CEASE-Therapie

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CEASE ist ein Akronym für Complete Elimination of Autistic Spectrum Expression[1] und wurde vom niederländischen Homöopathen Tinus Smits (29. Dezember 1946 - 1. April 2010) als Therapie bei tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, insbesondere Autismusspektrumsstörungen, erdacht. Smits behauptete, mit seiner Methode über 300 Kinder von Autismus geheilt zu haben. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist Autismus nicht heilbar, mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen lassen sich jedoch deutliche Besserungen in der Symptomatik erreichen. Seine Methode veröffentlichte Smits 2010 in einem Buch, dessen Vorwort von J.B. Handley stammt, einem Mitbegründer von Generation Rescue, einer von der Impfgegnerin Jenny McCarthy gegründeten Organisation.[2]

CEASE ist aus mehreren pseudomedizinischen Therapieformen zusammengesetzt:

  • Homöopathie
    • Isotherapie
    • Klassische Homöopathie
    • "Inspiring" Homöopathie

Behauptete Wirkungsweise

Die Isotherapie soll "Abdrücke" ("Imprints"), welche Impfungen oder Medikamente im "Energiefeld" des Patienten hinterlassen haben, neutralisieren.[3][2] Mit diesen "Giften" könne die Mutter auch bereits vor der Schwangerschaft in Kontakt gekommen sein. Die Therapie diente Smits dabei gleichzeitig als diagnostisches Mittel; die nach der Anamnese vom Homöopathen verdächtigten Gifte werden nacheinander isotherapeutisch behandelt, bis sich eine Besserung in der Symptomatik der Kinder zeigt. Das zum Zeitpunkt der Besserung verwendete Mittel wird dann als Ursache festgelegt und dann in steigender Potenz gegeben. Die Isotherapie dient nach Smits dazu, das vom Gift hervorgerufene Trauma zu heilen. Die klassische Homöopathie soll Probleme in der "Lebensenergie" beseitigen, die der Patient von seinen Vorfahren ererbt habe und die sich in seiner Konstitution ausdrücken sollen.[4]

"Inspiring" Homöopathie ist nach Smits eine moderne Form klassischer Homöopathie. Smits ging davon aus, universelle menschliche Probleme entdeckt zu haben, die sich mit wenigen Substanzen der klassischen Homöopathie behandeln lassen. Zu diesen universellen Problemen zählen das Bedürfnis nach Selbstsicherheit (want of self-confidence), Mangel an (Eigen)Liebe (lack of (self)love), Mangel an Inkarnation (lack of incarnation (grounding in the body)), Mangel an Schutz (lack of protection), alte Traumata (old traumas), Schuld (guilt) und Losgelöstsein vom Selbst (disconnection of self). Die verschiedenen Aspekte menschlichen Seins sind nach Smits Ansicht verschiedene Schichten, die sich nur nacheinander homöopathisch behandeln lassen. Nur die "oberste Schicht" sei klassischer Homöopathie zugänglich, die anderen tieferen Schichten müssten mithilfe von festgelegten Mitteln behandelt werden. Smits war der Ansicht, als erster den tieferen Sinn hinter Hahnemanns Miasmentheorie verstanden zu haben und dass Therapien allein mit klassischer Homöoapathie nicht praktikabel seien. Zusätzlich zur homöopathischen Behandlung werden diverse Vitamine, Mineralien und Fischöle substituiert.

Smits ging davon aus, verschiedene schädliche Einflüsse vor und während der Schwangerschaft sowie in frühen Lebensjahren könnten bei Kindern eine tiefgreifende Entwicklungsstörung - Smits verwendet den Begriff Autismus synonym - hervorrufen. Da er seine Therapie auch heuristisch als diagnostische Methode verwendete, sind die schädlichen Einflüsse sehr vielfältig. Unter anderem nannte er Antibiotika, Schmerzmittel, Narkosemedikamente, Aspartam, Xylometazolin (Nasenspray), Impfungen und die Nutzung einer Mikrowelle. Dabei sei die Entstehung von Autismus nicht monokausal, sondern durch das Zusammenspiel verschiedener schädlicher Einflüsse zu erklären. Es handele sich dabei nicht um eine dauerhafte Schädigung, sondern um eine "Blockade" und damit um eine "energetische Erkrankung". Oxidativer Stress sei ein weiterer Grund für Blockaden im Gehirn, könne jedoch auch Hirnareale aktivieren, was der Grund für Inselbegabungen einiger Menschen mit Autismus sei. Der oxidative Stress staue störende Energien auf, die sich zum Teil periodisch als epileptische Krampfanfälle entlüden. Das sei der Grund, warum viele Kinder mit Autismus häufig ebenfalls an einer Epilepsie litten.

Aktueller Wissensstand

Die Hypothese, Impfungen verursachten Autismus, wurde bekannt durch Andrew Wakefield, welcher den MMR-Impfstoff dafür verantwortlich machte. Dies ist mittlerweile hinreichend widerlegt (siehe dort). Auch Thiomersal verursacht keinen Autismus. In den USA wurde Thiomersal 2001 zur Sicherheit aus fast allen Impfstoffen entfernt; es kam danach zu keiner Abnahme der Autismusdiagnosen.[5]

Bei Autismus handelt es sich um eine vor allem genetisch bestimmte Erkrankung. Bei Zwillingen sorgen Umweltfaktoren für ca. 20-30% Unterschied in der Ausprägung der Symptomatik. Als Risikofaktoren wird eine Rötelninfektion in der Schwangerschaft diskutiert, wahrscheinlich erhöhen auch schwere Virusinfektionen im ersten und schwere bakterielle Infektionen im letzten Schwangerschaftsdrittel das Risiko. Ein hohes Alter der Väter, Frühgeburtlichkeit, Hirnblutungen unter der Geburt, die Einnahme von Antiepileptika, insbesondere Valproat, mütterlicher Diabetes und niedriger Blutzucker sowie Lungenprobleme bei am Termin geborenen Kindern sind mit einem erhöhten Risiko assoziiert.[6] Die Gründe für die steigende Prävalenz sind noch nicht vollständig geklärt. Die genaue Höhe schwankt in verschiedenen Arbeiten um 1%. Dabei könnte die Vergleichbarkeit ein Problem sein, weil es kulturelle Unterschiede in der Wahrnehmung autistischer Symptome gibt.[7] Smits ignoriert bei seiner Argumentation die Veränderungen in der Diagnostik autistischer Störungen. So wurden seit 1987 Störungsbilder unter "Autismus" integriert, die vorher eigenständig waren.[8] Ein Zusammenhang besteht auch zwischen dem Wunsch der Eltern nach und der Verfügbarkeit von Förderung.[9]

Quellen

  1. http://www.ceasetherapie.de/cease
  2. 2,0 2,1 Tinus Smits: Autism: Beyond Despair. CEASE Therapy Emryss Publishers, Haarlem 2010. Deutschsprachige Ausgabe: Autismus - Zutiefst verzweifelt. Narayana-Verlag, 2012
  3. Bei der von Smits verwendeten Form der Isotherapie werden vermeintlich Krankheit auslösende Gifte homöopathisch potenziert
  4. Zitat: The constitutional treatment of a patient applies a different principle of homeopathic medicine. The constitution of a patient can be defined as the combination of deep disturbances throughout life and generations of family histories that have influenced the patients life energy.
  5. http://www.cdc.gov/vaccinesafety/Concerns/thimerosal/thimerosal_timeline.html
  6. C. Freitag: Autistische Störungen – State-of-the-Art und neuere Entwicklungen. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 2012
  7. http://www.nature.com/nature/journal/v491/n7422_supp/full/491S18a.html
  8. M. King: Diagnostic change and the increased prevalence of autism. International Journal of Epidemiology 2009, doi: 10.1093/ije/dyp261
  9. AutismusFreitag