Augen- und Sehtraining nach Gollub und Selby

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Das Augen- und Sehtraining nach Gollub und Selby ist eine in der Esoterik- und New-Age-Szene propagierter Verfahren zur Behandlung einer Fehlsichtigkeit durch bestimmtes Augentraining, das sich neben dem Sehtraining nach Bates verbreitet hat.

Bevor man sich aber diesem Sehtrainingsprogamm nähert, ist der Blick in einen groben Abriss der Physiologie des Sehens notwendig. Bitte lesen Sie dieses Kapitel gründlich durch, sonst verstehen Sie die nachfolgenden Ausführungen nur bruchstückhaft und ein 'Augentrainer' kann ist Ihnen gegenüber argumentativ im Vorteil!

Die Inhalte des Augentrainings nach Selby

John Selby propagierte 1987 in einem populärwissenschaftlichen Buch eine Modifikation des Augentrainings nach Bates. Er ergänzte die Übungen durch eigene körperorientierte Therapieansätze und weitere Entspannungsverfahren. Selby betonte vor allem die 'bewusste Entscheidung für klares Sehen' zur Erzielung einer Sehverbesserung. 'Nur wenn Sie sich bewusst dazu entscheiden, wieder klar sehen zu wollen und die unbewussten Gewohnheiten, welche die emotionalen Hemmungen und physischen Disfunktionen aufrechterhalten, durchbrechen, kann eine Heilung stattfinden' (Selby 1987, S.136).

Bei solch einer Einstellung des Therapeuten drängt sich allerdings die Frage auf, ob Personen, die nach dem Selby-Verfahren keinen Erfolg erzielten, sich wohl nicht bewusst genug zur Sehverbesserung entschlossen hatten. Wird hier die Schuld für therapeutisches Versagen schon zu Beginn auf den Brillenträger verschoben?

Selby entwickelte nach seinem Psychologiestudium eine Übungsfolge, die eine Verbesserung der Sehfähigkeit um angeblich 10-20% bringen sollte. Die Fähigkeit, die 'visuellen Funktionen besser in die Gesamtpersönlichkeit zu integrieren und den Vorgang des Sehens mehr zu genießen' sollte ausgebildet werden. Selby betonte, dass die von ihm entwickelten Übungen die Persönlichkeit und das Bewusstsein entwickeln würden. Er erklärte die Beziehung, die zwischen den Augen und der Persönlichkeit bestehe, damit, dass jeder Gedanke, den man habe, jedes Gefühl und jede körperliche Bewegung, die gemacht oder unterlassen würde, eine Reaktion im Auge erzeugen würde .... und ignorierte dabei die tatsächlichen anatomischen Gegebenheiten im Auge. Das Gehirn selbst übt keinen direkt steuernden Einfluss auf die Retina des Auges aus. Vielmehr empfängt es von dort bereits vorgefilterte Informationen.

Das Selby'sche Augentraining enthält folgende Komponenten:

  • Bates-Übungen: Schwingen, Akkomodation, Palmieren, Fusionsübungen, Umwandern
  • Entspannungsübungen: Autogenes Training mit Visualisierung (sich bei geschlossenen Augen Bilder vorstellen), auf den Kopf klopfen, 'Atmen durch die Augen', Wahrnehmungsmeditation, Massage und Yogaübungen
  • Körperübungen: Baumeln lassen, Strecken und Gähnen, Furcht und Selbstbehauptung, Holzhacken und 'Atmen mit dem Becken'.

Die Inhalte des Augentrainings nach Gollub

Marianne Gollub, eine ehemalige Mitarbeiterin John Selbys, die als Sehtrainerin in Berlin Einzel- und Gruppen-Sehtraining abhält und dort auch einen 'Verlag für Sehtraining' betrieb, iniziierte gemeinsam mit Eva Hevekerl Anfang der 90er Jahre eine Studie, um ein von ihr leicht modifiziertes Sehtraining in seiner Wirksamkeit zu überprüfen. Frau Hevekerl unterrichte damals bereits seit 2 Jahren Augenübungen an der Volkshochschule Berlin-Neukölln und fertigte diese Studie als ihre schriftliche Zulassungsarbeit zu ihrer Diplom-Hauptprüfung zur Erlangung des Titels 'Diplom-Psychologin' am Institut für Psychologie der FU Berlin unter Aufsicht von Herrn Prof. Dr. Walschburger im Jahre 1991 an.

Eva Hevekerl (1991, S.88-94) berichtet genau über den Aufbau des von Frau Gollub überwachten Sehtrainingsprogramms, dass in der Zeit vom 09.08.1990 bis zum 27.09.1990 in Form von acht Gruppenabenden á 1.5 Stunden durchgeführt wurde.

  • 1. Abend Vorstellung der Teilnehmer, Beobachten der Verschwommenheit des eigenen Sehens, Vortrag über die Physiologie des Sehens, Durchführung von Bates'schen Übungen (Baumeln lassen, Umwandern, Schwingen, Strecken/Gähnen, Akkomodation, Palmieren).
  • 2. Abend Wiederholung der Bates'schen Übungen des 1. Abends.
  • 3. Abend Besprechung von etwaigen Übungsproblemen zu Hause, Durchführung weiterer Übungen (Springen, Strecken/Gähnen, Baumeln lassen, Schwingen, auf den Kopf klopfen, Holzhacken, Furcht und Selbstbehauptung, Übungen zur Schulter- und Nackenentspannung wie Schulterkreisen, Atmen durch die Augen).
  • 4. Abend Zunächst Yoga-Übungen durch eine Yoga-Lehrerin (Kerze, Pflug, Rumpfbeuge im Sitzen, Kobra, Fisch, Bogen), Visualisation (sich ein Tier oder Spielzeug aus der Kindheit vorstellen), Atmung durch das Becken
  • 5. Abend Durchführung von Entspannungsübungen, Beobachtung der Atmung und des Sehens, Atmen durch die Augen, Atmen durch das Becken, Auflockerungsübungen (strecken, baumeln lassen, springen, schwingen), eine autogene Entspannungsübung, gegenseitige Kopf- und Nackenmassage
  • 6. Abend Durchführung verschiedener Übungen: durch die Augen atmen, Wahrnehmungsmeditation, strecken, springen, baumeln lassen, auf den Kopf klopfen, Furcht und Selbstbehauptung, Holzhacken, Atmen mit dem Becken, Akkomodation, Palmieren (dabei eine weite Landschaft vorstellen), autogenes Training mit Visualisation eines Tieres oder Spielszeugs aus der Kindheit, Daumen-Fusion)
  • 7. Abend Diskussion von Fusionsübungen und -problemen, Wiederholung von Yoga-Übungen des 4. Abends.
  • 8. Abend Beobachtung von Atmung und Sehverhalten, durch die Augen atmen, Wahrnehmungsmeditation, Daumen- und Schnur-Fusion, palmieren, Selbstmassage an Nacken und Gesicht, strecken, springen, baumeln lassen, auf den Kopf klopfen, Furcht und Selbstbehauptung, Holzhacken, atmen mit dem Becken und Wiederholung von Entspannungsübungen des 5. Abends.

Da die von Gollub und Hevekerl genutzten 'Fachbegriffe' wenig aussagefähig sind, müssen sie erläutert werden.

  • 'Schwingen' (Bates-Übung): Beine beckenbreit auseinanderstellen, ein wenig in die Knie gehen, langsam den Körper nach links und rechts drehen und über die Schulter blicken. Arme locker mitschwingen lassen, Kopf gerade halten. Mit dem Blick einen Kreis um sich ziehen, ohne etwas zu fixieren. Regelmäßig blinzeln und atmen.
  • 'Akkomodation' (Bates-Übung): einen Zeigefinger 10 cm vor die Nase halten, den anderen soweit wie möglich weg davon halten, so dass beide vor der Nase eine Linie bilden. Den Blick zwischen 1. und 2. Zeigefinger im Atemrhythmus langsam hin- und herwanden lassen.
  • 'Palmieren' (Bates-Übung): wie beim Wasserschöpfen mit den Händen eine Mulde bilden, Augen schließen, Hände über die Augen legen, ohne diese zu berühren. Augen sollen entspannt werden.
  • 'Fusionsübung Daumen-Fusion' (Bates-Übung): beide Daumen ca. 20 cm von der Nase weg hoch und 3 cm auseinanderhalten. Durch beide Daumen hindurch in die Ferne sehen. Dadurch soll die Illusion erzeugt werden, zwischen beiden Daumen befände sich ein dritter Daumen.
  • 'Fusionsübung Schnur-Fusion' (Bates-Übung): Eine ca. 0,5 cm durchmessende Perle auf eine ca. 1 m lange Schnur ziehen. Partner/Partnerin suchen. Jeder hält sich ein Schnurende an die Nasenspitze. Die Perle ansehen. Man soll den Eindruck gewinnen, als seien zwei Schnüre gespannt, die sich in der Perle kreuzen würden.
  • 'Umwandern' (Bates-Übung): sich einen Zauberstab auf der Nase vorstellen, der in der Nähe zeichnen kann und eine Verlängerung in der Ferne hat. In der Ferne und in der Nähe werden nun Gegenstände 'umzeichnet', ggfs. wird dabei der Kopf mitbewegt.
  • 'auf den Kopf klopfen' (Selby-Übung): mit Händen oder lockeren Fäusten auf den Kopf klopfen und dabei einen weichen 'aaaah'-Laut von sich geben. Kopf senken und auf den Nacken klopfen.
  • 'atmen durch die Augen' (Selby-Übung): Aufmerksamkeit auf die Augen richten und so die Augenanspannung verringern. Sich vorstellen, durch die Augen zu atmen. Bewusst die Gesichtsmuskeln entspannen. Übung mit offenen und geschlossenen Augen durchführen.
  • 'Wahrnehmungsmeditation' (Selby-Übung): bewusst Bewegung, Formen, Farben und den Raum zwischen sich und dem beobachteten Gegenstand wahrnehmen. Zunächst diese vier Komponenten separat bewusst wahrnehmen, dann alle gemeinsam.
  • 'baumeln lassen' (Selby-Übung): Grundposition wie beim 'schwingen' einnehmen, Kopf langsam auf die Brust sinken lassen, durch den Mund atmen. Kopf, Nacken und Oberkörper entspannen. Mit Armen, Kopf und oberkörper nach links und rechts pendeln. Körperteile lockern, ausschütteln und dabei einen 'ahhh'-Laut von sich geben.
  • 'strecken und gähnen' (Selby-Übung): abwechselnd Arme zur Decke strecken und dabei tief einatmen. Bei Gähnbedürfnis gähnen.
  • 'springen' (Selby-Übung): Grundposition wie beim 'schwingen' einnehmen. Leicht springen, bis die Füße vom Boden abheben, dabei durch den Mund atmen.
  • 'Furcht und Selbstbehauptung' (Selby-Übung): Grundposition wie beim 'schwingen' einnehmen. Beim Einatmen den körperlichen Zustand von Angst imitieren (sich etwas Angstmachendes vorstellen). Knie und Rücken durchstrecken, Kopf zurücklegen, Augen nach oben rollen. Zur 'Entladung' mit einem Satz nach vorne springen, mit gebeugtem Knie auf die Füße kommen und einen drohenden Ton von sich geben.
  • 'Holzhacken' (Selby-Übung): Grundposition wie beim 'schwingen' einnehmen. Eine scheinbare Axt beidhändig über den Kopf heben und dabei einatmen. Die scheinbare Axt kraftvoll auf imaginären Holzblock zwischen den Füßen schlagen und durch den Mund ausatmen.
  • 'atmen mit dem Becken' (Selby-Übung): auf den Boden legen und Füße aufstellen. Während des Einatmens den Rücken zum Hohlkreuz formen. Vollständig ausatmen und kreuz auf den Boden legen, dabei einen Seufzer von sich geben.

Man erkennt sofort, dass sich das von Gollub angepriesene Training insofern von der Bates'schen Lehre unterscheidet, als dass es gymnastische Entspannungs- und Aktivitätsübungen enthält. Ein wirkliches 'Augentraining' findet nicht statt, denn die Übung 'Palmieren' entspannt lediglich die Gesichtsmuskeln am bzw. um das Auge herum und die Übungen 'Akkomodation' oder die beiden 'Fusionsübungen' dienen lediglich zur Entspannung und Anspannung des Ziliarapparates, der die Augenlinse krümmt.

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Eva Hevekerl in ihrer Diplomarbeit von einem Erfolg des Augentrainings nach Gollub und Selby spricht. Sie hatte Studentinnen aus West-Berliner Universitäten und Fachhochschulen zu dem genannten 8-Tage-Training eingeladen, wobei 15 Probandinnen dem beschriebenen Sehtraining unterzogen wurden und 17 Studentinnen nur an einem einzigen Tag allgemein über Sehtraining informiert wurden. Alle Versuchspersonen waren kurzsichtig und waren Brillenträger. Von den 15 Sehtrainierten hatten 12 eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) am rechten Auge bzw. am linken Auge, wobei 11 einen beidseitigen Astigmatismus hatten. Von den 17 Kontrollprobandinnen wiesen 14 am linken Auge und 12 auf dem rechten Auge (ebenfalls 11 beidseitig) einen Astigmatismus auf.

Hevekerl untersuchte die Refraktion der Teilnehmerinnen an vier unterschiedlichen Messzeitpunkten, veröffentlichte in ihrer Studie jedoch trotz eines sehr umfangreichen Anhanges lediglich die Untersuchungsergebnisse der 15 Sehtraining-Studentinnen (Verumgruppe). Die Refraktionsdaten (aufgeteilt nach Sehschärfe und Astigmatismus) der 17 Kontrollpersonen ließ sie jedoch unerwähnt. So ist es leider nur teilweise möglich, die Behauptung der Dipl.-Psych. Hevekerl (1991) nachzuprüfen, ob denn wirklich durch das Gollub-/Selby-Augentraining eine Verbesserung der Refraktion (also der Brechungswerte) erzielt wurde. Hevekerl (1991) selbst behauptet dies und verwies auf Graphiken und Ergebnisse, die eine Überlegenheit des Augentrainings zeigen sollten. Die Sache hat nur einen Haken - Hevekerl beschreibt bei ihren Ergebnissen stets die 'Sehschärfe', dokumentierte im Anhang aber nur Refraktionswerte (Myopie + Astigmatismus). Die Astigmatismuswerte (also die zum Ausgleich einer Dezentrierung eines gerade auf die Hornhaut einfallenden Lichtstrahls notwendige optische Korrektur in dpt.) werden mit den Myopiewerten (die zur Berichtigung des sich zu früh vor der Retina fokussierenden Lichtstrahls notwendige optische Korrektur in dpt.) zusammenaddiert und von Hevekerl als "Sehschärfe" bezeichnt. Dergleichen ist keine opthalmologisch nachvolziehbare Vorgehensweise. Wenigstens gab Frau Hevekerl die Rohdaten der Refraktionswerte der Untersuchungsgruppe zu den vier Zeitpunkten (vor Trainingsbeginn, nach 8 Wo. Training, weitere 4 Wochen später ohne erneutes Training, weitere acht Wochen ohne erneutes Training) an, so dass man sich selbst ein statistisches Bild ihres angeblichen 'Therapieerfolges' machen kann.

Tab.1: Refraktion (Myopie) der 15 myopen Teilnehmerinnen zu den Zeitpunkten 1-4 (Hevekerl 1991) Pat. Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2 Zeitpunkt 3 Zeitpunkt 4 rechtes Auge linkes Auge rechtes Auge linkes Auge rechtes Auge linkes Auge rechtes Auge linkes Auge 1 4.0 3.5 4.0 3.5 3.5 3.5 3.5 3.25 2 4.25 3.75 3.75 3.75 3.75 3.75 3.5 3.75 3 7.25 8.0 7.25 8.0 7.25 8.0 7.0 8.0 4 0.75 1.0 0.75 0.5 0.75 0.5 0.5 0.0 5 1.0 3.25 1.0 3.0 1.0 3.0 1.0 3.0 6 1.0 1.0 0.5 0.75 0.5 0.75 0.25 0.5 7 1.25 1.5 1.25 1.5 1.25 1.5 - - 8 3.25 1.5 3.25 1.5 3.0 1.5 - - 9 4.75 4.5 4.5 4.25 4.5 4.25 4.5 4.25 10 1.0 1.0 0.75 1.0 0.75 0.75 0.75 0.75 11 2.5 2.25 2.25 2.25 2.25 2.25 - - 12 12.0 8.25 12.25 7.75 12.25 6.75 12.25 6.0 13 4.25 5.25 4.25 5.25 4.25 5.25 - - 14 6.5 7.25 6.25 7.0 6.25 7.0 6.5 7.25 15 3.25 2.25 3.0 2.25 3.0 2.25 - - statistische Kennzahlen (MW=Mittelwert, Min./Max. = Minimum/Maximum) MW 3.80 3.62 3.67 3.48 3.61 3.40 3.98 3.68 Median 3.25 3.25 3.25 3.00 3.00 3.00 3.50 3.50 Min. 0.75 1.0 0.50 0.50 0.50 0.50 0.25 0.00 Max. 12.0 8.25 12.25 8.0 12.25 8.0 12.25 8.0

Wie man aus den von Eva Hevekerl veröffentlichten Zahlen erkennen kann, veränderte sich die Refraktion (Myopie) der Probandinnen während der Beobachtungszeitspanne um Beträge zwischen 0,15-0,2 dpt. Zudem ist erkennbar, dass beim vierten Zeitpunkt die Motivation der Studentinnen so hoch gewesen sein muss, dass nur noch 11 der 15 Teilnehmerinnen zur Wiedervorstellung kamen. Wenn man sich die durchschnittliche Verringerung der Werte ansieht, erkennt man folgendes:

  • rechtes Auge: die Werte gingen von anfänglich 3.80 auf 3.67 und 3.62 zurück, um bei der letzten Untersuchung wieder auf 3.98 anzusteigen.
  • linkes Auge: die Werte fielen von anfänglich 3.62 auf 3.48 und 3.40 zurück, um bei der letzten Untersuchung auf 3.68 anzusteigen

Befürworter des Augentrainings werten diese minimalen Schwankungen von durchschnittlich 0.15-0.2 dpt. als einen Erfolg des Sehtrainings. Dabei übersehen sie jedoch, dass diese Abweichungen vollständig im Messfehler der Refraktionsbestimmung liegen, der durchaus bei 0.25 dpt. (im Einzelfall auch bei 0.5 dpt.) liegen kann. Das einzige, was die "Hevekerl-Studie" beweist, ist, dass die Bestimmung der Refraktion (auch wenn sie von einem Augenoptikermeister vorgenommen wird) fehleranfällig ist. Veränderungen innerhalb der üblichen Fehlerbreite einer Untersuchungsmethode sind kein Beweis für die Wirksamkeit irgendeiner Therapie.

Solche Flopps hindern aber Anbieter von Sehtrainingskursen nicht, von ihren meist weiblichen Klientinnen für Gymnastik-, Yoga- und Entspannungsübungen an einem Wochenende zwischen EUR 100-200 zu verlangen. Ob die von Gollub und Hevekerl modifizierte Selby-Methode, bei der es sich in Wirklichkeit um die mit psychologischen Entspannungstechniken erweiterterte Bates-Technik handelt, so viel Geld wert ist, sei dahingestellt.

In augenärztlichen Fachkreisen trifft das Augentraining auf deutlichen Widerstand. So teilt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) auf seiner Website http://www.augeninfo.de/presse/medien.htm wird die Meinung des Augenarztes und Leiters des Arbeitskreises Psychosomatik im Berufsverband der Augenärzte, Dr. Christian Laugs erwähnt. Er betont, dass es beim 'Sehtraining' keine nachgewiesene Wirkung gibt. Augenübungen könnten lediglich den Patienten entlasten, indem sie ihm das Gefühl geben, dass er etwas für sich tun könne.

Auf der Website Augen und Mehrwird Prof. Dr. Herbert Kaufmann, Direkter der Universitätsaugenklinik für Schielbehandlung und Neuroophthalmologie in Gießen mit den Worten zitiert, dass Augentraining reine Scharlatanerie und sonst nichts sei. Er, Kaufmann, bekomme einen heiligen Zorn, wenn er höre, dass die Leute anstatt Gläser oder Kontaktlinsen zu tragen, lieber schlecht sehen und sich quälen wollten.

Quellennachweise

  • Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hautprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991.
  • Selby J: Die Augen. Rowohlt Verlag, Reinbeck, 1987, S.136
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen