Bert Hellinger

Bert Hellinger (geb. 16. Dezember 1925 in Deutschland, gest. 19. September 2019 in Bischofswiesen) ist ein umstrittener deutscher Therapeut und Buchautor. Er ist besonders für die Familienaufstellung nach Hellinger bekannt.

Lebenslauf

Hellinger studierte Philosophie, katholische Theologie und Pädagogik. Im Jahr 1952 erhielt er die Priesterweihe und trat als Bruder Suitbert den Mariannhiller Missionaren bei, einem missionierenden Orden in Südafrika. Er verließ den Orden nach 16 Jahren im Jahr 1968. Nach der Niederlegung seines Priesteramtes heiratete er.

Hellinger verlegte seine Aktivitäten aus dem missionarischen in den psychotherapeutischen Bereich. Eigenen Angaben zufolge[1] soll er eine von der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse (M.A.P.) anerkannte psychoanalytische Ausbildung absolviert haben.

1982 habe die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) seine Tätigkeit als nichtärztlicher Psychotherapeut auf dem Gebiet der so genannten großen Psychotherapie im Wege der Delegation als anerkannt erachtet. Unter dieser Delegation ist zu verstehen, dass ein Patient legal nach Überweisung durch einen Arzt an Hellinger durch diesen psychoanalytisch behandelt werden durfte. Die Zulassung für den GKV-Bereich gab Hellinger angeblich später zurück, da er keine Einzeltherapien anbot. Als das neue Psychotherapeutengesetz in Kraft trat, strebte er keine Zulassung als Psychotherapeut mehr an.

Einen psychotherapeutischen Anspruch lehnte Hellinger inzwischen kategorisch ab und behauptet, Lebenshilfe zu leisten. Da Hellinger weiterhin auf Veranstaltungen tätig war und ein Konzept mit therapeutischem Anspruch vertrat, griff im Bereich der Bundesrepublik Deutschland das Heilpraktikergesetz. Hellinger, der bisher offenbar keine Zulassung als Heilpraktiker nachweisen konnte, war demzufolge illegal tätig. Ein entsprechender Strafantrag gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft München I wurde im Februar 2002 durch Ingo Heinemann (Aktion für Geistige und Psychische Freiheit/AGPF) gestellt.

Hellinger lebte zuletzt in Bischofswiesen nahe Berchtesgaden. Er bewohnte eine Zeit lang die so genannte Kleine Reichskanzlei Adolf Hitlers.

Umstrittene Zitate

  • Es ist für mich auch ganz klar, wenn man auf unsere Soldaten vom letzten Krieg schaut, dass die Soldaten schon Helden waren. Was sie in diesem Krieg an Heldenmut geleistet in oft verzweifelten Situationen und mit letztem Einsatz, das war schon überragend. Dass das jetzt alles verteufelt wird, schwächt unsere Generation.
  • Das jüdische Volk findet erst dann seinen Frieden mit sich selbst, mit seinen arabischen Nachbarn und mit der Welt, wenn auch der letzte Jude für Hitler das Totengebet gesprochen hat.[2]
  • Betrachtungen zu Adolf Hitler: Manche betrachten dich als einen Unmenschen, als ob es je jemanden gegeben hätte, den man so nennen darf. Ich schaue auf dich als einen Menschen wie mich: mit Vater und Mutter und einem besonderen Schicksal. Bist du deshalb größer? Oder bist du kleiner? Bist du besser oder schlechter? Wenn du größer bist, bin ich es auch. Wenn du kleiner bist, bin ich es auch. Wenn du besser oder schlechter bist, bin ich es auch. Denn ich bin ein Mensch wie du. Wenn ich dich achte, achte ich auch mich. Wenn ich dich verabscheue, verabscheue ich auch mich. Darf ich dich dann lieben? Muss ich dich vielleicht lieben, weil ich sonst auch mich nicht lieben darf? Wenn ich bekenne, dass du ein Mensch warst, wie ich es bin, dann schaue ich auf etwas, das über uns beide in gleicher Weise verfügt, auf etwas, das sowohl deine wie meine Ursache ist - und unser Ende. Wie dürfte ich mich von dieser Ursache ausschließen, indem ich dich ausschließe? Wie dürfte ich diese Ursache anklagen und mich so über sie erheben, indem ich dich anklage? Doch ich darf auch kein Mitleid mit dir haben. Du stehst und fällst der gleichen Ursache wie ich. Ich verehre sie in dir wie in mir und unterwerfe mich ihr in allem, was sie in dir bewirkt hat und was sie sowohl in mir und als auch in jedem anderen Menschen bewirkt.[3]
  • Ich habe einige Gesetzmäßigkeiten entdeckt, die in Kulturen, Familien und Nationen wirksam sind. Eines davon ist das Gesetz der Priorität. Das bedeutet: diejenigen, die zuerst kamen, nehmen den ersten Platz ein. (...) Immer dann, wenn jemand, der an zweiter Stelle steht, den ersten Platz besetzen will, ist ein Konflikt unvermeidlich. Die Geschichte des jüdischen Volkes beginnt mit dem Bruch dieses Gesetzes. (...) Wenn Israel und die jüdischen Menschen verstehen würden, dass Ismael und die Araber an erster Stelle stehen und sie an zweiter, dann wäre Frieden möglich.[4]

Abschließende Bewertung

Hellinger ist ein typischer Vertreter seiner geistigen Szene. Selbst Täter und Opfer im II. Weltkrieg und als Kind zu einer Zeit groß geworden und geprägt, in der die Gleichberechtigung der Geschlechter kein Thema war, fügte er sich später als Ordensbruder selbst eine Kauterisierung des eigenen Willens zu, denn der Marianhiller-Orden gehört zu den aggressiveren katholischen Missionsorden. Sein Ausstieg aus der sexuellen Deprivation des Ordens und seine spätere Heirat zeigt jedoch, dass er durchaus bereit ist, nur bis zu einer gewissen Grenze die emotionale Beherrschung durch Dritte zuzulassen. Diese Haltung überträgt er offenbar auf andere, indem er selbst zum Beherrscher wird und in der Rolle des unkritisierbaren Gurus (Halbgottes?) eingebildete Empfehlungen bei psychisch Labilen ausspricht. Mit seiner persönlichen Vorgeschichte (Ordensbruder, Psychoanalytiker) ist er sowohl fähig als auch willens, emotionale Schwächen seiner Klienten zu erkennen und gnadenlos auszunutzen.

Hellinger verdient viel Geld mit seiner Methode. Er ist nicht nur Bestsellerautor, sondern soll nach Angaben des Spiegel pro Veranstaltung über 100.000 Euro umsetzen. In Deutschland agieren derzeit etwa 2.000 Personen und in der Schweiz weitere 300 Personen als 'Familien-Aufsteller'. Nach dem langsamen Abflauen des Esoterik-Booms scheint sich hier ein neues Betätigungsfeld für Quacksalber aufzutun. Vor dieser Irrlehre ist aber aufgrund ihrer Gefährlichkeit bei psychisch labilen Personen explizit zu warnen.

Weblinks


Quellen und Referenzen

  1. siehe 'Kurzbiographie Bert Hellinger' auf www.hellinger.com
  2. Hellinger B: Buch, "Mit der Seele gehen", 2001, Seite 50
  3. Bert Hellinger in seinem Buch "Gottesgedanken", Seite 247 ff.
  4. Interview mit Hellinger in der Zeitschrift "The Knowing Field" 2009 http://www.theknowingfield.com/issue-13-26.html