Deneum

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hypothetischer Deneum Reaktor (Werbebild)
Werbeprospekt Deneum (Tallin) von November 2019

Deneum (DNM) ist der Name eines Unternehmens aus Estland.[1]. Deneum behauptet einen Kalte Fusion Reaktor entwickelt zu haben, der entgegen den aktuellen Kenntnissen der Physik Energie auf technisch realisierbarem Wege freisetze. Ein unabhängiger Nachweis dafür fehlt jedoch, es liegen aktuell nur Behauptungen von Befürwortern vor. Der Deneum-Reaktor soll Energie aus der Fusion oder "Interaktion" von Titanhydrid und Deuterium erzeugen heisst es seit 2018. Die dafür verantwortliche chemische Reaktion sei seit 1950 bekannt und hiesse Myonen katalysierte Fusion (auf englisch "muon catalyzed fusion"), welche in der Physik bekannt ist, aber nicht nicht zur Energiewandlung geeignet ist. Mit Unkosten von 20 Dollar pro Jahr für Deuterium und Titan soll eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern ein Jahr lang mit Energie versorgt werden. Anfang 2020 oder Ende 2019 will Deneum elektrischen Strom aus seinen Reaktoren ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Szeneunüblich bewirbt Deneum keine gutgläubigen Anleger direkt. Stattdessen werden so genannte Deneum-token in einer virtuellen Cryptowährung (Ethereum Deneum token DNM) angeboten, deren Wert auf reiner Spekulation beruht. Käufer erhalten keine Rechte wie Anteilseigner oder Aktionäre. Bis November 2019 sollen 1 Million $ eingegangen sein. Ziel sei es 90 Millionen $ durch Token-Käufer zu erhalten.[2] Ein DNM Token entspricht knapp fünf Dollar. Der Wert soll in der Zukunft schrittweise angehoben werden.[3] 2018 hiess es noch dass es Ziel sei bis Ende September 2018 zwei Millionen Dollar von Investoren zu erhalten.

Deneum behauptet auch eine Methode zur Überwindung der Schwerkraft (siehe Antigravitation) patentiert zu haben. Die genannte Patent-Nummer WO 2010/151161 A2 bezieht sich auf eine Erfindung des Portugiesen Baptista de Alves Martins aus Lissabon, die 2009 angemeldet wurde.[4] Es geht dabei um einen Raumantrieb durch ..the manipulation (or engineering) of the vacuum with the proper electromagnetic interactions.. wie es im Patent heisst. Im Patent kommt das Wort Deneum jedoch nicht vor.

Deneum ist eine Gründung von Dmitry Samoylovskikh, der auch die Firma Tesla amazing gründete. Weitere genannte Mitglieder sind Bogdan Fiedur, Wulf Kaal, Maria Lapuk, Sergei Alekseevich Tcvetkov und Sergey Godin. 2019 wurde der Russe Alexander Parkhomov Mitglied der Firma Deneum.

Geplant sei so genannte Deneum Power Station Kraftwerke mit 5 bis 100 kW Strom zu bauen. Die gemeinten Kraftwerke bräuchten bis zu einem Jahr lang nicht neu befüllt oder gewartet werden, heisst es. Deneum will die zukünftig von den Power Stations erzeugte Energie in Tokens (DNM-Token) umrechnen. Ein DNM-Token soll dabei ungefähr einer Megawattstunde an erzeugter Energie entsprechen. Geplant sei es die Megawattstunde zu einem Preis von 1,7 USD anzubieten, was sehr viel weniger wäre als bisherige Technologien ermöglichten.

Im englischsprachigen und deutschsprachigen Internet wurden zahlreiche werbend gehaltene Bezahlartikel veröffentlicht, die das Deneum Geschäftsvorhaben positiv darstellen.

Myonen-katalysierte Fusion

In der Kernphysik ist der Einfang eines Myon von einem Deuterium- oder einem Deuterium-Tritium-Molekül (D2 bzw. DT) her bekannt. Es wird dabei ein positives myonisches Molekülion gebildet. In diesem myonischen Molekül-Ion sind die beiden Atomkerne einander etwa 200-mal näher als in einem elektronischen Molekül. Das ermöglicht durch den Tunneleffekt die Fusion der beiden Kerne. Die sehr große durch diese Fusion frei werdende Energie (bei D+D rund 3 MeV, bei D+T 17.6 MeV) setzt auch das Myon wieder frei und es kann während seiner Lebensdauer je nach Umgebungsbedingung viele weitere Einzelfusionen katalysieren. Um mit dieser myonisch katalysierten Kernfusion Nutzenergie erzeugen zu können, müssen die bis zum Zerfall des Myons (Lebensdauer 2,2 µs) stattfindenden Einzelfusionen mehr Energie freisetzen, als für die Erzeugung des Myons benötigt wurde. Bedauerlicherweise kann ein Myon aber im Mittel nur ca. 167 Fusionen katalysieren. Dies liegt daran, dass das Myon mit einer geringen Wahrscheinlichkeit am durch Fusion erzeugten Helium "klebenbleibt" und danach für den Rest seiner Lebensdauer für weitere Katalyse-Vorgänge nicht mehr zu Verfügung steht. Dadurch steht dem minimal nötigen Energieaufwand zur Erzeugung des Myons in Höhe seiner Ruhemasse von ~3 GeV ein maximal möglicher Energiegewinn von nur ~2.9 GeV gegenüber.[5] Selbst wenn eine Myonenquelle mit um Größenordnungen höheren Wirkungsgrad gefunden würde, wäre damit auf Basis der heute bekannten Daten keine Energiegewinnung möglich.

Die myonenkatalysierte Fusion ist auch unter dem Namen kalte Fusion bekannt. Sie wurde ursprünglich von Andrei Sacharow vorgeschlagen. Bis heute sind keine überzeugenden experimentellen Ergebnisse zur „kalten Fusion“ bekannt, die eine Myonen-katalysierte Fusion zur Energiegewinnung möglich erscheinen lassen. Wie vorigen Absatz dargelegt, sprechen die aktuellen theoretischen Kenntnisse prinzipiell gegen eine solche Möglichkeit.[5]

Weblinks

Quellennachweise