Cognition Based Medicine

Als Cognition based Medicine CBM (erkenntnisbasierte Medizin) wird von Vertretern der anthroposophischen Heilkunde ein dem Prinzip des Goldstandards RTC der evidenzbasierten Medizin (evidence based medicine) konträres oder, nach Ansicht der Befürworter, dieses erweiterndes methodologisches System oder Modell vorgeschlagen, dessen Anwendung unterstellte oder tatsächliche Schwächen der evidenzbasierten Medizin verringern soll. Insbesondere solle es im Bereich komplementärer oder alternativmedizinischer Heilverfahren und pseudomedizinischer Verfahren zum Einsatz kommen, bei denen ein Wirksamkeitsnachweis wissenschaftlich nicht gezeigt werden konnte. So soll die Anwendung der CBM dazu führen, dass Aussagen über Einzelpatienten und ihr 'outcome' als singuläre Kausalerkenntnis höher bewertet werden, als dies in der evidenzbasierten Medizin bei kontrollierten Einzelfallstudien oder Fallberichten der Fall wäre. Weitere Erkenntnis wäre durch die Erfassung einer größeren Anzahl von auf diesem Wege erhaltenen Daten an einer Kohorte möglich. CBM-konforme Studiendesigns sowie die Verschmelzung von CBM-EBM sind das Ziel der Bestrebungen der Anhänger dieses Ansatzes. Die Ansätze schließen sich jedoch erkenntnistheoretisch gegenseitig aus.

Die CBM beruft sich auf Arbeiten von Karl Duncker zur Gestalttheorie aus den 1930er Jahren,[1] und geht auf den Arzt und Anthroposophen Helmut Kiene zurück. Die Arbeiten Dunckers, insbesondere die gestaltpsychologische Theorie der visuellen Wahrnehmung, geht insbesondere nach den Forschungen von Wolfgang Köhler auf falsche Annahmen der Gehirnorganisation zurück. Den beliebig wählbaren Perspektiven der persönlichen Wahrnehmung nach Duncker fehlt eine Definition des erkenntnistheoretischen Prägnanzbegriffes.

Kritik an der CBM

  • Die CBM erlaubt auf Kollektive bezogene Aussagen, die im Public-Health-Bereich Relevanz hätten, nur als Ergänzung zur evidenzbasierten prospektiven kontrollierten Studie.
  • Die Wirksamkeit eines medizinischen Verfahrens ist in der CBM ausdrücklich an die beobachtende Person gekoppelt. Der Einfluss des Beobachters auf das beobachtete Geschehen wird nicht als Störung, sondern als Bereicherung angesehen.
  • Das Prinzip der CBM hat außerhalb anthroposophischer Kreise keine Beachtung gefunden.

Literatur

  1. Duncker Karl, Zur Psychologie des produktiven Denkens, 1935

  • Kiene H: Was ist Cognition-based Medicine? Z. ärztl. Fortbild. Qual. Gesundh.wes. 2005(99):301-6. Link: [1]
  • Harald Walach, Circular instead of hierarchical: methodological principles for the evaluation of complex interventions, BMC Medical Research Methodology 2006, 6:29
  • Kienle, Gunver; Karutz, Markus; Matthes, Harald; Matthiessen, Peter; Petersen, Peter; Kiene, Helmut: Evidenzbasierte Medizin: Konkurs der ärztlichen Urteilskraft? Deutsches Ärzteblatt 100, Ausgabe 33 vom 15. August 2003.

Weblinks



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