Bioenergetik

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Die Bioenergetik ist einerseits ein anerkanntes Fachgebiet der Biologie, bezeichnet aber in Verkennung dieses Faches mehrere esoterische und pseudomedizinische Konzepte.

Wissenschaftliche Bioenergetik

Die Bioenergetik (in Anlehnung an das engl. bioenergetics) ist ein Fachgebiet der Biologie, Biophysik und Biochemie, das sich mit Energieumwandlungen in lebenden Organismen beschäftigt. Sie ist in einem engeren Sinne die Wissenschaft von der Energieversorgung und dem Energiehaushalt lebender Zellen (dann auch zelluläre oder molekulare Bioenergetik genannt). In einem weiteren Sinne untersucht Bioenergetik auch die ökologische Energiebilanz von Organismen sowie den Energiefluss in Populationen und Ökosystemen. Zentraler Gegenstand der zellulären Bioenergetik sind die zellulären Mechanismen der Energieumsetzung, die zur Erfüllung bestimmter Funktionen der Zelle ausnahmslos notwendig sind. Grundlage der Bioenergetik im Allgemeinen sind die Gesetze der Chemie und der Physik, insbesondere der Thermodynamik. Die Thermodynamik ist jedoch der übergeordnete Begriff, der sich auch auf Energieumwandlungen in unbelebter Materie bezieht. Da unter Energie generell die Fähigkeit zur Verrichtung von Arbeit verstanden wird, erscheint sie sowohl als potenzielle, kinetische, Wärme- als auch elektrische (elektromagnetische) Energie. Die verrichtbare Arbeit erscheint demzufolge als mechanische, osmotische oder elektromagnetische Arbeit. Die in diesem wissenschaftlichen Sinne gemeinte Energie oder Energiemenge (als Integral des Produkts aus Energie und Zeit) kann reproduzierbar gemessen werden und in definierten Einheiten (erg, Joule, Watt, Calorie usw) quantifiziert werden.

Bioenergetik und Energie in Esoterik und Pseudomedizin

Der physikalisch definierte Begriff der Energie wird auch in der Esoterik und einer Vielzahl pseudomedizinischer Lehren verwendet, spielt aber auch in der Umgangssprache eine Rolle (energisch). Merkmal ist, daß die genannte Energie nicht messtechnisch erfassbar ist, eine einheitliche verbindliche Bezeichnung genauso fehlt wie eine falsifizierbare Definition. Es gibt auch keine Maßeinheit für diese hypothetische Energie, die innerhalb der Befürworterszene allgemein akzeptiert wäre. Häufig wird offengelassen, ob der in diesem Zusammenhang gemeinte Energie-Begriff völlig vom physikalischen Energiebegriff getrennt betrachtet werden soll oder nicht. Auch wird er bei pseudowissenschaftlichen Betrachtungen bewusst mit dem physikalischen Energiebegriff vermengt. Als typische Beispiele für die Nutzung einer Energie können Methoden der traditionellen chinesischen Medizin und die Homöopathie genannt werden. Ausgegangen wird hierbei von der Hypothese daß der menschliche Organismus von Lebensenergie durchströmt würde (vgl. Vitalismus). Kranheiten werden dabei oft damit erklärt, dass eine derartige Lebensenergie durch physische oder psychische Vorgänge blockiert sei und durch einschlägige Wundermethoden befreit oder gelöst werden könne.

Neben einschlägigen, bioenergetischen Diagnose- und Therapieverfahren (z.B. Elektroakupunktur nach Voll, Bioresonanz oder Orgon-Therapie) gibt es auch noch eine ältere, heute nur noch wenig bekannte Methode zur Behandlung dieser Blockaden.

Es handelt sich um die Bioenergetische Analyse (Psychoanalyse des Leibes), die vom US-amerikanischen Sportlehrer und späteren Arzt Alexander Lowen (geb. 1910) entwickelt wurde. Er behauptete, damit Stress, psychische Störungen, Beziehungsprobleme und psychosomatische Krankheiten therapieren zu können. Seinem System liegt die Meinung zugrunde, dass man bestimmten Körperhaltungen auch konkrete Charakterstrukturen zuordnen könne, was eine wissenschaftlich inakzeptable Behauptung ist. Die 'Körperarbeit', die Lowen propagierte, ist so ausgerichtet, dass es zu dramatischen Gefühlsausbrüchen kommen kann. Seine aus psychologischer Sicht primitive Methode kann emotionale Krisen auslösen und ist als Therapieform ungeeignet.

Energiebegriffe in verschiedenen spirituellen Traditionen

Literatur zur wissenschaftlichen Bioenergetik

  • Gräber, P. (1997): Bioenergetics. Birkhäuser, Basel.
  • Klotz, I.M., Karlson, P. (1985): Energetik biochemischer Reaktionen. G. Thieme, Stuttgart
  • Lehninger, A. (1982): Bioenergetik, molekulare Grundlagen der biologischen Energieumwandlungen. G. Thieme, Stuttgart
  • Nicholls, D. (2002): Bioenergetics. Amsterdam Academic Press, Amsterdam
  • Streit, B. (1980): Ökologie, ein Kurzlehrbuch. G. Thieme, Stuttgart
  • Wieser, W. (1986): Bioenergetik: Energietransformationen bei Organismen. G. Thieme, Stuttgart
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