Andreas Roll (geb. am 14. September 1967 in Ulm) ist ein deutscher Politiker, Mitglied und Bundestagskandidat (2013 für den Wahlkreis Neckar-Zaber) der Partei Bündnis90/Die Grünen,[1] Impfgegner, Homöopathiebefürworter und Hobby-Homöopath, der Homöopathie im Familien- und Freundeskreis praktiziert.[2]

Kurzbiographie

Roll absolvierte von 1990 bis 1997 ein Diplomstudium in Verwaltungswissenschaft mit Schwerpunkt Innenpolitik / Management an der Universität Konstanz. Derzeit ist er bei einer Betriebskrankenkasse beschäftigt. Eine medizinische Qualifikation besitzt er nicht.

Seit 2005 ist Roll für Bündnis90/Die Grünen im Ortsvorstand Marbach, war von 2010 bis 2012 im Kreisvorstand Ludwigsburg, ist seit 2010 stellvertretender Sprecher der LAG Gesundheit und arbeitet am Landtagswahlprogramm Baden-Württemberg (Gesundheitspolitik) sowie im Wahlkampfteam von MdL Daniel Renkonen mit.[1] Zur Bundestagswahl 2013 kandidiert er als Abgeordneter für Bündnis90/Die Grünen.[3]

Wirken

Roll ist Autor des Buchs Gesund ohne Impfung? Impfschäden contra wirksame Krankheitsvorbeugung bei Säuglingen, Kindern und Eltern, in dem er sich Gerhard Buchwald "'für den angeregten Gedankenaustausch zum Thema Impfungen sehr zu Dank verpflichtet" sieht.[4] In dem Buch vertritt er impfkritische Positionen und beruft sich dabei außer auf Buchwald auch auf Georgos Vithoulkas, Max Otto Bruker und Friedrich Graf. Schon in der Einleitung unterstellt er der Pharmaindustrie Gewinnstreben auf Kosten der Gesundheit von Kindern durch Impfstoffvermarktung. Zudem übernimmt er die angstmachenden Behauptungen anderer Impfgegner, indem er den Nutzen von Impfungen in Frage stellt und Impfschäden übertreibt bzw. überhaupt erst unterstellt. Als Mittel zum Zweck verdreht er Tatsachen bzw. lässt Informationen weg. So behauptet er, die Pocken seien nicht durch Impfprogramme ausgerottet worden, sondern durch "einfache Hygienemaßnahmen". Seine fachlich falschen Ansichten zu Masern legt er auch auf der Internetseite www.gesundes-gruen.de/bund-aktuell/ dar. Unter anderem meint er: "Zum anderen besteht kein wissenschaftlich gesicherter Zusammenhang zwischen einer hohen Impfrate und der angestrebten „Ausrottung“ der Masern."

Auch gegen die HPV-Impfung äußert er sich, wie in einem Vortrag bei der Südtiroler Gesellschaft für Gesundheitsförderung mit dem Titel "Über die Humanität von Papilloma-Viren, Wirkungen und Nebenwirkungen sowie Nutzen der HPV-Impfung". Er verharmlost die Risiken der Krebserkrankung, übertreibt die Risiken der Impfung und zweifelt die Wirksamkeit der Impfung an. Dabei beruft er sich auf Martin Hirte.[5] Im Gegensatz zu Rolls Behauptungen ist jedoch die HPV-Impfung gut verträglich und nachgewiesernermaßen wirksam.[6]

Neben seiner beruflichen und politischen Tätigkeit ist Roll Mitglied bei der Gesellschaft für Gesundheitsberatung (GGB) e.V., eines Vereins zur Verbreitung der Ideen von Max Bruker, im Bund freiberuflicher Hebammen, Greenpeace, BUND und beim Verkehrsclub Deutschland.[1]

Zitate

In seinem Buch, aber auch in Vorträgen sowie auf Internetpräsenzen der Grünen trifft Roll viele nicht zutreffende oder im Sinne der Impfgegner suggestive Aussagen zu Impfungen und Infektionskrankheiten. Einige Beispiele sind hier aufgeführt:

zu Impfungen:

  • "Durch den Verkauf von Impfstoffen und die Verabreichung durch den Arzt ist viel Geld zu verdienen. Zu diesem Zweck wird die Angst vor Krankheit instrumentalisiert und den Nichtgeimpften suggeriert, eine wichtige präventive Maßnahme vernachlässigt zu haben."

zu Pocken:

  • "Erkrankungen verliefen auch während späterer Pockenepidemien stets deutlich bedrohlicher, wenn die erkrankte Person zuvor geimpft wurde."

zur Pertussisimpfung und Plötzlichem Kindstod:

  • "Buchwald weist auf die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs zwischen dem plötzlichen Kindstod und einer zeitlich davor liegenden Pertussis-Impfung hin. Anstatt mit Husten reagieren Säuglinge oft mit Atempausen, die bis zum Tode führen können (Schäffler/Menche 1999). Auch wenn die Säuglingssterblichkeit vor einigen Jahrzehnten noch höher war als heute: der plötzliche, scheinbar unerklärliche und über Nacht auftretende Tod von Säuglingen war vor Einführung der Impfungen unbekannt."

zu Diphtherie:

  • "1925 wurde die Impfung eingeführt und mit ihr war eine Zunahme der Todesfälle zu verzeichnen."

zu Tetanus:

  • "Vor den Massenimpfungen 1970-80 war ein deutlicher Rückgang der Erkrankungsfälle zu verzeichnen. Nach Durchführung der Impfungen waren die Fälle zwar weiterhin rückläufig, es konnte jedoch beobachtet werden, dass der Rückgang einige Jahre verlangsamt wurde. Die Erklärung hierfür liegt darin, dass es bei scheinbar gesunden aber (auch nur vorübergehend) immungeschwächten Menschen bereits durch eine Erstimpfung zur Erkrankung kommt. Bei Zweitimpfungen treten stets weitere Erkrankungen auf und die Komplikationsrate steigt an."
  • "Tetanusimpfungen sind aufgrund der fehlenden Gefahr tiefer Stichverletzungen bei Säuglingen und möglicher Impfschäden erst ab dem dritten Lebensjahr tolerierbar, weil dann Impfschäden nach Ausbildung der Sprachfähigkeit sofort erkennbar sind und eine wirksame Behandlung schnell eingeleitet werden kann."

zu Polio:

  • "1985 folgte in Ost-Zaire die Entdeckung des HI-Virus in Zusammenhang mit der Herstellung von Impfstoffen. Die Entstehung neuer unbekannter Erreger durch die industrielle Züchtung von Viren (Impfstoffen) wurde wiederholt beobachtet, die wissenschaftliche Erklärung zu diesem Phänomen ist bis heute noch nicht ausreichend erforscht. Dies mag auch darauf zurück zu führen sein, dass für solche Forschungen keine Gelder von der pharmazeutischen Industrie zu erwarten sind und eben diese unterstützt selektiv einen Großteil der experimentellen Forschung an Kliniken."

zu Masern:

  • "Die Masern sind eine Kinderkrankheit, die für die weitere Kindesentwicklung wichtig ist und fast immer harmlos verläuft, auch wenn ihr Erscheinungsbild durch das großflächig auftretende Exanthem optisch Eindruck macht. Eine Erkrankung im Kindesalter verläuft in der Regel komplikationslos."
  • "Große Masernausbrüche gab es bisher nur in Gebieten mit hoher Durchimpfungsrate. Regelmäßig lässt sich dort feststellen, dass die Mehrheit der Erkrankten zuvor gegen eben diese Erkrankung geimpft wurden. Dies trifft nach aktuellen Erkenntnissen auch auf die jüngste Häufung von Masernfällen in Coburg/Bayern im November 2001 zu."
Diese Aussage ist nachweislich falsch. Bei dem Masernausbruch 2001 in Coburg lagen von 934 Erkrankten (gesamt:1.166 Erkrankte) Angaben zum Impfstatus vor, von ihnen waren 882 (94 %) ungeimpft.[7] Ferner lag die Durchimpfungsrate für Masern im Stadtbereich Coburg nur um 77 Prozent, um Umland hingegen 90 Prozent oder höher. Die Epidemie breitete sich nicht in das Umland aus.[8]
  • "Es hilft nichts, blind an die Wirksamkeit einer Masern-Schutzimpfung zu glauben; wir müssen uns vielmehr eingestehen, dass in diesem Bereich noch erheblicher wissenschaftlicher Klärungsbedarf besteht. Die Bürger sollten deshalb zusammen mit dem Arzt ihres Vertrauens in eigener Verantwortung für sich und ihre Familie die beste Lösung finden."[9]

Quellenverzeichnis

  1. 1,0 1,1 1,2 http://www.gruene-bw.de/fileadmin/gruenebw/dateien/LDK_Boeblingen_2012/BTW_2_Andreas_Roll.pdf
  2. http://www.swp.de/bietigheim/lokales/landkreis_ludwigsburg/art1188795,2156340
  3. www.gesundes-gruen.de/andreas-roll/warum-ich-kandidiere/
  4. Roll, Andreas: Gesund ohne Impfung? Impfschäden contra wirksame Krankheitsvorbeugung bei Säuglingen, Kindern und Eltern, 2003 Homoeopathicus-Verlag, Illerkirchberg (Eigenverlag von Roll), 6. Auflage 2007 ISBN 3-00-010239-6
  5. Roll, Andreas: Über die Humanität von Papilloma-Viren, Wirkungen und Nebenwirkungen sowie Nutzen der HPV-Impfung, ab Seite 3
  6. Gesellschaft für Virologie e.V.: Steckbrief Papillomvirus-Impfstoff: Mit den beiden eingesetzten Impfstoffen wurden umfangreiche Wirksamkeits-, Sicherheits-, und Immunogenitätsstudien durchgeführt. In einem Beobachtungszeitraum von bis zu vier Jahren schützten beide Impfstoffe vor persis tierenden Infektionen mit HPV16 oder HPV18. sowie vor mit HPV 16 oder 18 assoziierten Präkanzerosen (CIN 2/3) oder Carcinomata in situ. Bei gegen HPV6 und 11 geimpften Frauen traten keine Genitalwarzen auf. Neue Ergebnisse lassen vermuten, dass beide Impfstoffe auch einen gewissen Schutz vor Infektionen mit den onkogenen HPV-Typen 45 und 31 bieten, die phylogenetisch mit den HPV-Typen 16 und 18 verwandt sind.
  7. Epidemiologisches Bulletin 19/2002
  8. [http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=39670 Deutsches Ärzteblatt: Der Masernausbruch in Coburg Was lässt sich daraus lernen?
  9. http://www.gesundes-gruen.de/bund-aktuell/