Diskussion:Daniele Ganser: Unterschied zwischen den Versionen

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Kurier der wikipedia ein Beitrag zu besserer enzyklopädischer Arbeit und nebenbei ein Argument, warum es ein geschlossenes wiki wie psiram geben muss:
 
 
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''Wäre nicht weniger mehr?<br><br>Schon gemerkt? Durch interne Aufgeregtheiten und übereifrige Artikelbearbeitungen machen wir in der Wikipedia eigentlich randständige Politiker, Publizisten oder Wissenschaftler größer als sie sind, zumindest was das Volumen der entsprechenden Personenartikel angeht. Und gelegentlich handeln wir uns damit deftigen Ärger ein.<br><br>Das jüngste Beispiel ist die sogenannte Causa Ganser. Da gibt es also in der Schweiz einen studierten und auch promovierten Historiker, der als wissenschaftlicher Publizist agiert, das ganz geschickt, und umstrittene Positionen zu geopolitischen Themen vertritt. Die Zahl seiner Monographien macht ihn unzweifelhaft enzyklopädisch relevant, jedenfalls nach unseren Kriterien. Also entsteht ein Personenartikel über ihn. Und dann geht's los.<br><br>Eine wissenschaftliche Rezeption seiner Arbeiten gibt es kaum, er ist ja auch eher ein Sachbuchautor. WP-Autoren stellen erst die relativ randständigen Positionen Gansers ausführlich dar und versehen die dann sammelwütig mit kritischen Aussagen, wobei die Belege, mangels wissenschaftlicher Rezeption, aus diversen Zeitungsartikeln stammen. Je mehr, desto besser. Als wenn die kritische Anmerkung eines FAZ- oder NZZ-Journalisten enzyklopädisches Gewicht hätte. Wenn genügend solcher Schnipsel beisammen sind, steht da ein relativ großer, sehr kritischer WP-Artikel über einen relativ unbedeutenden Sachbuchautoren. Funktioniert so enzyklopädische Arbeit? Wäre nicht weniger mehr? Zumindest was den Anspruch an eine Enzyklopädie angeht.<br><br>Manchmal wehren sie sich - oder lassen sich wehren. Für große (verständliche) Empörung in der WP sorgte ein sogenannter Dokumentarfilm zur Causa Ganser, Die dunkle Seite der Wikipedia. Darin gibt es viele blödsinnige Angaben über das Funktionieren der Online-Enzyklopädie, allerlei bedenkenswerte Kritik an der übereifrig ausgebreiteten Kritik (im Film wohl eher Diffamierung genannt) und schließlich die Offenlegung von (angeblichen) Klarnamen der Artikel-Hauptautoren, die unter ihrem WP-Benutzernamen, also pseudonym, editiert hatten. Eine grobe Mißachtung der WP-Anonymität. Nur gilt das Gebot, die Anonymität von WP-Autoren zu wahren, nicht außerhalb der WP. Einer, der im WP-Personenartikel mit komprimierter Kritik überzogen wird, hat ein nachvollziehbares Interesse daran, zu erfahren, wer denn die Menschen waren, die das betrieben. Und schon haben wir den Salat.<br><br>Das wäre mit mehr Ruhe und Gelassenheit bei der Darstellung des Daniele Ganser wohl so nicht passiert. Unaufgeregtheit ist eine gute Basis für enzyklopädische Arbeit, besonders und gerade, wenn es um die Darstellung von umstrittenen Randfiguren in Politik, Publizistik und Wissenschaft geht.''
 
''Wäre nicht weniger mehr?<br><br>Schon gemerkt? Durch interne Aufgeregtheiten und übereifrige Artikelbearbeitungen machen wir in der Wikipedia eigentlich randständige Politiker, Publizisten oder Wissenschaftler größer als sie sind, zumindest was das Volumen der entsprechenden Personenartikel angeht. Und gelegentlich handeln wir uns damit deftigen Ärger ein.<br><br>Das jüngste Beispiel ist die sogenannte Causa Ganser. Da gibt es also in der Schweiz einen studierten und auch promovierten Historiker, der als wissenschaftlicher Publizist agiert, das ganz geschickt, und umstrittene Positionen zu geopolitischen Themen vertritt. Die Zahl seiner Monographien macht ihn unzweifelhaft enzyklopädisch relevant, jedenfalls nach unseren Kriterien. Also entsteht ein Personenartikel über ihn. Und dann geht's los.<br><br>Eine wissenschaftliche Rezeption seiner Arbeiten gibt es kaum, er ist ja auch eher ein Sachbuchautor. WP-Autoren stellen erst die relativ randständigen Positionen Gansers ausführlich dar und versehen die dann sammelwütig mit kritischen Aussagen, wobei die Belege, mangels wissenschaftlicher Rezeption, aus diversen Zeitungsartikeln stammen. Je mehr, desto besser. Als wenn die kritische Anmerkung eines FAZ- oder NZZ-Journalisten enzyklopädisches Gewicht hätte. Wenn genügend solcher Schnipsel beisammen sind, steht da ein relativ großer, sehr kritischer WP-Artikel über einen relativ unbedeutenden Sachbuchautoren. Funktioniert so enzyklopädische Arbeit? Wäre nicht weniger mehr? Zumindest was den Anspruch an eine Enzyklopädie angeht.<br><br>Manchmal wehren sie sich - oder lassen sich wehren. Für große (verständliche) Empörung in der WP sorgte ein sogenannter Dokumentarfilm zur Causa Ganser, Die dunkle Seite der Wikipedia. Darin gibt es viele blödsinnige Angaben über das Funktionieren der Online-Enzyklopädie, allerlei bedenkenswerte Kritik an der übereifrig ausgebreiteten Kritik (im Film wohl eher Diffamierung genannt) und schließlich die Offenlegung von (angeblichen) Klarnamen der Artikel-Hauptautoren, die unter ihrem WP-Benutzernamen, also pseudonym, editiert hatten. Eine grobe Mißachtung der WP-Anonymität. Nur gilt das Gebot, die Anonymität von WP-Autoren zu wahren, nicht außerhalb der WP. Einer, der im WP-Personenartikel mit komprimierter Kritik überzogen wird, hat ein nachvollziehbares Interesse daran, zu erfahren, wer denn die Menschen waren, die das betrieben. Und schon haben wir den Salat.<br><br>Das wäre mit mehr Ruhe und Gelassenheit bei der Darstellung des Daniele Ganser wohl so nicht passiert. Unaufgeregtheit ist eine gute Basis für enzyklopädische Arbeit, besonders und gerade, wenn es um die Darstellung von umstrittenen Randfiguren in Politik, Publizistik und Wissenschaft geht.''
  
 
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Version vom 29. November 2015, 15:39 Uhr

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Studierende!
Mit großer Verwunderung nehmen wir zur Kenntnis, dass in der nächsten Woche auf Einladung der Fakultät für Kulturreflexion Dr. Daniele Ganser zu einer öffentlichen, kostenpflichtigen Veranstaltung als Referent eingeladen ist.[1]

Daniele Ganser stellt Verschwörungstheorien insbesondere zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 als in der Wissenschaft zu diskutierende Erklärungsansätze dar. In seinen Vorträgen unterschlägt er längst geklärte Sachverhalte und stellt Fragen als offen dar, die eine plausible und nahliegende Erklärung haben. Vertreter der ETH Zürich und der Universität Zürich, an denen Daniele Ganser beschäftigt war, lehnen seine Ideen als „völlig absurd“ ab und legen Wert auf die Feststellung, dass Ganser sie nicht während seiner Arbeit als Wissenschaftler an den Universitäten, sondern in seiner Freizeit entwickelt.[4] Auch die Universität Basel, an der er anschließend arbeitete, distanzierte sich wegen seiner Ansichten zu 9/11 von Ganser. Der Rektor der Uni Basel, Antonio Loprieno, sagte in dem Zusammenhang, dass er Gansers Thesen zu 9/11 dieselbe empirische Wahrscheinlichkeit wie der Theorie, dass Ausserirdische die ägyptischen Pyramiden gebaut haben könnten, beimesse.[5] Damit benennt er in etwa das Niveau, auf dem sich die Ausführungen Daniele Gansers bewegen. Gansers Thesen sind ungefähr so seriös wie die Erich von Dänikens.

Im März 2015 hat das Bündnis „Witten gegen Verschwörungswahn“, bestehend aus den Wittener Ortsgruppen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Piratenpartei NRW, Bürgerforum, WBG, Die PARTEI, Witten Direkt, Jusos, Grüne Jugend und Ring politischer Jugend gemeinsam mit vielen Einwohnern der Stadt gegen den „1. Alternativen Wissenskongress“ (AWK) in Witten demonstriert und über die dort auftretenden rechtspopulistischen Verschwörungstheoretiker aufgeklärt.[2] Das Bündnis konnte damals nicht verhindern, dass diese Veranstaltung stattfindet.

Dennoch demonstrierten über 250 Wittenerinnen und Wittener am Veranstaltungstag vor dem Saalbau. Ein Erfolg ist auch, dass der 2. AWK, anders als ursprünglich angekündigt, nicht mehr in Witten, sondern in Iserlohn stattfindet. Dieser Erfolg wird nun allerdings durch die Universität Witten / Herdecke in Frage gestellt, die mit Daniele Ganser einen der Referenten dieser 2. Ausgabe des AWK[3] nach Witten einlädt.

Daniele Ganser tritt regelmäßig mit anderen bekannten Verschwörungstheoretikern auf, so etwa mit Jürgen Elsässer, dem Chefredakteur des rechtspopulistischen Magazins Compact, und der AIDS-Leugnerin Juliane Sacher auf der vom Schweizer Sektengründer Ivo Sasek veranstalteten Anti-Zensur-Konferenz,[6] die in der Vergangenheit auch Holocaust-Leugnern eine Bühne bot. Immer wieder führt er Interviews mit Ken Jebsen, einem weiteren bekannten Vertreter der Verschwörungstheoretiker-Szene, der auch bei den rechtsoffenen „Montagsmahnwachen für den Frieden“ sehr aktiv ist.

Wir können nicht nachvollziehen, wieso die Uni W/H Ganser eine Bühne zur Verfügung stellen will. Beim geplanten Thema soll er laut Mitteilung der Universität zeigen, „welche Recherchemöglichkeiten das Internet an die Hand gibt und wie man zwischen Fakten, Meinungen und Propaganda unterscheiden kann.“ Wenn Ganser hier nicht selbst als Negativbeispiel herhalten soll, hat man hier wohl den Bock zum Gärtner gemacht.
Bei früheren Vorträgen gab er dazu den Rat: Exklusiv auf Youtube suchen statt die Abendnachrichten zu schauen. Dieses Argumenationsmuster entspricht in etwa dem PEGIDA-Spruch „Lügenpresse halt die Fresse!“, nur dass Ganser es auf eine vornehmere Art und Weise ausdrückt. Das Publikum, das sich von Gansers Thesen angesprochen fühlt, dürfte dementsprechend zum größten Teil aus PEGIDA- und AfD-Anhängern und einem irrlichtenden Verschwörungstheoretikermilieu bestehen.

Die Grenze zwischen pluraler Meinungsbildung, akademischen Ideenstreit und politischer Meinungsmache plumpster Art, sind daher mit der Einladung Daniele Gansers klar überschritten. Innerhalb der seriösen akademischen Welt ist es unbestrittener Konsens, dass nicht jeder kruden These unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit ein Forum geboten wird. Die Universität Witten / Herdecke sollte sich daher entscheiden, ob sie auf dem Boden der Wissenschaft stehen möchte oder als vermeintlicher Tabubrecher lieber halbseidene Gestalten ihren Studierenden als Gesprächspartner anempfiehlt.

Hinzu kommt, dass laut Presseberichten Herr Ganser für seine Vorträge 5000 Schweizer Franken bekommt.[6] Es liegt daher offen auf der Hand, dass die Universität Witten / Herdecke Herrn Ganser und seinen Theorien nicht nur ein Forum bietet, sondern ihn bei seiner Arbeit auch finanziell unterstützt. Nicht zuletzt wollen wir Sie darauf hinweisen, dass zwar möglicherweise Ihre Studierenden im Rahmen ihrer Seminare auf die fragwürdigen Theorien und Argumente vorbereitet wurden, die beim Vortrag anwesende Öffentlichkeit jedoch nicht. Gerade in Zeiten von einer erstarkenden PEGIDA braucht es unserer Meinung nach keinen weiteren Nährboden für ähnliche, weltfremde und undifferenzierte Äußerungen – erst recht nicht bei einer öffentlichen Veranstaltung unter dem Deckmantel der Wissenschaft.

Wir fordern daher die Universität Witten / Herdecke auf, Daniele Ganser wieder auszuladen und sich von ihm und seinen Thesen zu distanzieren. Wir sind für Meinungsfreiheit, halten aber die Kongresse und die Verschwörungstheoretiker-Szene, in der er sich bereits freiwillig regelmäßig bewegt, für einen passenderen Rahmen für seine abwegigen Thesen.

Mit freundlichen Grüßen,

SPD Witten
Bündnis 90/Die Grünen Witten
Piratenpartei NRW
Jusos Witten
Grüne Jugend Witten
Antifabündnis Witten
Trotz Allem – Soziokulturelles Zentrum Witten“

Wikipedia Kurier

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Wäre nicht weniger mehr?

Schon gemerkt? Durch interne Aufgeregtheiten und übereifrige Artikelbearbeitungen machen wir in der Wikipedia eigentlich randständige Politiker, Publizisten oder Wissenschaftler größer als sie sind, zumindest was das Volumen der entsprechenden Personenartikel angeht. Und gelegentlich handeln wir uns damit deftigen Ärger ein.

Das jüngste Beispiel ist die sogenannte Causa Ganser. Da gibt es also in der Schweiz einen studierten und auch promovierten Historiker, der als wissenschaftlicher Publizist agiert, das ganz geschickt, und umstrittene Positionen zu geopolitischen Themen vertritt. Die Zahl seiner Monographien macht ihn unzweifelhaft enzyklopädisch relevant, jedenfalls nach unseren Kriterien. Also entsteht ein Personenartikel über ihn. Und dann geht's los.

Eine wissenschaftliche Rezeption seiner Arbeiten gibt es kaum, er ist ja auch eher ein Sachbuchautor. WP-Autoren stellen erst die relativ randständigen Positionen Gansers ausführlich dar und versehen die dann sammelwütig mit kritischen Aussagen, wobei die Belege, mangels wissenschaftlicher Rezeption, aus diversen Zeitungsartikeln stammen. Je mehr, desto besser. Als wenn die kritische Anmerkung eines FAZ- oder NZZ-Journalisten enzyklopädisches Gewicht hätte. Wenn genügend solcher Schnipsel beisammen sind, steht da ein relativ großer, sehr kritischer WP-Artikel über einen relativ unbedeutenden Sachbuchautoren. Funktioniert so enzyklopädische Arbeit? Wäre nicht weniger mehr? Zumindest was den Anspruch an eine Enzyklopädie angeht.

Manchmal wehren sie sich - oder lassen sich wehren. Für große (verständliche) Empörung in der WP sorgte ein sogenannter Dokumentarfilm zur Causa Ganser, Die dunkle Seite der Wikipedia. Darin gibt es viele blödsinnige Angaben über das Funktionieren der Online-Enzyklopädie, allerlei bedenkenswerte Kritik an der übereifrig ausgebreiteten Kritik (im Film wohl eher Diffamierung genannt) und schließlich die Offenlegung von (angeblichen) Klarnamen der Artikel-Hauptautoren, die unter ihrem WP-Benutzernamen, also pseudonym, editiert hatten. Eine grobe Mißachtung der WP-Anonymität. Nur gilt das Gebot, die Anonymität von WP-Autoren zu wahren, nicht außerhalb der WP. Einer, der im WP-Personenartikel mit komprimierter Kritik überzogen wird, hat ein nachvollziehbares Interesse daran, zu erfahren, wer denn die Menschen waren, die das betrieben. Und schon haben wir den Salat.

Das wäre mit mehr Ruhe und Gelassenheit bei der Darstellung des Daniele Ganser wohl so nicht passiert. Unaufgeregtheit ist eine gute Basis für enzyklopädische Arbeit, besonders und gerade, wenn es um die Darstellung von umstrittenen Randfiguren in Politik, Publizistik und Wissenschaft geht.

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