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Bovis-Einheiten nach A. Bovis

In Bovis-Einheiten (BE) wird von Befürwortern der Radiästhesie die Stärke einer nicht näher bekannten "Lebens-" oder "feinstofflichen" Energie angegeben. Die Bovis-Einheit ist der Pseudowissenschaft zuzurechnen.

Allgemeines

Die Herkunft des Namens Bovis ist unklar. Verschiedenen Quellen zufolge geht sie auf einen französischen angeblichen Physiker oder Radiästhesisten bzw. Erfinder Bovis zurück, dessen Vorname unterschiedlich mit Anton[1], Antoine[2] oder Alfred[3] angegeben wird und der am 12. Januar 1871 in Nizza geboren und am 13. November 1947 gestorben sei. Beispielsweise behauptet der tschechische Radiotechniker und Pseudowissenschaftler Karel Drbal in seinem Buch The Struggle for the Pyramid Patent,[4], dass es einen Antoine Bovis gegeben habe, der einen "hardware store" betrieben habe und Privatstudien zur Radiästhesie und zu einer esoterischen Pyramidenenergie durchgeführt habe. Tatsächlich hieß dieser Erfinder jedoch André Bovis. Sein Enkel, der sich als "Geobiologe" bezeichnende Franzose Jacques Bovis, beruft sich bei seinen eigenen Fähigkeiten auf seinen Großvater André Bovis[5]. André Bovis selbst nannte sich "Erfinder und Radiästhesist" (siehe Bild rechts).

Weiterentwicklungen um die Bovis-Einheit sollen vom Franzosen André Simoneton stammen, der in diesem Zusammenhang von einer Radiovitalität (radiovitalité) sprach. Sowohl Bovis als auch Simoneton bezogen die Bovis-Skala auf das Längenmaß Ångström (1 Å = 0,1 nm bzw. 10−10m). Auf einer von Bovis selbst verbreiteten Bovis-Skala ist die Einheit Ångström angegeben (siehe Bild rechts).

Die Bovismessung bzw. Mutung

Bei einem "Messvorgang" läuft der Radiästhet mit einem Instrument wie einer Wünschelrute, einem Pendel, einem Biotensor oder einem "Biometer" das zu bemessende Gebiet ab oder bringt das Instrument in die Nähe des zu bemessenden Objekts. Die Messung ist abgeschlossen, wenn der Radiästhet eine Zahl nennt, z.B. "Dieser Ort hat 18.000 Bovis". Statt einer direkten Zahlenangabe zählt manchmal eine zweite anwesende Person von einem hohen Zahlenwert so lange herunter, bis der Radiästhet einen Wert bestätigt.

Bovis-Werte

Der Wert von 6.500 BE wird in der Radiästhesie als neutral angesehen. Orte, Gebäude, Wasser, Lebensmittel usw., die nach "Messungen" und Vorstellungen von Radiästhesisten weniger Lebensenergie enthalten, würden dem Menschen Energie entziehen; solche, die mehr Lebensenergie enthielten, dagegen Energie spenden. Bei Werten über 10.000 BE komme der "ätherische Bereich in Bewegung". Noch stärkere Werte wirken angeblich auf das, was als ein "höheres Bewusstsein" bezeichnet wird.

Bekannte Messwerte nach Markus Schirner[6]

0 - 2.000 BE Kreuzung von 2 oder mehreren Störzonen; Störung im Abwehrmechanismus; Wachstumsstörungen
2.000 - 6.000 BE Störzone; schädlich für den menschlichen Organismus
6.500 BE neutral
7.000 - 8.000 BE bester Wert / volle Vitalität
9.000 - 10.000 BE auf die Dauer zu hoch
10.000 - 13.500 BE energetischer und ätherischer Bereich des Körpers
13.500 - 18.000 BE spiritueller und esoterischer Bereich; heilige und sakrale Orte
ab 18.000 BE kosmische Strahlenbereiche

Orte, an denen Radiästheten sehr hohe Zahlenwerte nennen, werden von ihnen manchmal als "Kraftorte" bezeichnet; für solche Orten werden Werte bis zu 750.000 BE genannt.

Sichtbares Licht hat Wellenlängen von 3.800 Å bis 7.800 Å. Diese Wellenlängen entsprechen einer Frequenz von etwa 789 bis zu 385 THz. Die Angaben zu einer "vollen Vitalität" würden sich dementsprechend auf rotes Licht beziehen bei etwa 2 eV Energie pro Photon, bei UV-Licht liegt die Energie bei etwa 3 eV pro Photon (1 eV = 1,6 · 10-19 Joule).

Kritik

 
Verwendung der pseudowissenschaftlichen "Bovis-Einheit" in der Werbung für ein Lebensmittel, unter Berufung auf Fritz-Albert Popp und Michael Kohfink

Im Zusammenhang der Bovis-Einheit treten viele ungenaue, unklare und undefinierte Worte auf, wie "Lebensenergie", "astral" oder "Vitalität", die die Nachvollziehbarkeit des Themas erschweren. Auch sind viele Begriffe offensichtlich aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen entlehnt, hauptsächlich der Physik, und sinnentfremdet, z.B. "Energie", "Strahlung", "Messung" und "Tensor". Das erweckt den Anschein, als ob es sich um ein Gebiet mit wissenschaftlicher Relevanz handle. Tatsächlich ist die Bovis-Einheit nicht exakt definiert, und es gibt keine wissenschaftlich anerkannten Methoden oder Geräte zur genauen Feststellung und eindeutigen Anzeige derselben. Die von den Befürwortern verwendeten Objekte unterliegen dem Carpenter-Effekt. Die ermittelten Zahlen scheinen intuitiv und nicht falsifizierbar.

Manche Quellen,[7] darunter auch ihr Erfinder Bovis, setzen Bovis-Einheiten mit Ångström gleich, als der Wellenlänge der "gemessenen" Schwingung. Wenn der Bovis-Wert als Wellenlängenangabe aufgefasst wird, kann er daraus abgeleitet als eine Energieangabe in einem physikalischen Sinne verstanden werden. Die Zunahme der angenommenen "Bovis-Energie" mit steigender Wellenlänge (größere Ångströmwerte) widerspricht dann jedoch dem physikalischen Konzept von Energie, da in der Physik längere Wellenlängen niedrigeren Frequenzen und energieärmerer Strahlung entsprechen. Daher ist die Assoziation einer "höheren Energie" bei größeren Ångströmwerten falsch und wird hier entweder in einem pseudowissenschaftlichen Sinne gebraucht oder die genannten Ångströmwerte sind nicht als die bekannte Längeneinheit zu verstehen. Außerdem ist nicht ersichtlich, wo diese Schwingung auftreten soll. Der "neutrale" BE-Wert ausgedrückt in Ångström liegt im Bereich des sichtbaren Lichts und sollte somit ohne Weiteres feststellbar sein.

Mitunter ist es Praxis, die Bovis-Einheit auch zur Diagnose von Krankheiten zu benutzen. Dies ist kein medizinisch validiertes oder zulässiges Vorgehen und kann gefährlich sein.

Hinweis: Die Abkürzung BE bezeichnet in der Ernährungswissenschaft die Broteinheit.

Literatur

  • Simoneton, André: Radiations des aliments, ondes humaines et sante, Paris 1949
  • Simoneton, André: Radiovitalite des des aliements - hypotheses sur la vie et la sante (1949)

Weblinks

Quellennachweise