Dilyana Gaytandzhieva

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Dilyana Gaytandzhieva erzählt im russischen Staatsfernsehen Rossya 1 eine Fake News Erzählung, nach der in englichen U-Bahnen Experimente mit Giftgas durchgeführt worden seien. Die Falscherzählung wurde von ihr zeitlich im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter verbreitet, offensichtlich um vom Anschlag abzulenken.
Fake News zum Thema Lugar Center for Public Health and Research in Georgien
private Webseiten von Dilyana Gaytandzhieva: angebliche geheime Forschung an Coronaviren und Fledermäusen in einem Labor des Pentagon in Georgien

Dilyana Gaytandzhieva (Диляна Гайтанджиева, auch Dilyana Gaitandzhieva und Dilyana Gaitandjieva, geb. 7. Dezember 1981 in Yambol, Bulgarien) ist eine bulgarische Journalistin und bekannte Verbreiterin von Verschwörungstheorien. Zu Gaytandzhieva existiert ein Kurzartikel in der bulgarischen Wikipedia.[1] Dilyana Gaytandzhieva ist Gründerin der Gruppe "Arms Watch".

Artikel von Dilyana Gaytandzhieva werden unter anderem von Sott.net und Free21 verbreitet. Sie ist auch Autorin bei 21st Century Wire. Weiterverbreiter von Geschichten von Gaytandzhieva ist der deutsche Blogger Thomas Röper aus Sankt Petersburg (Russland) und die anonym betriebene Webseite Zero Hedge. Sowohl Röper als auch Zero Hedge bemühen sich die russische Regierung vor Kritik in Schutz zu nehmen.

Kurzbiografie

Dilyana Gaitandjieva wurde in der Stadt Jambol geboren. Sie machte einen Abschluss in Fernsehjournalismus an der Sofioter Universität „St. Kliment Ohridski“. Ab 2003 war sie Reporterin für Nova TV und wechselte 2011 zu TV7. Sie war auch Autorin bei der bulgarischen eTrud Daily news, wurde aber entlassen nachdem sie über Flüge aus Aserbaidschan berichtete, dei denen Waffen nach Syrien gebracht worden seien.

Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien

  • Dilyana Gaytandzhieva bemühte sich den Nowitschok-Giftanschlag in Grossbritannien auf den ehemaligen Spion Sergej Skripal und dessen Tochter, (bei dem eine Engländerin zu Tode kam[2]), als eine Lüge darzustellen. Nach Gaytandzhieva seien Skripal und seine Tochter nicht vergiftet worden, sondern seien dem vergleichsweise harmlosen Narkosemittel Fentanyl ausgesetzt worden. Sie verschweigt dabei, dass der verwendete chemische Kampfstoff Novichok von der OPCW und mehreren externen Laboren (darunter in der Schweiz) nachgewiesen wurde. Im Zusammenhang mit dem Giftanschlag verbreitete sie 2018, einen Monat nach dem Anschlag, mit Hilfe des russischen Staatsfernsehens Rossya 1 (Sendung Vesti Nedeli) eine typische Ablenkungsgeschichte, die besagt, dass die englische Regierung geheime Gasexperimente an Fahrgästen der Londoner U-Bahn durchgeführt hätte. Ungenau wurde dabei insinuiert, es könne sich um einen Nervengas handeln, offenbar in Anspielung auf die Tatsache dass Sergej Skripal und seine Tochter mit dem russischen Nervengas Nowitschok vergiftet wurden. Die gleiche Geschichte erzählte sie bei 21st Century Wire ("Chemical gas was released on thousands of unsuspecting commuters during a military experiment on the London Underground"). Die BBC ging der Erzählung nach und konnte sie als Fake News entlarven mit falschem Kontext. Tatsächlich wurden Experimente in U-Bahnen durchgeführt, diese waren jedoch nicht geheim, noch wurden sie an Fahrgästen der U-Bahn durchgeführt. Es handelte sich um öffentlich zugängliche Untersuchungen, über die beispielsweise die BBC 2013 berichtete[3]. Die Untersuchungen bezogen sich auf die Lüftung möglicher Giftgase durch Terroristen in U-Bahnen und wurden mit gut nachweisbaren Rauchgasen (Spuren von Perflourokarbon und Schwefel Hexaflourid) in Abwesenheit von Fahrgästen durchgeführt.[4]
  • Mehrfach versuchte Dilyana Gaytandzhieva glaubhaft zu machen, dass nas neue Coronavirus SARS CoV-2 nicht natürlich in der Umwelt entstanden sei, sondern in Laboren des US-amerikanischen Pentagon. Explizit glaubt sie an geheimen Forschungen zum Virus in Georgien. (siehe nächstes Thema)
  • Thema Lugar Center for Public Health and Research: Dilyana Gaytandzhieva versuchte über längere Zeit hinweg plausibel zu machen, dass an einem Forschungslabor in Tiflis (Georgien) das US-amerikanische Verteidigungsministerium an gefährlichen Erregern für bakteriologische Kriegsführung forsche. In diesem Zusammenhang seien mehrere Georgier bei angeblichen Versuchen verstorben. Obwohl ihre Behauptungen sich als eindeutig falsch herausstellte, erfolgten nie Korrekturen oder Entschuldigungen von ihrer Seite. Kurzgefasst: Das Lugar Center for Public Health and Research (Lugar-Zentrum für öffentliche Gesundheit und Forschung) ist eine seit August 2011 fertiggestellte Forschungseinrichtung in Tiflis in der Republik Georgien, das betreibende Institut wurde 1996 gegründet. Das Lugar Center ist Teil des Nationalen Georgischen Zentrums für Gesundheit (NCDC), und befasst sich als Einrichtung der Gesundheitsaufsicht mit der Überwachung von Infektionskrankheiten und fungiert als Referenzlabor. In einer Außenstelle im Stadtteil Alexeyevka nahe des Flughafens von Tiflis an der Kacheti-Autobahn unterhält das Lugar Center eine 2013 bezogene Außenstelle, an der (wie auch in anderen Ländern üblich) zu Forschungszwecken eine Sammlung von Krankheitserregern vorgehalten wird. Bis zur Auflösung der Sowjetunion waren an einem anderen Ort in Georgien Krankheitserreger unter Moskauer Kontrolle gelagert worden. Diese Außenstelle des Lugar Center wird als ein Gemeinschaftsprojekt von Georgien und den USA dargestellt, nach dem Vorbild anderer Gemeinschaftsprojekte in Bangkok und Nairobi. Kooperationen existieren mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, der FDA und NIH (USA), US-Verteidigungsministerium DTRA / DoD, der EU, dem Kinderhilfswerk UNICEF, dem internationalen roten Kreuz sowie mit Universitäten aus mehreren Ländern.
    Mehrere Male wurde das Lugar Center for Public Health and Research von russischen Staatsmedien und anderen pro-russischen Medien beschuldigt heimlich an Biowaffen zu forschen. Insbesondere nach Bekanntwerden des Nowitschok-Giftanschlags auf den ehemeligen Spion Skripal und seine Tochter nahm die Zahl der entsprechenden Anschuldigungen über verschiedene Kanäle stark zu. Die Aktivitäten des russischen Geheimdienstes GRU konnten in diesem Zusammenhang überzeugend aufgedeckt werden. Open source Recherchen (OSINT) von westlichen Medien und Recherchekollektiven konnten zahlreiche Identitäten von GRU-Hackern und Kampfstoff-Attentätern offenlegen. Offensichtlich dienen daher die entsprechenden russisch-gesteuerten Medienaktivitäten zum Lugar Center einer reiner Ablenkungsgeschichte. Georgien trat 1996 dem Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen (BWÜ) bei, die USA gehören zu den Erstunterzeichnerstaaten des Übereinkommens im Jahr 1972.
    Der tatsächliche Hintergrund der Geschichten ist jedoch eine erfolgreiche Behandlungskampagne gegen die Hepatitis-C Infektionen in Georgien, bei der rund 36.000 Patienten mit einem neuen antiviralen Arzneimittel Sofosbuvir behandelt wurden. 200 Patienten (0,6%) verstarben während der Dauer der Behandlungskampagne, zum Teil handelte es sich jedoch um bereits zuvor schwer vorerkrankte Menschen. Das entwickelte Arzneimittel Sofosbuvir der Firma Gilead erhielt bereits 2013/2014 in den USA eine Zulassung, die EU folgte im Januar 2014. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den Wirkstoff Sofosbuvir in seiner Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgeführt. Bei etwa 90% der Patienten ist unter der Therapie mit einer Heilung zu rechnen. Der Hersteller Gilead geriet wegen extrem hoher Kosten für dieses Arzneimittel in die Kritik. Inzwischen wurde der Preis gesenkt, und in Ländern mit niedrigem Einkommen gilt ein Sonderpreis. Gilead vergab mittlerweile auch Lizenzen an indische Generika-Hersteller und im August 2018 schloss das russische führende Pharmaunternehmen Pharmstandard einen Vertrag mit Gilead zur lizensierten Produktion des Wirkstoffs Sofosbuvir (Sovital) in Russland. Sofosbuvir wird also erstaunlicher Weise auch in Russland an Patienten mit Hepatitis C verabreicht. Demnach müsste - laut den Falschanschuldigungen - auch Russland sich an der Tötung durch das Mittel beteiligen. Die Verschwörungstheorien, Fake News und entsprechenden gezielten Medienberichte kulminierten Anfang Oktober 2018 zu Androhungen militärischer Gewalt durch russisches Militär gegen den souveränen Staat Georgien und stellten den bisherigen Gipfel entsprechender Aktivitäten dar.
    Ein ausführliches "Debunking" der falschen Anschuldigungen wurde von der englischen BBC erarbeitet[5]. Ausführliche Informationen zu dieser Fake News Geschichte finden sich im Artikel Lugar Center for Public Health and Research.

Galerie

Weblinks (bulgarisch, englisch)

Quellennachweise