Typische Anwendung
Heizwendel (oben) und Mineralienplatte

Die China-Lampe oder TDP-Lampe ist ein gewöhnlicher elektrischer Wärmestrahler, dem aber aufgrund einer eingebauten "Mineralienplatte" medizinische Wunderwirkungen zugeschrieben werden. Auf dem Wellness- und Alternativmedizinmarkt wird die Lampe auch als Mittel zur Ferninfrarot-Therapie beworben. Die Abkürzung TDP stehe für " Te-ding Dian-ci-bo Pu", was mit "besonderes elektromagnetisches Spektrum" übersetzt wird.

Indikationen

Wie bei anderen Wärmebehandlungen kann von einer gewissen Wirksamkeit bei schmerzhaften Zuständen ausgegangen werden. Die Lampe soll jedoch bei weitaus mehr Beschwerden wirksam sein. Eine verbreitete Aufzählung nennt

Akne – Angina pectoris – Arthritis – Asthma – Bettnässen – Bluthochdruck – Bronchitis – Chronische Schmerzen – Diabetes – Durchfall – Ekzeme – Erschöpfung – Frakturen – Gastritis – Gelenkschmerzen – Grippe – div. Hauterkrankungen – Hepatitis – Herpes – HWS-Beschwerden – Ischias – Knieschmerzen – Kopfschmerzen – Migräne – Müdigkeit – Neurodermitis – Osteoporose – Prostatitis – Rheuma – Rückenschmerzen – Schlaflosigkeit – Schnarchen – Unterleibschmerzen – Verspannungen – Verstauchungen – Wundinfektionen – Zahnschmerzen – Zerrungen[1]

Ein anderer Anbieter wirbt, ebenfalls ohne Belege, mit einer noch umfangreicheren Liste von Anwendungen:[2]

Arthrose – Asthma – Bänderriss – Bänderzerrung – Bandscheibenvorfall – Bauchschmerzen – Blasenentzündung – unregelmäßiger Blutdruck – Bluthochdruck und Blutniedrigdruck – Bluterguss – Bronchitis – Darmprobleme bei Allergien – Depressionen – Diabetes – Dickdarmentzündung – Dünndarmentzündung – Durchfall – Ekzeme – Energiearmut – Erfrierungen und Frostbeulen – Erkältung – Gallenbeschwerden – Gehörgangsentzündung und Tinnitus – Gelenkentzündung und Gelenkprobleme – Genitalentzündung – Gesichtslähmung – leichtes Gewebetrauma – Gewebewassersucht – Gliederschmerzen – Gürtelrose – Halswirbelbeschwerden – Hämorriden – Hautallergien – Hautprobleme – Herpes – Herzkranzarterienverkalkung – unregelmäßigem Herzschlag – Heuschnupfen – Hitzewallungen – Hüftverspannung – Husten – Impotenz – Infektion bei Schnittwunden – Insektenstiche – Ischiasbeschwerden – Kraftlosigkeit – Kopfschmerzen – Krampfadernentzündung – Kreuzschmerzen – Leberbeschwerden – Lendenwirbelbeschwerden – Magenbeschwerden – Menstuationsschmerzen – Migräne – Mittelohrentzündung – Müdigkeit – Narben – Nebenhölenentzündung – Nervenschwäche – Neurodermitis – Offenes Bein bei Venenleiden – Ohrensausen – Operationsnarben – Osteoporose – Parkinson – Post-Operative Infiltration – Prostata – Rheuma – Rippenschmerz und Rippenprellung – Rückenverspannung – Samenerguss (vorzeitiger) – Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenunterfunktion – Schlaflosigkeit – Schlaganfallfolgebeschwerden – Schulterentzündung – Schuppenflechte – Sportverletzungen – Tuberkulose der Lunge – Überbein – Verbrennungen – Verstopfungen – Wadenkrampf – Wetterfühligkeit – Wirbelsäulenschmerz – Wundliegen – Zahnfleischentzündung – Zahnschmerzen – Zwischenrippenschmerzen

Ausführungen, Aufbau und Hersteller

Die Lampe ist in verschiedenen Ausführungen als Stehlampe, Tischlampe und als Handlampe erhältlich. Die Wärme wird mit einer elektrischen Heizwendel erzeugt, die in einen Träger aus hitzebeständigem Keramikmaterial eingebettet ist. Damit wird eine "Mineralienplatte" aufgeheizt, die dann die Wärme abstrahlt. Diese Platte besteht aus einer runden Scheibe aus Stahlblech, die mit Bestandteilen aus einem Lehm beschichtet ist, der in einer Ziegelei in Südchina verwendet wurde. Die genaue Zusammensetzung wird nicht genannt. Das Beschichtungsverfahren ist Gegenstand einer Patentanmeldung.[3] An der Lampe ist ein Zeitschalter vorhanden, mit dem die Dauer der Bestrahlung bis maximal 60 Minuten eingestellt werden kann. Für die Stehlampen wird eine elektrische Leistung von 250 Watt genannt. Es wird empfohlen, nach etwa 1000 Betriebsstunden die Mineralienplatte auszuwechseln, da sich diese "verbrauche". Aus diesem Grund haben einige Lampenmodelle außerdem einen Betriebsstundenzähler.

Bekanntester Hersteller ist die Firma Chongqing Silicate Research Institute Ltd. aus Chongqing in China bzw. deren Ableger, die Chongqing Changle Silicate Co. Ltd., die 1994 eigens zum Vertrieb der Lampen gegründet wurde und die Lampen unter den Handelsnamen CHANGLE und GOUGONG verkauft. In Europa ist der Markenname GOU GONG im Besitz der T&K Silicate Europe GmbH aus Weyhe bei Bremen, die sich als Importeur und Bevollmächtigter des Chongqing Changle Silicate Co. Ltd. bezeichnet. Die Lampen sind seit Ende der 1980er Jahre im Handel. Es werden auch Nachbauten angeboten, die oft deutlich billiger sind als die Gou Gong-Produkte.

Aussagen von Anbietern zur Entwicklung und zu den Eigenschaften der Lampe

 
Behauptete Studienergebnisse zru Wirkung der Lampe[4]

In der Werbung wird die kaum nachprüfbare Entstehungsgeschichte der Lampe mit kleineren Abwandlungen so dargestellt: Das Chongqing Silicate Research Institute habe 1978 von der chinesischen Regierung den Auftrag bekommen, den Grund für die ungewöhnlich gute Gesundheit der Arbeiter in einer südchinesischen Ziegelei zu ermitteln. Der Leiter der Instituts, ein Dr. Wenbin Gou, habe als Ursache den in der Ziegelei verarbeiteten schwarzen Lehm ermittelt. Gou habe in dem Lehm 33 Mineralien nachgewiesen, "die auch im menschlichen Körper vorkommen" und die bei Erwärmung elektromagnetische Wellen aussendeten.[5] Es handele sich um besondere Wellen, die ein nicht näher erklärtes menschliches "Biofrequenz-Spektrum fast deckungsgleich imitieren".

Diese Behauptungen zur Wirkungsweise sind physikalisch unsinnig. Das Spektrum der elektromagnetischen Strahlung hängt einzig von der Temperatur des Strahlers (also der Mineralienplatte) ab, Näheres dazu im Artikel Ferninfrarot-Therapie. Für die Temperatur der Platte im Betrieb finden sich nur wenige Angaben, die von 280 °C bis 470 °C reichen. Das Maximum der Strahlungsdichte liegt dann bei einer Wellenlänge von 5 bis 4 µm. Die Herstellerangabe "2 µm - 25 µm" ist somit auf jeden Fall "richtig", allerdings auch trivial, da sie nichts mit den geheimnisvollen Mineralien zu tun hat.[6]

Unabhängige Untersuchungen, die eine Wirkung der China-Lampe bei bestimmten Beschwerden belegen, gibt es nicht. Von Anbietern der Lampe werden angebliche Untersuchungsergebnisse des Chongqing Silicate Research Institute, also des Herstellers, verbreitet. Diese sollen aus den 1980er Jahren stammen, wurden aber offenbar nicht publiziert und haben somit keine Aussagekraft. Behauptet wird beispielsweise bei "Durchfall beim Baby" eine Heilung in 9 von 12 Fällen, bei "Gesichtsnervenlähmung" eine Heilung in 6 von 30 Fällen (und in den restlichen 24 Fällen eine "Wirkung" oder "Verbesserung").[4]

Europäische TDP-Gesellschaft

Der Allgemeinmediziner Wolf Schriewersmann (geb. 1950) aus Glandorf in Niedersachsen hat einen Verein namens Europäische TDP-Gesellschaft e.V. gegründet, deren Vorsitzender er ist. Die Internetseite tdp-gesellschaft.de des Vereins wird von der Firma T & K Silicate Europe GmbH aus Weyhe bei Bremen betrieben, die nach eigenen Angaben Importeur der Original-TDP-Lampen aus China ist. Als Ziele nennt der Verein unter anderem die "Erforschung der besonderen Wirkungen der Guo-Gong-Mineralien-Platte" und die "Information über das therapeutische Behandlungsspektrum für Anwender der Gou-Gong-Therapie". Ferner möchte man "über den Paradigmen-Wechsel in der Medizin [...] informieren ( die Medizin der Zukunft heißt Energiemedizin". Schrievers hat ein pseudowissenschaftliches Buch zur China-Lampe geschrieben, in dem er mit TCM, morphogenetischen Feldern und Quantenmystik argumentiert.[7] Zusammen mit Günther Heede hat Schriewersmann außerdem mehrere Bücher zu Matrix Inform verfasst, einer Variante von Matrix Energetics, einer pseudomedizinischen Behandlungsmethode, die dem Geistheilen zuzuordnen ist.

Quellen

  1. Internetseite der Heilpraktikerin Ursula Hollerith aus München
  2. Firma Matthias Günther, Heinrich-Heine-Str. 11, 06844 Dessau-Roßlau, www.die-chinalampe.de, Aufruf am 6. September 2013
  3. CN 001985100830: Enamelware with biopotency and its manufacturing method. Anmelder/Inhaber und Erfinder: Gou Wenbin, Gu Ronghua, Li Baoshan et al. Anmeldedatum: 01.04.1985. Abstract: With the formulation and manufacturing process of the invention, the produced enamelware may have the rough surface with small particules. When heating the products can radiate rays which result and improve biopotency. The charactor of the process is that semifinished products are enamelled when they are hot. In the enamel there is a kind of especial material. Radiator can be made by the invention to cure patients or animals, to treat seeds or to raise seedlings.
  4. 4,0 4,1 http://www.chinalampe.at/images/cms/File/Downloads_Studien/Therapiestudie.pdf PDF erstellt am 29. Mai 2007, abgerufen am 6. September 2013
  5. http://www.chinalampe.at/index.php?ID=1 Aufruf am 6. September 2013. Die Seite wird von der Firma Infrarote Welt Handels GmbH aus Wien betrieben, die eine China-Lampe unter der registrierten Wortmarke INFRAMINERAL vertreibt.
  6. Für den Fall einer 470 °C heißen Mineralienplatte liegt das Maximum der Wärmestrahlung (gemessen in (W/m2)/µm) bei etwa 4 µm. Bei 2 µm ist die Leistung auf rund 2 % des Maximalwertes gefallen, bei 25 µm auf 1 %.
  7. Wolf Siegfried Schriewersmann: Gou Gong. Selbstheilung mit chinesischem Lehm. Krützkamp Druck, Glandorf, 2012