Dunkeltherapie

Die Dunkeltherapie (auch Tibetanisches Nachtyoga, engl. dark retreat, dark therapy) ist eine in der Alternativmedizin anzutreffende Therapieoption und Wellnessmethode, bei der Kunden längere Zeit Licht völlig vorenthalten wird, um einen "Samadhi-Zustand der Versenkung", oder "Selbstheilung" von Erkrankungen zu finden. Einige Anbieter setzen die Dunkeltherapie für Zeiträume von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen ein. Anbieter behaupten, mit Hilfe des Lichtentzugs bei Kunden eine Bewusstseinserweiterung erzielen zu können. Durchgeführt wird die Dunkeltherapie in völlig abgedunkelten Wohnungen oder einzeln gelegenen Häusern. Teilweise sind so genannte Lichtschleusen vorgesehen. Zusätzlich wird zumeist auch auf eine geräuscharme Umgebung geachtet, sodass sich Umstände ähnlich denen einer sensorischen Deprivation einstellen. Teilweise wird ein gleichzeitiges Wasserfasten (Fasten mit Erlaubnis, Wasser zu trinken) mit angeboten.

Propagandisten der Dunkeltherapie sind im deutschsprachigen Raum der Völkerkundler und Psychotherapeut Holger Kalweit und Karl Probst.

In der wissenschaftlichen Medizin wurden in der Vergangenheit einige wenige Studien zum Thema einer "Nachtverlängerung" bei psychiatrischen Patienten durchgeführt. Die auswertbare seriöse Literatur zum Thema gibt keine Hinweise auf etwaige Anwendungsmöglichkeiten zu Heilzwecken bei nicht-psychiatrischen Patienten. (Stand 2012)

Samadhi-Tank (Isolationstank oder auch floatation-tank)

 
Isolationstank (Samadhi-Tank)[1]

Floating (von engl. schweben, treiben) ist eine Wellness- und Entspannungstechnik, bei der Personen mit Hilfe von konzentriertem Salzwasser in einer speziellen Floating-Anlage (Floating-Tank, Floating-Becken, Entspannungs-Tank, Isolations-Tank, Samadhi-Tank, Schwebebad usw) quasi schwerelos an der Wasseroberfläche treiben. Die spezifische Dichte des Wassers wird durch Zugabe von Salzen (in der Regel Magnesiumsulfat) auf 1,30 erhöht, sodass der menschliche Körper ohne Berührung der Wanne in der Lösung schwebt. Das Wasser ist mit etwa 34,8°C auf die menschliche Haut-Außentemperatur eingestellt, so dass der Nutzer weder Wärme noch Kälte empfindet (thermoneutrales Bad). Zusätzlich werden Außenreize so gut wie möglich ausgeschaltet. Allerdings gibt es auch Anwender, die gezielt Licht- und Toneffekte einsetzen. Angestrebt wird eine sowohl physische wie auch mentale Tiefenentspannung.

Die ersten Floating-Anlagen wurden 1954-56 von dem amerikanischen Neurophysiologen John C. Lilly am National Institute for Mental Health (NIMH) entwickelt. Sein Anliegen war es, die Aktivität des Gehirns zu untersuchen, wenn es völlig von Außenreizen abgeschirmt ist. Lilly fand heraus, dass es dann in einen besonderen Entspannungszustand gerät, der bezogen auf die Gehirnwellenfrequenz zwischen Wachen und Schlafen angesiedelt ist. Von 1956 bis zum Bau des ersten kommerziellen Floating-Tanks 1977 wurde Floating ausschließlich wissenschaftlich erforscht und war der Öffentlichkeit nicht zugänglich. An verschiedenen US-amerikanischen Universitäten (hauptsächlich der Harvard Medical School) wurden Untersuchungen im Bereich der Orthopädie, der Schmerzmedizin und der Verhaltensforschung durchgeführt.

Ab Mitte der 1970er Jahre wurde der Floating-Tank in den USA zunächst von Anhängern der New Age-Bewegung genutzt und nach dem Sanskrit-Begriff Samadhi als „Samadhi-Tank“ bezeichnet. Von den USA aus kamen Floating-Tanks ungefähr Mitte der 1980er Jahre zunächst nach Großbritannien, Australien und in die Niederlande. Seit Ende der 1990er Jahre entstanden im Rahmen des aufkommenden Wellness-Trends neue kommerzielle Studios in allen Ländern Europas und auch Asiens.[2]

Tibetisches Nachtyoga bzw. Tibetanisches Nachtyoga

Die Dunkeltherapie wird teilweise auch tibetanisches Nachtyoga genannt. Kalweit will in den sechziger Jahren anlässlich einer Reise durch Nepal eine tibetische Praxis einer 49tägigen Dunkelheit kennengelernt haben. Im tibetischen Buddhismus soll sie gelegentlich bei der Mönchsausbildung eingesetzt werden. Tatsächlich ist im tibetischen Buddhismus eine "mun mtshams"-Methode bekannt, die auch als "dark retreat" bezeichnet wird.

Therapeutischer Lichtentzug und Nachtverlängerung in der wissenschaftlichen Medizin

Im Rahmen von chronobiologischen Behandlungsansätzen (Chronotherapien) wurden in der Vergangenheit einige wenige Studienarbeiten zum Thema publiziert. Im Frühjahr 2012 lassen sich etwa vier Arbeiten in wissenschaftlichen Datenbanken finden, zwei davon leider im nicht dem peer-review unterworfenen Journal "Medical Hypotheses".

Im Gegensatz zur anerkannten und weit angewandten Lichttherapie oder Wachtherapie (therapeutischer Schlafentzug) wirkt eine therapeutische Nachtverlängerung bei der Manie[3] und kann das «rapidcycling» zwischen Depression und Manie unterbrechen.[4][5] Obwohl theoretisch interessant, ist die Dunkeltherapie für Daueranwendungen, aber auch Kurzzeitanwendungen wenig praktikabel. Eine realistischere Alternative wäre die Benutzung von eingefärbten Brillen, die das chronobiologisch wirksamste Licht im blauen Wellenlängenbereich herausfiltern. Auf diese Weise lässt sich eine Art «chronobiologische Dunkelheit» für das nichtvisuelle zirkadiane System realisieren.[6]

Eine bislang nicht replizierte Pilot-Studie bei 16 Probanden aus dem Jahre 2005 zeigte, dass verlängerte Aufenthalte im Bett bei gleichzeitiger Dunkelheit hinsichtlich schneller Stimmungsschwankungen bei bestimmten "bipolaren" Patienten hilfreich sein kann. Die Patienten waren dabei über drei folgende Tage einer Dunkelheit zwischen 18 Uhr abends und 8 Uhr morgens ausgesetzt.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Dallaspezia S, Benedetti F., Chronobiological therapy for mood disorders. Expert Rev Neurother. 2011 Jul;11(7):961-70. PMID: 21721914
  • Gómez-Bernal G., Dark therapy for schizoaffective disorder. A case report. Med Hypotheses. 2009 Jan;72(1):105-6. Epub 2008 Sep 21
  • Phelps J., Dark therapy for bipolar disorder using amber lenses for blue light blockade. Med Hypotheses. 2008;70(2):224-9. Epub 2007 Jul 16. PMID: 17637502
  • Barbini B, Benedetti F, Colombo C, Dotoli D, Bernasconi A, Cigala-Fulgosi M, Florita M, Smeraldi E., Dark therapy for mania: a pilot study. Bipolar Disord. 2005 Feb;7(1):98-101. PMID: 15654938
  • Wirz-Justice A, Benedetti F, Terman M. Chronotherapeutics for affec-tive disorders. A clinician’s manual for light and wake therapy. Basel:S. Karger; 2009

Weblinks

Quellennachweise


  1. Bildquelle: Natürlich leben 4/2007, S.16
  2. Quelle: Artikel über Floating in der Wikipedia
  3. Barbini B, Benedetti F, Colombo C, et al. Dark therapy for mania: a pilot study. Bipolar Disord. 2005;7:98–101
  4. Wehr TA, Turner EH, Shimada JM, Lowe CH, Barker C, Leibenluft E. Treatment of rapidly cycling bipolar patient byusing extended bed rest and darkness to stabilize the timing and duration of sleep. Biol Psychiatry. 1998;43:822–828.39
  5. Wirz-Justice A, Quinto C, Cajochen C, Werth E, Hock C. A rapid-cycling bipolar patient treated with long nights,bedrest, and light. Biol Psychiatry. 1999;45:1075–1077
  6. Anna Wirz-Justice, Christian Cajochen (Zentrum für Chronobiologie, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel): Zirkadiane Rhythmen und Depression: chronobiologische Behandlungsmöglichkeiten, medicalforum.ch
  7. Barbini B, Benedetti F, Colombo C, et al. Dark therapy for mania: a pilot study. Bipolar Disord. 2005;7:98–101