Diskussion:Clemens G. Arvay

Aus Psiram
Version vom 27. Februar 2021, 14:18 Uhr von Rantan (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Clemens G. Arvay

OFFENER BRIEF AN DIE FAZ

Sehr geehrte Damen und Herren von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)!

In einem Online-Artikel mit dem Titel "Der Wahn aus dem Netz" vom 17.5.2020 haben Sie mich in eine Reihe mit "Verschwörungstheoretikern" gestellt. Unter dem Abschnitt "Sorge um die Gesundheit als Propagandatechnik" haben Sie eines meiner Videos aufgegriffen, in dem ich vor den Risiken der Zulassung genetischer Impfstoffe unter verkürzten Sicherheitsstandards warne, wie sie derzeit öffentlich diskutiert werden. Auf den Inhalt des Videos sind Sie mit keinem Wort eingegangen, auch nicht auf meine Argumente. Dafür haben Sie aber mein Äußeres genau beschrieben: "Mann mit Öko-Zopf und bleicher Haut". Das nenne ich "Qualitätsjournalismus". Dass ich neben einem Ökozopf und angeblich bleicher Haut auch über zwei biowissenschaftliche Studienabschlüsse verfüge, davon einen von einer weltweit renommierten Universität der Life Sciences, haben Sie Ihren Leserinnen und Lesern natürlich ebenso vorenthalten wie meine internationale Tätigkeit als Sachbuchautor für renommierte Verlage. Neben der Gesundheitsökologie habe ich in meinen Büchern auch über umstrittene Biotechnologien der Agro-, Saatgut- und Pharmaindustrie berichtet. Im Zusammenhang mit genetischen Impfstoffen gegen COVID-19 besteht ein SIGNIFIKANTES und WISSENSCHAFTLICH DOKUMENTIERTES Risiko für die öffentliche Gesundheit, wenn diese neuartigen Technologien unter verkürzten Zulassungsprozederes in Umlauf gebracht werden. Das Risiko geht bis hin zu schwerwiegenden, zeitverzögert aufftretenden, entzündlichen Autoimmunreaktionen, die vor allem das Lungengewebe betreffen können und mit einer Überreaktion der T-Helferzellen des Typs 2 im Zusammenhang stehen [Fußnote 1]. Speziell bei den DNA-Impfstoffen besteht ein potenziell erhöhtes Krebsrisiko durch unbeabsichtigte Insertion der eingebrachten, genetisch manipulierten Fremd-DNA ins Genom der menschlichen Zielzellen [2]. Neben bleichgesichtigen Ökozopfträgern wie mir warnen auch Vakzinologen vor diesen und ähnlichen Risiken. Natürlich hat die "Propaganda" solcher "Vorsorge-Fanatiker" nicht den Eingang in Ihre Berichterstattung gefunden, sondern wird nur in verschwörungstheoretischen Aluhut-Magazinen wie Nature propagiert [3]. Ich bin entsetzt über das Niveau Ihrer Berichterstattung. Sollten Sie außer an Polemik auch an Sachlichkeit und Argumenten interessiert sein, sehen Sie sich bitte mein ausführliches Video dazu an, in dem ich über die Risiken der aktuell favorisierten genetischen Impfstoffe berichte. Die Quellen zum weiteren Studium liegen unter dem Video als Fußnoten vor:

- deutsches Video: https://www.youtube.com/watch?v=Z7h5eUGGxSg - englisches Video: https://www.youtube.com/watch?v=fLxbgkUp6YY

Mit freundlichen Grüßen, Ihr bleichgesichtiger Öko-Zopfträger,

Dipl.-Ing. Clemens Arvay Biologe und Sachbuchautor www.clemensarvay.com

[1] Lurie N., Saville M., Hatchett R., und Halton J. (2020), Perspective: Developing COVID-19 vaccines at pandemic speed, in: The New England Journal of Medicine, https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMp2005630… (Seite 2, mittlere Spalte)

[2] (a) Hasson S., Al-Busaidi J., und Sallam T. (2015), The past, current, and future trends in DNA vaccine immunisations, in: Asian Pacific Journal of Tropical Biomedicine, Vol. 5, Iss. 5, p. 344-353, Abs. 5.2, https://www.sciencedirect.com/…/artic…/pii/S222116911530366X, und (b) Ura T., Okuda K,. und Shimada M. (2014), Development in viral vector based vaccines, in: Vaccines, Vol. 2, Iss. 3, p. 624-641, Abs.. 3.4, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4494222/

[3] Jiang S. (2020), Don´t rush to deploy COVID-19 vaccines and drugs without sufficient safety guarantees, in: Nature, 16th March 2020, https://www.nature.com/articles/d41586-020-00751-9

(Auch per Mail gesendet an FAZ.NET - Frankfurter Allgemeine Zeitung)


Clemens G. Arvay
30. September um 13:14
Offener Brief an den Falter - die Wochenzeitung aus Wien.
(und an alle mitlesenden JournalistInnen!)

Sehr geehrter Herr Dr. Florian Klenk!
Sehr geehrte Frau Dr. Barbara Toth!

Aufgrund unserer „Vorgeschichte“ muss ich davon ausgehen, dass Sie mich irrtümlich als Esoteriker einordnen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sie versuchen werden, mich als solchen zu „überführen“, obwohl es sich nachweisbar um einen Irrtum handelt. Darum halte ich folgende Informationen ausdrücklich fest.

Im Falter 10/14 veröffentlichten Sie unter der Schlagzeile „Der Hokuspokus an Wiens BOKU“ einen Artikel über die aus Sicht der Autorin Krista Federspiel „billigen“ Doktoratsarbeiten, in denen offenbar unkonventionelle und umstrittene Fragestellungen beantwortet wurden (Mondphasen und Pflanzenwachstum, Wirkung von Granderwasser auf biologische Organismen, „Pflanzengefühle“ etc.) [1]. Federspiel beließ es nicht dabei, über die Arbeiten zu berichten, sondern legte Wert darauf, auch die Namen der beteiligten WissenschaftlerInnen sowie teilweise sogar deren aktuelle Dienstgeber zu nennen. Offenbar bevorzugt die Autorin den öffentlichen Pranger gegenüber neutralem Journalismus. Im Anschluss wurde eine erweiterte Form des Artikels in Scienceblogs.de veröffentlicht und die Universität für Bodenkultur (international: University of Natural Resources and Life Sciences) erhielt sogar einen eigenen PSIRAM-Eintrag.

Die Sache wurde damals vom Falter angeleiert. Mittlerweile wurde im Rahmen der Schmutzkübelpropaganda, die im Internet seit dem Erscheinen meines COVID-19-Buches „Wir können es besser“ gegen mich lanciert wurde, auf dem Wikipedia-Eintrag zu meiner Person bereits ein Verweis auf einen der in Ihrem Artikel genannten Personennamen angelegt (Anm: eine von mir sehr geschätzte Biologin). Es wäre durchaus denkbar, dass es auch diesmal wieder der Falter sein möchte, der den Startschuss zum „Aufdecken“ und Anprangern gibt.

Ich bin mir annähernd sicher, dass Sie bereits darüber Kenntnis haben, dass ich vor vielen Jahren an einem Experiment mitgewirkt habe, in dem nicht-physische Interaktionen zwischen Mensch und Pflanze auf das Wachstum und die Immunabwehr pflanzlicher Organismen unter Laborbedingungen untersucht wurden. Die Ergebnisse wurden im Peer-review-Verfahren publiziert und sind saubere Wissenschaft. Durch archivierte Artikel, die ich über das Thema verfasst habe, lässt sich belastbar beweisen, dass ich diesen Versuch als Skeptiker und nicht als „Pflanzen-Esoteriker“ durchgeführt und publiziert habe. Des Weiteren lässt sich durch bereits publizierte Presseartikel nachweisen, dass ich mich gegenüber Themen wie „Pflanzengefühlen“, „Musik und Pflanzenwachstum“ und ähnlichen Paradigmen durchgehend skeptisch geäußert habe. [Anmerkung an Mitlesende, die eine andere Vorstellung von Pflanzen haben: anders als die genannte Autorin respektiere ich auch Menschen, die in solchen Fragen ein anderes Weltbild vertreten als ich.] Meine kritische Einstellung zu den Fragestellungen, die im Falter als „esoterisch“ beschrieben wurden, lassen sich durch verfügbare Schriftstücke, die ich verfasst habe, zweifelsfrei nachweisen. Siehe zum Beispiel "Das (nicht) geheime Leben der Pflanzen" im Veganmagazin vom August/September 2016 [2].

Diese eindeutige Information liegt Ihnen nun vor. Ein Versuch, mich mit „Pflanzenesoterik“ in Verbindung zu bringen, würde einen schwerwiegenden Verstoß gegen die journalistische Sorgfalt darstellen, sofern Sie nicht deutlich bekannt geben, dass ich in diesem Zusammenhang als Skeptiker aufgetreten bin.
Dies teile ich Ihnen vorsorglich mit – bevor die Porzellantasse zerbrochen wurde.

Für inhaltliche Themen rund um gesundheitsökologische Fragestellungen oder eine ausgewogene COVID-19-Impfdebatte stehe ich gerne zur Verfügung. Dies habe ich bereits angeboten, habe jedoch keine Antwort erhalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Dipl.-Ing. Clemens Arvay
Biologe und Freier Autor

[1] https://www.falter.at/…/der-hokuspokus-an-wiens…/1525090025…

[2] https://veganmagazin.de/…/das-nicht-geheime-leben-der-pfla…/

Buchrezension “Corona Impfstoffe – Rettung oder Risiko” von Jan Oude-Aost

Rettung oder Risiko? – Eine Buchkritik
Der Biologe und Autor Clemens Arvay hat ein Buch zu einigen Impfungen gegen das neue Coronavirus geschrieben. Mit “Corona Impfstoffe – Rettung oder Risiko” möchte er Menschen in die Lage versetzen, eine gut informierte Entscheidung zu der Frage zu treffen, ob sie sich impfen lassen sollten. Mit diesem Anspruch ist Clemens Arvay ein natürlicher Verbündeter unseres kleinen Informationsnetzwerks Impfen. Nach einer kursorischen Lektüre relevanter Teile seines Buches und dem Konsum einiger der von ihm veröffentlichten Videos muss ich leider sagen, dass ich nicht denke, dass er seinem oder unserem Anspruch gerecht wird.

Anhand einiger Beispiele werde ich versuchen zu zeigen, warum die Information, die Arvay in seinem Buch darbietet, irreführend und keine gute Grundlage für eine Impfentscheidung ist. Dazu muss sicher angemerkt werden, dass es eine anspruchsvolle Aufgabe ist, zum jetzigen Zeitpunkt ein Buch herauszugeben und den Stand der Wissenschaft zu den Coronaimpfstoffen darzustellen. Eine Herkulesaufgabe, die mindestens Expertise und Erfahrung in Immunologie, Epidemiologie, Infektiologie und Grundlagenwissen in Humanmedizin (ungefähr auf dem Niveau eines abgeschlossenen Hochschulstudiums) voraussetzt, um der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Politik grobe Fehler im Bezug auf diese Impfstoffe nachzuweisen. Letztere Aufgabe hat Arvay zu der seinen gemacht. Schauen wir uns das mal an.

Ich werde zeigen, wie In dem Buch selektive Ergebnisse dargestellt werden, die nicht den aktuellen wissenschaftlichen Stand wiedergeben. Ich zeige das beispielhaft unter “Cherry Picking”. Die Experten, die Arvay als Kronzeugen seiner Behauptungen anführt, sind in vielen Fällen keine Experten, die einen angemessenen fachlichen Hintergrund haben, um ihnen mehr als eine Meinungsäußerung informierter Laien (so wie ich einer bin) zuzutrauen, dazu mehr in “Experten, die keine Experten sind”. Einige Aussagen Arvays sind richtig. Wenn man den relevanten medizinischen Kontext berücksichtigt, sind sie jedoch nicht mehr relevant oder die Schlüsse, die er zieht, sind falsch, das wird in “Nontext” näher beleuchtet. In der Medizin gibt es keine absoluten Effekte. Es geht immer um die Abwägung von Nutzen und Risiko. Das Risiko (zu unterscheiden von der Gefahr) sieht Arvay sich sehr genau an. Den Nutzen stellt er in seinem Buch jedoch kaum dar. Unter “Ignorierter Nutzen” mehr dazu.

Cherry Picking
Arvay ist der Ansicht, die Entwicklung der zugelassenen Coronaimpfstoffe könne nicht ausreichend sicher gewesen sein, weil trotz “teleskopierter” Entwicklung (viele Schritte laufen parallel, die Zulassung wird priorisiert) zu wenig Zeit vorhanden gewesen sei. Um seiner Kritik an der teleskopierten Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe Gewicht zu verleihen, verweist Arvay auf das British Medical Journal (BMJ):

„Der Mediziner Hamish Duncan veröffentlichte am 24. November 2020 einen Beitrag im British Medical Journal, in dem er sich auf den dort begonnen Diskurs bezog: »Ich war begeistert darüber, hier einige sinnvolle journalistische Herausforderungen rund um die COVID-19-Impfstoffe zu lesen. Daher erwartete ich herausfordernde Artikel in Medizin- und Leitmedien, in der Hoffnung, dass es nun einen authentischen Diskurs über die vielen unbeantworteten Fragen rund um die Impfung geben werde.« Duncan äußerte seine Verwunderung darüber, dass dieser mediale Diskurs ausblieb. Seine Schlussfolgerung anlässlich der unbeantworteten Fragen rund um Sicherheit und Wirksamkeit lautete: »Wir schlafwandeln in eine riesige prospektive Kohortenstudie« (Seite 174) Quelle

Der Beitrag ist ein Brief (“Letter”) und damit eine Meinungsäußerung. Mehr steht in dem Brief auch nicht drin: keine neuen Ergebnisse, keine neue Einordnung bekannten Wissens. Es ist einfach eine Meinungsäußerung zur Berichterstattung.

Arvay verweist auf weitere Beiträge im BMJ, die kritische Fragen zu dem Covid-19 Impfstoffen stellen. Das widerspricht seiner Behauptung, eine Debatte würde nicht geführt oder von der Fachwelt ignoriert. Denn das BMJ ist eine der wichtigsten medizinischen Zeitschriften der Welt. Eine Debatte dort findet im Herzen (oder Kopf) des medizinischen Mainstreams statt. Vielleicht sind die Argumente der Kritiker nicht ausreichend, um das Ergebnis der Debatte in ihrem Sinne zu beeinflussen? Vielleicht werden ihre Argumente aber auch im Prozess berücksichtigt? Planungs- und Strategieänderungen gab es im letzten Jahr einige, das spricht für eine dynamische Debatte. Das ist ein normaler wissenschaftlicher Prozess. Hamish kann natürlich nichts dafür, doch ich musste schon etwas schmunzeln, dass er Zustimmung ausgerechnet vom Editor von AgeOfAutism erhielt, einer Organisation, die so einige pseudowissenschaftliche Ansichten zu Impfungen und Autismus vertritt.

Als Beleg für mögliche Langzeitrisiken von Vektorimpfstoffen führt Arvay einen weiteren Brief an, diesmal im Lancet, auch ein hochklassiges Publikationsorgan der medizinischen Wissenschaftscommunity:

„Wie wichtig sorgfältige Beobachtung und Evaluierung sind, macht ein besorgniserregender Bericht der Impfstoffforscherinnen und Impfstoffforscher Susan Buchbinder, Juliana McElrath, Carl Dieffenbach und Lawrence Corey deutlich, der im Oktober 2020 in The Lancet publiziert wurde. Darin geht es um virale Vektorimpfstoffe, die auf Adenoviren basieren, und zwar auf sogenannten Typ-5-Adenoviren. Eine solche Impfstoffplattform ist etwa gleich weit fortgeschritten wie der »Oxford-Impfstoff« und gehört zu den Favoriten gegen SARS-CoV-2 in der klinischen Phase III.“

In dem Brief wird auf eine Beobachtung im Rahmen einer Studie für einen potenziellen HIV-Impfstoff hingewiesen. Einige Menschen die einen Adenovirenimpfstoff erhielten, könnten ein erhöhtes Risiko gehabt haben, sich mit HIV zu infizieren. Das galt in der Studie allerdings nur für unbeschnittene Männer, die ungeschützen Analverkehr hatten und die vor Beginn der Studie bereits immun gegen den genutzten Vektor waren. Die absoluten Unterschiede zur Placebogruppe waren jedoch gering und es ist möglich, dass diese Unterschiede durch unterschiedliches Risikoverhalten entstanden sind. Das wird von den AutorInnen auch diskutiert.

Das zentrale Argument Arvays ist jedoch folgendes:

„Und selbst wenn man Zigtausende Probanden in die Studie einbezogen hätte (Anm.: So wie bei den Studien zu den Coronaimpfstoffen …), wäre der adverse Effekt nicht früher sichtbar geworden. Um ihn festzustellen, mussten die Probanden eineinhalb Jahre beobachtet werden. Was der Impfstoff auslöste, wurde erst sichtbar, nachdem genügend Zeit verstrichen war.“ (Seite 174)

Arvay sagt also, in dem Brief stünde, der Effekt wäre erst nach 18 Monaten aufgefallen. Er sagt damit auch, die Studien gegen Coronaimpfstoffe müssten mindestens so lange dauern. Die AutorInnen schreiben in dem Brief:

“The Step trial found that men who were Ad5 seropositive and uncircumcised on entry into the trial were at elevated risk of HIV-1 acquisition during the first 18 months of follow-up.”

Sie haben also den mangelnden Schutz INNERHALB der ersten 18 Monate festgestellt, nicht danach. Schaut man sich die Studie selbst an, ist die Nachbeobachtungszeit länger und die Impf- und die Placebogruppe nähern sich einander an. Die mangelnde Wirksamkeit des Wirkstoffs (also keine Nebenwirkung, sondern mangelnde Wirkung) hatte man jedoch schneller herausgefunden. Damit eignen sich weder der Brief noch die Studie als Beleg für Arvays Behauptung.

Die AutorInnen des Briefes, auf den Arvay verlinkt, stellen selbst nicht den Impfstoff als solchen in Frage. Sie wollen auf mögliche Einschränkungen in der Nutzung eines der chinesischen Vektorimpfstoffe hinweisen. Eine Autorin macht sich so auch Gedanken darüber, wie Impfstoffe angemessen und sicher verteilt werden können und verschweigt auch die mögliche Einschränkung nicht.

Arvay führt eine weitere Studie an, um “Langzeitbeobachtungen” zu fordern, bevor die Impfstoffe großflächig eingesetzt werden:

„Auf den Philippinen häuften sich 2015, kurz nach dem Start eines vektorbasierten Impfprogramms gegen das Dengue-Fieber, die Fälle von geimpften Kindern, die einen besonders schweren Verlauf der Infektionskrankheit aufwiesen. Das Impfprogramm musste abgebrochen werden. Zwar kann man daraus keine unmittelbaren Schlüsse hinsichtlich der Vektorimpfstoffe gegen SARS-CoV-2 ziehen, jedoch äußern Wissenschaftler seither immer wieder die Bedenken, dass Vektorimpfstoffe zu adversen, also gegenteiligen Effekten führen könnten, beispielsweise indem sie die Bildung sogenannter infektionsverstärkender Antikörper anregen.“

Was Arvay nicht sagt, was aber wichtig ist, um das Phänomen zu verstehen: Bei Dengue ist das Phänomen, dass die erste Infektion mild verläuft und die zweite schwer verlaufen kann, genau das Problem, was Dengue so gefährlich macht. Und es ist dieses Phänomen, das es so schwer macht, dagegen zu impfen. Bei Dengue ist ein Antibody-dependent enhancement (ADE, deutsch “infektionsverstärkender Antikörper”, s. o.) der Erkrankung inhärent, was auch beim Impfstoff auftritt. Das hat aber nichts mit Vektorimpfstoffen zu tun, deren angebliche Gefahren Arvay mit diesem Beispiel nachzuweisen versucht. Die Effekte treten auch sehr bald nach der Impfung zutage, so dass man keine Langzeitbeobachtung benötigt. Im NDR Podcast “Das Coronavirus Update” wurde das von Prof. Drosten sehr ausführlich erklärt (Stand 27.10.2020 8/16 NDR.DE/CORONAUPDATE).

Unter einem seiner Youtube-Videos verlinkt Arvay diesbezüglich auf einen Text, in dem der Hersteller Sanofi selbst auf das Problem hinweist und vom eigenen Impfstoff Abstand nimmt. Das spricht aus meiner Sicht eher gegen bösartige Absichten und eine große Verschwörung, vielmehr für Sorgfalt und Verantwortung..

Experten die keine Experten sind
Der weiter oben angeführte Hamish Duncan ist Gastroenterologe und hat, soweit ich das herausfinden konnte, kein Spezialwissen, dass seine Ansicht relevanter machen würde als meine. Viel zu sagen hatte er ja ohnehin nicht, darum frage ich mich, wieso Arvay ihn zitiert.

Ein weiterer vermeintlicher Experte, den Arvay anführt ist John Classen. Hier das Zitat dazu:

„Angesichts der bereits vorliegenden Erfahrungen mit adversen Effekten, die nur durch Langzeitstudien greifbar sind, erscheint es als schwer mit dem Vorsorgeprinzip vereinbar, an den teleskopierten Testverfahren festzuhalten. (…) Dass Impfungen zu zeitverzögerten adversen Effekten und Krankheitszuständen führen können, ist seit Langem bekannt und wurde bereits 1999 im renommierten „British Medical Journal dokumentiert, wo der Immunologe und Infektiologe John Classen forderte: »Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass die Öffentlichkeit vollständig darüber informiert werden soll, dass Impfstoffe, auch wenn sie in der Prävention von Infektionskrankheiten effizient sind, nachteilige Langzeitwirkungen haben können. Eine informierte Öffentlichkeit wird vermutlich angemessene Sicherheitstests verlangen, bevor die breite Immunisierung beginnt. Wir glauben, dass dies der Weg zu sicheren Impfstoffen ist.« Zum Zeitpunkt dieser Aussage war Classen einer der Herausgeber des British Medical Journal. Später entwickelte er sich zu einem wissenschaftlichen Vertreter der Impfkritik und sieht sich seither starkem Gegenwind ausgesetzt. Das schmälert aber seine Aussagen aus dem Jahr 1999 nicht, die in einer der wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden und auf Studien gestützt waren.“

Dass Classen jemals Mitherausgeber des BMJ war, kann ich mir nur schwer vorstellen, eine Bestätigung dafür habe ich nicht gefunden. Um Classen einordnen zu können, zitiere ich mich an dieser Stelle einmal selbst:

“John Barthelow Classen ist CEO von Classen Immunotherapies. Das Unternehmen hat zum einen Patente auf alternative Impfpläne und klagt gegen Unternehmen, um diese Patente durchzusetzen. Er hält Patente, die dazu dienen, Studien durchzuführen, in denen die Sicherheit von Impfungen festgestellt werden soll sowie Patente, um Impfnebenwirkungen festzustellen (15).”

“Classen verdient sein Geld mit Immuntherapien, die dort wirken sollen, wo Impfungen angeblich geschadet haben.”

Tom Jefferson, der auch von Arvay als Kronzeuge angeführt wird, ist ein streitbarer Experte für Epidemiologie und Editor für die Cochrane Collaboration. Jefferson hat 1999 einen für Classen fachlich desaströsen Kommentar veröffentlicht, in dem er ihm nachgewiesen hat, Unsinn zu angeblichen Nebenwirkungen einer Kindheitsimpfung zu verbreiten.

Classen ist kein Experte sondern ein Scharlatan, der wissenschaftlich nicht ernst genommen werden und vor dessen Behauptungen nur gewarnt werden kann. Ein kurzer Blick auf seine Wikipediaseite hätte für diese Einschätzung genügt.

Arvay erwähnt zwar, dass der AstraZeneca-Impfstoff nicht denselben Vektor verwendet wie in der HIV-Studie, aber das geht weitgehend in seinen sehr ausführlichen und teilweise redundanten Ausführungen zu angeblichen Langzeitrisiken unter. Eine differenzierte Betrachtung und klinische Einordnung der unterschiedlichen Vektorimpfstoffe findet durch Arvay nicht statt, was von ihm selbst doch eindringlich gefordert wird.

Arvay behauptet (S. 135), in Impfstudien würde IMMER ein Placebo in der Kontrollgruppe genutzt. Das ist nicht korrekt. Diese Tatsache wird von Impfgegnern oft sogar kritisiert. Sie beschweren sich oft, dass es “keine Studien” gäbe, in denen Impfstoff mit Placebo verglichen würden. In unserem Buch “Faktencheck Impfen” gehen wir diesem Mythos auf den Grund. Ob in einer Impfstudie ein Placebo, ein aktives Placebo (ein Placebo, dass eine lokale Impfreaktion hervorruft) oder ein anderer Impfstoff genutzt wird, führt jeweils zu verschiedenen Vor- und Nachteilen. Für die ethische Nutzung von Placebos in Impfstudien hat die WHO Mindeststandards festgesetzt.

“Es gibt zudem zahlreiche Studien, in denen die Wirksamkeit einzelner Impfstoffe mit Placebo verglichen wird. Diese Studien geben auch Informationen über die Unterschiede in der Gesundheit der Kinder. Die WHO hat allerdings Bedingungen formuliert, unter denen die Nutzung von Placebo in Impfstudien zu vertreten ist. Zum einen darf es zum Zeitpunkt der Studie keinen Impfstoff gegen die Erkrankung geben (wie bei COVID-19) und zum anderen muss der Impfstoff für die Bevölkerungsgruppe gedacht sein, in der sie getestet wird.”
Aus “Faktencheck Impfen”

Arvays Aussage zu den Placebos in Impfstudien bestärkt mich in dem Eindruck, dass er nicht die notwendigen Kompetenzen hat, um das Buch zu schreiben, das seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden würde. Dazu passt ein weiterer Fehler:

„Der Meningokokken-Impfstoff hat im Verhältnis zu einem Placebo wahrscheinlich eine höhere Reaktogenität, das heißt, er erzeugt relativ häufig akute Nebenwirkungen zeitnah nach der Impfung, die sowohl lokal als auch systemisch, also im gesamten Organismus, auftreten können.“ (Seite 135)

Die Reaktogenität beschreibt die Fähigkeit eines Impfstoffes, das Immunsystem zu aktivieren. Eine hohe Reaktogenität bedeutet viel Aktivität des Immunsystems und damit eine stärkere Impfreaktion. Eine Impfreaktion ist keine Nebenwirkung. Eine Impfreaktion ist genau das, was wir von einem Impfstoff wollen. An anderer Stelle entsteht der Eindruck, Reaktogenität und Nebenwirkung könnten synonym verwendet werden („Für die festgestellten Nebenwirkungen (Reaktogenität) des Oxford-Impfstoffs“), was auf ein erschreckendes Maß an Unkenntnis für den Sachbuchautoren eines Impfbuchs hindeutet.

Ignorierter Nutzen.
Arvay erwähnt die Sterblichkeit von Covid-19 nur an einer Stelle:

„In der medizinischen Fachzeitschrift Der Arzneimittelbrief gaben die Verfasser im November 202097  zu bedenken: »Wenn man von einer Letalität bei COVID-19 von im Median ca. 0,05 Prozent bei den Unter-70-Jährigen weltweit ausgeht, wird es sehr schwer, in dieser Gruppe überhaupt einen Nutzen eines Impfstoffs nachzuweisen.“ (Seite 173)

Diese Zahl dient ihm dazu, zu belegen, dass man gar nicht herausfinden könne, ob der Impfstoff Menschen unter 70 Jahren schütze. Auch hier zitiert er selektiv und macht das, was er anderen vehement vorwirft: Er ignoriert die wissenschaftliche Debatte um die Sterblichkeit von Covid-19 und die komplexen Faktoren, die Einfluss darauf haben. Er stellt auch die Erkrankung Covid-19 in ihrer klinischen Erscheinung nicht dar. Weder was eine Lungenentzündung bedeutet noch die Möglichkeit und Belastung einer maschinellen Beatmung oder die Gefahr von Langzeitfolgen werden erwähnt. Kurz: Er ignoriert die enorme Krankheitslast, die durch Covid-19 verursacht wird und die durch Impfungen zu reduzieren gilt. Impfungen sind nicht nur geeignet, um Todesfälle zu verhindern. Dafür wird im Kapitel “Die Biologie des Virus” ein Blick durch das Mikroskop auf die Zellebene geworfen, das wirkt angesichts der fehlenden Darstellung des realen klinischen Bildes von Covid-19 unangemessen unempathisch und kalt. In dem Kapitel erfahren wir dafür immerhin, dass Rauchen das Risiko eines schweren Verlaufs erhöht und Elektroaerosole, die im Wald oder an Wasserfällen entstehen sollen angeblich gut für das Flimmerepithel der Atemwege sind.

Arvay geht über die Krankheitslast und das durch die Pandemie erzeugte menschliche Leid hinweg und kann so nicht angemessen das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko der Impfstoffe darstellen. Ohne dieses Verhältnis zu kennen, ist eine rationale Entscheidung über eine Impfung (oder jede andere medizinische Intervention) nicht möglich.

Arvay exploriert zwar ausführlich angebliche Risiken die neuen Impfstoffe ausgehen sollen. Dabei erwähnt er nicht, dass natürliche Infektionen fast alle diese Risiken ebenso bergen, in der Regel sogar noch deutlich größer. Die fehlende differenzierte Darstellung der bei jeder Impfstoffprüfung und -zulassung maßgeblichen Risiko-Nutzen-Abwägung ist ein gemeinsames Merkmal der meisten generell impfskeptischen Positionen.

Und noch was: „Für die festgestellten Nebenwirkungen (Reaktogenität) des Oxford-Impfstoffs im Vergleich zum Meningokokken-Impfstoff gaben die Studienautoren, die übrigens zum überwiegenden Teil selbst an der Entwicklung oder Vermarktung des Impfstoffs beteiligt waren, einen p-Wert von <0,05 an. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, dass die beim Oxford-Impfstoff in Phase I/II festgestellte Häufung von Impfnebenwirkungen im Vergleich zum Meningokokken-Impfstoff ein Zufallsergebnis war, ist kleiner als 5 Prozent. Ein solches Ergebnis wird als statistisch signifikant bezeichnet. Es ist davon auszugehen, dass dieser p-Wert bei einem Placebovergleich noch niedriger ausgefallen wäre. Je niedriger der p-Wert, desto signifikanter ist eine Abweichung. “ (Seite 137)

Das mag jetzt pedantisch wirken – aber Menschen, die auch nur einen Hauch von Statistik verstehen (und das würde ich gerade so für mich in Anspruch nehmen) können sich hier nur an den Kopf fassen. Ein Ergebnis ist entweder signifikant oder nicht. Das Signifikanzniveau wird in der Regel vor der Studie festgelegt, ein Wert von 5 % (oder 0,05) ist dabei in der Medizin vielfach üblich. Was das bedeutet, hat Arvay zwar ausreichend korrekt beschrieben. Ein Wert unter 0,05 macht das Ergebnis aber nicht “signifikanter”, das Signifikanzniveau wird entweder erreicht oder nicht. Es gibt keine Skala, auf der mehr oder weniger Signifikanz abzulesen wäre. Ich finde, ein Sachbuchautor, der mit anderen Forschern so hart ins Gericht geht, sollte solche Zusammenhänge ausreichend gut kennen, um sie vernünftig erklären zu können. Wenn er das nicht kann, kann er auch Studien nicht vernünftig bewerten. Und wer das nicht kann, sollte sich von wissenschaftlichen Herkulesaufgaben, die gesundheitliche Entscheidungen anderer Menschen beeinflussen, fernhalten. Vielleicht in der Nähe eines Wasserfalls. Elektroaerosole sollen gut für das Flimmerepithel sein.

Autor: Dr. med. Jan Oude-Aost

...

26. Februar 2021