Antipsychiatrie

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Die Antipsychiatrie ist eine weltanschauliche Strömung verschiedener Gruppierungen, die die Existenz psychischer Krankheiten bzw. die biologische Basis deren Entstehung leugnet und die Psychiatrie abschaffen will. Es wird u.a. behauptet, dass die "Seele" bzw. der "Geist" kein Bestandteil des Körpers ist und daher auch nicht medizinisch behandelt werden kann. Ein weiteres Argument der Antipsychiatrie ist die Behauptung, dass die Psychiatrie vielfältig von den Mächtigen missbraucht wurde und wird, z.B. um Oppositionelle zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Ein weiterer Vorwurf ist die Kollaboration mit der Pharmaindustrie.

Psychiatriekritiker rekrutieren sich vor allem aus dem Psycho(esoterik)markt. Besonders aggressiv tritt die Scientology-Sekte auf, der bedeutendste Vertreter der Antipsychiatrie. Statt einer psychiatrischen Behandlung will die Organisation eigene Kurse, wie z.B. das umstrittene Auditing, anbieten.[1][2]

L. Ron Hubbard, der Gründer von Scientology, äußerte sich über die Psychiatrie in "Der heutige Terrorismus" wie folgt[3]:

Während westliche Länder Milliarden im Kampf gegen die Aktivitäten von Terroristen im Ausland ausgeben, vernachlässigen sie denjenigen, den sie zu Hause haben. Die Arbeitsgrundlagen der Psychiater und ihrer Tarnorganisationen basieren direkt auf Terroristenlehrbüchern. Die Mafia sieht im Vergleich zu diesen Terroristengruppen wie eine Versammlung von Sonntagsschullehrern aus. Die Psychiater etablieren sich selbst als ein Terrorsymbol und kidnappen, foltern und morden ohne auch nur den geringsten kontrollierenden Eingriff oder Einsatz westlicher Sicherheitskräfte. Unter den direkten Befehlen dieser Terroristen stehend, greifen diese Sicherheitskräfte stattdessen Kirchen und friedfertige, anständige soziale Gruppen an.
Ein Psychiater bringt für seinen sexuellen Kick ein junges Mädchen um, ermordet ein Dutzend Patienten mit einer Eishacke, kastriert hundert Männer. Und man gibt ihm eine weitere Million als Bewilligung.
Man kann daraus nur schließen, dass psychiatrischer Terrorismus sich nicht auf die Familien von Irrenanstaltspatienten beschränkt. Es muss sich über den ganzen Weg bis zur Spitze hinauf erstrecken.

Viele Vertreter der Antipsychiatrie versuchen, "die Psychiatrie" mit allen Mitteln zu bekämpfen, allen voran Scientology. Dazu werden Morde an psychisch Kranken in der Nazizeit instrumentalisiert, indem behauptet wird, dass ähnliche Verbrechen auch noch nach dem Krieg stattgefunden haben sollen. Die Behandlung von Patienten mit Psychopharmaka wird mit der Begründung abgelehnt, dass diese Drogen sind, die den Menschen "ruhigstellen" sollen und seine Persönlichkeit so verändern, dass am Ende angeblich ein willenloser "Automat" oder "Zombie" entstehe. Neuroleptika werden als "chemische Knebel" bezeichnet. Daneben dient die dramatische Darstellung überholter und nicht mehr angewandter Therapien, wie z.B. die Lobotomie und die alten Formen der Elektrokrampftherapie, dazu, die Psychiatrie als grausam, unmenschlich und überflüssig darzustellen.

Psychische Erkrankungen werden umdefiniert, oft als Folge eigenen schuldhaften Verhaltens, Denkens, Fühlens in der Vergangenheit, als rein gesellschaftlich, von außen verursacht. Dementsprechend sieht auch die "Behandlung" solcher Krankheiten durch obskure Psychotechniken aus, die nichts anderes sind als ein Wegdefinieren der Krankheit.[4]

Schriften, Bücher, u.ä. im Sinne der Antipsychiatrie werden in einem eigenen "Antipsychiatrieverlag" angeboten, so auch das von Gerald Hüther mitverfasste ADHS-kritische Buch "ADHS – Frühprävention statt Medikalisierung" und das "Patiententestament" des Scientology-Unterstützers Thomas Szasz.[5][6]

Als ein besonders aggressiver antipsychiatrischer Verein hat sich die Scientology-Suborganisation "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." (KVPM) profiliert, die u.a. mit Slogans wie "Psychiatrie tötet" auf sich aufmerksam macht.

Neben Scientology ist die Irrenoffensive, eine im Jahr 1980 in West-Berlin gegründete Initiative ehemaliger psychiatrischer Patienten, eine führende antipsychiatrische Organisation.[7] Gründungsmitglied dieser Organisation ist der Sozialpädagoge Peter Lehmann, dem auch der Antipsychiatrie-Verlag gehört.

Siehe auch:

Weblinks

Quellenverzeichnis