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Artikel in Focus, Dezember 2021

Nachrichten - FOCUS Online "Kraken im Impfstoff": In Berlin entsteht Deutschlands wirrste Covid-Propaganda In Berliner Wohnung "Lebende Kraken im Impfstoff": Hier entsteht Deutschlands wirrste Corona-Propaganda

Stehen dem Corona-Ausschuss vor und moderieren ihn: Viviane Fischer und Reiner Füllmich. Screenshot: YoutubeStehen dem "Corona-Ausschuss" vor und moderieren ihn: Viviane Fischer und Reiner Füllmich. FOCUS-Online-Reporter Ulf Lüdeke (Berlin) Montag, 13.12.2021, 08:52 Seit mehr als einem Jahr verbreiten Verschwörungstheoretiker von der Stiftung „Corona-Ausschuss“ in Berlin über einen Youtube-Kanal stundenlang Hetze und Lügen über die Pandemie. Produziert werden die Sendungen von einer Firma, die erfolgreich auch für ARD und ZDF arbeitete. Nun bemüht sich die Stiftung sogar um Anerkennung der Gemeinnützigkeit.

Seit mehr als einem Jahr versammelt sich einmal in der Woche ein kleiner Trupp in einer Wohnung in Berlin-Moabit mitten im Herzen der Hauptstadt. Eine Handvoll Herrschaften nimmt an einem Tisch vor einer Kamera Platz, moderiert, lässt zugeschaltete Gäste auch aus dem Ausland sprechen. Die Kamera wird geführt von einer Firma, die auch für ARD, ZDF, Arte und 3sat produziert hat. Vier, fünf Stunden dauern die Sitzungen, die per Livestream bei Youtube übertragen werden. Themen: die Leugnung der Coronagefahr und Verschwörungstheorien gegen das Impfen. Allerdings nicht die Kritik daran, sondern das Verbreiten der wirren Thesen.

Wer einen Blick auf die Videos der „Stiftung Corona-Ausschuss“ wirft, die bei Youtube knapp 80.000 Abonnenten haben, traut ob all der Hetze und hanebüchener Theorien, die dort verbreitet werden, Augen und Ohren nicht.

Ist fest überzeugt, dass Krebs und Organversagen zu den Nebenwirkungen von Coronaimpfungen zählen: ein Ingenieur aus Israel. Screenshot: YoutubeIst fest überzeugt, dass Krebs und Organversagen zu den Nebenwirkungen von Coronaimpfungen zählen: ein Ingenieur aus Israel.

"Corona-Ausschuss": Hass, Hetze und "lebendige Kraken im Impfstoff" In der neuesten Sitzung, die knapp sechs Stunden dauert, behauptet beispielsweise ein israelischer Ingenieur, dass die Krankenhäuser voll seien von Patienten, die durch angebliche Nebenwirkungen der Impfung an Krankheiten wie Krebs, Gehirnblutungen, Herzanfällen oder „multiplem Organversagen“ litten oder gestorben sei. Der Mann spricht von einem „Genozid“ und wirft der israelischen Regierung einen Holocaust am eigenen Volk vor.

Ein weiterer Gast faselt davon, dass im Impfstoff „lebendige Kraken“ wären, die den Menschen mit den Impfstoffen injiziert würden. Ein anderer warnt, dass Impfunwillige in „Konzentrationslager“ gepfercht und Kinder „totgespritzt“ würden. Und ein britischer Bestatter bezeichnet das Impfen gegen das Coronavirus ebenfalls als „Völkermord“.

Bezeichnet das Impfen als Völkermord: ein britischer Bestatter. Screenshot: YoutubeBezeichnet das Impfen als "Völkermord": ein britischer Bestatter.

Auch der Kanzlerkandidat der Partei "Die Basis" tritt als Moderator auf Die führenden Köpfe des „Corona-Ausschusses“ und Moderatoren der Sendung nehmen all diese wirren Wortmeldungen komplett unwidersprochen hin. Die 72. Folge wurde moderiert von Viviane Fischer – einer Anwältin, die in Berlin auch als Hutmacherin Rike Feurstein bekannt ist – sowie Reiner Füllmich, einem Verbraucherschutzanwalt.

Füllmich war von der Quedenker-Partei „Die Basis“ wenige Tage vor der Bundestagswahl als Kanzlerkandidat aufgestellt worden. Zur Leitung des Ausschusses zählen außerdem Justus P. Hoffmann und Antonia Fische, beide ebenfalls Rechtsanwälte.

Anwalt nennt Impfkampagne der Bundesregierung „organisierte Massentötung“ Auch die Ausschussmitglieder selbst lassen es nicht mangeln an kruden Horror-Theorien und Prophezeiungen zur Corona-Impfkampagne – die jedoch nicht eintreten. So behauptete Füllmich, der gern von „toxischen Impfstoffen“ spricht, Anfang des Jahres in einem aufgezeichneten Videocall, dass an den Nebenwirkungen der Impfungen in Deutschland 25 Prozent der Menschen sterben könnten und 36 Prozent unter schweren Nebenwirkungen zu leiden hätten – „und man weiß einfach nicht, ob sie es schaffen“.

Das seien Dinge, meinte der Anwalt, die man „nicht in Worte fassen“ könne – um es dann doch zu tun. Denn für ihn sei die Impfkampagne der Bundesregierung schlicht eine „organisierte Massentötung“. In einer früheren Ausgabe der Sitzung verharmloste Füllmich sogar den Holocaust – dokumentiert auf dem fünf Stunden dauernden Video der 44. Sitzung des "Corona-Ausschusses", die den Titel „Die Wurzeln des Übels“ trägt.

TV-Produktionsfirma gerät in Kritik Wegen der Produktion der „Corona-Ausschuss“-Videos gerät auch immer stärker die Berliner TV-Produktionsfirma „Ovalmedia“ in die Kritik. Das Unternehmen, das seinen Sitz am Prenzlauer Berg hat, produziert die Videos nicht nur. Geschäftsführer Robert Cibis hatte sich schon bei einer der früheren Sendungen offen als Unterstützer der Arbeit des Ausschusses geoutet.

Zudem stellt er seine Kontonummer für Spenden für die Stiftung zur Verfügung, die während der Sendung mehrfach eingeblendet wird. Nach Recherchen des „Tagesspiegel“ habe die Firma für ihren eigenen Youtube-Kanal schon mehrfach Verwarnungen erhalten. Zudem habe eine bekannte Genossenschaftsbank Ovalmedia inzwischen das Firmenkonto gekündigt.

Und die Spenden könnten in Kürze noch deutlich zunehmen, berichtet das Blatt. Denn laut „Tagesspiegel“ hätten die „Corona-Ausschuss“-Macher inzwischen erfahren, dass der Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Seiten des Finanzamtes „nichts mehr im Weg“ stehe. Sollte sie tatsächlich anerkannt werden, könnten Spenden künftig von der Steuer abgesetzt werden.

Youtube lässt "Corona-Ausschuss" noch gewähren – doch Anhänger sollen schon jetzt ins Darknet wechseln Übrigens: Auch die Partei „Die Basis“, die als politischer Arm der Querdenker- und Verschwörungstheoretikerszene gilt, kann sich über eine Finanzspritze freuen – und zwar aus der Staatskasse. Zwar war die Partei mit 1,4 Prozent der Zweitstimmen bei der Bundestagswahl weit hinter den Erwartungen führender Köpfe wie Reiner Füllmich geblieben, der vorher sogar von bis zu 30 Prozent phantasiert hatte. Gleichwohl profitiert die „Basis“ direkt von dem Ergebnis. Denn wie jede Partei, die bei einer Bundestagswahl mehr als 0,5 Prozent der Stimmen erhält, kommt nun auch der „Basis“ eine Teilfinanzierung für den strukturellen Parteiaufbau zugute.

Nach Information der „Frankfurter Rundschau“ soll sich die Summe inklusive der jüngsten Ergebnisse aus den vier Landtagswahlen in diesem Jahr mit ähnlichen Ergebnissen, die dazugerechnet würden, auf knapp 770.000 Euro belaufen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Partei einen Betrag in ähnlicher Höhe durch Mitgliedsbeiträge oder Spenden aufbringe.

Für den Fall, dass Youtube künftig die Videos des „Corona-Ausschuss“ sperren sollte, habe sich die Stiftung inzwischen laut „Tagesspiegel“ schon vorbereitet. Denn künftig wolle man auch über das Darknet agieren. Die Anhänger seien bereits dazu aufgefordert worden, sich den entsprechenden Browser zu besorgen.

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