Artemisinin: Unterschied zwischen den Versionen

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[[image:Artemisinin - public domain.png|chemische Struktur von Artemisinin|thumb]]'''Artemisinin''' ist ein sekundärer Pflanzeninhaltsstoff aus den Blüten und Blättern des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua). Chemisch gesehen, handelt es sich um ein Sesquiterpen. Inzwischen wird die Substanz auch durch gentechnisch veränderte Bakterien gewonnen.
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[[image:Artemisinin - public domain.png|chemische Struktur von Artemisinin|thumb]]'''Artemisinin''' ist ein sekundärer Pflanzeninhaltsstoff aus den Blüten und Blättern des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua). Chemisch gesehen handelt es sich um ein Sesquiterpen. Inzwischen wird die Substanz auch durch gentechnisch veränderte Bakterien gewonnen.
  
Handelsnamen von artisininhaltigen Mitteln sind Arinate, Artesunate, Artemotil und Arthemeter. Das Arzneimittel Riamet enthält eine Kombination aus Artemether und Lumefantrin. Artemisininhaltige Mittel haben in Deutschland keine Zulassung. Man kann derartige Mittel nur mit einer Ausfuhrbescheinigung erhalten, beispielsweise beim Einkauf für den Gebrauch im Ausland (z.B. gegen Malaria).
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Handelsnamen von artemisininhaltigen Mitteln sind Arinate, Artesunate, Artemotil und Arthemeter. Das Arzneimittel Riamet enthält eine Kombination aus Artemether und Lumefantrin. Artemisininhaltige Mittel haben in Deutschland keine Zulassung. Man kann derartige Mittel nur mit einer Ausfuhrbescheinigung erhalten, beispielsweise beim Einkauf für den Gebrauch im Ausland (z.B. gegen Malaria).
  
Zu artisininhaltigen Mitteln sind weltweit viele Fälle von Fälschungen bekannt geworden.<ref>http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20020805_5.html</ref>
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Zu artemisininhaltigen Mitteln sind weltweit viele Fälle von Fälschungen bekannt geworden.<ref>http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20020805_5.html</ref>
  
 
==Artemisinin als Malaria-Medikament==
 
==Artemisinin als Malaria-Medikament==
Artemisinin ist gegen nicht-artesiminresistente Malariaerreger (Plasmodien) aufgrund der Bildung toxischer, freier Radikale wirksam. Die WHO warnt jedoch vor der Einnahme von Artemisinin-Präparaten als Mono-Therapie bei Malaria, da es zur keiner Elimination sondern lediglich zu einer Reduktion der Erreger kommen kann.<ref>http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2006/pr23/en/index.html</ref> Stattdessen wird eine Kombinationstherapie (ACT) empfohlen, die auch Artemisinin enthält. Im Juni 2009 wurde vom Tropeninstitut der Mahidol-Universität (Bankok, Kambodscha) Resistenzen gegenüber Artesunat (ein Derivat von Artemisinin) gemeldet.
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Artemisinin ist gegen nicht-artesiminresistente Malariaerreger (Plasmodien) aufgrund der Bildung toxischer, freier Radikale wirksam. Die WHO warnt jedoch vor der Einnahme von Artemisinin-Präparaten als Mono-Therapie bei Malaria, da es zur keiner Elimination, sondern lediglich zu einer Reduktion der Erreger kommen kann.<ref>http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2006/pr23/en/index.html</ref> Stattdessen wird eine Kombinationstherapie (ACT) empfohlen, die auch Artemisinin enthält. Im Juni 2009 wurde vom Tropeninstitut der Mahidol-Universität (Bangkok, Thailand) Resistenzen gegenüber Artesunat (ein Derivat von Artemisinin) gemeldet.
 
Artesunat wird von der AG&nbsp;Malaria der Paul-Ehrlich-Gesellschaft als Mittel der ersten Wahl zur Therapie der komplizierten Malaria tropica empfohlen.
 
Artesunat wird von der AG&nbsp;Malaria der Paul-Ehrlich-Gesellschaft als Mittel der ersten Wahl zur Therapie der komplizierten Malaria tropica empfohlen.
  
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*die empfohlenen Mindestmengen und Konzentrationen unterschritten wurden.
 
*die empfohlenen Mindestmengen und Konzentrationen unterschritten wurden.
  
Als mitverantwortlich für die Resistenzentwicklung wird von der WHO die in Winnenden ansässige, christliche Hilfsorganisation Anamed International gemacht. Ihr Name steht für »Aktion Natürliche Medizin«. Patienten in Entwicklungsländern sollen sich mit dort angebauten Heilpflanzen selbst therapieren, um auf importierte Medikamente verzichten zu können. Das Anamed-Konzept sieht auch mit Artemisia annua zubereitete Tees vor, als Therapeutikum gegen Malaria. Trotz Besserung kommt es unter der Teeanwendung jedoch nicht zur erhofften Heilung, der Erreger Plasmodium kann sich weiterhin versteckt im Körper aufhalten. Die Konzentration des Wirkstoffs im Blut von Artemisia-Tee-Konsumenten reicht nicht, um den Parasiten endgültig zu besiegen. Der Biologe Frank van der Kooy von der Universität Leiden ist der Meinung, dass dazu fünf Liter Artemisinintee am Tag notwendig wären.<ref>http://www.zeit.de/2009/36/Kommentar-Malaria</ref>
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Als mitverantwortlich für die Resistenzentwicklung wird von der WHO die in Winnenden ansässige, christliche Hilfsorganisation Anamed International gemacht. Ihr Name steht für »Aktion Natürliche Medizin«. Patienten in Entwicklungsländern sollen sich mit dort angebauten Heilpflanzen selbst therapieren, um auf importierte Medikamente verzichten zu können. Das Anamed-Konzept sieht auch mit Artemisia annua zubereitete Tees als Therapeutikum gegen Malaria vor. Trotz Besserung kommt es unter der Teeanwendung jedoch nicht zur erhofften Heilung, der Erreger Plasmodium kann sich weiterhin versteckt im Körper aufhalten. Die Konzentration des Wirkstoffs im Blut von Artemisia-Tee-Konsumenten reicht nicht, um den Parasiten endgültig zu besiegen. Der Biologe Frank van der Kooy von der Universität Leiden ist der Meinung, dass dazu fünf Liter Artemisinintee am Tag notwendig wären.<ref>http://www.zeit.de/2009/36/Kommentar-Malaria</ref>
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 11. Mai 2012, 16:13 Uhr

chemische Struktur von Artemisinin

Artemisinin ist ein sekundärer Pflanzeninhaltsstoff aus den Blüten und Blättern des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua). Chemisch gesehen handelt es sich um ein Sesquiterpen. Inzwischen wird die Substanz auch durch gentechnisch veränderte Bakterien gewonnen.

Handelsnamen von artemisininhaltigen Mitteln sind Arinate, Artesunate, Artemotil und Arthemeter. Das Arzneimittel Riamet enthält eine Kombination aus Artemether und Lumefantrin. Artemisininhaltige Mittel haben in Deutschland keine Zulassung. Man kann derartige Mittel nur mit einer Ausfuhrbescheinigung erhalten, beispielsweise beim Einkauf für den Gebrauch im Ausland (z.B. gegen Malaria).

Zu artemisininhaltigen Mitteln sind weltweit viele Fälle von Fälschungen bekannt geworden.[1]

Artemisinin als Malaria-Medikament

Artemisinin ist gegen nicht-artesiminresistente Malariaerreger (Plasmodien) aufgrund der Bildung toxischer, freier Radikale wirksam. Die WHO warnt jedoch vor der Einnahme von Artemisinin-Präparaten als Mono-Therapie bei Malaria, da es zur keiner Elimination, sondern lediglich zu einer Reduktion der Erreger kommen kann.[2] Stattdessen wird eine Kombinationstherapie (ACT) empfohlen, die auch Artemisinin enthält. Im Juni 2009 wurde vom Tropeninstitut der Mahidol-Universität (Bangkok, Thailand) Resistenzen gegenüber Artesunat (ein Derivat von Artemisinin) gemeldet. Artesunat wird von der AG Malaria der Paul-Ehrlich-Gesellschaft als Mittel der ersten Wahl zur Therapie der komplizierten Malaria tropica empfohlen.

Artemisinin als umstrittenes Mittel gegen Krebs

In der Alternativmedizin wird es, trotz fehlender Belege der Wirksamkeit, auch gegen Krebserkrankungen eingesetzt.

Artemisinin-Resistenzen bei Malariaerregern

Im Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha beobachtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunehmend Resistenzen gegen das Malariamittel Artemisinin, das von der WHO kampagnenmäßig gegen die Malaria beworben wurde.[3][4][5][6][7][8][9] Die Resistenzen entstanden dadurch, dass:

  • der Wirkstoff nicht, wie empfohlen, mit einem anderen Wirkstoff kombiniert eingenommen wurde, sondern als Einzelmittel
  • die empfohlenen Mindestmengen und Konzentrationen unterschritten wurden.

Als mitverantwortlich für die Resistenzentwicklung wird von der WHO die in Winnenden ansässige, christliche Hilfsorganisation Anamed International gemacht. Ihr Name steht für »Aktion Natürliche Medizin«. Patienten in Entwicklungsländern sollen sich mit dort angebauten Heilpflanzen selbst therapieren, um auf importierte Medikamente verzichten zu können. Das Anamed-Konzept sieht auch mit Artemisia annua zubereitete Tees als Therapeutikum gegen Malaria vor. Trotz Besserung kommt es unter der Teeanwendung jedoch nicht zur erhofften Heilung, der Erreger Plasmodium kann sich weiterhin versteckt im Körper aufhalten. Die Konzentration des Wirkstoffs im Blut von Artemisia-Tee-Konsumenten reicht nicht, um den Parasiten endgültig zu besiegen. Der Biologe Frank van der Kooy von der Universität Leiden ist der Meinung, dass dazu fünf Liter Artemisinintee am Tag notwendig wären.[10]

Literatur

  • Krishna S, Bustamante L, Haynes RK, Staines HM. Artemisinins: their growing importance in medicine. Trends Pharmacol Sci 2008;29:520-527

Quellennachweise

  1. http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20020805_5.html
  2. http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2006/pr23/en/index.html
  3. Duffy PE, Sibley CH. Are we losing artemisinin combination therapy already? Lancet 2005;366:1908-1909
  4. Jambou R, Legrand E, Niang M, et al. Resistance of Plasmodium falciparum field isolates to in-vitro artemether and point mutations of the SERCA-type PfATPase6. Lancet 2005;366:1960-1963
  5. Noedl H. Artemisinin resistance: how can we find it? Trends Parasitol 2005;21:404-405
  6. Quashie, N. B. (2009). Detection of Artemisinin-resistant Plasmodium falciparum in Malarial Infection: A Brief Review of Methods. J Trop Pediatr 0: fmp074v1-fmp074
  7. Dondorp, A. M., Nosten, F., Yi, P., Das, D., Phyo, A. P., Tarning, J., Lwin, K. M., Ariey, F., Hanpithakpong, W., Lee, S. J., Ringwald, P., Silamut, K., Imwong, M., Chotivanich, K., Lim, P., Herdman, T., An, S. S., Yeung, S., Singhasivanon, P., Day, N. P.J., Lindegardh, N., Socheat, D., White, N. J. (2009). Artemisinin Resistance in Plasmodium falciparum Malaria. NEJM 361: 455-467
  8. Noedl, H., Socheat, D., Satimai, W. (2009). Artemisinin-Resistant Malaria in Asia. NEJM 361: 540-541
  9. Harald Noedl. Evidence of Artemisinin-Resistant Malaria in Western Cambodia. NEJM No 24 Volume 359:2619-2620 Dezember 2008 [1]
  10. http://www.zeit.de/2009/36/Kommentar-Malaria