Cell-Com-Parallel-System nach Nielsen

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Hugo Nielsen

Das Cell-Com-Parallel-System nach Nielsen (Hugo-Nielsen-System) ist ein pseudomedizinisch-alternativmedizinischer Behandlungseinfall eines dänischen Akupunkteurs namens Hugo Nielsen, der von einem Hugo Nielsen Institut für Parallelakupunktur in Dänemark, mit Niederlassung Bremen, propagiert wird.[1]

Die Methode besteht aus einer "Parallelakupunktur" sowie einem so genannten Cell-Com Zellkommunikationssystem, wobei jede Methode für sich alleine bereits wirksam sein soll. Insgesamt ergebe sich dabei eine Verbindung von Akupunktur und einer "Zellen-Kommunikation".

Im Eigenverständnis glaubt man an eine angeblich 6.000 Jahre alte Erfahrung der chinesischen Akupunktur anknüpfen und sich auf Aussagen von Fritz-Albert Popp berufen zu können. Nach Angaben der Nielsen-Webseite im Internet habe Popp "die Erkenntnis herbeigeführt", dass Krankheiten "zunächst biophysikalisch auf der Ebene der Wellen und Teilchen entstehen". Auch habe Popp die Existenz von Meridianen mit Hilfe einer Biophotonentheorie nachgewiesen. Es gab in der Tat Versuche von Popp und Mitarbeitern, die TCM-Meridiane mittels einer herkömmlichen Infrarotkamera nachzuweisen, die Ergebnisse kamen jedoch durch Artefakte zustande und waren wertlos (siehe: Nachweisversuch der Meridiane durch Fritz-Albert Popp).

Auf der Nielsen-Webseite sieht man das eigene System als ein biophysikalisches Denkmodell und Therapiekonzept, das der etablierten wissenschaftlichen Medizin überlegen sei, da diese sich nach Ansichten der Nielsen-Therapeuten fast ausschließlich auf das Verständnis der Funktionen eines stofflichen Organismus konzentiere. Auch vernachlässige die westliche Medizin angeblich Erkenntnisse einer Biokybernetik sowie Erkenntnisse von Albert Einstein, der bereits erkannt habe, dass Materie in Energie umwandelbar sei. Auch habe Nobelpreisträger Pauli nachgewiesen, dass der menschliche Organismus nicht nur Materie verkörpere, sondern ein lebendiges Schwingungs- und Frequenzfeld sei. Dies sind für pseudomedizinische und Scharlatanerieprodukte sehr typische Aussagen, die einen fortschrittlichen, wissenschaftlichen Anschein erwecken sollen, tatsächlich aber inhaltsleere Phrasen sind.

Kern der Nielsen-Systeme sind triviale Aussagen zu elektrophysiologischen Gegebenheiten des peripheren Nervensystems, die durch diverse Hypothesen ergänzt werden, etwa die der angeblich nachweisbaren Existenz so genannter Meridiane der TCM. Ein eigenes Modell zum Krankheitsverständnis als Folge falsch interpretierter und nicht identifizierbarer externer Signale offenbart eine Bioresonanztechnik hinter der Cell-Com nach Nielsen.

Ergänzt werden werbende Angaben über die Cell-Com-Gerätschaft und Parallelakupunktur durch Jubelberichte von Patienten und undurchsichtige, unveröffentlichte Anwendungsberichte ohne Kontrollgruppe aus Bulgarien. Genannt wird in diesem Zusammenhang ein Prof. Dr. med. S. Danev, der Vorzüge dieser Methode mit der Methode der Herzfrequenzvariabilität erkannt haben will. Ein als energiemedizinisch bezeichnetes "Gutachten" über das Cell-Com-System wird von dem DGEIM-Mitgründer Manfred Doepp in seiner Funktion als Gutachter seiner eigenen Firma HolisticDiag (Holistic Diag Center in D-83737 Irschenbergin) genannt, die in großer Zahl positive Gutachten zu Scharlatanerieprodukten und Lebensmitteln erteilt. Die Firma bezeichnet sich als "energiemedizinisches Referenzinstitut der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin - DGEIM. Doepp betreibt in Salzburg eine Ordination für Nuklear- und Komplementärmedizin.

Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten wegen fehlender Eignungsbelege nicht. Auf der deutschsprachigen Webseite wird der Klient und Kunde jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass er die Therapiekosten von seiner Steuererklärung unter "Außergewöhnliche Belastungen" aufführen könne. Wörtlich ist zu lesen: "Das Finanzamt muss die Kosten nach der Rechtsprechung anerkennen und darf keine zu strengen Voraussetzungen an den Abzug der einzelnen Kosten stellen."

Cell-Com

Mittels zweier Elektroden (Sonden) wird mit einem Cell-Com-Gerät an bestimmten Akupunkturpunkten eine elektrische Spannung ("Körperspannung" genannt) gemessen. Das 639 Euro teure Gerät soll dabei gleichzeitig die gemessene Spannung ausgleichen können, was zu einer energetischen Grundreinigung und Harmonisierung führe, die etwa durch Blockaden entstandene Störungen eines angenommenen Energieflusses wieder herstelle.

Durch den Einsatz des Cell-Com-Kästchens sollen "elektromagnetischen Oszillationen des Körpers" für therapeutische Zwecke genutzt werden können, indem alle "pathologischen" bzw. "disharmonischen" Frequenzen invertiert und somit aus dem Organismus eliminiert würden. Eigene "geschwächte" und als gesund bzw. harmonisch angenommene Schwingungen würden hingegen verstärkt. Über eingesetzte Signale gibt es keine auswertbaren Angaben, genauso wenig wie zu den "Frequenzen".

Parallelakupunktur

Beim Nielsen-System wird davon ausgegangen, dass weitere, der klassischen Akupunktur unbekannte "Bahnen" existieren, die von der Haut in die Tiefe führten. Als eine Art Markenzeichen der Nielsen'schen Parallelakupunktur erweist sich die Anwendung zweier "paralleler" Akupunkturnadeln an seitengleichen Einstechorten, meist an den Extremitäten (Händen und Füßen).

Quellennachweise

  1. Praxis für Akupunktur, Hugo Nielsen Instituttet ApS, Kirkeallé 14, 6510 Gram. In Bremen wird die Behandlung von dem Arzt Klaus-Peter Netzband vorgenommen. Als Kontaktmöglichkeit wird lediglich eine Mobiltelefonnummer genannt.