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Die '''Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein''' (auch '' Vitalblutdiagnose nach Günther Enderlein, Dunkelfeld-Blutdiagnostik nach Enderlein'') ist ein [[pseudomedizin]]isches Verfahren zur Erkennung von Krebs und anderen Erkrankungen. Die nur in der [[Alternativmedizin]] eingesetzte Methode geht auf den deutschen Insektenforscher [[Günther Enderlein]] (1872-1968) Nach dem Tod von Enderlein geriet die Methode fast vollständig in Vergessenheit. Sie erlebte erst Jahre später eine Art Wiedergeburt bei alternativmedizinisch orientierten Ärzten und [[Heilpraktiker]]n.  
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Die '''Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein''' (auch '' Vitalblutdiagnose nach Günther Enderlein, Dunkelfeld-Blutdiagnostik nach Enderlein, Vitale Blut-Analyse'', engl. ''Live cell analysis, live blood analysis'') ist ein [[pseudomedizin]]isches Verfahren zur Erkennung von Krebs und anderen Erkrankungen. Die nur in der [[Alternativmedizin]] eingesetzte Methode geht auf den deutschen Insektenforscher [[Günther Enderlein]] (1872-1968) Nach dem Tod von Enderlein geriet die Methode fast vollständig in Vergessenheit. Sie erlebte erst Jahre später eine Art Wiedergeburt bei alternativmedizinisch orientierten Ärzten und [[Heilpraktiker]]n.  
    
Nach Ansicht von  Enderlein sei es möglich, eine beginnende Krebserkrankung aufgrund einer bisher nicht standardisierten, lichtmikroskopischen Untersuchung einer kleinen Blutprobe (wenige Blutstropfen werden benötigt) zu erkennen. Eingesetzt wird dazu die [[Dunkelfeldmikroskopie]]. Seine Blut-Interpretationen unter dem Lichtmikoskop sind nur bei Kenntnis der von ihm propagierten [[Pleomorphismus]]-Hypothese zu verstehen, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die inzwischen widerlegte und obsolete Pleomorphismus-Hypothese besagt kurz gesagt, dass aus unbelebter Materie Bakterien und Pilze entstehen könnten, und auch aus Bakterien Pilze entstehen könnten.
 
Nach Ansicht von  Enderlein sei es möglich, eine beginnende Krebserkrankung aufgrund einer bisher nicht standardisierten, lichtmikroskopischen Untersuchung einer kleinen Blutprobe (wenige Blutstropfen werden benötigt) zu erkennen. Eingesetzt wird dazu die [[Dunkelfeldmikroskopie]]. Seine Blut-Interpretationen unter dem Lichtmikoskop sind nur bei Kenntnis der von ihm propagierten [[Pleomorphismus]]-Hypothese zu verstehen, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die inzwischen widerlegte und obsolete Pleomorphismus-Hypothese besagt kurz gesagt, dass aus unbelebter Materie Bakterien und Pilze entstehen könnten, und auch aus Bakterien Pilze entstehen könnten.
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In Deutschland, aber auch international, wird dieses Verfahren von einigen Ärzten und Heilpraktikern im [[Alternativmedizin|alternativmedizinischen]] Bereich zur so genannten ''Krebserkennung'' eingesetzt. Die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein spielt in der Diagnostik der wissenschaftlichen Medizin keine Rolle, da ein Nachweis der Eignung fehlt und Studienergebnisse diese als nicht empfehlenswert erscheinen lassen.
 
In Deutschland, aber auch international, wird dieses Verfahren von einigen Ärzten und Heilpraktikern im [[Alternativmedizin|alternativmedizinischen]] Bereich zur so genannten ''Krebserkennung'' eingesetzt. Die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein spielt in der Diagnostik der wissenschaftlichen Medizin keine Rolle, da ein Nachweis der Eignung fehlt und Studienergebnisse diese als nicht empfehlenswert erscheinen lassen.
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Die Dunkelfelddiagnostik nach Enderlein ist für die Untersucher Grundlage für die sogenannte [[Isopathie|Isopathische Behandlung nach Enderlein]], beispielsweise mit [[Sanum]]-Präparaten.
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Einige [[Heilpraktiker]] und Ärzte gehen soweit mit der Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein die Diagnosen Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Alkoholabusus oder Rheuma stellen zu können.
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Die Dunkelfelddiagnostik nach Enderlein ist für die Untersucher Grundlage für die sogenannte [[Isopathie|Isopathische Behandlung nach Enderlein]], beispielsweise mit Sanum-Präparaten.
 
==Methodik und Befundung==
 
==Methodik und Befundung==
 
Der Untersucher entnimmt dem Patienten eine geringe Menge Blut. Das Blut braucht dabei nicht einer grösseren Vene entnommen werden. Ähnlich der Blutzuckerbestimmung wird beispielsweise mit einer Nadel die Fingerbeere angestochen, oder Blut aus dem Ohrläppchen entnommen. Nach Blutentnahme
 
Der Untersucher entnimmt dem Patienten eine geringe Menge Blut. Das Blut braucht dabei nicht einer grösseren Vene entnommen werden. Ähnlich der Blutzuckerbestimmung wird beispielsweise mit einer Nadel die Fingerbeere angestochen, oder Blut aus dem Ohrläppchen entnommen. Nach Blutentnahme
werden die Blutstropfen nicht mit Citrat ungerinnbar gemacht und eine Fixierung findet nicht im üblichen Sinne der medizinischen Blutdiagnostik statt. Eine rein chemisch bedingte Fixierung findet nicht statt, es kommt jedoch unweigerlich zur Austrocknung und Gerinnung der Probe mit der Bildung charakteristischer Artefakte. Diese Austrocknung kann als eine Form von Fixierung verstanden werden. Eine Austrocknung kann durch die Verwendung von Glühlampen zur Beleuchtung beschleunigt werden. Teilweise werden bei den Untersuchungen nach Enderlein die Blutproben für Stunden oder sogar Tage auf dem Objektträger eingetrocknet, bis sie befundet werden. In dieser Zeit können sich charakteristische Artefakte zeigen, ähnlich zu den Trocknungsbildern von Proben bei den [[Bildschaffende Methoden der Anthroposophie|Bildschaffenden Methoden der Anthroposophie]].
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werden die Blutstropfen nicht mit Citrat ungerinnbar gemacht und eine Fixierung findet nicht im üblichen Sinne der medizinischen Blutdiagnostik statt. Eine rein chemisch bedingte Fixierung findet nicht statt, es kommt jedoch unweigerlich zur Austrocknung und Gerinnung der Probe mit der Bildung charakteristischer Artefakte. Diese Austrocknung kann als eine Form von Fixierung verstanden werden. Eine Austrocknung kann durch die Verwendung von Glühlampen zur Beleuchtung beschleunigt werden. Teilweise werden bei den Untersuchungen nach Enderlein die Blutproben für Stunden oder sogar Tage auf dem Objektträger eingetrocknet, bis sie befundet werden. In dieser Zeit können sich charakteristische Artefakte zeigen, ähnlich zu den Trocknungsbildern von Proben bei den [[Bildschaffende Methoden der Anthroposophie|Bildschaffenden Methoden der Anthroposophie]]. Während es bei Trocknung schnell zu Gerinnung und Geldrollenbildung kommt, trocknet der wässrige Anteil (Plasma) ebenfalls ein und es bilden sich sodann Kristalle aus den im Plasma befindlichen Eiweissen und Salzen. Gezeigte Dunkelfeldbilder stellen keineswegs einen Einblick in die Fliesseigenschaften des Blutes in vivo wie es oft behauptet wird. Dazu müsste es einen direkten Zugang zum fliessenden Blut geben.
    
Es wird also das direkt entnommene Blut untersucht. Die Untersucher sprechen dabei von "Vitalblut". Daher kommt es direkt nach Entnahme zur einsetzenden Blutgerinnung ausserhalb des Körpers auf dem Objektträger. Eine Färbung des Blutes findet ebenfalls nicht statt. Mit der [[Dunkelfeldmikroskopie]] wird die Blutprobe auf einem Objektträger begutachtet. Die Probe wird nicht von einer Lichtquelle unterhalb des Objekts beleuchtet, sondern seitlich oder von oberhalb des Objektivs. Daher erscheint der Hintergrund schwarz (dunkel) und die beleuchteten Objekte erscheinen hell. Für die Dunkelfeldmikroskopie ist prinzipiell jedes bessere Lichtmikroskop geeignet. Enderleinuntersuchen behaupten hingegen dass nur spezielle Lichtmikroskope zur Dunkelfelduntersuchung geeignet seien. Eine weitere anzutreffende Falschbehauptung betrifft die Frage nach sofortiger Untersuchung. Enderleinuntersucher betonen dass nur sie eine schnelle Diagnostik einer Blutprobe anbieten können, wobei jedoch zu beachten ist dass auch bei der Untersuchung nach Enderlein gegebenenfalls mehrere Stunden bis zur Befundung vergehen müssen. Auch in der wissenschaftlichen Medizin sind in Minuten durchgeführte mikroskopische Untersuchungen geläufig, etwa bei der schnellen Vorabklärung einer Infektion oder von Erkrankungen des Blutes. Genaue quantitative Untersuchungen werden in Laboren durchgeführt mit Auszählung der Zelltypen.
 
Es wird also das direkt entnommene Blut untersucht. Die Untersucher sprechen dabei von "Vitalblut". Daher kommt es direkt nach Entnahme zur einsetzenden Blutgerinnung ausserhalb des Körpers auf dem Objektträger. Eine Färbung des Blutes findet ebenfalls nicht statt. Mit der [[Dunkelfeldmikroskopie]] wird die Blutprobe auf einem Objektträger begutachtet. Die Probe wird nicht von einer Lichtquelle unterhalb des Objekts beleuchtet, sondern seitlich oder von oberhalb des Objektivs. Daher erscheint der Hintergrund schwarz (dunkel) und die beleuchteten Objekte erscheinen hell. Für die Dunkelfeldmikroskopie ist prinzipiell jedes bessere Lichtmikroskop geeignet. Enderleinuntersuchen behaupten hingegen dass nur spezielle Lichtmikroskope zur Dunkelfelduntersuchung geeignet seien. Eine weitere anzutreffende Falschbehauptung betrifft die Frage nach sofortiger Untersuchung. Enderleinuntersucher betonen dass nur sie eine schnelle Diagnostik einer Blutprobe anbieten können, wobei jedoch zu beachten ist dass auch bei der Untersuchung nach Enderlein gegebenenfalls mehrere Stunden bis zur Befundung vergehen müssen. Auch in der wissenschaftlichen Medizin sind in Minuten durchgeführte mikroskopische Untersuchungen geläufig, etwa bei der schnellen Vorabklärung einer Infektion oder von Erkrankungen des Blutes. Genaue quantitative Untersuchungen werden in Laboren durchgeführt mit Auszählung der Zelltypen.
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Es wird auch nach einem Zerfall (med. Hämatolyse) der roten Blutkörperchen gesucht. Diese würde jedoch beim Menschen erhebliche Krankheitssymprome hervorrufen und dürfte daher bei Routineuntersuchungen nur selten auftreten. Enderlein-Untersucher warten eine bestimmte Zeit ab, bevor sie mikroskopieren. So wird erst nach vier Stunden des Gerinnungsprozesses und Eintrocknungsprozesses nach dem gemeinten Zerfall der roten Blutkörperchen abgewartet und hier Krebs als Ursache erwogen.
 
Es wird auch nach einem Zerfall (med. Hämatolyse) der roten Blutkörperchen gesucht. Diese würde jedoch beim Menschen erhebliche Krankheitssymprome hervorrufen und dürfte daher bei Routineuntersuchungen nur selten auftreten. Enderlein-Untersucher warten eine bestimmte Zeit ab, bevor sie mikroskopieren. So wird erst nach vier Stunden des Gerinnungsprozesses und Eintrocknungsprozesses nach dem gemeinten Zerfall der roten Blutkörperchen abgewartet und hier Krebs als Ursache erwogen.
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Zu den Begriffen, die nur in der Lehre der Enderleinuntersucher anzutreffen sind gehören beispielsweise Übersäuerung, Filite, Übereiweissung, Proteinschleier, Schlacke, Symplast, Membranauswuchs, Endobiose u.s.w.
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Zu den Begriffen, die nur in der Lehre der Enderleinuntersucher anzutreffen sind gehören beispielsweise Übersäuerung, Protit, Filite, Filium, Filit, Spermit, Symprotit, Mychit, Diökothecit, Makrochondrit, Übereiweissung, Proteinschleier, Schlacke, Symplast, Membranauswuchs, Endobiose u.s.w.
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==Validierungen==
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==Validierungen und Einschätzungen==
 
Eine Studie aus dem Jahr 2005 an der Justus-Liebig-Universität Gießen zeigte die Unbrauchbarkeit der Methode. Ihre Schlussfolgerung:
 
Eine Studie aus dem Jahr 2005 an der Justus-Liebig-Universität Gießen zeigte die Unbrauchbarkeit der Methode. Ihre Schlussfolgerung:
 
:''"Mit der Dunkelfeldmikroskopie ist es scheinbar nicht möglich, das Vorhandensein einer Krebserkrankung sicher zu erkennen. Die Methode sollte in der klinischen Praxis nicht eingesetzt werden, bevor weitere Untersuchungen vorliegen."''<ref>http://www.online.karger.com/ProdukteDB/produkte.asp?Doi=85212</ref>  
 
:''"Mit der Dunkelfeldmikroskopie ist es scheinbar nicht möglich, das Vorhandensein einer Krebserkrankung sicher zu erkennen. Die Methode sollte in der klinischen Praxis nicht eingesetzt werden, bevor weitere Untersuchungen vorliegen."''<ref>http://www.online.karger.com/ProdukteDB/produkte.asp?Doi=85212</ref>  
    
Eine weitere wissenschaftliche Studie von Michael Teut et al. kam im Jahr 2006 zum gleichen Ergebnis.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16862741</ref>
 
Eine weitere wissenschaftliche Studie von Michael Teut et al. kam im Jahr 2006 zum gleichen Ergebnis.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16862741</ref>
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Die Krebsgesellschaft NRW kommt zum Ergebnis:
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:''Aus wissenschaftlicher Sicht sind weder Dunkelfeldmikroskopie noch „Isopathische Therapie nach Enderlein“ hinreichend auf Aussagefähigkeit, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit geprüft und können daher keinesfalls empfohlen werden.''
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
*[[Dunkelfeld Blutdiagnostik nach von Brehmer]]
 
*[[Dunkelfeld Blutdiagnostik nach von Brehmer]]
 
*[[Reichscher Bluttest]]
 
*[[Reichscher Bluttest]]
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==Literatur==
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*El-Safadi S, Tinneberg HR, Brück F, von Georgi R, Münstedt K. Erlaubt die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein die Diagnose von Krebs? – Eine prospektive Studie. Forsch Komplementärmed 2005a; 12: 148-51.
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*Einstein Albert: Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte  Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen. Annalen der Physik, 1905
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*Gerner C. Biochemische Analyse endobiontischer Strukturen aus dem menschlichen Blut. Curr Oncol 1997a; 01: 6-12.
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*Gerner C. Biochemische Analyse endobiontischer Strukturen aus dem menschlichen Blut Teil 2. Curr Oncol 1997b; 03: 92-102.
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
*https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkelfeldmikroskopie
 
*https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkelfeldmikroskopie
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*https://www.medizin-transparent.at/dunkelfeldanalyse
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*http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2008/6096/pdf/El-SafadiSamer-2008-07-08.pdf
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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