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=="Seriöse" Astrologie==
 
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[[image:ZDF Serioese Astrologie.jpg|ZDF: Versuch einer Unterscheidung zwischen "seriöser" und unseriöser Astrologie (Bild: ZDF Fernsehen)|320px|thumb]]
 
[[image:ZDF Serioese Astrologie.jpg|ZDF: Versuch einer Unterscheidung zwischen "seriöser" und unseriöser Astrologie (Bild: ZDF Fernsehen)|320px|thumb]]
Regelmäßig tauchen Presseberichte über eine so genannte "seriöse Astrologie" auf. Der Hinweis auf eine vermeintlich seriöse Astrologie soll dabei die auf den ersten Blick als Scharlatanerie erkennbaren Beispiele für astrologische Anwendungen (Beispiel: Zeitungshoroskop, astrologische Esoterikangebote per Telefon) quasi ausklammern. Mitunter versuchen auch Absolventen privater Astrologie-Kurse, sich selbst als seriöser darzustellen als ihre Konkurrenz. Tatsächlich gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkt oder Merkmal, dass eine bestimmte astrologische Praktik als seriös einstufen könnte, da die Astrologie selbst auf einem Glauben basiert. Unter den Astrologen herrscht auch keinerlei Einigkeit darüber, was eine seriöse Astrologie sein soll. Einige Astrologen gehen soweit, generell astrologiebezogene Zukunftsprognosen als nicht seriös zu bezeichnen. So schreibt die “Berufsgruppe der Astrologen in der Wiener Wirtschaftskammer”:
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Regelmäßig tauchen Presseberichte über eine so genannte "seriöse Astrologie" von „geprüften“ Astrologen auf, die von einer Vulgärastrologie zu unterscheiden sei. Der Hinweis auf eine vermeintlich seriöse Astrologie soll dabei die auf den ersten Blick als Scharlatanerie erkennbaren Beispiele für astrologische Anwendungen (Beispiel: Zeitungshoroskop, astrologische Esoterikangebote per Telefon) quasi ausklammern. Mitunter versuchen auch Absolventen privater Astrologie-Kurse, sich selbst als seriöser darzustellen als ihre Konkurrenz. Tatsächlich gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkt oder Merkmal, dass eine bestimmte astrologische Praktik als seriös einstufen könnte, da die Astrologie selbst auf einem Glauben basiert. Unter den Astrologen herrscht auch keinerlei Einigkeit darüber, was eine seriöse Astrologie sein soll. Einige Astrologen gehen soweit, generell astrologiebezogene Zukunftsprognosen als nicht seriös zu bezeichnen. So schreibt die “Berufsgruppe der Astrologen in der Wiener Wirtschaftskammer”:
 
:''“Anlässlich der zu erwartenden Nachfrage an Prognosen zum bevorstehenden Jahreswechsel weist die Berufsgruppe der Astrologen in der Wiener Wirtschaftskammer darauf hin, dass astrologische Prognosen konkreter Ereignisse seriös nicht möglich sind.”''<ref>http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/08/06/wie-erkennt-man-einen-seriosen-astrologen/</ref>
 
:''“Anlässlich der zu erwartenden Nachfrage an Prognosen zum bevorstehenden Jahreswechsel weist die Berufsgruppe der Astrologen in der Wiener Wirtschaftskammer darauf hin, dass astrologische Prognosen konkreter Ereignisse seriös nicht möglich sind.”''<ref>http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/08/06/wie-erkennt-man-einen-seriosen-astrologen/</ref>
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In einer Untersuchung des Allensbach Instituts mit 2.049&nbsp;Befragten im Jahr 2001 gaben deutlich mehr Frauen (23%) als Männer (7%) an, regelmäßig Horoskope zu lesen. Dabei gab es ein deutliches Bildungsgefälle im Westen, denn Personen mit niedrigem Schulabschluss (20%) gaben häufiger an, regelmäßig Horoskope zu lesen als Personen mit höherem Schulabschluss (11%). Im Osten der Republik war der Unterschied nicht so groß (20% versus 18%). Angehörige von Berufsgruppen mit geringer Qualifikation (angelernte Arbeiter) lasen deutlich häufiger regelmäßig ihr Horoskop (23%) als Angehörige qualifizierterer Berufsgruppen (z.B.&nbsp;13% bei Facharbeitern oder leitenden Angestellten/Beamten). Der Astrologieglaube scheint demnach mit geringem Bildungsgrad und geringer beruflicher Qualifizierung zu korrelieren.
 
In einer Untersuchung des Allensbach Instituts mit 2.049&nbsp;Befragten im Jahr 2001 gaben deutlich mehr Frauen (23%) als Männer (7%) an, regelmäßig Horoskope zu lesen. Dabei gab es ein deutliches Bildungsgefälle im Westen, denn Personen mit niedrigem Schulabschluss (20%) gaben häufiger an, regelmäßig Horoskope zu lesen als Personen mit höherem Schulabschluss (11%). Im Osten der Republik war der Unterschied nicht so groß (20% versus 18%). Angehörige von Berufsgruppen mit geringer Qualifikation (angelernte Arbeiter) lasen deutlich häufiger regelmäßig ihr Horoskop (23%) als Angehörige qualifizierterer Berufsgruppen (z.B.&nbsp;13% bei Facharbeitern oder leitenden Angestellten/Beamten). Der Astrologieglaube scheint demnach mit geringem Bildungsgrad und geringer beruflicher Qualifizierung zu korrelieren.
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Als eine Art Astrologiegläubigen kann der britische deutschstämmige Psychologe Hans Jürgen Eysenck (1916 - 1997) gezählt werden, der zu den meistzitierten Psychologen zählt. Kritiker ordnen bestimmte Ansichten Eysencks zu Intelligenzunterschieden als rassistisch ein. Ein Leitartikel von 2019 des renommierten British Medical Journal (BMJ) stellt zahlreiche der von Eysenck veröffentlichen Arbeiten (und auch von [[Roland GrooMaticek]]) in Frage:
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Als eine Art Astrologiegläubigen und [[Parapsychologie]]gläubigen kann der britische deutschstämmige Psychologe Hans Jürgen Eysenck (1916 - 1997) bezeichnet werden, der zu den meistzitierten Psychologen zählt. Kritiker ordnen bestimmte Ansichten Eysencks zu Intelligenzunterschieden als rassistisch ein. Ein Leitartikel von 2019 des renommierten British Medical Journal (BMJ) stellt zahlreiche der von Eysenck veröffentlichen Arbeiten (und auch von [[Ronald Grossarth-Maticek]]) in Frage:
 
:''An independent and authoritative inquiry is needed into “unbelievable” work - Hans Eysenck, who died in 1997, is described in the Dictionary of National Biography as having an “international prominence and impact … unmatched among post-Second World War British psychologists.”1 He’s usually called “controversial” in that he denied the link between smoking and cancer, had strong links with the tobacco industry, thought race was related to intelligence, opposed comprehensive schools, nursed an intense hostility towards psychoanalysis, supported astrology and parapsychology, and declared the entire discipline of economics as worthless. Now David F Marks, the editor of the Journal of Health Psychology, has called for a formal investigation of some of Eysenck’s work and the retraction or correction of 61 publications.''<ref>Richard Smith: "Editorials - Hans Eysenck: controversialist or worse?", BMJ, 29.4.2019, 365, doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l1897</ref>
 
:''An independent and authoritative inquiry is needed into “unbelievable” work - Hans Eysenck, who died in 1997, is described in the Dictionary of National Biography as having an “international prominence and impact … unmatched among post-Second World War British psychologists.”1 He’s usually called “controversial” in that he denied the link between smoking and cancer, had strong links with the tobacco industry, thought race was related to intelligence, opposed comprehensive schools, nursed an intense hostility towards psychoanalysis, supported astrology and parapsychology, and declared the entire discipline of economics as worthless. Now David F Marks, the editor of the Journal of Health Psychology, has called for a formal investigation of some of Eysenck’s work and the retraction or correction of 61 publications.''<ref>Richard Smith: "Editorials - Hans Eysenck: controversialist or worse?", BMJ, 29.4.2019, 365, doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l1897</ref>
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Ob diese Behauptungen wahr sind, ist unklar. Die Art der Verharmlosung der Astrologie, vor allem deren Implementierung bei Personen, die sich in einer ernsten Lebenskrise befinden, wird von Autoren wie Ingeborg Lackinger-Karger (Autorin von 'Kursbuch Seele') als grobe Täuschung eingestuft: ''"Die Auseinandersetzung mit der Krankheit kann gerade bei psychischen Problemen durch Astrologie und andere Heilsversprechen verhindert werden - zum Schaden der Betroffenen"''. Auch Colin Goldner, Gründer des Forums Kritische Psychologie (www.fkpsych.de) und als Autor sektenkritischer Bücher und Schriften bekannt, hält die Astrologie für "akademisch getarnten Unsinn".
 
Ob diese Behauptungen wahr sind, ist unklar. Die Art der Verharmlosung der Astrologie, vor allem deren Implementierung bei Personen, die sich in einer ernsten Lebenskrise befinden, wird von Autoren wie Ingeborg Lackinger-Karger (Autorin von 'Kursbuch Seele') als grobe Täuschung eingestuft: ''"Die Auseinandersetzung mit der Krankheit kann gerade bei psychischen Problemen durch Astrologie und andere Heilsversprechen verhindert werden - zum Schaden der Betroffenen"''. Auch Colin Goldner, Gründer des Forums Kritische Psychologie (www.fkpsych.de) und als Autor sektenkritischer Bücher und Schriften bekannt, hält die Astrologie für "akademisch getarnten Unsinn".
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==wirtschaftliche Bedeutung und Interessenvertreter==
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==Wirtschaftliche Bedeutung und Interessenvertreter==
 
Die in Deutschland tätigen Astrologen, [[Wahrsagerei|Wahrsager]] und [[Hellsehen|Hellseher]] in Deutschland erzielen jährlich einen geschätzten Umsatz von 210&nbsp;Mio.&nbsp;Euro (Stand: 2010) Der Umsatz kommt durch Beratungen, Seminare, Astro-Software, Zeitschriften, Bücher und anderen Astrologiebedarf zusammen.
 
Die in Deutschland tätigen Astrologen, [[Wahrsagerei|Wahrsager]] und [[Hellsehen|Hellseher]] in Deutschland erzielen jährlich einen geschätzten Umsatz von 210&nbsp;Mio.&nbsp;Euro (Stand: 2010) Der Umsatz kommt durch Beratungen, Seminare, Astro-Software, Zeitschriften, Bücher und anderen Astrologiebedarf zusammen.
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==Literatur==
 
==Literatur==
 
*Andreas Hergovich: ''Die Psychologie der Astrologie.'' Verlag Huber, Bern (Juli 2005) ISBN-10:3456841957; ISBN-13: 978-3456841953
 
*Andreas Hergovich: ''Die Psychologie der Astrologie.'' Verlag Huber, Bern (Juli 2005) ISBN-10:3456841957; ISBN-13: 978-3456841953
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*Carlson, Shawn: A double-blind test of astrology (Nature, 1985)
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*Andersson, Ida et al.: Even the stars think that I am superior: Personality, intelligence and belief in astrology (Personality and Individual Differences, 2022)
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*Das, Abhilasha et al.: Fixating on the future: An overview of increased astrology use (International Journal of Social Psychiatry, 2022)
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*Lopez, Kristoffer et al.: Social Contagion of Astrology in the Social Media amid COVID-19 Pandemic (International Journal of Multidisciplinary: Applied Business and Education Research, 2021)
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*Allum, Nick: What Makes Some People Think Astrology Is Scientific? (Science Communication, 2010)
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*Zarka, Philippe: Astronomy and astrology (Proceedings of the International Astronomical Union, 2011)
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*Helgertz, Jonas et al.: The validity of astrological predictions on marriage and divorce: a longitudinal analysis of Swedish register data (Journal of Population Sciences, 2020)
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*Sacco, Robert G.: The Predictability of Synchronicity Experience: Results from a Survey of Jungian Analysts (International Journal of Psychological Studies, 2019)
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*Qi, Yanling et al.: Long Live Hermes! Mercury Retrograde and Equity Prices (Preprint Version, 2022)
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*Murgea, Aurora: Mercury Retrograde Effect in Capital Markets: Truth or Illusion? (Timisoara Journal of Economics and Business, 2016)
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*Thach et al.: Mercury Retrograde and Stock Market Returns in Vietnam (Conference Paper: International Conference of the Thailand Econometrics Society, 2019)
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*Narlikar, Jayant V. et al.: A statistical test of astrology (Current Science, 2009) 
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*Hartmann, Peter et al.: The relationship between date of birth and individual differences in personality and general intelligence: A large-scale study (Personality and Individual Differences, 2006)
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*Tonetti, Lorenzo et al.: Season of birth and personality in healthy young adults (Neuroscience Letters, 2009)
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*Lee et al.: Is personality linked to season of birth? (PLoS One, 2021)
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*Hsu et al.: Month of birth and mental disorders: A population-based study and validation using global meta-analysis (Acta Psychiatrica Scandinavica, 2021)
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*Disanto et al.: Seasonal Distribution of Psychiatric Births in England (PLoS One, 2012) 
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*Salib et al.: Effect of month of birth on the risk of suicide (The British Journal of Psychiatry, 2006)
 
*Florian Freistetter: Warum Astrologie nicht funktionieren kann. [http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1108/1108.5506.pdf PDF] Astronomisches Recheninstitut Universität Heidelberg, 30. August 2011
 
*Florian Freistetter: Warum Astrologie nicht funktionieren kann. [http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1108/1108.5506.pdf PDF] Astronomisches Recheninstitut Universität Heidelberg, 30. August 2011
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
*http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,455191,00.html
 
*http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,455191,00.html
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*https://blog.gwup.net/2011/01/03/seriose-und-unseriose-astrologie
 
*http://www.wahrsagercheck.de
 
*http://www.wahrsagercheck.de
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==Blogartikel==
 
==Blogartikel==
 
*http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2008/11/astrologische-krankheiten-oder-eine-statistiklektion.php
 
*http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2008/11/astrologische-krankheiten-oder-eine-statistiklektion.php
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