Aromatherapie: Unterschied zwischen den Versionen

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Ätherische Öle können durchaus pharmakologische Wirkungen besitzen, wenn sie z.B. direkt auf die Haut aufgetragen oder als Pflanzenheilmittel eingenommen werden.
 
Ätherische Öle können durchaus pharmakologische Wirkungen besitzen, wenn sie z.B. direkt auf die Haut aufgetragen oder als Pflanzenheilmittel eingenommen werden.
  
* leicht antibakteriell bei äußerlicher Anwendung: Myrrhe, Rosmarin oder Wacholder
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* leicht antibakteriell bei äußerlicher Anwendung: Myrrhe, Rosmarin, Wacholder
 
* antidepressiv: Jasmin
 
* antidepressiv: Jasmin
 
* entzündungshemmend: Kamille, Lavendel, Muskatellersalbei, Myrrhe, Nelke, australischer Teebaum (Teebaumöl)
 
* entzündungshemmend: Kamille, Lavendel, Muskatellersalbei, Myrrhe, Nelke, australischer Teebaum (Teebaumöl)

Version vom 1. Februar 2012, 20:43 Uhr

Die Aromatherapie geht auf den französischen Chemiker R. M. Gattefossé zurück, der den Begriff in den 1920er Jahren einführte. Er glaubte, dass bestimmte ätherische Öle eine aseptische Wirkung haben und durch die Haut zu dringen vermögen. Heute wird unter der Aromatherapie die Anwendung von Duftstoffen zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten, Infektionen oder Unwohlsein verstanden, wobei dies ausschließlich durch Inhalation der Substanzen zu geschehen hat.

Ätherische Öle können durchaus pharmakologische Wirkungen besitzen, wenn sie z.B. direkt auf die Haut aufgetragen oder als Pflanzenheilmittel eingenommen werden.

  • leicht antibakteriell bei äußerlicher Anwendung: Myrrhe, Rosmarin, Wacholder
  • antidepressiv: Jasmin
  • entzündungshemmend: Kamille, Lavendel, Muskatellersalbei, Myrrhe, Nelke, australischer Teebaum (Teebaumöl)
  • fiebersenkend: Eukalyptus, Zitrone
  • hustenstillend: Thymian, Ysop
  • die Gallensaftproduktion anregend: Ingwer, Pfefferminze, Poleiminze, Rosmarin
  • desodorierend: Bergamotte, Lavendel, Orange, Rosmarin, Sandelholz, australischer Teebaum, Zitrone
  • harntreibend: Fenchel, Rosmarin, Wacholder
  • schleimlösend (Lunge): Anis, Benzoe, Eukalyptus, Fenchel, Sandelholz
  • durchblutungsfördernd: Kampfer, Muskat, Rosmarin, Zimt
  • entkrampfend: Pfefferminz

Hauptanwendungsgebiete der ätherischen Öle sind Ab-/Einreibungen, Auflagen mit Wickeln/Kompressen, Dampfbäder, Inhalationen, (Mund-)Spülungen, Voll- und Teilbäder. In Kapselform werden manche Öle auch eingenommen; es können auch Tinkturen, Sirupe oder Weine verwendet werden. Relativ häufig finden sich Duftkissen oder -lampen, Räucherstäbchen und Vernebelungskerzen.

Im New-Age-Bereich wird behauptet, dass Heilpflanzen ein Energiepotential besäßen, das durch den Duft auf den Menschen übertragbar sei. Dies entspricht nicht wissenschaftlichen Fakten.

Für gewöhnlich wird der Aromatherapie ein geringes Nebenwirkungspotential zugesprochen; dies ist jedoch nur bedingt richtig. Teebaumöl ist z.B. ein durchaus starkes Allergikum, so dass bei Personen, die dieses sehr intensiv anwenden, allergische Reaktionen auftreten können.

Befürworter dieser Methode, wie die US-amerikanische Krankenschwester Joanna Trevelyan[1] warnen vor der Verwendung bestimmter Öle bei Epilektikern (Fenchel), Patienten mit hohem Blutdruck (Rosmarin, Thymian), bei Schwangeren (Arnica, Zypresse, Jasmin, Majoran, Myrrhe, Pfefferminz, Kamille oder Lavendel).

Der Münchner Dermatologe Professor Dr. Hans C. Korting von der Dermatologischen Klinik der Ludwigs-Maximilians-Univerisät München beschrieb 1995 einen Fall eines 53jährigen Patienten, der im Jahre 1993 mit einer allergischen Kontaktdermatitis in der Ambulanz erschien. Der Patient hatte zwei Jahre lang die Aromatherapie wegen verschiedener leichterer Erkrankungen angewendet, wobei er entsprechende Bäder genommen bzw. getränkte Wickelap auf seine Haut appliziert hatte. Der Mann hatte zuhause 40 verschiedene Öle bereit stehen, von denen er zumeist Teebaum-, Ylang-Ylang-, Rosen-, Jasmin-, Sandelholz- oder Jasminöl verwendet hatte. Der Mann wies nunmehr ein teilweise ödematöses, exudatives und erosives Erythem an Kopf, Nacken, Gesicht und Hände auf. Die Hauterscheinungen ließen sich durch eine Cortisonbehandlung deutlich bessern. Als er jedoch wieder nach Hause kam, entwickelte er erneut Hautausschläge, obgleich er lediglich die Düfte der Öle einatmete und sie nicht mehr auf die Haut auftrug. Die Allergietestung ergab eine Sensibilisierung des Patienten u.a. gegen Eukalyptus-, Lavendel-, Rosenholz- und Jasminöl.

Die Dermatologen Rochelle R. Weiss und William D. James von der dermatologischen Universitätsklinik Pennsylvania im US-Staat Philadelphia berichteten 1997 über eine 39jährige Patientin, die mehrere Jahre lang täglich aromatherapeutische Produkte eingesetzt hatte. Sie hatte pfefferminzölhaltiges Haarspray benutzt und täglich Sprays aus Jasmin- und Lavendelölen zur Gesichtspflege verwendet. Sie entwickelte daraufhin eine allergische Kontaktdermatitis im Gesicht, die 10 Wochen anhielt. Erst nach Absetzen der verwendeten Lotionen und Shampoos bildeten sich die Hauterscheinungen zurück.[2]

Weitere Fälle von allergischer Kontaktdermatitis wurden in England bekannt. In der Dermatologischen Klinik des Royal Hallamshire Hospital in Sheffield stellte sich eine seit 12 Jahren praktizierende 32jährige Aromatherapeutin vor, die sich gegen mehrere ätherische Öle (Lemone, Lavendel, Cananga, Ylang-Ylang) sensibilisiert hatte und an beiden Händen erhebliche Ausschläge aufwies[3]. Im Monklands District General Hospital im englischen Airdrie wurde eine 53jährige Aromatherapeutin behandelt, die auf verschiedene Öle (French Marigold, Zypresse, Lavendel, Basilikum, Lemone, Majoran) mit einem allergischen Ekzem reagierte[4].

In Portugal erschien eine erst 18jährige Friseurin, die seit vier Jahren beruflichen Umgang mit Aromatherapieprodukten hatte, in der Dermatologischen Klinik des Santa Maria Hospitals in Lissabon. Ihre Hände wiesen Ekzeme auf, die Haut war rissig und gerötet. Sie reagierte im Allergietest stark auf das von ihr beruflich verwendete lavendelhaltige Shampoo[5].

Man sollte sich bei der Anwendung von Aromatherapeutika sehr genau der Allergisierungsproblematik bewusst sein. Vor allem in geschlossenen Räumen können Personen, die empfindlich oder allergisch auf Umweltreize wie Hausstaubmilbenkot, Lacke, ausgasende Möbel oder Teppiche reagieren bzw. an einem so genannten Sick-Building-Syndrom leiden, allergische Reaktionen zeigen.


Quellennachweise

  1. Trevelyan J: Aromatherapy. Nursing Times 89: 38-40, 1993
  2. Weiss RR, James WD: Allergic contact dermatitis from aromatherapy. Am J Contact Derm 8: 250-251, 1997
  3. Cockayne SE, Gawkrodger DJ: Occupational contact dermatitis in an aromatherapist. Contact Dermatitis 37: 306-307, 1997
  4. Bilsland D, Strong A: Allergic contact dermatitis from the essential oil of French marigold (Tagetes patula) in an aromatherapist. Contact Dermatitis 23: 55-56, 1990
  5. Brandao FM: Occupational allergy to lacender oil. Contact Dermatitis 15: 249-250, 1986
  • Schaller M, Korting HC: Allergic airborne contact dermatitis from essential oils used in aromatherapy. Clin Exp Dermatol 20: 143-145, 1995
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