Rolf Kranen bei Messe E-World in Essen (Bild:Bullenergie)
Werbung für gutgläubige Investoren (Juni 2023)

Die deutsche Firma Bullenergie GmbH ist ein Unternehmen aus dem deutschen Waldfeucht-Selfkant.[1] Geschäftsführer war 2020 Rolf Kranen. Mit Stand von 2023 werden Rolf Kranen und Siegfried Hartmann als Geschäftsführer der Firma genannt. Im Handelsregister ist als Gegenstand des Unternehmens die Produktion von und der Handel mit Energieerzeugern, Kraftwerken und sonstigen Teilen der Energiebranche, die Produktion von Energie in Form von Strom und Wärme sowie deren Vertrieb (Energieverwertungsagentur) angegeben. Auf Messen und der eigenen Webseite wird ein vermeintliches Perpetuum Mobile vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine Kältemaschine nach dem Kompressionsverfahren, die als Zentrifuge (Zentrifugalkompressor oder Seitenkanalverdichter) ausgeführt ist und mit einem Kältemittel befüllt ist. Eine "Erzeugung" von elektrischer Energie aus unbekannter Quelle soll durch Peltier-Elemente möglich sein. Die Energiequelle wird dabei wenig bescheiden als "Kranen-Energie" bezeichnet, benannt nach dem Geschäftsführer und Erfinder Rolf Kranen. Zu diesem physikalisch unmöglichen Funktionsprinzip liegt aktuell (2023) keine seriöse unabhängige Bestätigung vor.

Das Unternehmen aus der Nähe von Heinsberg betreibt die Entwicklung eines physikalisch unmöglichen Perpetuum Mobile, welches Energie "aus Gravitation und dem Drehimpuls rotierender Massen" durch eine so genannte "Kranen-Energie" gewinnen soll, eine hypothetische Energie, die nach dem Erfinder und Geschäftsführer Rolf Kranen benannt ist. Auf ihrer Webseite nennt Bullenergie die mögliche Energieerzeugung ohne herkömmliche Energieträger zu einem "unendlichen Energie-Prozess" ohne Freisetzung von CO2 oder radioaktiver Abfälle, an der seit sieben Jahren geforscht werde. In der Vorstellung heißt es kurz gefasst:

Eine echte Weltneuheit! Wir erzeugen mit einem Verdampfungsprozess Temperaturunterschiede, die wir zu elektrischem Strom verwandeln. Das Arbeitsmedium ist komplett in einem geschlossenen Kreislauf gefangen und deshalb müssen wir niemals irgendwelche Treibstoffe nachtanken. Dieses Prinzip schauten wir uns von der Natur ab wie z. B. vom Planeten Jupiter.

Die Bullenergie beruft sich zu ihrer Erfindung auf den Planeten Jupiter, den größten der Planeten des Sonnensystems. Daher wird das gemeinte Prinzip in der Anhängerschaft auch als "Jupiter Energie" bezeichnet. Auf Jupiter seien natürliche Effekte zu beobachten, die den Erfinder auf die Idee gebracht hätten, sein Perpetuum Mobile zu entwickeln. Unter Unkenntnis physikalischer Gesetzmässigkeiten wird in diesem Zusammenhang fälschlich von einer Energieerzeugung durch Rotation ausgegangen:

Ebenso wie einst Galileo Galilei den Jupiter nutzte, um das heliozentrische Weltbild nachzuweisen, wurde auch dort der Beweis gefunden, dass in einem rotierenden System Wärme-Energie erzeugt werden kann.

Gemeint sind gigantische Strömungen innerhalb der Atmosphäre des Jupiter, die aber - in abgeschwächter Form - ebenso auf der Erde zu beobachten sind, und wie beim Planeten Jupiter die Folge der Sonneneinstrahlung und der Coriolis-Kräfte sind. So existieren regelmässige Passatwinde auf der Erde und Wasserströmungen wie die des Golfsstroms, beide sind ohne Sonneneinstrahlung nicht vorhanden.

Szeneuntypisch scheint Kranen seine Versuche selbst zu finanzieren. Allerdings gibt Kranen in einem Youtube-Video klar zu verstehen, dass er gutgläubige Lizenznehmer seiner Erfindung sucht.[2] Obwohl kein energiefieferndes Prototyp vorgestellt wurde, soll an zukünftigen Raumfahrzeugantrieben durch einseitige Wärmeabstrahlung, Wassergewinnung aus feuchter Luft und Wasserstofferzeugung geforscht werden. Bullenergie und ihr Geschäftsführer Kranen traten in der Vergangenheit auch auf Messen der Energiebranche auf.

Geschäftsführer Rolf Kranen ist ebenfalls Geschäftsführer der Fixtron GmbH aus Waldfeucht.

Bullenergie Prototyp

 
(Bild:Bullenergie)
 
(Bild:Bullenergie)

Bullenergie stellt ein Prototyp vor, in welchem Strömungen analog zum Großplaneten Jupiter stattfinden sollen. Der Prototyp besteht dabei aus einem flachen, scheibenförmigen Zylinder mit 180 cm Durchmesser, der in Rotation versetzt wird und mit einer ungenau beschriebenen Flüssigkeit befüllt wird, die eine Dichte von 190 kg/Liter haben soll. Nach anderen Angaben verwende man das Kältemittel Tetrafluorethan ( R134a). Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Zentrifuge, die als Kältemaschine wirken soll. Die Bauhöhe der Anlage soll 130 cm betragen. Aus Temperaturunterschieden innerhalb des Zylinders liessen sich angeblich 15 kW elektrische Leistung gewinnen, abzüglich einer vernachlässigbar kleinen Antriebsenergie für die Aufrechterhaltung der Rotation:

Im Weltall würde diese Anlage ewig weiterdrehen und Strom produzieren, ebenso wie die Gasplaneten, welche seit Millionen von Jahren um ihre eigene Achse rotieren. Dabei kann auf der Erde mit dieser Anlage 15 kW Strom produziert werden. Der Strom kann permanent entnommen werden, sofern eine konstante Drehzahl erhalten bleibt. Um die konstante Drehzahl zu erhalten, bleibt der Energieverbrauch bei 50 Watt konstant, bedingt durch den äußeren Luftwiderstand und die Lagerreibung auf der Erde.

Kranen beschreibt seine Erfindung 2019 bei Facebook wie folgt:

Meine Energie Technik basiert auf einen Neuen Kälteprozess mit Kältegasen in einer Zentrifuge.
Die Kältegase werden in einer Zentrifuge endloses in Bewegung gehalten. Sie werden dabei endlos Zentrifugiert und immer wieder innerhalb der Zentrifuge durch die Künstliche Schwerkraft umgepumpt, diese Technik ist Sauber und ungefährlich.
Durch die Künstlich erzeugt Schwerkraft in der Zentrifuge habe ich Künstlich eine 50 Meter Hohe Wassersäule auf 26 cm verkürzt. Durch die verkürze Wassersäule wird das gleiche Gewicht und der gleiche Druck erzeugt, dadurch wurde von mir ein Endloser Energieprozess in Gang gesetzt, der bei einer Festen Drehzahl endlos Arbeitet. Dabei wird innerhalb der Zentrifuge mit füßigen und gasförmigen Kälte gas eine Temperatur Spaltung innerhalb einer Zentrifuge erzeugt.
In der Testanlage Arbeite der endlose Prozess bei einer festen Drehzahl es ist ein Objekt das unten Kalt und oben Warm bleibt bei einer festen Drehzahl..[..]..Das besondere an dieser Technik ist es, das mit nur wenig Energie die Drehzahl aufrechterhalten bleibt. Aber der innere Temperatur Spaltung Prozess viel saubere Energie freisetzt. Eine kleine Zentrifugen Anlage von 1,2 Meter Höhe kann 14.5 KW Strom Produzieren. Eine Anlage von 2,4 Meter Höhe kann permanent 29 KW Strom Produziert Tag und Nacht.
[3]

Als erzielbare Temperaturdifferenz werden 80 Grad genannt, als Differenz von +60°C und -20C. Elektrische Energie solle aus tausenden zusammengeschalteten Peltier-Elementen nach dem Seebeck-Effekt gewonnen werden, bei geringen Wirkungsgraden zwischen 3% und 8%.

Rückstrahl-Strömungs-Effekt, Kranen-Gas-Prozess und Kranen-Energie

Die von der Bullenergie angeführten Bezeichnungen "Rückstrahl-Strömungs-Effekt", "Bulltechnik" und "Kranen-Energie" sind wissenschaftlich nicht definiert und in der Physik unbekannt. Es handelt sich um Wortkreationen von Rolf Kranen.

Egely Gutachten

Zur Glaubhaftmachung verweist man auf ein Kurzgutachten des ungarischen Erfinders György Egely von 2022. Dieses kann als pdf-Datei (mit Nennung eines Autors vogtwo) auf den Webseiten von Bullenergie eingesehen werden. Der Text ist jedoch nur mit Vorsicht zu berücksichtigen. Egely hatte das Gerät zwar besichtigen können, sah das Gerät aber nicht in Betrieb und machte keine eigenen Messungen. Er schreibt selbst:

Obwohl das Gerät zum Zeitpunkt meines Besuchs nicht in Betrieb war, sah ich mehrere Videoaufzeichnungen früherer Tests und analysierte alle Testprotokolle des Geräts hinsichtlich seiner technischen Wirksamkeit.

Egely spekuliert in seinem Text über die Herkunft der angeblich überschüssigen Energie und kommt zur Vermutung, dass es sich um eine Nutzung von "Vakuumfluktuationen" handeln könne. Vakuumfluktuationen (Quantenfluktuationen) sind in der wissenschaftlichen Quantenfeldtheorie Paare von virtuellen Teilchen und ihren virtuellen Antiteilchen, die im Vakuum entstehen und zerfallen. Sie existieren nicht permanent und sind prinzipiell nicht beobachtbar und daher nicht experimentell nachweisbar. Diese virtuellen Teilchen sind Ausdruck der in der Quantenfeldtheorie bekannten Vakuumenergie, auch Zero Point Energy (ZPE) genannt. Als indirekter Hinweis auf die Vakuumfluktuationen gelten der Casimir-Effekt und die Lamb-Verschiebung. Der Casimir-Effekt ist aber prinzipiell nicht zur Energiegewinnung nutzbar. Mehrere Erfinder und unseriöse Geschäftemacher berufen sich auf eine mögliche Nutzung von Nullpunktenergie. Bislang liegt kein Nachweis für eine Nutzung vor.

Tatsächlich hatte Egely in der Vergangenheit bereits mehrere positive Gutachten für nie funktionierende Perpetuum Mobile verfasst. So wollte Egely parapsychologische Fähigkeiten von Uri Geller erkannt haben, so genannte Antigravitations-Experimente mit Hochspannung ("Frolows Hat") von István Ferenczy seien laut Egely erfolgreich gewesen genauso wie ein "einpoliger Generator nach Bruce de Palma" von Ferenc Pál mit "120-130 Prozent Effektivität" oder ein ominöser "Tesla Konverter" eines Árpád Bóday, der aus einem Watt Strom aus "freier Energie" 80 Watt machen sollte.

Patente und Patentanmeldungen

Von Rolf Kranen lassen sich bei deutschen Marken- und Patenamt zahlreiche Patente ermitteln. Viele der Patente beziehen sich auf Druckluft. Im Zusammenhang mit diesem Artikel zu nennende Patente sind:

  • DE202014011327U1 Vorrichtung zur Erzeugung einer Temperaturdifferenz
  • DE102014005326A1 Vorrichtung zur Erzeugung einer Temperaturdifferenz: Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erzeugung einer Temperaturdifferenz zwischen zumindest einer ersten Fläche (17) und einer zweiten Fläche (18), umfassend ein ein Arbeitsmedium (2, 3) enthaltenden Hohlkörper (1) der um eine Achse (15) drehbar gelagert ist, sowie einen Antrieb, mittels dem der Hohlkörper (1) in Rotation versetzbar ist. Es wird vorgeschlagen, dass der Hohlkörper (1) aus mindestens zwei Kammern (4, 6) besteht, die untereinander in Verbindung stehen, wobei die erste Kammer (4) ein Kompressionskammer ist, die im Bereich des äußeren Durchmessers mit der zweiten Kammer (6), der Misch-Wirbelkammer, über einen ersten Verbindungskanal (5) verbunden ist, und in der Misch-Wirbelkammer (6), auf einem inneren Durchmesserbereich ein Trennbereich (14) mit einem Tropfenabscheiderelement (19) vorgesehen ist, und vom Trennbereich (14) ein zweiter Verbindungskanal (7) vorgesehen ist, der zurück in die Kompressionskammer (4) führt, wobei die erste Fläche (17) eine Fläche an der Kompressionskammer (4) ist und die zweite Fläche (18) eine Fläche an der Misch-Wirbelkammer (6) ist.

Weblinks

  • bulltechnik.de (inzwischen nicht mehr erreichbar)

Quellennachweise