend gegen Erkältungen und andere Infektionskrankheiten beworben wird. Es gibt wenig seriöse Hinweise auf eine Wirksamkeit. Die Anwendung von Echinacea-Präparaten erfolgt in der Alternativmedizin oftmals nach Stellung der umstrittenen Verdachtsdiagnose einer angenommenen oder drohenden "alternativmedizinischen Immunschwäche".

Aussehen

Der Sonnenhut (Echinacea spec.) stammt aus einer Pflanzenfamilie der Korbblütengewächse (Asteraceae) und bildet die Gattung der Sonnenhüte, die hauptsächlich in Nordamerika beheimatet ist, aber auch in geringerem Umfang in Europa (Deutschland, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Niederlande, Schweiz) kultiviert wird. Zu medizinischen Zwecken werden die Wurzeln (Radix) des Schmalblättrigen, Blassen bzw. des Purpur-Sonnenhuts verwendet. Die Pflanzen sehen für den Laien ähnlich aus, unterscheiden sich aber in ihren botanischen Merkmalen.

Inhaltsstoffe

Wichtige Inhaltsstoffe von Echinacea sind Glycoside wie das Echinacosid, ätherische Öle, Inulin und Harze. Allerdings ist derzeit weder geklärt, welches dieser Inhaltsstoffe die Wirkung hervorruft, noch worin der eigentliche Wirkmechanismus besteht.

Vermarktung in Deutschland

Die in Deutschland angebotenen Präparate werden aus dem Purpur-Sonnenhut und dem Blassen Sonnenhut gewonnen.

Diverse Pharmafirmen sind am Geschäft mit Auszügen, Presssäften oder Zubereitungen, die Echinacea-Beimengungen enthalten, beteiligt. Neben der aus der Anthroposophie-Szene stammenden Firma Heel sind auch Firmen wie Nestmann, Hevert Arzneimittel, Pflüger und größere Generika-Anbieter wie Stada und Ratiopharm in diesem Geschäftsfeld aktiv. Diese Firmen bieten diese pflanzlichen Heilmittel, die gemäß des deutschen Arzneimittelrechts noch einige Jahre keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen, über die Apotheken an.

Anwendungsgebiete

Präparate aus Echinacea angustifolia sowie Echinacea purpurea werden zur Unterstützung und Förderung der Abwehrkräfte (Immunstimulanz), insbesondere bei Erkältungskrankheiten im Hals-, Nasen- und Rachenraum sowie als 'Umstimmungsmittel' bei Grippe verwendet, daneben auch zur Behandlung entzündlicher oder eitriger Verletzungen, bei Ulcus cruris (offenem Bein), Herpes simplex und Phlegmonen. Zusätzlich wird es bei Kopfschmerzen, Stoffwechselerkrankungen oder als Antiseptikum eingesetzt. Eine dritte Sonnenhut-Art, der Blasse Sonnenhut (syn.: Prärie-Igelkopf - Echinacea pallida), wird nur zur unterstützenden Therapie bei grippeartigen Infekten empfohlen.[1]

Wegen der immunstimulierenden Wirkung wird Sonnenhut sogar als ein neues Medikament gegen Krebserkrankungen („Hoffnungen gegen Krebs“) angeboten. Im Bereich der Homöopathie wird Echinacea ebenfalls gegen grippale Infekte und Entzündungen im Mund angeboten.

Studienlage zur Wirksamkeit

Echinacea-Extrakte werden als vorgebliche Stärkung der Körperabwehr zur unterstützenden Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege beziehungsweise bei grippeartigen Infekten angeboten. Derzeit ist weder geklärt, welcher der Inhaltsstoffe die Wirkung hervorruft, noch worin der eigentliche Wirkmechanismus besteht.

Das Arzneimittelkursbuch der Herausgeber des Arznei-Telegramms stufte die als 'Immunmodulatoren' (früher als 'Immunstimulanzien') bezeichneten Extrakte aus Echinacea purpurea (ECHINACIN u.a.) und Echinacea pallida (ECHINACEA-RATIOPHARM u.a.) als Produkte mit einem zweifelhaften Therapieprinzip ein.[2]

In der von der Gelben Liste publizierten Negativliste von Arzneimitteln[3], die diese Einstufung mangels Wirksamkeitsnachweis erhielten, werden ECHINACEA COMP. S Amp. AMP von Biologische Heilmittel Heel GmbH sowie ECHINACEA COMPLEX Ampullen INJ von Weber & Weber GmbH & Co. KG genannt. Echinacea-Produkte haben keinen glaubhaften Nachweis einer Wirksamkeit, befinden sich aber ohne Wirksamkeitsnachweis im Verkehr und trotz bestehender Negativ-Einstufung werden sie weiter verkauft.

Wirksamkeitsnachweise von Echinacea-Produkten gibt es überwiegend in der deutschsprachigen Fachliteratur, wobei diese in der Regel von jenen Firmen gesponsert wurden, die durch den Verkauf Echinacea-haltiger Produkte Geld verdienen.[4] Die Qualität dieser Studien ist jedoch überwiegend schlecht, so dass sie der kritischen Nachprüfung nicht standhalten. So wird in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2007 (SHAH, S.A. et al, 2007) von einem vorbeugenden Effekt von Echinacea bei Erkältungen berichtet. Allerdings weist diese Studie schwere methodische Mängel auf.[5]

Eine Wirksamkeit von Echinacea-Zubereitungen gegen Herpes-simplex- und Rhinoviren wurde bisher lediglich in vitro nachgewiesen.[6]

Studien, die den wissenschaftlichen Standards entsprechen, kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass Echinacea weder in der Vorbeugung, noch in der Dauer und Schwere von Erkältungskrankheiten einen nachgewiesenen Nutzen haben. [7][8][9][10][11]

Für die Anwendung von Echinacea gegen Krebserkrankungen existieren keinerlei Hinweise für eine Wirksamkeit. Es existieren nicht einmal wissenschaftliche Studien zu diesem Thema.

Die Wirksamkeit von Echinacea bleibt demnach nach wie vor ungesichert.

Neben- und Wechselwirkungen

Dem Patienten wird durch Anbieter von Echinacea-Produkten immer wieder der unzutreffende Eindruck vermittelt, dass Echinacea eine nebenwirkungsfreie Arznei sei. Das ist nachgewiesenermaßen nicht zutreffend. Dem 'Netzwerk der gegenseitigen Information' des Arznei-Telegramms wurden sowohl für Echinacea-Presssäfte wie auch -Extrakte oder -Injektionslösungen zum Teil erhebliche Nebenwirkungen berichtet.

Nebenwirkungen in Form schwerer Unverträglichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie und akute Asthmaanfälle sind besonders bei Personen mit Neigung zu Allergien zu befürchten. Dies mag darauf beruhen, dass man bei Patienten mit Allergieneigung trotz fehlender Einnahme von Echinacea bereits eine Sensibilisierung gegen Echinacea-Antigene im Prick-Test feststellen kann. Ursache hierfür könnte eine Kreuzreaktivität mit anderen Korbblütlern wie Beifuß, Chrysanthemen und Sonnenblumen sein.[12]

Einzelberichte über unerwünschten Wirkungen von Echinacea beschreiben Zwischenfälle wie die Verschlechterung der Befindlichkeit, Husten, Atemnot, Hautausschläge, Blutdruckschwankungen, Blutbildveränderungen, Muskelschwund bis hin zu sehr ernsten Erkrankungen wie schwerem allergischen bzw. anaphylaktischem Schock. Besonders schwere Nebenwirkungen traten vor allem bei den Injektionslösungen auf.

Einigen Bestandteilen von Echinacea werden immunstimulierende Effekte zugeschrieben, jedoch sind die Belege für die Sicherheit bislang unzureichend. Sollte ein immunstimulierender Mechanismus bestehen, ist vor allem bei längerer Einnahme eine Beeinträchtigung des Immunsystems zu befürchten.[13]

Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Produkten und anderen Arzneimitteln sind nicht auszuschließen. So weist Tumova (2000) darauf hin, dass Fertigarzneimittel wie z. B. Warfarin, MAO-Inhibitoren (wie Moclobemid, Selegilin) oder Phenytoin und andere leberschädigend wirkende Medikamente nicht gleichzeitig mit Echinacea eingenommen werden sollten, weil die Pflanzenextrakte die Ausscheidung bzw. den Abbau der Arzneimittel in der Leber hemmen können. Dies kann zu Organschäden führen. (Laut Tumova besteht das Problem der Wechselwirkung nicht nur bei Echinacea, sondern u.a. auch bei Ginkgo, Ginseng, Johanniskraut und Baldrian.)[14]

Quellennachweise

  1. http://www.medizinalpflanzen.de/systematik/6_droge/echinapal.htm
  2. Arzneimittelkursbuch 2002/03: A.V.I. Berlin, 1508-1509, 2002
  3. http://www.gelbe-liste.de/
  4. http://www.arznei-telegramm.de/html/2007_07/0707069_01.html
  5. SHAH, S.A. et al.: Lancet Infect. Dis. 2007; 7: 473-80
  6. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29817
  7. http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Editorials/2005-10.pdf
  8. Barrett B, Brown R, Rakel D, Mundt M, Bone K, Barlow S, Ewers T. Echinacea for treating the common cold: a randomized trial., Ann Intern Med. 2010 Dec 21;153(12):769-77
  9. Ronald B. Turner, Donald K. Riker, J. David Gangemi. Ineffectiveness of Echinacea for Prevention of Experimental Rhinovirus Colds. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, June 2000, Seiten 1708-1709, Vol. 44, No. 6. [1]
  10. http://www.med.wisc.edu/news-events/news/study-shows-echinacea-may-reduce-cold-duration-by-only-one-day/30079
  11. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15736012?dopt=Abstract
  12. Mullins RJ, Heddle R: Adverse reactions associated with echinacea: the Australian experience. An Allergy Asthma Immunol, 88, 42-51, 2002
  13. Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN 17.12.2002
  14. Tumova L: Interactions between herbal medicines and drugs. Ceska Slov Farm, 49, 162-167, 2002