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Brain Gym® (auch: Pädagogische Kinesiologie und Lerngymnastik nach Dennison) ist die markenrechtlich geschützte Bezeichnung für eine esoterisch angehauchte Methode aus dem Bereich so genannter edu-kinestetischer Verfahren, die von Gail E. Dennison und Paul E. Dennison in den 1970er Jahren entwickelt und veröffentlicht wurden. Häufig wird auch einfach der Begriff Edu-Kinestetik (auch Edu-Kinesiologie) benutzt.

Die Methode behauptet die individuelle Lern-, Konzentrations- und Gehirnleistung durch körperliche Bewegung und Einwirkung auf den Körper aktivieren und verbessern zu können. Manche Anwender glauben, dass mit Brain Gym auch Lernstörungen behandelt werden könnten. Mit Slogans wie Bewegung ist das Tor zum Lernen oder dem Verweis auf eine Ganzheitlichkeit erweckt die Anhängerschaft der Methode den Anschein eines pädagogischen und humanitär orientierten Ansatzes.

Brain Gym umfasst einzelne einfache gymnastische Übungen, von denen einige der Akupressur oder Massagetechniken zugeordnet werden können. Die Edu-Kinestetik selbst ist wiederum Teil der übergeordneten angewandten Kinesiologie nach Goodheart. Kinesiologen glauben, dass von ihnen postulierte energetische Blockaden in bestimmten angenommenen Bahnen (Meridianen) des Körpers Krankheiten oder Befindlichkeitsstörungen bewirken würden. Eine Annahme, die auch in der TCM zu finden ist. Diese Blockaden sollen durch die Stimulierung und Stärkung bestimmter Muskelgruppen therapeutisch beeinflussbar sein. Auch soll es bei der Brain Gym-Anwendung zu einer Wiederherstellung des kosmischen Energieflusses zwischen der rechten und linken Hirnhemisphäre (Hemisphärensynchronisation) kommen.

In einigen deutschen Bundesländern haben edu-kinestetische Verfahren unterdessen sogar Einzug in die staatliche Lehrerfortbildung gehalten. Institute und andere Einrichtungen für Edu-Kinesiologie werben aggressiv für kostenpflichtige Seminare für so genannte Lernberater und Lerntherapeuten. Zielpersonen sind letztendlich (Schul-)Kinder.

Der Berufsverband der Deutschen Psychologinnen und Psychologen wandte sich in einem Appell gegen die Anwendung der Kinesiologie in Schulen und in der Therapie aufgrund ihrer wissenschaftlichen Unhaltbarkeit.

Brain Gym-Übungen

  • Die Überkreuzungsbewegung: Es wird ein Knie hochgezogen und mit der Handfläche des gegenüberliegenden Arms zusammengehalten. Also das rechte Knie mit der linken Hand und umgekehrt. Diese Übung soll das gesamte Gehirn aktivieren.
  • Elefant: Man steht aufrecht und legt den Kopf auf die linke Schulter, streckt den linken Arm aus und malt eine liegende Acht in den Raum. Dabei sollen die Augen der Armbewegung folgen. Diese Übung soll das Geist-Körper-System in Gang setzen und Verspannungen lösen.

Wissenschaftliche Studienlage

Die Hypothese um die Existenz zweier getrennter Gehirne (linke und rechte Hemisphäre) ist wissenschaftlich nicht haltbar, da hierbei die existierende Vernetzung und Interaktion ignoriert wird. Damit erübrigen sich auch jegliche Annahmen, man könne durch bestimmte Übungen eine sozusagen abgeschaltete Hemisphäre wieder anschalten. Auch für die Behauptungen um eine erreichbare Balance zwischen den beiden Hemisphären existieren keine Belege.

Einige wenige Studien, die Effekte von Edu-Kinestetik oder Brain Gym nachweisen wollen, zeigen erhebliche methodische Fehler und können nicht als Beleg für eine mögliche Wirksamkeit herangezogen werden. Die Studien waren entweder ohne Kontrollgruppe oder wurden nur an kleinen Kollektiven durchgeführt. Eine Untersuchung der Universität Köln zeigte, dass der Vergleich der Effekte edu-kinestetischer Übungen und des bloßen Herumlaufens und gelegentlichen Händeschüttelns der Probanden (als Kontrolle) keine signifikanten Unterschiede ergab [1]. In weiteren Untersuchungen gelang es ebenfalls nicht, Effekte für das edu-kinestetische Übungsprogramm nachzuweisen.[2][3]. Eine Studie der Pädagogischen Akademie Krems zeigte, dass Schulleistungen durch Brain Gym-Übungen unbeeinflusst blieben.[4]

Literatur

Weblinks

Quellenachweise

  1. Logen, A., Fügemann, C., Minsel, W.-R. & Stephan, E. (2004): Stressreduktion und Leistungsverbesserung – Hält Brain-Gym, was es verspricht? In: Report Psychologie, 29 (10), Seiten 602 - 608
  2. Gattei, S. (1996): Edu-Kinestetik als Möglichkeit ganzheitlich-kreativer Erziehung an Schulen. Diplomarbeit. Universität Wien
  3. Wimmer, E. (1996): Der Einfluss der Edu-Kinestetik auf die Konzentration in der Grundschule. Diplomarbeit. Universität Wien
  4. Samac, K. (2001): Schulleistungen werden durch Edu-Kinestetik nicht besser. In: Pädagogische Akademie (Hg.: Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Bd. 1, Seiten 69-82