Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
84 Bytes hinzugefügt ,  14:59, 24. Jan. 2020
Zeile 14: Zeile 14:     
==Klinischer Einsatz==
 
==Klinischer Einsatz==
Blutegel werden bei einigen Indikationen erfolgreich eingesetzt. Im Bereich der postoperativen Behandlung von Patienten, die sich einem gefäßchirurgischen Eingriff bei Venenleiden unterziehen mussten, wird der lebende Blutegel direkt eingesetzt. Das von ihm mit dem Speichel in die Blutbahn abgegebene Hirudin trägt dazu bei, Patienten zu helfen, denen nach einer Gefäßoperation ein neuerlicher Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel droht. Hilfreich wirkt dabei offenbar eine Substanz, die die Aggregation der Blutplättchen bremsen kann. Es handelt sich um Apyrase Adenosin Triphosphat Diphosphohydrolase. <ref>Rigbi M, Orevi M, Eldor A: Platelet aggregation and coagulation inhibitors in leech saliva and their roles in leech therapy. Semin Thromb Hemost, 22, 273-278, 1996</ref>
+
Blutegel werden bei einigen Indikationen eingesetzt. Im Bereich der postoperativen Behandlung von Patienten, die sich einem gefäßchirurgischen Eingriff bei Venenleiden unterziehen mussten, wird der lebende Blutegel direkt eingesetzt. Das von ihm mit dem Speichel in die Blutbahn abgegebene Hirudin trägt dazu bei, Patienten zu helfen, denen nach einer Gefäßoperation ein neuerlicher Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel droht. Hilfreich wirkt dabei offenbar eine Substanz, die die Aggregation der Blutplättchen bremsen kann. Es handelt sich um Apyrase Adenosin Triphosphat Diphosphohydrolase. <ref>Rigbi M, Orevi M, Eldor A: Platelet aggregation and coagulation inhibitors in leech saliva and their roles in leech therapy. Semin Thromb Hemost, 22, 273-278, 1996</ref>
    
Von Vorteil ist der Blutegel ebenfalls, wenn gestielte Rotationslappen oder sogar freies Gewebe von einem Teil des Organismus zu einem anderen verpflanzt werden soll (z.B. bei kosmetischen Operationen bei Unfallopfern oder Brandverletzten). Hier ist die Aufrechterhaltung der Transplantatdurchblutung für den Therapieerfolg ausgesprochen wichtig.<ref>Chepeha DB, Nussenbaum B, Bradford CR, Teknos TN: Leech therapy for patients with surgically unsalvageable venous obstruction after revascularized free tissue transfer. Arch Otolaryngol Head Neck Surg, 128, 960-965, 2002</ref>
 
Von Vorteil ist der Blutegel ebenfalls, wenn gestielte Rotationslappen oder sogar freies Gewebe von einem Teil des Organismus zu einem anderen verpflanzt werden soll (z.B. bei kosmetischen Operationen bei Unfallopfern oder Brandverletzten). Hier ist die Aufrechterhaltung der Transplantatdurchblutung für den Therapieerfolg ausgesprochen wichtig.<ref>Chepeha DB, Nussenbaum B, Bradford CR, Teknos TN: Leech therapy for patients with surgically unsalvageable venous obstruction after revascularized free tissue transfer. Arch Otolaryngol Head Neck Surg, 128, 960-965, 2002</ref>
   −
Am Klinikum Essen wendet man sie z.B. erfolgreich bei entzündungsbedingten Schmerzen bei Osteoarthritis des Kniegelenks an.<ref>Michalsen A, Moebus S, Spahn G, Esch T, Langhorst J, Dobos GJ: Leech therapy for symptomatic treatment of knee osteoarthritis: results and implications of a pilot study. Altern Ther Health Med, 8, 84-88, 2002</ref>
+
Am Klinikum Essen wendet man sie z.B. bei entzündungsbedingten Schmerzen bei Osteoarthritis des Kniegelenks an.<ref>Michalsen A, Moebus S, Spahn G, Esch T, Langhorst J, Dobos GJ: Leech therapy for symptomatic treatment of knee osteoarthritis: results and implications of a pilot study. Altern Ther Health Med, 8, 84-88, 2002</ref> Auch am Klinikum Steglitz (Berlin) werden Blutegel eingesetzt.
    
Afra konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie zeigen, dass der einmalige Einsatz von Blutegeln bei symptomatischer Epicondylitis („Tennisellenbogen“) eine deutliche, signifikante Schmerzreduktion und eine hochsignifikante Verbesserung der funktionelle Beschwerden gegenüber einer Behandlung mit Diciofenac aufwies.<ref>Afra, Dani: [http://www.d-nb.info/1004457065/32 Randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit der Blutegelbehandlung bei symptomatischer Epicondylitis lateralis humeri] Universität Duisburg-Essen, 2009</ref> Allerdings war diese Studie nicht doppelverblindet, was weitere Untersuchungen nötig macht, um subjektive Variablen auszuschließen.
 
Afra konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie zeigen, dass der einmalige Einsatz von Blutegeln bei symptomatischer Epicondylitis („Tennisellenbogen“) eine deutliche, signifikante Schmerzreduktion und eine hochsignifikante Verbesserung der funktionelle Beschwerden gegenüber einer Behandlung mit Diciofenac aufwies.<ref>Afra, Dani: [http://www.d-nb.info/1004457065/32 Randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit der Blutegelbehandlung bei symptomatischer Epicondylitis lateralis humeri] Universität Duisburg-Essen, 2009</ref> Allerdings war diese Studie nicht doppelverblindet, was weitere Untersuchungen nötig macht, um subjektive Variablen auszuschließen.
Zeile 25: Zeile 25:  
Eine Behandlung mit Blutegeln kann auch Nebenwirkungen haben. So kann ein Transplantat durch den Speichelfluss des Egels mit Bakterien infiziert werden<ref>de Chalain TM: Exploring the use of the medicinal leech: a clinical risk-benefit analysis. J Reconstr Microsurg, 12, 165-172, 1996</ref> und scheint immer wieder vorzukommen. Außerdem kann es bei den Patienten aufgrund der lokal herabgesetzten Gerinnung zu deutlichem Blutverlust kommen, der unter Umständen sogar eine Bluttransfusion notwendig macht.
 
Eine Behandlung mit Blutegeln kann auch Nebenwirkungen haben. So kann ein Transplantat durch den Speichelfluss des Egels mit Bakterien infiziert werden<ref>de Chalain TM: Exploring the use of the medicinal leech: a clinical risk-benefit analysis. J Reconstr Microsurg, 12, 165-172, 1996</ref> und scheint immer wieder vorzukommen. Außerdem kann es bei den Patienten aufgrund der lokal herabgesetzten Gerinnung zu deutlichem Blutverlust kommen, der unter Umständen sogar eine Bluttransfusion notwendig macht.
   −
Zur Verhinderung von Infektionen sollten junge, ungenutzte Blutegel verwendet werden, die unter strengen hygienischen Haltungsbedingungen stammen, denn auch die Egel selbst sind mit Bakterien besiedelt.<ref>Nonomura H, Kato N, Ohno Y, Itokazu M, Matsunaga T, Watanabe K: Indigenous bacterial flora of medicinal leeches and their susceptibilities to 15 antimicrobial agents. J Med Microbiol, 45, 490-493, 1996</ref> isolierten in Hirudo medicinalis und Hirudinaria manillensis verschiedene Mikroorganismen (Aeromonas spp., Pseudomonas fluorescens u.a.). Diese Keime waren zudem sehr resistent gegen Cephalosporin-Antibiotika, aber empfindlich gegenüber Carbapenem, Aminoglykosiden und Ofloxacin. Zu Infektionen der Patienten mit Aeromonas-Keimen durch die Blutegel kommt es nach Sartor et&nbsp;al. bei etwa 4% der behandelten Patienten.<ref>Sartor C, Limouzin-Perotti F, Legre R, Casanova D, Bongrand MC, Sambuc R, Drancourt M: Nosocomial Infections with Aeromonas hydrophila from Leeches. Clin Infect Dis, 35, E1-E5, 2002</ref>
+
Zur Verhinderung von Infektionen sollten junge, ungenutzte Blutegel verwendet werden, die unter strengen hygienischen Haltungsbedingungen stammen, denn auch die Egel selbst sind mit Bakterien besiedelt.<ref>Nonomura H, Kato N, Ohno Y, Itokazu M, Matsunaga T, Watanabe K: Indigenous bacterial flora of medicinal leeches and their susceptibilities to 15 antimicrobial agents. J Med Microbiol, 45, 490-493, 1996</ref> Nonomura et al. isolierten 1996 in Hirudo medicinalis und Hirudinaria manillensis verschiedene Mikroorganismen (Aeromonas spp., Pseudomonas fluorescens u.a.). Diese Keime waren zudem sehr resistent gegen Cephalosporin-Antibiotika, aber empfindlich gegenüber Carbapenem, Aminoglykosiden und Ofloxacin. Zu Infektionen der Patienten mit Aeromonas-Keimen durch die Blutegel kommt es nach Sartor et&nbsp;al. bei etwa 4% der behandelten Patienten.<ref>Sartor C, Limouzin-Perotti F, Legre R, Casanova D, Bongrand MC, Sambuc R, Drancourt M: Nosocomial Infections with Aeromonas hydrophila from Leeches. Clin Infect Dis, 35, E1-E5, 2002</ref>
    
Blutegel dürfen zudem nicht mehrfach verwendet werden, denn sonst besteht die Gefahr, dass Erreger von einem Patienten zum anderen übertragen werden.
 
Blutegel dürfen zudem nicht mehrfach verwendet werden, denn sonst besteht die Gefahr, dass Erreger von einem Patienten zum anderen übertragen werden.
Zeile 49: Zeile 49:     
[[category:Naturheilkunde]]
 
[[category:Naturheilkunde]]
 +
[[category:Entgiftung]]
81.394

Bearbeitungen

Navigationsmenü