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Version vom 8. November 2019, 22:27 Uhr

Zitat:


Deutscher Erfinderkreis


Herrensteinrunde: Scharlatanerie in der Wissenschaft

Verfasst von Prof. Dr. Schröder 11. Oktober 2019 Veröffentlicht in Allgemein, Betrug Schlagwörter: Herrensteinrunde, Rudolf Wunderlich

Immer wieder fallen gutgläubige Menschen auf Scharlatanerie herein. Mit der zunehmenden Digitalisierung wird es Betrügern und Scharlatanen immer leichter gemacht, sich mit potentiellen Opfern in Verbindung zu setzen oder ihrem Auftritt einen pseudowissenschaftlichen Anstrich zu verleihen. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Herrensteinrunde (Rudolf Wunderlich) , die es wieder und wieder schafft, potentielle Investoren anzulocken – mit äußerst fragwürdigen und wissenschaftlich unmöglichen Projekten. Doch wie genau funktioniert das?

Die Herrensteinrunde

Die Herrensteinrunde sieht sich als eine Art moderner Ritterorden. Sie wurde im Mai 1991 von Rudolf Georg Wunderlich gegründet. Ihr Internetauftritt existiert seit 2002. Mittlerweile zählt sie weltweit mindestens 1000 Mitglieder, wobei deren Anzahl sehr variiert. Auf der Webseite der Herrensteinrunde ist sowohl von über 1000 als auch von 3000 Mitgliedern und Unterstützern weltweit die Rede. Heutzutage ist die Herrensteinrunde also auf allen Kontinenten vertreten. Regelmäßig finden auf Schloss Wildenberg in Kelheim Versammlungen statt, die sogenannten Herrensteinertreffen. Die Beziehung der Mitglieder untereinander wird laut Internetauftritt als freundschaftlich und respektvoll bezeichnet. Man spreche sich stets mit „Du“ an und führe viele fruchtbare Diskurse. Dabei versuchen die Mitglieder, die sich als Erfinder, Bastler und Tüftler bezeichnen, verschiedene Projekte zu den Themen Umweltschutz, Gesundheitswesen sowie Energiegewinnung voranzutreiben. Ob diese Projekte wirklich existieren, bleibt allerdings fraglich. Zwar werden die aktuellsten davon auf der Internetseite aufgelistet, allerdings verschwinden immer wieder kommentarlos manche Projekte, um von neueren ersetzt zu werden. Ob die gelöschten Unternehmungen Erfolg hatten, bleibt ein Geheimnis. Für die genannten Unternehmungen werden immer wieder neue Investoren und Sponsoren gesucht, wobei die Herrensteinrunde deren Beschreibungen stets einen pseudowissenschaftlichen Anstrich verleiht. So werden Fachbegriffe inflationär genutzt; eine genaue Erklärung, wie und warum manche Verfahren oder Maschinen funktionieren sollen, bleibt jedoch aus. Formulierungen werden bewusst schwammig gehalten, so dass diese auf verschiedene Arten interpretiert werden können. Um zu verdeutlichen, dass sich die Herrensteinrunde keineswegs an ihren Mitgliedern bereichern möchte, wird ein ums andere Mal versichert, dass man seine Errungenschaften nicht verkaufen, sondern nur entwickeln möchte. Folgende Fragen sollte man sich allerdings dabei stellen:


– Wenn nicht verkauft werden soll, für wen entwickelt man dann? Kunden gibt es nur dann, wenn man etwas verkaufen will. – Warum wird auf der Webseite von „Gewinn“ gesprochen? Ohne Verkauf kein Gewinn. – Wenn nicht verkauft werden soll, wozu dann investieren? Was haben die Investoren davon? Solche und ähnliche Fragen führen unweigerlich zu der Erkenntnis, dass die Machenschaften der Herrensteinrunde äußerst dubios sind. Allerdings sind sie für einen gutgläubigen Menschen durch die verwendeten Fachtermini sehr schwer zu durchschauen, vor allem wenn die Herrensteinrunde zeitgleich behauptet, nur zum Wohl der Menschheit zu agieren und die Welt zum Guten verändern zu wollen. Hierbei geht es nicht nur um die umweltschonende Erzeugung von Energie, sondern auch um angebliche Heilpflanzen und zwielichtige Selbstheilungsmethoden des Körpers.

Scharlatanerie auf Kosten der Gesundheit


Dass die Ansichten der Herrensteinrunde nicht als harmloser Blödsinn abgetan werden kann, sondern dass diese auch höchst gefährlich werden können, beweist das Beispiel mit den angeblichen Heilkräften verschiedener Substanzen. So wird CBD-Öl als Heilmittel gegen verschiedenste Arten von Krebs angesehen. CBD-Öl wird aus Industriehanf hergestellt und sowohl als Beruhigungs- als auch als entkrampfendes Mittel eingesetzt. In den letzten Jahren wurden Studien zu dessen Wirksamkeit gegen eine Vielzahl von Leiden angestrebt, darunter Tourette, Fibromyalgie sowie verschiedene Formen von Epilepsie. Eines kann CBD-Öl aber ganz sicher nicht: Krebs heilen. Und genau das wird von der Herrensteinrunde versichert. Des Weiteren soll ein bestimmter Baumpilz, der Chaga-Pilz, ebenfalls ein wirksames Mittel gegen Krebs sein. Homöopathie wird als Allheilmittel gegen jedwede Krankheit angesehen und sollte diese nicht wirken, sind negative Schwingungen oder Smog verantwortlich. All dies klingt bereits ziemlich abstrus, aber es geht natürlich noch kurioser. Im Folgenden werden die drei denkwürdigsten Errungenschaften der Herrensteinrunde aufgeführt.

„Beton für die Ewigkeit“ Schwierigkeiten mit dem Straßenbelag sollten laut der Herrensteinrunde bald der Vergangenheit angehören. Tüftler der Vereinigung haben nämlich einen Beton entwickelt, der dem römischer Bauwerke erstaunlich ähnlich sein und daher bis in alle Ewigkeit halten soll. Als Positivbeispiel dieser hohen Kunst werden dann verschiedene römische Gebäude wie beispielsweise das Pantheon und das Kolosseum angeführt, die bekanntermaßen Jahrtausende überdauert haben. Der ewige Beton der Herrensteinrunde verfügt angeblich über Selbstheilungskräfte und verhindert außerdem den Rückstau von Wasser im Material, so dass dieses selbst den härtesten Frost ohne Schäden überstehen soll. Des Weiteren ist es möglich, „Legosteine“ aus diesem Beton herzustellen, die beim Abriss eines Gebäudes einfach versetzt und praktisch in ein anderes Gebäude umgewandelt werden können. Die Schilderung all dieser Eigenschaften wird selbstredend untermauert von allerlei Fachtermini, um dem Ganzen einen wissenschaftlichen Anschein zu geben. Doch damit nicht genug.

Neutralisation atomaren Mülls Ein bekannter Kernphysiker aus den USA, der natürlich zu den Herrensteinern gehört, allerdings nicht namentlich genannt werden will, soll ein Verfahren zur Neutralisation atomaren Mülls entwickelt haben. Weshalb der Herr anonym bleiben möchte, ist nicht klar – schließlich hat er wahrscheinlich gerade eine der größten Errungenschaften der Menschheit erfunden. Angeblich wurden bereits mehrere Länderchefs von ihm zum genannten Thema kontaktiert. Diese sollen leider nicht geantwortet haben, obwohl es sich bei dem beschriebenen Verfahren nicht nur um eine platz-, sondern auch um eine ressourcen- sowie kostensparende Alternative zur bisherigen Entsorgung atomaren Mülls handelt. Auf der Webseite der Herrensteinrunde existiert dazu eine Pressemitteilung, welche jedoch eine Fülle an grammatikalischer sowie orthographischer Fehler beinhaltet. Allein dies lässt bereits aufhorchen. Der Hauptgrund, weshalb man diese Pressemitteilung mit Skepsis betrachten sollte, liegt jedoch auf der Hand: Die Herrensteinrunde braucht 10 Millionen Euro, um das Projekt zu realisieren und ruft potentielle Investoren dazu auf, kräftig in die Tasche zu greifen. Angeblich wurde dieses von der französischen Atombehörde geprüft und für gut befunden – warum investiert also die französische Regierung nicht in das Verfahren?

Weitere Strecken fahren mit Energiewasser Laut dem Internetauftritt der Herrensteinrunde lässt sich der Kraftstoffverbrauch eines Wagens drosseln, indem man in der Nähe des Tanks mehrere Flaschen mit energetisiertem Wasser lagert. Dies ließe sich zweifelsfrei beweisen – man müsse nur den Tank ohne gelagerte Wasserflaschen einmal komplett leerfahren, danach auftanken und wieder die exakt gleiche Strecke mit gelagerten Wasserflaschen abfahren. Selbstverständlich müsse man sich zuvor die Kilometeranzahl notieren. Bezeichnend dabei ist, dass auf der Webseite davon die Rede ist, man müsse beim ersten Mal den Tank ungefähr komplett leerfahren. Es ist logisch, dass man bei einer zweiten Runde eine größere Strecke zurücklegt als beim ersten Mal, wenn man danach noch zwei bis drei Liter Treibstoff im Tank zurückgelassen hat. Mit energetisiertem Wasser hat diese Logik allerdings sicher weniger zu tun.

Man sollte sich also gut überlegen, ob man sich auf die Versprechen der Herrensteinrunde einlässt. Viele ihrer Entwicklungen entlocken höchstens ein Schmunzeln, andere hingegen können gefährliche Formen annehmen. Dreist wird es vor allem dann, wenn gutgläubige Menschen auf die Herrensteinrunde hereinfallen. Gerade ältere Mitbürger sind vielleicht von einem angeblich streng wissenschaftlichen Projekt überzeugt, an dem die einzigen glaubhaften Dinge wild durcheinandergewürfelte Fachtermini sowie ein überzeugender Internetauftritt sind.


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Quelle: Deutscher Erfinderkreis,