Cornelia Bajic (Conni, geb. 16. November 1964) ist eine deutsche Ärztin und Homöopathin aus Remscheid. Sie ist seit 2010 1. Vorsitzende des Homöopathie-Lobbyvereins Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ).[1] Bajic ist gefragte Diskutantin in Talkshows in Fernsehen (ARD, ZDF) und Rundfunk (WDR, SWR).

Bajic ist im Gegensatz zum aktuellen wissenschaftlichen Studienstand davon überzeugt, dass eine Wirksamkeit der Homöopathie auch über Wirkungen des Placeboeffekts hinaus belegt sei. Sie nannte beim WDR dazu das Wasserlinsenexperiment von Stephan Baumgartner, der angeblich eine signifikant positive Wirkung homöopathisch verdünnter Substanzen nachweisen konnte. 2011 veröffentlichte Baumgartner mit Kollegen einen Beitrag über das gleiche Experiment, allerdings nicht mit Wasserlinsen, sondern mit Hefe. Die Ergebnisse waren auf ganzer Linie negativ, die früheren positiven Resultate ließen sich also nicht reproduzieren. Baumgartner folgerte kurzerhand, dass Hefe einfach kein geeigneter Organismus sei, um homöopathische Wirkungen zu prüfen. Bajic verweist auch auf eine ADHS-Studie des Schweizer Kinderarztes Heiner Frei[2], die für sie "den Gold-Standard" erfülle, ihrer Ansicht nach also wissenschaftlichen Maßstäben genüge.[3]

Andererseits wendet sich Bajic allgemein gegen randomisierte kontrollierte Studien unnd plädiert damit für eine Aufweichung wissenschaftlicher Standards:

"Es ist an der Zeit, dass die Forschung ihren Blick weitet und nicht nur doppelblinde, randomisierte Studien als Beleg für die Wirksamkeit von Therapien akzeptiert."

Kurzbiographie

Cornelia Bajic studierte von 1983 bis 1993 Humanmedizin an der Universität Köln. Seit 1997 betreibt sie eine eigene Praxis in Remscheid.

Aktivitäten und DZVhÄ-Blog

 
Bericht der Süddeutschen Zeitung über Aktivitäten von Claus Fritzsche

Im selben Jahr, in dem Cornelia Bajic den Vorsitz des DZVhÄ übernahm, wurde der DZVhÄ-Blog ins Leben gerufen[4], in dem der Lobbyist Claus Fritzsche von 2010 bis 2013 als Redakteur Artikel veröffentlichte, in denen er sich unsachlich über Kritiker der Homöopathie ausließ. Einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Juni 2012[5][6] zufolge war Fritzsche für den DZVhÄ "offenbar für das Anschwärzen von Kritikern der Homöopathie zuständig". Auf Anfrage habe der DZVhÄ sowie Homöopathika herstellende Pharmaunternehmen bestätigt, dass sie Claus Fritzsche finanziell förderten.

2012 berichtete der DZVhÄ-Blog auch unkritisch über die Anwendungen der Homöopathie bei Krebserkrankungen durch den Homöopathen Jens Wurster.[7]

Beteiligung an Ebola-Mission von Homöopathen in Liberia

Cornelia Bajic ist in die umstrittene, anfänglich geheim gehaltene und am Ende gescheiterte Ebola-Mission von Homöopathen im Jahre 2014 in Liberia involviert.[8] 2014 reisten mehrere Homöopathen in das westafrikanische Liberia, das zu diesem Zeitpunkt einer Ebolafieber-Epidemie ausgesetzt war. Organisiert war die Reise von der LMHI, mit Unterstützung durch den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Ziel war es, heimlich Menschenversuche mit Homöopathie an mit Ebolafieber Erkrankten durchzuführen. Derartige Menschenversuche verstoßen gegen die Helsinki-Konvention. Auch widerspricht die Homöopathie WHO-Richtlinien zur Behandlung von Ebolapatienten. Es liegen keinerlei Nachweise dafür vor, dass eine Behandlung des Ebolafiebers mit Homöopathie sinnvoll ist.

Die Mission war zunächst geheim gehalten worden, Beiträge dazu in Diskussionsforen von Homöopathen wurden ohne Erklärung gelöscht. Auch das liberianische Krankenhaus, an dem die Reisegruppe Ebolapatienten mit Homöopathie behandeln wollte, wurde nicht über die beabsichtigte homöopathische Therapie informiert. Als das Ansinnen der Gruppe durch Schreiben aufmerksamer Beobachter auch in Liberia bekannt wurde, wurde der Gruppe untersagt, die Homöopathie zur Behandlung von Ebolapatienten einzusetzen. Spenden zur der Aktion wurden in Deutschland vom Verein Freunde Liberias und dem Honorarkonsul Michael Kölsch (verheiratet mit der Homöopathie-orientierten Ärztin und DZVhÄ-Schatzmeisterin Monika Kölsch) eingeworben, ohne darauf hinzuweisen, dass Homöopathen beteiligt seien. Die an der Mission beteiligte Ortrud Lindemann bedankte sich im August 2014 bei den Organisatoren und erwähnte bei dieser Gelegenheit "Conni", womit sie mit großer Sicherheit Cornelia Bajic meint[9], die laut NDR davon überzeugt sei, dass "eine homöopathische Behandlung die Sterblichkeitsrate der Ebola-Patienten signifikant verringern könnte".[10]

Nach der gescheiterten Reise erklärte Cornelia Bajic, es sei lediglich geplant gewesen, Ebolapatienten zusätzlich zu einer WHO-konformen und evidenzbasiert-medizinischen Behandlung einzusetzen. Bajic räumte ein:

„Wir wissen, dass wir hauptsächlich als gut ausgebildete Ärzte nach Liberia eingeladen wurden und dass erst in zweiter Linie unsere Erfahrung in Homöopathie gefragt war“.

Die beteiligten Homöopathen sind in keiner Weise als Experten für Infektionskrankheiten anzusehen. Man findet unter ihnen Anhänger einer astrologischen Medizin (Iatroastrologie) und der pseudomedizinischen Irisdiagnostik. Der beteiligte Edouard Broussalian z.B. sieht im Ebolafieber gar eine Gelbfieberinfektion. Bajic widerspricht auch den Angaben von Broussalian, der vor der Reise in einem (inzwischen gelöschten) Bericht davon sprach, die Homöopathie allein einzusetzen, um damit deren angebliche Überlegenheit gegenüber der modernen Medizin zu demonstrieren. Auch der DZVhÄ-Vorgänger Curt Kösters schildert den Einsatz im SPIEGEL anders:

"Kösters teilt auf Anfrage mit, dass es darum ging zu testen, ob Ebola-Patienten mit homöopathischen Präparaten geholfen werden kann. Schließlich gebe es keine wirksame konventionelle Therapie. “Das wäre doch die perfekte Situation, um die Wirksamkeit der Homöopathie zu beweisen”, sagt Kösters."[11]

Zitate

  • "Ich denke, dass das Problem in der Tatsache liegt, dass der Wirkmechanismus der Homöopathie bislang nicht erklärt werden konnte. Sicherlich gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Studien guter Qualität, die die Wirkung als solche belegen, was auch immer noch gerne negiert wird. Aber wie funktioniert sie? Das ist ungeklärt. Sicherlich, wir Ärzte, die wir die Homöopathie in unseren Praxen tagtäglich erfolgreich anwenden, wissen, dass sie funktioniert, aber wie, das können auch wir bis heute nicht erklären. Und für einen Außenstehenden, der es nicht selbst erfahren durfte, ist das mit dem heutigen wissenschaftlichen Background auch zugegeben schwierig zu verstehen. Insofern habe ich Verständnis für das Unverständnis. Aber ich habe kein Verständnis, wenn man die Augen verschließt, und was nicht sein kann, nicht sein darf. Deswegen fordere ich die konventionelle Wis-senschaft auch explizit zur Diskussion auf. Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, welches wir mit dem gängigen Wissenschaftsmodell nicht erklären können, aber das Phänomen existiert. Also ist die Wissenschaft aufgefordert, es zu untersuchen und zu erforschen. Von daher auch der Appell an die Politik, für die Forschung in der Komplementärmedizin Gelder zur Verfügung zu stellen."[12]

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.arztpraxis-bajic.de/assets/cornelia_bajic.pdf
  2. Norbert Aust: Anwendung individueller homöopathischer Medikamente bei ADHS – Studie von H. Frei et al., Universität Bern (2005 / 2006) (kritische Analyse der Studie von Frei et al.)
  3. Der Markt der Alternativtherapien ist unübersichtlich. Focus 38/2013
  4. Zitat Cornelia Bajic: „Ziel dieses Blogs ist es die wissenschaftliche Erforschung der Homöopathie der Öffentlichkeit transparenter zu machen, die kontroverse Diskussionen zu versachlichen und genau zu hinterfragen, was wir über den Forschungsstand der Homöopathie wissen oder vielleicht auch nur vermuten... Vor allem wollen wir die Wissenschaftsdiskussion voran bringen..das heißt für uns, dass wir Forschungsergebnisse und Studiendesigns vorstellen, mit Experten sprechen und fragen, warum identische Daten unterschiedlich interpretiert werden.“
  5. Jens Lubbadeh: Homöopathie-Lobby im Netz - Schmutzige Methoden der sanften Medizin. Süddeutsche Zeitung, 30. Juni 2012
  6. Amardeo Sarma: Homöopathie-Lobbyisten ohne Schamgrenzen. GWUP-Blog, 1. Juli 2012
  7. https://www.dzvhae.de/homoeopathie-presse/interviews/krebsbehandlung/krebsbehandlung.html
  8. http://www.pepijnvanerp.nl/2014/11/top-level-homeopaths-behind-ebola-mission-in-liberia/
  9. Zitat: And we thank Renzo, Altunay, André, Conni and Curt for setting us on the track by their unlimited efforts and Michael Kölsch and Siegfried Ziegler to connect us to Ganta Hospital.
  10. https://www.ndr.de/nachrichten/Homoeopathen-Mit-Kuegelchen-gegen-Ebola,homoeopathen100.html
  11. http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/angebliche-ebola-therapie-liberia-stoppt-homoeopathen-a-1004553.html
  12. https://www.dzvhae.de/index.php?menuid=546&downloadid=793&reporeid=928