Apfelessig: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 7. Januar 2019, 22:07 Uhr

Apfelessig-Kapseln (Bild: Zein-Pharma)

Apfelessig ist der durch Fermentierung entstandene Speiseessig (Obstessig) aus Apfelwein, der wiederum aus Apfelsaft gewonnen wird. Er wird als Würzmittel für Salate, Fisch- und Geflügelgerichte und als Konservierungsmittel eingesetzt.

In der Alternativmedizin wird Apfelessig oft als eine Art Allheilmittel beworben. So soll er beispielsweise bei Asthma, Warzen, Wetterfühligkeit, Übergewicht, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen oder auch Hämorrhoiden helfen. Anwendungsbereiche sind auch die Körperhygiene sowie die Mundhygiene. Innerlich angewendet sollen "Essigtrunke" eine Entgiftung und "Entschlackung" des Körpers bewirken und sogar zur Gewichtsreduktion beitragen. Bei äußerlicher Anwendung wird eine Heilung bei Akne, Schuppenflechte oder Hautverletzungen versprochen. Zu beachten ist, dass häufiger Konsum von Essig, bei dem es Kontakt mit den Zähnen gibt, zu Zahnerosion führen kann.

Der eigentlich flüssige Apfelessig wird auch als Nahrungsergänzungsmittel in "geschmacksneutralen" Apfelessig-Kapseln angeboten. Es gibt keinerlei Beweise für die Wirkung dieser Produkte – weder als Schlankheits- noch als Anti-Aging-Mittel. Eine Trocknung des Essigs selbst ist nicht möglich, weil er vollständig verdampfen würde und nur minimale Bestandteile aus dem Apfelwein zurückblieben. Daher ist eine Neutralisation mit Bildung des Acetat-Anions erforderlich. Bei der Herstellung von Apfelessig-Pulver wird häufig Maltodextrin als Trägersubstanz verwendet und sprühgetrocknet. Der daraus entstehende Extrakt hat mit dem ursprünglichen Ausgangsprodukt wenig gemeinsam. Analyseergebnisse deuten darauf hin, dass freie Säure in diesen Produkten kaum vorhanden ist. Gehalte von gebundener Essigsäure, die durch enzymatische Bestimmung des Essigsäure-Anions bestimmt wurde, zeigen, dass der eingesetzte Apfelessig vorher offenbar neutralisiert wird.

Aussagen zur gesundheitsfördernden Wirkung von Apfelessig gehen auf den amerikanischen Landarzt D.C. Jarvis (1881 - 1966) zurück, der in seinem 1958 erschienenem Buch "folk medicine" (in deutscher Übersetzung unter dem Titel "5 x 20 Jahre leben") Apfelessig als einfaches Hausmittel für ein langes Leben empfahl.

Apfelessigkapseln als Fatburner

Häufig werden Apfelessig-Tabletten oder Kapseln als vermeintliches Mittel zur Reduktion des Körpergewichts beworben. In der deutschen Apothekerzeitung erschien 1999 eine drastische Einschätzung seitens des Instituts für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover:[1]

HANNOVER. Das Institut für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover erhielt in den letzten Wochen vermehrt Anfragen aus Apotheken zum Thema Apfelessigkapseln. Diese Produkte werden als Nahrungsergänzungsmittel mit der "Indikation" Gewichtsreduktion angeboten. Das Institut der Uni Hannover sandte uns hierzu die nachfolgende Stellungnahme. Das Ergebnis der Bewertung: Aus physiologischer Sicht sind diese Produkte als unsinnig zu bewerten, aus lebensmittelrechtlicher Sicht müssen sie als grob irreführend eingestuft werden. [...] Apfelessigkapseln besitzen keinerlei gesundheitsfördernde Effekte und stellen eine Irreführung des Verbrauchers nach § 17 Abs. 1 Nr. 2 b und Nr. 5 b dar, da sie in ihrer Beschaffenheit von der Verkehrsauffassung abweichen und aufgrund ihrer Bezeichnung vorgeben, tatsächlich Apfelessig zu enthalten, obwohl sich der Verwender damit in der Regel nur etwas Maltodextrin und/oder Saccharose zuführt.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) äußerte sich zu Apfelessig als vermeintliches Abnehmprodukt. Helmut Oberritter, Wissenschaftlicher Leiter der DGE:

Ein mögliches Wohlbefinden nach dem Verzehr von Essig hat eher psychologische Ursachen. Die Überzeugung, dass die Mischung aus Apfelessig und Honig eine positive Wirkung entfaltet, kann dazu führen, sich besser zu fühlen. Bei einem Mangel an Magensäure kann nach dem Essen ein Völlegefühl auftreten, das möglicherweise durch Aufnahme von Säure z.B. Essigsäure gemindert wird. Bislang gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege für eine heilende Wirkung von Essig.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Stellungnahme Hochsch.-Doz. Dr. Andreas Hahn, Dipl. occ. troph. Maike Wolters, Institut für Lebensmittelwissenschaft am Zentrum für angewandte Chemie der Universität Hannover, Wunstorfer Straße 14, 30453 Hannover, in: Deutsche Apotheker Zeitung 139 Jahrgang Nr., 26 (1. 7.1999)